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VÖS-Magazin Ausgabe 4/2011 - Schweine.at

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02Z030068, P.b.b.<br />

Verlagspostamt 1200 Wien, DVR-Nr.0956015<br />

www.schweine.<strong>at</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Fach- & Mitteilungsbl<strong>at</strong>t des Verbandes<br />

Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern<br />

<strong>Ausgabe</strong> Österreich 4/<strong>2011</strong><br />

2012 sollten <strong>Schweine</strong><br />

wieder mehr Glück bringen!


<strong>Magazin</strong><br />

Kein Jahr<br />

wie jedes andere<br />

3 Inhalt<br />

Versöhnlicher<br />

Jahresausklang<br />

Ferkelschutzkorb-<br />

Diskussion<br />

IMPRESSUM<br />

Mineralstoffmischungen<br />

Forschung für die<br />

Landwirtschaft<br />

Gruppenhaltung<br />

Flüssig oder trocken<br />

Mit Problemen, wie Markt- und Abs<strong>at</strong>zkrisen, Schwankungen<br />

der Futter- und Betriebsmittelpreise können<br />

die bäuerlichen Unternehmerbetriebe mehr oder weniger<br />

gut umgehen. > Seite 4<br />

Ein turbulentes und was den <strong>Schweine</strong>preisverlauf<br />

anlangt eher untypisches Jahr <strong>2011</strong> neigt sich zu Ende.<br />

> Seite 6<br />

Die Diskussion muss im Sinne der Bäuerinnen und Bauern<br />

ein rasches Ende haben. > Seite 9<br />

Mais ist in Österreich das Futtermittel Nummer Eins im<br />

<strong>Schweine</strong>trog ... > Seite 14<br />

Im Rahmen dieser <strong>VÖS</strong>-Mitgliederversammlung wurde<br />

das Projekt RTD2Farm präsentiert. > Seite 20<br />

Dieses Projekt untersucht das Verhalten tragender Sauen<br />

in Gruppenhaltung > Seite 25<br />

Wenn alte Ställe erneuert oder neue Mastställe gebaut<br />

werden, dann stehen viele Mäster vor der Entscheidung,<br />

das richtige Futtersystem zu wählen. > Seite 30<br />

Herausgeber u. Verleger: Verband Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern (<strong>VÖS</strong>), Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/33417 21 DW31, E-Mail: office@schweine.<strong>at</strong><br />

IBAN-Nr. AT 71 3200 0000 0384 2333, BIC-Nr.: RLNWATWW<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Ing. Georg Mayringer, <strong>VÖS</strong>-Geschäftsführer<br />

Schwerpunkte<br />

Redaktion: Mag. Heinz u. Susanne Ebner GmbH, Sandwirtgasse 9/6, 1060 Wien, Tel.+ Fax: 01/96 7 16 36, E-Mail: ebner@fresco.<strong>at</strong><br />

Ständige Autoren: Dr. Peter Knapp, Dr. Johann Schlederer, DI Johann Stinglmayr, Hans Peter Bäck, Ing. Franz Strasser<br />

Anzeigen: Regina Söncksen, Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/334 17 21 DW31<br />

Druck: Leykam Druck GmbH&CoKG, Bickfordstr.21, 7201 Neudörfl<br />

Titelfoto: <strong>VÖS</strong> Mit freundlicher Unterstützung von<br />

Tel: 02269/2501 Tel.: 03453/40600 Tel.: (Mast) 0732/6902 – 1329 (Ferkel) 07242/47441


Walter Lederhilger<br />

<strong>VÖS</strong>-ObmannStv.<br />

Die Behauptung, dass den Zuchtsauen durch<br />

den Ferkelschutzkorb system<strong>at</strong>isch Qualen,<br />

Leiden und Schmerzen zugefügt werden, ist<br />

fachlich nicht begründbar und entbehrt jeder<br />

wissenschaftlicher Grundlage.<br />

Der <strong>VÖS</strong> h<strong>at</strong> in jeder Phase der Gespräche und<br />

Verhandlungen Fakten und str<strong>at</strong>egische Argumente<br />

eingebracht und nach Lösungen<br />

gesucht. Vor allem ein Vorwurf des Gesundheitsministers<br />

ist inakzeptabel. Nämlich die<br />

Behauptung, die Landwirtschaft hätte nie ein<br />

Verhandlungsangebot gemacht. Bereits am 22.<br />

Juni <strong>2011</strong> wurde ein abgestimmter Kompromissvorschlag<br />

dem Gesundheitsministerium<br />

vorgelegt.<br />

Das Angebot: Für künftige Um- und Neubauten<br />

nach dem Jahr 2013 soll das Deckzentrum<br />

in Gruppenhaltung ausgeführt werden, wobei<br />

die Fixierung im Schutzkorb maximal 10 Tage<br />

möglich sein soll. Bei durchschnittlich 2,3<br />

Würfen im Jahr bedeutet das für die Zuchtsauen<br />

über 60 Tage mehr Bewegungsmöglichkeit.<br />

Während in der EU- Richtlinie 158 Tage<br />

im Jahr der Schutzkorb erlaubt ist, (Deckzentrum<br />

und Abferkelbucht) sind es im <strong>VÖS</strong>- Vorschlag<br />

90 -98 Tage. Das ist ein weitreichendes<br />

Foto: <strong>VÖS</strong><br />

Kein Jahr wie jedes andere<br />

Das Jahr <strong>2011</strong> ist für die österr. <strong>Schweine</strong>halter kein Jahr wie jedes andere. Mit Problemen, wie<br />

Markt- und Abs<strong>at</strong>zkrisen, Schwankungen der Futter- und Betriebsmittelpreise können die bäuerlichen<br />

Unternehmerbetriebe mehr oder weniger gut umgehen. Die vom Zaun gebrochene Tierschutzdiskussion<br />

h<strong>at</strong> eine andere Dimension mit weitreichenden Folgen und gleicht einem Frontalangriff<br />

