"Dgservice" Nr. 1/2010 - BVA
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Stärkere Bedeutung kommt hingegen<br />
der Frage zu, ob eine Bindung<br />
an organisatorische Vorgaben des<br />
Dienstgebers besteht. Darunter sind<br />
Weisungen hinsichtlich des Arbeitsortes,<br />
der Arbeitszeit, insbesondere<br />
aber auch Vorgaben bezüglich des<br />
arbeitsbezogenen Verhaltens bzw.<br />
der organisatorischen Gestaltung<br />
der Tätigkeit zu verstehen. Einige<br />
typische Beispiele hierzu:<br />
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Bekleidungsvorschriften<br />
Einschulung in die Tätigkeit<br />
Einhaltung interner Vorgangsweisen<br />
und Hierarchien<br />
Einhaltung von Dienstplänen<br />
Vorgabe des Einsatzortes<br />
Zuweisung der Arbeit nach den<br />
Bedürfnissen des Betriebes<br />
Art und Weise der Arbeitszeiterfassung<br />
Dokumentation des Arbeitsergebnisses<br />
bzw. bestehende Be-<br />
richtspflicht<br />
Wenn der Arbeitnehmer auf Grund<br />
des vorgegebenen Arbeitsablaufes<br />
in einer Organisation von sich aus<br />
weiß, wie er sich im Betrieb zu verhalten<br />
hat, und sich im Hinblick<br />
auf seine fachlichen Kenntnisse,<br />
Erfahrungen oder Fähigkeiten<br />
Weisungen über die Reihenfolge<br />
und den näheren Inhalt der zu<br />
verrichtenden Arbeiten erübrigen,<br />
spricht man von „stiller Autorität“<br />
des Dienstgebers.<br />
Alleine die Möglichkeit zur Weisungserteilung<br />
und Kontrolle seitens<br />
des Dienstgebers, auch wenn<br />
sie nicht (ständig) ausgeübt wird,<br />
reicht im Sinne der Rechtsprechung<br />
schon aus, ein Dienstverhältnis<br />
zu begründen. Die Kontrollrechte<br />
des Dienstgebers korrespondieren<br />
naturgemäß mit den<br />
erteilten fachlichen bzw. organisatorischen<br />
Weisungen.<br />
DGservice März <strong>2010</strong><br />
Persönliche Arbeitsverpflichtung<br />
Das wesentliche Merkmal eines<br />
Dienstverhältnisses ist, dass<br />
die vereinbarte Tätigkeit<br />
persönlich zu verrichten ist.<br />
Die Berechtigung, übernommene<br />
Arbeiten generell durch<br />
Dritte vornehmen zu lassen oder<br />
sich ohne weitere Verständigung<br />
des Vertragspartners zur Verrichtung<br />
der Arbeitsleistung einer<br />
Hilfskraft zu bedienen, schließt<br />
die persönliche Abhängigkeit<br />
wegen fehlender Ausschaltung<br />
der Bestimmungsfreiheit der tätig<br />
werdenden Person aus.<br />
Die Befugnis, sich im Falle der Verhinderung<br />
in bestimmten Einzelfällen<br />
(z. B. bei Krankheit, Urlaub<br />
oder bestimmten Arbeiten) vertreten<br />
zu lassen, stellt keine generelle<br />
Vertretungsbefugnis dar.<br />
Bei einer bloßen wechselseitigen<br />
Vertretungsmöglichkeit mehrerer,<br />
vom selben Vertragspartner be-<br />
schäftigten Personen bzw. wenn die<br />
Zahl der möglichen Vertreter durch<br />
für die Eignung aufgestellte Kriterien<br />
so eingeschränkt wird, dass<br />
eine jederzeitige Vertretung ausgeschlossen<br />
ist, kann ebenfalls nicht<br />
von einem Fehlen der persönlichen<br />
Arbeitspflicht gesprochen werden.<br />
Dies gilt auch für jene Fälle, in<br />
denen der Auftraggeber von der<br />
Inanspruchnahme einer Vertretung<br />
zu informieren ist bzw. dies sogar<br />
seiner Zustimmung bedarf.<br />
Unvereinbar mit einer generellen<br />
Vertretungsbefugnis sind z. B. auch<br />
das Vorliegen von Zutrittsbeschränkungen,<br />
eine Einschulung, um die<br />
Tätigkeit ausüben zu können so-<br />
wie die Verpflichtung zur Geheim-<br />
WuSSteN SIe SCHON?<br />
haltung firmeninterner Informationen<br />
bzw. ein sonstiges<br />
besonderes Vertrauensverhältnis.<br />
Macht der Beschäftigte von einer<br />
vertraglich geregelten generellen<br />
Vertretungsmöglichkeit keinen<br />
Gebrauch, ist ebenfalls vom Vorliegen<br />
einer persönlichen Arbeitsverpflichtung<br />
auszugehen.<br />
Organisatorische Eingliederung<br />
Ein weiteres Indiz für das Vorliegen<br />
eines Dienstverhältnisses ist die<br />
Eingliederung des Beschäftigten in<br />
den Betrieb. Diese äußert sich z. B.<br />
insofern, als der tätig werdenden<br />
Person ein Arbeitsplatz zur Verfügung<br />
steht, sie im Betrieb bekannt<br />
sowie (telefonisch) erreichbar ist<br />
und sie sowohl in die organisatorischen<br />
(z. B. Dienstpläne, Verteiler)<br />
als auch in die arbeitsbezogenen<br />
Abläufe (z. B. Zuständigkeit für be-<br />
stimmte Arbeiten) eingebunden ist.<br />
In der nächsten Ausgabe widmen<br />
wir uns u. a. dem lohnsteuerrechtlichen<br />
Dienstnehmerbegriff. <br />
Dr. Mariella Stubhann<br />
0662/8889 DW 4002<br />
mariella.stubhann@sgkk.at<br />
Mit dem Strukturanpassungsgesetz 1996 wurde der Kreis der nach dem ASVG pflichtversicherten Personen per 1.7.1996 um die freien Dienstnehmer erweitert.<br />
Bild: BilderBox.com<br />
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