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Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander - Bundesministerium ...

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„<strong>Gemeinsames</strong> <strong>Sorgerecht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>miteinander</strong> verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 240<br />

„Also ick muss och ganz ehrlich sagen: Ohne meine Püppie würde es jar nich' gehen.<br />

Meine Frau, die schafft et noch. Oder überhaupt, generell, die Frauen schaffen dat<br />

noch. Da kannste zwei, drei, vier Kinder haben. Und kümmert sich um die Kinder –<br />

vernünftig. Aber da gibt et nur 'ne Hand voll“ (V12, zog).<br />

Bei den Vätern ohne geS zeigt sich, bedingt durch ihre traditionelleren Sichtweisen,<br />

dass sie automatisch und kaum reflektiert den Frauen die Zuständigkeit für das<br />

Thema <strong>Sorgerecht</strong> zusprechen:<br />

„Ja, das hat alles meine Frau gemacht, <strong>Sorgerecht</strong>, weil die Sachen, wie es ist mit<br />

Elterngeld, Kindergeld, wie ist das jetzt mit Steuer und so, weil das hat sie natürlich<br />

vor allem nachgeschaut. Ich hab auch nachgeschaut. Aber <strong>Sorgerecht</strong> hat sie dann<br />

alles mir erklärt, wie das ist“ (V6, zog).<br />

In unserem Sample sind es eher die bildungsferneren befragten Vätern, die alles<br />

„Schriftliche“ als weibliche Aufgabe definieren, wohingegen ein Vater sich selbst als<br />

„der Mann fürs Grobe“ darstellt: „Die regelt allet, die macht ja denn och det<br />

Schriftliche, allet, für mer“ (V12, zog).<br />

Hier wird im Vergleich zur oben genannten Haltung der Mütter, die die Erklärung der<br />

gemeinsamen Sorge <strong>nicht</strong> als ihr Anliegen bezeichnen, eine Lücke deutlich. In der<br />

gegenseitigen Zuschreibung dieses Aufgabengebietes entsteht im Ergebnis eine<br />

gegenseitige Handlungserwartung, die jedoch <strong>nicht</strong> erfüllt wird.<br />

Das Argument der Handlungsfähigkeit im Alltag rutscht bei den traditionelleren<br />

Paaren auf die Seite der Mütter, was erneut auf eine traditionellere<br />

Aufgabenzuweisung schließen lässt. Eine Mutter ist froh, <strong>nicht</strong> auf den Vater<br />

angewiesen zu sein, den sie als „Chaot“, der alles „verschludert“ (M8, zog),<br />

beschreibt. Da sie ohnehin die hauptsächliche Betreuung des Kindes übernimmt und<br />

auch die Entscheidungen des täglichen Lebens meist alleine trifft, erscheint es ihr als<br />

zu umständlich, ihm z. B. wegen Unterschriften „hinterherzulaufen“.<br />

8.5.1.4 Unsichere Partnerschaft<br />

In einem Fall waren die Eltern zwar ein Paar, lebten aber <strong>nicht</strong> zusammen. Es<br />

handelt sich um sehr junge Eltern; der Vater war zum Zeitpunkt des Interviews 21<br />

und lebte als Schüler noch bei seinen Eltern, die 27-jährige Mutter lebte mit der<br />

einjährigen Tochter allein. Sie bestand als einzige im gesamten Sample darauf, das<br />

alleinige <strong>Sorgerecht</strong> zu behalten, da sie die Beziehung zum Vater als noch zu<br />

unsicher empfand. Um den Alltag zu meistern, müsse sie allein entscheidungs- und<br />

handlungsfähig sein. Der Versuch eines Familienlebens in einer gemeinsamen<br />

Wohnung sei in nächster Zeit geplant, und erst dann wolle sie über die geS<br />

nachdenken.

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