auf den bäuerlichen Berufstand.<br />

Angebot, mit dem Österreich nach Schweden<br />

die zweitstrengsten <strong>Schweine</strong>haltungsbestimmungen<br />

in der EU hätte.<br />

Verbot ohne Altern<strong>at</strong>iven<br />

Das Gesundheitsministerium und fragwürdige<br />

Organis<strong>at</strong>ionen, wie der VGT, fordern aber de facto<br />

ein Verbot des Ferkelschutzkorbes. Das ist deshalb<br />

abzulehnen, weil es keine altern<strong>at</strong>iv ausgereiften<br />

Systeme der freien Abferkelung gibt, die<br />

in einem europäischen Markt wettbewerbsfähig<br />

einsetzbar wären. Der wissenschaftliche Versuch<br />

in Gießhübel liefert den Beweis: Erdrückungsverluste<br />

bis zu 1,8 Ferkel je Sau/Jahr sprechen für<br />

sich. Bei einem Zuchtsauenbestand in Österreich<br />

von rund 285.000 Stück würden ca. 500.000 Ferkel<br />

mehr den Tod finden. Bei jeder Abwägung<br />

tierschutzrelevanter Fragen muss der Schutz des<br />

Lebens Vorrang haben.<br />

In vielen Ländern der EU wird über bessere und<br />

tierfreundlichere Haltungsformen diskutiert.<br />

Vernünftige Ergebnisse kann es jedoch nur<br />

geben, wenn neue Stallsysteme praxistauglich<br />

und wettbewerbsfähig sind. Eine Verordnungsän-<br />

derung, in der die freie Abferkelung verpflichtend<br />

umzusetzen ist, würde ähnliche Entwicklungen<br />

wie in Schweden herbeiführen. In nur 15<br />

Jahren haben 90% der Betriebe zugesperrt – die<br />

Eigenversorgung ist auf 75% gefallen und wird<br />

weiter sinken. Im Bereich der Abferkelbucht<br />

bedarf es noch intensiver Entwicklungs- und Forschungsarbeit<br />

mit folgender Zielsetzung:<br />

Wie kann ein besserer Tierschutz für die Muttersauen<br />

erreicht und gleichzeitig die Ferkelverluste<br />

minimiert werden.<br />

Alle Aspekte müssen<br />

berücksichtigt werden<br />

Alle Fragen der Tierethologie, der Personensicherheit<br />

und Betreuungsmöglichkeiten, der<br />

Kosten- und Praxistauglichkeit müssen ausgewogen<br />

beleuchtet werden.<br />

Einen vernünftigen Umgang mit dieser Them<strong>at</strong>ik<br />

h<strong>at</strong> man in Dänemark gefunden. Dort h<strong>at</strong><br />

sich die Branche mit dem zuständigen Ministerium<br />

auf ein 10jähriges Entwicklungskonzept<br />

geeinigt. Auf freiwilliger Basis und mit finanziellem<br />

Anreiz will man tierfreundlichere Hal-<br />

Leitartikel<br />

4


tungssysteme in der Praxis testen und mit wissenschaftlicher<br />

Begleitung weiterentwickeln.<br />

Der Ausgang ist völlig offen - die Ergebnisse<br />

dieser Feldstudie sollen dann Grundlage für weitere<br />

Diskussionen und gesetzliche Anpassungen<br />

sein.<br />

In Österreich kann es nur eine ähnliche Vorgangsweise<br />

geben, alles andere würde eine<br />

gesamte Branche gefährden und den Bäuerinnen/Bauern<br />

die Zukunftschancen rauben.<br />

Eigentlich müsste eine hohe Selbstversorgung<br />

mit Lebensmitteln als str<strong>at</strong>egisches Ziel außer<br />

Streit stehen. Damit werden die Nahversorgung<br />

und viele Arbeitsplätze sichergestellt und eine<br />

regionale Wertschöpfung weit über die Landwirtschaft<br />

hinaus erreicht.<br />

Mehr Öffentlichkeitsarbeit<br />

Viele Medienberichte zeigen aber auch, dass wir<br />

noch mehr als bisher Öffentlichkeitsarbeit und<br />

Meinungsbildung betreiben müssen. Es ist heutzutage<br />

schick geworden, über Tierschutz oder<br />

Fleischverzicht zu diskutieren. Dabei ernähren<br />

sich aktuell nur 4% der Bevölkerung vegetarisch,<br />

96% essen Fleisch. In der medialen<br />

Berichterst<strong>at</strong>tung entsteht oftmals der Eindruck,<br />

es sei umgekehrt.<br />

Die Politik, Interessensvertretungen, Verbände<br />

aber auch alle Bäuerinnen/Bauern müssen jede<br />

Gelegenheit nutzen bei falschen Behauptungen<br />

massiv zu widersprechen und mit vernünftigen<br />

Argumenten und Inform<strong>at</strong>ionen Überzeugungsarbeit<br />

leisten. Vor allem Aktionen wie „Schule<br />

am Bauernhof“ oder unser Schulfilmprojekt<br />

müssen noch intensiver beworben werden.<br />

GAP-Reform<br />

Weitreichende Auswirkungen könnten auch die<br />

Änderungsvorschläge der GAP-Reform nach<br />

2013 für tierhaltende Betriebe haben. Um die<br />

5 Leitartikel<br />

im europäischen Vergleich kleinen Strukturen<br />

zu erhalten sind folgende Forderungen für die<br />

<strong>Schweine</strong>bauern wichtig:<br />

Greening in der 1. Säule:<br />

Im Vorschlag der EU-Kommission soll die Grundprämie<br />

an Umweltmaßnahmen geknüpft werden.<br />

Die für Veredlungsbetriebe möglichen Maßnahmen<br />

dürfen nicht zur Gänze in die erste<br />

Säule verschoben werden. Es dürfen dadurch<br />

nicht sämtliche Optionen für eine sinnvolle<br />

ÖPUL-Teilnahme entzogen werden.<br />

7% Flächenstilllegung geplant:<br />

Völlig unverständlich und ein falsches Signal<br />

sind die Vorschläge in diesem Bereich. In einer<br />

Phase, wo bereits geringe Änderungen der<br />

Gesamterntemengen zu weitaus größeren Preisschwankungen<br />

führen, ist dieser Vorschlag entschieden<br />

abzulehnen und h<strong>at</strong> nichts mit einer<br />

ökologisch ausgerichteten Kreislaufwirtschaft<br />

zu tun.<br />

Schwerpunkt Investitionsförderung:<br />

Eine gut dotierte Investitionsförderung sichert<br />

nachhaltig jene Betriebe, die aktiv Landwirtschaft<br />

betreiben. Das Ziel, die Eigenversorgung<br />

unter allen Umständen aufrecht zu erhalten h<strong>at</strong><br />

Priorität. Es darf zu keinen Versorgungsengpässen<br />

bei unseren Qualitäts- und Herkunftsprogrammen<br />

kommen<br />

Es steht derzeit vieles auf dem Spiel und es ist<br />

von enormer Bedeutung, die Weichen in die<br />

richtige Stellung zu bringen.<br />

Der <strong>VÖS</strong> arbeitet mit Nachdruck an praxistauglichen<br />

Lösungen. Ich danke an dieser Stelle<br />

allen Verbänden in den Bundesländern, der<br />

Landwirtschaftskammer Österreichs, dem Landwirtschaftsministerium,<br />

der Österreichischen<br />

Tierärztekammer und dem Österreichischen<br />

Bauernbund für die konstruktive und intensive<br />

Zusammenarbeit.<br />

Wir wünschen<br />

Ihnen und<br />

Ihren Familien<br />

frohe Weihnachten<br />

und ein<br />

erfolgreiches<br />

neues Jahr!<br />

Georg Mayringer<br />

<strong>VÖS</strong>-Geschäftsführer<br />

Aktionismus darf nicht<br />

fehlende Argumente ersetzen<br />

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) h<strong>at</strong><br />

in den letzten Wochen immer wieder verzweifelte<br />

Versuche gestartet, in der<br />

Deb<strong>at</strong>te zum Ferkelschutzkorb auf sich<br />

aufmerksam zu machen.<br />

Nach der Blockade des Landwirtschaftsministeriums<br />

im September h<strong>at</strong> der VGT im<br />

November abermals versucht durch spektakuläres<br />

‚Erklettern‘ des Landwirtschaftsministeriums,<br />

in der seit Mon<strong>at</strong>en andauernden<br />

Diskussion zum Ferkelschutzkorb medial<br />

Boden zu gewinnen. Scheinbar setzt der VGT<br />

lieber auf billigen Aktionismus anst<strong>at</strong>t sich<br />

mit Fakten auseinanderzusetzen. Denn ohne<br />

Ferkelschutzkorb würden jährlich rund<br />

500.000 kleine Ferkel qualvoll erdrückt.<br />

Während die <strong>Schweine</strong>bauern auf eine tragfähige<br />

Lösung im Sinne des Tierschutzes<br />

pochen, betreibt der VGT weiterhin Blockadepolitik.<br />

Zudem h<strong>at</strong> eine handvoll Aktivisten<br />

immer wieder öffentliche Auftritte von<br />

Landwirtschaftsminister Berlakovich gestört<br />

und versucht ihn dadurch gezielt zu verunglimpfen.<br />

So etwas ist ‚Stalking‘ und demokr<strong>at</strong>iepolitisch<br />

bedenklich!<br />

Wir brauchen eine nachhaltige und fachlich<br />

tragbare Lösung mit der wir auch weiterhin<br />

die Versorgung mit heimischem <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

sicherstellen können. Dies ist auch<br />

im Sinne der Konsumenten. 98,45 Prozent<br />

der Konsumenten ist es „sehr wichtig“ oder<br />

„wichtig“, dass ihr <strong>Schweine</strong>fleisch weiterhin<br />

aus Österreich stammt, h<strong>at</strong> eine Umfrage<br />

der Niederösterreichischen Bäuerinnen<br />

gezeigt. Billiger Aktionismus ist hier fehl<br />

am Pl<strong>at</strong>z!


Dr. Johann Schlederer<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse<br />

Der freundliche Herbst leistete noch einen<br />

guten Beitrag zum durchschnittlichen Jahresergebnis,<br />

welches laut unserer Prognose das<br />

Ergebnis von 2008 erreichen sollte. So wie es<br />

derzeit aussieht, dürfte der durchschnittliche<br />

Basispreis <strong>2011</strong> bei 1,37 Euro zu liegen kommen<br />

und damit nur geringfügig von 1,39 aus<br />

dem Jahr 2008 abweichen.<br />

Gegenüber 2010 wäre das ein Plus von 13 Cent<br />

und damit ein Erlös-Plus von ca. 10%. Völlig<br />

anders stellt sich aber das Ergebnis bei der<br />

Rentabilität, gemessen am Deckungsbeitrag<br />

<strong>Schweine</strong>mast, dar. Während man letztes Jahr<br />

mit 17 Euro je Mastschwein knapp am Durchschnittsergebnis<br />

der letzten 10 Jahre (18<br />

Euro) herankam, zeichnet sich für heuer bei<br />

diesem Parameter mit 15 Euro eine unbefriedigende<br />

Entwicklung ab. Grund dafür sind die<br />

deutlich gestiegenen Kosten im Bereich der<br />

Futtermittel, von 53 Euro auf 72 Euro, was<br />

einer Erhöhung um 35% entspricht.<br />

Appetit Asiens sorgt für<br />

versöhnlichen Jahresausklang<br />

Ein turbulentes und was den <strong>Schweine</strong>preisverlauf anlangt eher untypisches Jahr<br />

<strong>2011</strong> neigt sich zu Ende. Dioxinskandal, PLH und vielversprechende Preise im ersten<br />

Halbjahr, ein verregneter und damit unter den Erwartungen gebliebener Sommer,<br />

sowie ein überaus positiver Preisverlauf im Herbst waren die Charakteristika des<br />

Schlachtschweinemarktes <strong>2011</strong>.<br />

Der zweite große Posten in der Betriebsmittelkalkul<strong>at</strong>ion<br />

des Mästers sind die Ferkelkosten.<br />

Während 2010 die Kosten für ein Durchschnittsferkel<br />

69 Euro betrugen, zeichnet sich<br />

für <strong>2011</strong> ein Wert ab, der bei ca. 68 Euro liegen<br />

dürfte. Ferkel gehörten damit <strong>2011</strong> nicht<br />

zu den Kostentreibern, was sich 2012 wahrscheinlich<br />

ändern dürfte.<br />

China boomt – Exporte brummen<br />

China, die größte Volkswirtschaft Asiens, tritt<br />

in der EU nicht nur als Käufer von Finanzprodukten<br />

oder Autoindustrien, etc. auf, sondern<br />

auch als <strong>Schweine</strong>fleischeinkäufer.<br />

Zum Vorteil der europäischen <strong>Schweine</strong>bauern<br />

ist die Bevölkerung des gelben Riesen zunehmend<br />

hungrig nach europäischem <strong>Schweine</strong>fleisch.<br />

Wenn die Volkswirtschaft boomt, dann steigt<br />

Mit bloßen Händen wühlen Chinesen in der Fleischvitrine im Supermarkt nach dem<br />

passenden Stück <strong>Schweine</strong>fleisch – Hygiene pur?!?<br />

der Wohlstand und mit dem Wohlstand steigt<br />

die Kaufkraft und mit der Kaufkraft steigt der<br />

Appetit auf tierisches Eiweiß.<br />

Obwohl ca. 50% der Weltschweineproduktion<br />

in China erzeugt wird, scheint das <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

der 1,3 Milliarden Leute umfassenden<br />

Volkswirtschaft eher knapp zu sein, d. h.,<br />

<strong>Schweine</strong>fleischimporte steigen zunehmend.<br />

Während in den letzten Jahren ausschließlich<br />

sogenannte Nebenprodukte, wie Ohren, Innereien,<br />

Pfoten, Schwänze, etc. nach China<br />

exportiert wurden, gelang es heuer auch echte<br />

Fleischlieferungen, d. h. Teilstücke von<br />

Schlachtkörpern Richtung Peking zu schicken.<br />

In Summe h<strong>at</strong> die EU heuer bereits ein China-<br />

Exportplus im Ausmaß von 3% der EU-Produktion,<br />

was der eineinhalbfachen Produktionsmenge<br />

Österreichs entspricht.<br />

Hong Kong ist<br />

teure Einfuhrschleuse<br />

Äußerst positiv in diesem Zusammenhang<br />

zeigte sich die Exportzulassung von Deutschland<br />

seitens Peking. Während Länder, die keine<br />

Zulassung zum direkten Export nach China<br />

haben, wie z. B. Österreich, ihre Lieferungen<br />

über Hong Kong nach China einschleusen<br />

müssen und dabei erheblichen, finanziellen<br />

Aufwand einsetzen müssen, läuft für Deutschland<br />

das Geschäft schneller und ertragreicher.<br />

Österreichische Exporteure nach China müssen<br />

trotz jahrelanger Bemühungen und jüngstem<br />

Besuch des chinesischen Sta<strong>at</strong>spräsidenten Hu<br />

Jintao in Wien und Salzburg hohe Zölle in<br />

Kauf nehmen.<br />

Daher mein dringender Aufruf an die verantwortlichen<br />

Veterinäre im Gesundheitsministerium<br />

endlich einen positiven Abschluss mit<br />

den Chinesen zu Stande zu bringen.<br />

Markt<br />

6


Viel Zukunft aber auch<br />

viele Herausforderungen<br />

Diese Überschrift könnte auch eine SMS-taugliche Ergebniszusammenfassung<br />

der kürzlich in Bonn abgehaltenen Weltschweinefleischkonferenz sein. Etwas<br />

ausführlicher schildern die folgenden Zeilen, warum Zukunfts- und Welternährungsforscher<br />

durchaus rosige Zeiten für den <strong>Schweine</strong>sektor prognostizieren.<br />

Insgesamt wird dem <strong>Schweine</strong>fleisch eine herausragende<br />

Bedeutung bei der zukünftigen<br />

Ernährung der Weltbevölkerung zugemessen.<br />

2050 sollen 9 Milliarden Leute s<strong>at</strong>t werden.<br />

Während Europa und USA nurmehr geringfügige<br />

Wachstumsr<strong>at</strong>en verzeichnen werden, ist<br />

mit stark steigender Nachfrage in Asien und<br />

wahrscheinlich auch in Afrika zu rechnen.<br />

Steigende Futtermittelpreise werden höhere<br />

<strong>Schweine</strong>fleischpreise nach sich ziehen. Ein<br />

harter Wettbewerb wird weiter bestehen. Konzentr<strong>at</strong>ionsentwicklungen<br />

entlang der Wertschöpfungskette<br />

sind weltweit stark im Steigen.<br />

Ständig steigende Tierschutz- und<br />

Umweltstandards werden auch weltweit als<br />

Kostentreiber gesehen.<br />

Konsum von <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

steigt weltweit<br />

Der globale Appetit auf <strong>Schweine</strong>fleisch ist<br />

anhaltend im Steigen. Bis 2020 erwartet man<br />

bei der weltweiten Nachfrage nach <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

einen Anstieg um 20% bis 25% auf 127<br />

Millionen Tonnen, wobei der größte Zuwachs<br />

in den Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

erwartet wird. Deren Anteil wird mit 67% bei<br />

der Produktion und mit 69% bei der Konsum<strong>at</strong>ion<br />

eingeschätzt.<br />

Bis 2050 wächst die Weltbevölkerung auf 9<br />

Milliarden an. Dies bedeutet, dass 70% mehr<br />

Lebensmittel erzeugt werden müssen. Durch<br />

Bevölkerungs-, Wohlstands- und Kaufkraftwachstum<br />

kommt es zu diesem Zus<strong>at</strong>zbedarf.<br />

Für <strong>Schweine</strong>fleisch ist demnach zumindest<br />

bis 2025 ein Wachstum von jährlich 1,4% zu<br />

erwarten. Die Frage ist: ist diese enorme Herausforderung<br />

in Form einer nachhaltigen Entwicklung<br />

bewältigbar?<br />

Nachhaltigkeit, ÖKO-Effizienz, Rückverfolgbarkeit,<br />

entlang der Wertschöpfungskette in<br />

der <strong>Schweine</strong>produktion waren Themen, mit<br />

denen sich Dr. Christoph Günther, BASF Animal<br />

Nutrition Europe, befasste.<br />

Nachhaltigkeit an sich definiert er folgendermaßen:<br />

Es ist dies die Bedarfsdeckung ohne<br />

einen Vorgriff auf zukünftige Ressourcen zu<br />

7 Markt<br />

machen. Weiters meinte Dr. Günther, die nachhaltige<br />

Produktion gäbe es zur Zeit nicht, es<br />

gibt vielmehr eine kontinuierliche Verbesserung.<br />

Es wäre auch falsch, grün oder bio per se<br />

als nachhaltig zu sehen. Dr. Günther sieht als<br />

Lösungsans<strong>at</strong>z eine ganzheitliche Analyse der<br />

sogenannten Hot Spots, wie zum Beispiel<br />

Regenwald, Gentechnik, Kinderarbeit, Tierschutz,<br />

etc.<br />

Unvorhersehbare und<br />

ständig wachsende Einflüsse<br />

Richard Brown, Direktor vonGIRA Gre<strong>at</strong> Britain,<br />

sieht alles permanent in einem dynamischen<br />

Wechselbad. Beispielsweise muss Brasilien<br />

zurzeit mit einem Währungsnachteil<br />

leben. Russland ist zum Beispiel seit der jüngsten<br />

Ernte wieder am Weltweizenmarkt voll da.<br />

Auch USA und Kanada haben eine sehr gute<br />

Ernte eingefahren. Trotzdem dürften die Preise<br />

bis zumindest zur nächsten Ernte auf<br />

hohem Niveau bleiben.<br />

Krankheiten und Seuchen, wie zum Beispiel<br />

zurzeit die <strong>Schweine</strong>pest in Russland, oder die<br />

Maul- und Klauenseuche in Südkorea, wo drei<br />

bis vier Millionen Mastschweine gekeult wurden,<br />

beeinflussen den Markt. Oder verwandte<br />

Märkte, wie zum Beispiel der Rindermarkt, der<br />

zurzeit auf hohem Niveau sehr stabil läuft.<br />

Hier wiederum sind es primär die südamerikanischen<br />

Rancher, die jetzt lieber Soja und<br />

Getreide anbauen, als Rinder auf die Weide zu<br />

schicken. Unterstützt wird der gute Rindermarkt<br />

auch von der starken Nachfrage aus der<br />

Türkei. Trotzdem ist der <strong>Schweine</strong>preis <strong>2011</strong><br />

nicht im erwarteten Ausmaß gestiegen. Gut<br />

laufen die Exporte nach Asien. Dies dürfte<br />

auch weiter so sein. Tendenziell steigen längerfristig<br />

die Fleischpreise. Längerfristig legt<br />

auch die Produktion weiter zu. Die Rahmenbedingungen<br />

insgesamt deuten darauf hin,<br />

dass zukünftig Händler und Verbraucher<br />

höhere Preise akzeptieren werden müssen.<br />

Dr. Johann Schlederer<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse<br />

Weitere Expertenmeinungen<br />

von der World Pork Conference<br />

<strong>2011</strong><br />

• Wir sehen einer Ära mit einer Verknappung<br />

von Agrargütern entgegen.<br />

• Hauptgründe dafür sind das ökonomische<br />

Wachstum und das damit verbundene, sich<br />

ändernde Ernährungsverhalten in den<br />

Schwellenländern, die Bio-Treibstoff-Politik,<br />

sowie die rekordknappen Lager.<br />

• Höhere Preise und zunehmende Vol<strong>at</strong>ilität<br />

werden zum neuen Standard.<br />

• Die landwirtschaftliche Industrie, inklusive<br />

der <strong>Schweine</strong>halter, sowie Fleischverarbeiter,<br />

müssen sich dieser neuen Realität<br />

anpassen.<br />

• Für den <strong>Schweine</strong>fleischsektor ist zurzeit<br />

die Hauptfrage, ob sich die Entwicklungen<br />

von 2008/2009 (Futterpreise) in den Jahren<br />

<strong>2011</strong>/2012 wiederholen werden.<br />

• Rabobank erwartet für 2012 gute und stabile<br />

Preise, basierend auf einer stagnierenden<br />

Produktion in Europa und USA, sowie ein<br />

kontinuierliches Wirtschaftswachstum in<br />

den Schwellenländern.<br />

• Die <strong>Schweine</strong>fleischproduktion wird bis<br />

2020 um ca. 25% wachsen, im Vergleich zu<br />

Rindfleisch mit 13%, bzw. Geflügelfleisch<br />

mit 31% (OECD-st<strong>at</strong>istics).<br />

• Die <strong>Schweine</strong>fleischproduktion wird einer<br />

weiteren Konzentr<strong>at</strong>ion unterliegen. Die<br />

schweinefleischproduzierenden Länder und<br />

die schweinefleischproduzierenden Regionen,<br />

sowie die Herdengröße und die<br />

Produktionseffizienz werden in den<br />

Know-how-Gebieten wachsen.<br />

• Die Wettbewerbsfähigkeit wird neben den<br />

Kosten zunehmend auch von der Produktqualität<br />

und von der Prozessqualität abhängig<br />

sein.<br />

• Die Verbraucher und die Gesellschaft<br />

(NGO`s) werden zunehmend zu kritischen<br />

Marktteilnehmern - und zwar weltweit.


Hans-Peter Bäck<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ferkelausschuss<br />

Oft wird das heurige Jahr mit dem Jahr 2008<br />

verglichen, wo eine ähnliche Situ<strong>at</strong>ion auf dem<br />

Rohstoffmarkt zu verzeichnen war. Es gibt<br />

allerdings einige deutliche Unterschiede, die<br />

vor allem in Marktstörungen aus dem Ausland<br />

wie zum Beispiel der Dioxinskandal und die<br />

unbefriedigende Entwicklung der Schlachtschweinepreise<br />

im Sommer liegen. Begleitet<br />

wurde diese äußerst angespannte Situ<strong>at</strong>ion von<br />

der unsäglichen, verzerrten und scheinbar nicht<br />

mit Sachargumenten zu bewältigenden medialen<br />

Diskussion über die <strong>Schweine</strong>haltung.<br />

In den ersten Mon<strong>at</strong>en des Jahres kam es nach<br />

der Bewältigung des Dioxinskandals bis in den<br />

Mai hinein zu einem Preisauftrieb bei den Mastschweinen<br />

der das Niveau der Ferkelpreise deutlich<br />

über das Niveau von 2008 hob. Da h<strong>at</strong>te<br />

man noch die Hoffnung dass das rel<strong>at</strong>iv hohe<br />

Mastschweinepreisniveau den Ferkelmarkt über<br />

den Sommer hinweg stützen könnte.<br />

Die Kalenderwoche 19<br />

(9. bis 15. Mai)<br />

Diese Woche stellt die Zäsur des heurigen Jahres<br />

dar. Das Niveau der Schlachtschweinenotierung<br />

verlor innerhalb von 3 Wochen 12 Cent<br />

und machte jede Hoffnung auf einen wirklich<br />

zufriedenstellenden Sommer zunichte. Schlagartig<br />

war jede Phantasie aus dem Markt. Wurde<br />

vorher noch überlegt die teilweise bestehende<br />

Ich wünsche mir<br />

ein gutes neues Jahr!<br />

Diese Überschrift mag vielleicht etwas seltsam klingen, trifft aber genau die Hoffnungen<br />

und Erwartungen der ferkelproduzierenden Betriebe. Das abgelaufene Jahr<br />

muss in vielerlei Hinsicht als eines der schwierigsten und belastendsten für alle<br />

Marktbeteiligten bezeichnet werden.<br />

Futterknappheit mit Fertigfutter bis zur neuen<br />

Ernte zu überbrücken, sank diese Motiv<strong>at</strong>ion<br />

sofort. Der daraus resultierende Druck auf den<br />

Ferkelmarkt führte zu einem Notierungsminus<br />

von 35 Cent innerhalb von 4 Wochen.<br />

Die Organisierte Produktion steht<br />

Ab diesem Zeitpunkt ging es für die Vermarktungsverantwortlichen<br />

in der organisierten Produktion<br />

hauptsächlich darum, für die Mitglieder<br />

die Abs<strong>at</strong>zsicherheit so gut wie möglich zu<br />

gewährleisten. Und trotz aller Schwierigkeiten<br />

und den teilweisen Rückstellungen ist es dennoch<br />

gelungen - obwohl es sprichwörtlich beim<br />

Dach hineingeregnet h<strong>at</strong> - zu verhindern, dass<br />

dieses nicht zusammenbricht.<br />

Geholfen h<strong>at</strong> dabei auch der bundesländerinterne<br />

Zusammenhalt, wo gemeinsam versucht wurde,<br />

Mengenspitzen intern auszugleichen. Es h<strong>at</strong><br />

sich auch bezahlt gemacht, dass der <strong>VÖS</strong> und die<br />

Teilorganis<strong>at</strong>ionen immer den Österreichbezug<br />

und die Verankerung beziehungsweise Absicherung<br />

im AMA Gütesiegel vorangetrieben und<br />

gelebt haben. Es macht sich auch bezahlt, dass<br />

die Ferkelproduktion ein korrekter, langjähriger<br />

Partner der Mastbetriebe ist und es t<strong>at</strong> gut, dass<br />

die schwierige Situ<strong>at</strong>ion der Ferkelerzeuger auch<br />

seitens der Mäster registriert wurde und es auch<br />

zu Unterstützung von dieser Seite kam. Dafür<br />

möchte ich mich ausdrücklich bedanken.<br />

Tabelle: Die Entwicklung der Ferkelpreise der letzten 6 Jahre. D<strong>at</strong>en: Bäck<br />

Ausblick<br />

Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Artikels<br />

ist der „heiße Sommer“ überstanden und<br />

sowohl die Abs<strong>at</strong>z- als auch die Preislage h<strong>at</strong><br />

sich stark verbessert. Zeit zum Atemholen<br />

bleibt aber kaum, da die <strong>Schweine</strong>produktion<br />

sich weiter im Blickpunkt vielfältigster, oft<br />

eigennütziger, der Sache nicht dienender,<br />

Interessen befindet und so ein breites Betätigungsfeld<br />

bietet.<br />

Es darf aber nicht vergessen werden, dass das<br />

Jahr 2013 immer näher rückt und auf so manchen<br />

Betrieben noch Adaptierungen vorzunehmen<br />

sind. Seitens des <strong>VÖS</strong> und der Teilorganis<strong>at</strong>ionen<br />

werden viele Anstrengungen<br />

unternommen um Ihnen die Rahmenbedingungen<br />

so praxistauglich wie nur möglich zu<br />

gestalten.<br />

Wir werden uns selbstverständlich auch<br />

weiterhin für einen gerechten Pl<strong>at</strong>z der<br />

<strong>Schweine</strong>produktion in der Öffentlichkeit einsetzen.<br />

Die Landwirtschaft trägt maßgeblich<br />

dazu bei, den vielzitierten ländlichen Raum<br />

abzusichern und den Familien ein Auskommen<br />

zu geben. Dahinter steckt viel und harte<br />

Arbeit, die sich als solche auch eine gerechte<br />

Darstellung verdient.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir<br />

ein gutes neues Jahr.<br />

Ferkelmarkt<br />

8


Foto: <strong>VÖS</strong><br />

Ferkelschutzkorb-Diskussion<br />

muss ein Ende finden!<br />

Die Diskussion muss im Sinne der Bäuerinnen und Bauern ein rasches Ende haben.<br />

Seit nunmehr über einem Jahr wird in Österreich die Diskussion über die Ferkelschutzkörbe<br />

geführt. Zahlreiche Gesprächs- und Verhandlungsrunden wurden in dieser<br />

Zeit abgehalten. Jene mit Beteiligung durch den <strong>VÖS</strong> sind in nebenstehender<br />

Tabelle angeführt.<br />

Diskussionen sind an und für sich nichts<br />

Schlechtes und in Demokr<strong>at</strong>ien ein wichtiges<br />

Instrumentarium um Interessen voranzutreiben.<br />

Dauern sie zu lange und weicht die Sachlichkeit<br />

der Polemik, hinterlassen sie oftmals<br />

eine „verbrannte Erde“. In Kriegen versteht<br />

man darunter die Taktik, dass vom Feind alles<br />

zerstört wird, was dem Gegner in irgendeiner<br />

Weise nützen könnte. Diese Taktik führt aber<br />

fast immer dazu, dass man seinen Feind auf<br />

Kosten der Bevölkerung besiegt. Noch ist dieses<br />

Szenario in der heimischen Tierschutzdiskussion<br />

nicht eingetreten, man befindet sich<br />

aber bereits auf genau diesem Weg dorthin.<br />

Mit brachialer Gewalt versuchen selbsternannte<br />

Tierschützer gemeinsam mit der Volksanwaltschaft<br />

und populistischer Parteifunktionäre<br />

eine ganze Landwirtschaftssparte in den<br />

9 Ferkelschutzkorb<br />

Ruin zu treiben. Als Mittel dazu dient die<br />

Änderung der 1. Tierhalteverordnung in einer<br />

Form, die eine wirtschaftliche Sauenhaltung<br />

innerhalb der EU für die österreichischen Bauern<br />

unmöglich macht.<br />

Gesamte Branche ist betroffen<br />

Als erstes wären tausende Bäuerinnen, Bauern<br />

und junge Hofnachfolger betroffen, die ihre<br />

Bauernhöfe schließen müssten. Gleich darauf<br />

trifft es jeden Österreicher, der bis jetzt Wert<br />

auf heimisches und regionales <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

gelegt h<strong>at</strong>. Das gibt es dann schlichtweg<br />

nicht mehr, sondern dann halt <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

aus Holland, Deutschland oder sonst<br />

irgendwo her. Und wahrscheinlich gar nicht<br />

erst zum Schluss werden hunderte und tau-<br />

DI Johann Stinglmayr<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ausschuss<br />

Recht und Politik<br />

sende Arbeitsplätze in der vor- und nachgelagerten<br />

Wirtschaft vernichtet. So spricht alleine<br />

die Stallbau- und Futtermittelbranche in<br />

einer kürzlich verfassten Petition an Minister<br />

Stöger von bis zu 700 heimischen Arbeitsplätzen,<br />

die in diesen heimischen Unternehmen<br />

verloren gehen würden.<br />

Unter dem Vorwand eines verbesserten Tierschutzes<br />

hätten wir dann in Österreich einen<br />

Kahlschlag in der heimischen <strong>Schweine</strong>haltung<br />

und <strong>Schweine</strong>fleischerzeugung.<br />

Allen, die derzeit in der Diskussion noch<br />

immer glauben, man sollte diesen heimischen<br />

Alleingang in Europa wagen, sei eines auf den<br />

Weg mitgegeben. Wenn das beschriebene Szenario<br />

einmal eingetreten ist, lässt es sich<br />

nicht mehr zurückdrehen.<br />

Das mussten auch die Kriegsherren, die die


Taktik der verbrannen Erde gewählt haben,<br />

schmerzlich zur Kenntnis nehmen.<br />

Noch besteht die Möglichkeit, dass dies alles<br />

nicht passieren muss. Deshalb ergeht der dringende<br />

Appell des <strong>VÖS</strong> an die politischen Entscheidungsträger<br />

des Landes rasch eine Einigung<br />

herbeizuführen, die der heimischen Sauenhaltung<br />

auch weiterhin eine hohe Wettbewerbsfähigkeit<br />

innerhalb der EU zulässt. Nur<br />

wenn es weiterhin eine flächendeckende bäuerliche<br />

<strong>Schweine</strong>fleischerzeugung in Österreich<br />

geben kann, ist auch dem Tierschutz<br />

geholfen.<br />

Damit dies möglich wird, h<strong>at</strong> Landwirtschaftsminister<br />

Berlakovich in Abstimmung mit der<br />

Branche einen Schritt gesetzt, der zwar für die<br />

betroffenen Bauern schmerzhaft ist, aber auch<br />

weiterhin die Existenz der Sauenhalter in<br />

hohem Maße gewährleisten kann. Bereits am<br />

22. Juni wurde dieser Vorschlag, der in der<br />

Übersicht auf Seite 11 beschrieben ist, beim<br />

Gesundheitsministerium eingebracht und bei<br />

einer der Verhandlungstermine der beiden<br />

Minister am 26. Juli bekräftigt. Damit zeigt<br />

die Landwirtschaft nicht nur eine hohe Kompromissbereitschaft,<br />

die in politischen Diskussionen<br />

einfach notwendig ist, sondern damit<br />

hätte Österreich eine Tierhalteverordnung auf<br />

den Weg gebracht, die weit über dem Standard<br />

der europäischen Richtlinien liegen würde<br />

und eine echte und ehrliche Verbesserung des<br />

Tierschutzes darstellen könnte. Damit aber<br />

auch im Zeitraum des Abferkelns sowohl für<br />

die Muttersauen, als auch für die Ferkel<br />

zukünftig die bestmögliche Haltungsform<br />

angeboten werden kann, h<strong>at</strong> die Landwirtschaft<br />

in den letzten Tagen einen weiteren<br />

Vorschlag eingebracht, der sich an Entwikklungen<br />

in Dänemark orientiert.<br />

Grafik - Vergleich der Varianten: Aufenthaltsdauer in Tagen je Jahr (2,28 Umtriebe).<br />

Grafik: Stinglmayr<br />

Grafik - Vergleich der Varianten: Aufenthaltsdauer in Tagen je Umtrieb. Grafik: Stinglmayr<br />

Praxistaugliche Lösung fehlt<br />

Da es weltweit keine praxistaugliche Variante<br />

der sog. „Freien Abferkelung“ für die konventionelle<br />

Sauenhaltung gibt und die Versuche<br />

in reinen Forschungseinrichtungen, dazu<br />

allesamt keine Lösungen gebracht haben, soll<br />

ein Projekt gestartet werden, das die Forschung<br />

und Erkenntnisfindung im „Feld“<br />

betreiben soll. Dazu sollen auf freiwilliger<br />

Basis, aber mit großzügiger finanzieller Unterstützung<br />

der öffentlichen Hand, Bauern<br />

gefunden werden die bereit sind, freie Abferkelsysteme<br />

einzubauen und zu betreiben. Diese<br />

Betriebe werden intensiv fachlich betreut<br />

und wissenschaftlich begleitet. So soll man<br />

über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren zu<br />

fachlichen Erkenntnissen gelangen, die neue<br />

und den Anforderungen der Sau, der Ferkel<br />

und der betreuenden Personen bestmögliche<br />

entsprechende Haltungsverfahren bringen.<br />

Das Projekt soll von beiden zuständigen Ministerien<br />

beauftragt und betrieben werden. Alle<br />

zuständigen und verantwortlichen Fachdisziplinen<br />

sollen eingebunden werden. Ein<br />

dementsprechender fachlicher Austausch zwischen<br />

ähnlich gelagerten Projekten in der EU<br />

und weltweit soll angestrebt werden. Am Ende<br />

der formulierten Projektlaufzeit legen beide<br />

Ministerien gemeinsam einen Abschlussbericht<br />

vor, der je nach Ergebnis- und Erkenntnislage<br />

einen Einfluss auf die Formulierungen<br />

von zukünftigen Verordnungen haben kann.<br />

Klar muss aber sein, dass bei einem solchen<br />

Forschungsprojekt nicht schon jetzt ein Stichtag<br />

für ein Ende des Ferkelschutzkorbes festgelegt<br />

werden darf.<br />

Rechtssicherheit ist um und auf<br />

Wie gesagt, dies ist nur ein weiterer konstruktiver<br />

Vorschlag der Landwirtschaft, um den<br />

Stillstand in der Branche aufzuheben und die<br />

Rechtsunsicherheit zu beseitigen. Eine Reaktion<br />

des Gesundheitsministers Dr. Stöger ist<br />

zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Berichtes<br />

noch nicht vorgelegen. Solange es möglich ist,<br />

sollte alles unternommen werden, eine politische<br />

Lösung zusammenzubringen, um den<br />

Gang zum Verfassungsgerichtshof zu vermeiden.<br />

Die Landwirtschaft h<strong>at</strong> sich zwar auch darauf<br />

gut vorbereitet, jedoch ist der Ausgang einer<br />

solchen richterlichen Entscheidung nie mit<br />

Garantie vorauszusagen. Die Hauptsorge einer<br />

solchen Vorgehensweise besteht aber darin,<br />

dass die Rechtsunsicherheit unter den betroffenen<br />

Bauern weiter bestehen bleibt und der<br />

Stillstand in der Sauenhaltung prolongiert<br />

werden würde.<br />

Ferkelschutzkorb<br />

10


16. Dez. 2010 Bekanntwerden der Missstandsfeststellung<br />

07. Jän. <strong>2011</strong> Besprechung mit LR Hiegelsberger zum Thema<br />

08. Jän. <strong>2011</strong> Wien, Teilnahme an der Bürgeranwaltssendung<br />

im ORF<br />

12. Jän. <strong>2011</strong> Lambach, Besprechung mit LR Hiegelsberger<br />

und NR Auer<br />

17. Jän. <strong>2011</strong> Linz, Arbeitsgruppengespräch mit<br />

LR Hiegelsberger, Präs. Herndl und<br />

Vizepräs. Reisecker<br />

17. Jän. <strong>2011</strong> Linz, Besprechung mit Minister Berlakovich<br />

19. Jän. <strong>2011</strong> Wien, Besprechung mit Prof. Troxler<br />

u. Prof. Baumgartner<br />

19. Jän. <strong>2011</strong> Wien, Vortrag zum Thema im Agrarklub<br />

des Parlamentes;<br />

Bespr. mit Volksanwältin Dr. Brinek<br />

24. Jän. <strong>2011</strong> Linz, Vortrag bei der Präsidialsitzung der LK OÖ<br />

26. Jän. <strong>2011</strong> Steinhaus, <strong>VÖS</strong>-Vorstandssitzung zum Thema<br />

Str<strong>at</strong>egieplanung<br />

03. Feb. <strong>2011</strong> Wien, Besprechung mit LK Österreich,<br />

Str<strong>at</strong>egieplanung<br />

08. Feb. <strong>2011</strong> Linz, Besprechung mit NR Donabauer<br />

und Vizepräs. Reisecker<br />

09. Feb. <strong>2011</strong> H<strong>at</strong>zendorf, Steiermark, Besprechung<br />

mit Prof. Troxler<br />

14. Feb. <strong>2011</strong> Wien, <strong>VÖS</strong>-Geschäftsführender Ausschuss<br />

Planung einer außerordentlichen<br />

<strong>VÖS</strong>-Generalversammlung<br />

14. Feb. <strong>2011</strong> Wien, Arbeitsgespräch mit Vertretern der LK Ö,<br />

Landwirtschaftsministerium und Bauernbund<br />

17. Feb. <strong>2011</strong> Wels, Arbeitsgespräch mit einer schweizer<br />

Deleg<strong>at</strong>ion über die Situ<strong>at</strong>ion in der Schweiz<br />

23. Feb. <strong>2011</strong> Melk, Abstimmungsgespräch mit NR Donabauer<br />

24. Feb. <strong>2011</strong> Wien, Verhandlungen mit Volksanwalt Dr. Kostelka<br />

02. März <strong>2011</strong> Wien, Besprechung mit Prof. Troxler<br />

03. März <strong>2011</strong> Minister Stöger veröffentlicht einen Abänderungsentwurf<br />

der 1. THVO -<br />

„Schweizer Modell“ - ohne sich vorher mit<br />

Minister Berlakovich abzustimmen<br />

07. März <strong>2011</strong> Linz, Erstellen einer betriebswirtschaftlichen<br />

Modellkalkul<strong>at</strong>ion zu den Auswirkungen des<br />

Entwurfes, gemeinsam mit DI Hunger, LK OÖ<br />

09. März <strong>2011</strong> Wien, Endplanung der <strong>VÖS</strong>-Generalversammlung<br />

10. März <strong>2011</strong> Wien, Erstellen der Stellungnahme zum Verordnungsentwurf,<br />

gemeinsam mit LK Ö und<br />

LW-Ministerium<br />

23. März <strong>2011</strong> Wieselburg, <strong>VÖS</strong>-Generalversammlung<br />

1200 Bäuerinnen u. Bauern nehmen teil<br />

Minister Stöger nimmt eine Einladung nicht an<br />

30. März <strong>2011</strong> Wien, Finalisierung-Stellungnahme zum Entwurf<br />

29. April <strong>2011</strong> Linz, Vortrag im Tierzuchtausschuss der LK OÖ<br />

2. Mai <strong>2011</strong> Wien, Abschließende Planungen einer Fachveran-<br />

11 Ferkelschutzkorb<br />

Kastenstand - Diskussion<br />

staltung mit intern<strong>at</strong>ionalen Referenten<br />

09. Mai <strong>2011</strong> St. Pölten, Besprechung/österr. Jungbauernschaft<br />

17. Mai <strong>2011</strong> Wien, intern<strong>at</strong>ionale Fachtagung zum Thema<br />

250 Bäuerinnen u. Bauern nehmen teil<br />

19. Mai <strong>2011</strong> Wien, Verhandlungen mit Minister Stöger im<br />

Agrarklub des Parlamentes<br />

27. Mai <strong>2011</strong> Wien, Facharbeitsrunde des <strong>VÖS</strong>, der LK Ö und<br />

des LW-Ministeriums<br />

31. Mai <strong>2011</strong> Wien, Besprechung im Agrarklub des Parlamentes<br />

07. Juni <strong>2011</strong> Wien, Abstimmungsgespräch mit LK Ö,<br />

LW-Ministerium und Bauernbund<br />

07. Juni <strong>2011</strong> Wien, Besprechung und Verhandlung mit<br />

Minister Stöger<br />

08. Juni <strong>2011</strong> Wien, TGD-Arbeitsgruppe Schwein mit<br />

Stellungnahme<br />

08. Juni <strong>2011</strong> Wien, <strong>VÖS</strong>-Geschäftsführender Ausschuss<br />

Planung der weiteren Vorgehensweise<br />

10. Juni <strong>2011</strong> Linz, Pressekonferenz mit LR Hiegelsberger und<br />

LK Präs. Herndl<br />

17. Juni <strong>2011</strong> Wien, <strong>VÖS</strong>-Sitzung<br />

22. Juni <strong>2011</strong> Wien, Besprechung im Gesundheitsministerium,<br />

Beamtenrunde; Kompromissvorschlag seitens der<br />

LW wird eingebracht<br />

1. Juli <strong>2011</strong> Aufzeichnungen für ORF-Report bei<br />

Fam. Birkhahn, NÖ<br />

14. Juli <strong>2011</strong> Wien, Besprechung im Gesundheitsministerium<br />

26. Juli <strong>2011</strong> Wien, Ministerrunde (Berlakovich-Stöger)<br />

und Fachleute; Minister Stöger h<strong>at</strong> ohne Minister<br />

Berlakovich zu informieren Balluch (VGT)<br />

Hartmann (Vier Pfoten) und<br />

Petrovich (Wiener TSV) dazugeladen<br />

9. Aug. <strong>2011</strong> Wien, Troxler (Fachstelle)<br />

26. Aug. <strong>2011</strong> Linz, Pressekonferenz mit LR Hiegelsberger<br />

7. Sept. <strong>2011</strong> Ried, Demonstr<strong>at</strong>ion, 2000 Bauern bei<br />

Bundespräsident Fischer<br />

16. Sept. <strong>2011</strong> Gallneukirchen, Demonstr<strong>at</strong>ion, 300 Bauern<br />

bei Minister Stöger<br />

20. Sept. <strong>2011</strong> Wien, <strong>VÖS</strong> GF<br />

10. Okt. <strong>2011</strong> St. Pölten, Kundgebung, 500 Bauern bei<br />

Volksanwalt Kostelka<br />

12.Okt. <strong>2011</strong> Wien, Besprechung mit Volksanwaltschaft,<br />

Dr. Brinek<br />

17. Okt.<strong>2011</strong> Wien, Besprechung mit Rektor<strong>at</strong> Vetmed<br />

und Troxler<br />

2. Nov. <strong>2011</strong> Wien, Koordinierungsverhandlungen der<br />

Landwirtschaft<br />

3. Nov. <strong>2011</strong> Steiermark, <strong>VÖS</strong>-Generalversammlung<br />

4. Nov. <strong>2011</strong> Wien, Besprechung mit Prof. Troxler<br />

8. Nov. <strong>2011</strong> Wien, Tiergesundheitsdienst-Arbeitsgruppe<br />

Schwein


Lügen haben kurze Beine<br />

Die Deb<strong>at</strong>te um den Kastenstand und den Ferkelschutzkorb lähmt seit neun Mon<strong>at</strong>en die Branche. Die wohl traurigste<br />

Erkenntnis: Nicht nur Tierschützer polemisieren, auch die Politik, die Volksanwaltschaft sowie die Wissenschaft<br />

argumentieren mit Unwahrheiten und verkennen damit ihre Verantwortung. Im Folgenden einige Beispiele,<br />

welche in der <strong>Ausgabe</strong> des „Fortschrittlichen Landwirts“ vom 16. Oktober <strong>2011</strong> aufgezeigt werden.<br />

„Es gibt in sechs europäischen Ländern<br />

ein entsprechendes Verbot! … Was in<br />

anderen sechs europäischen Ländern<br />

möglich ist, muss auch in Österreich<br />

möglich sein.“<br />

Volksanwalt Dr. Peter KOSTELKA am 23. Juli<br />

In der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ wurde in<br />

diesem Zusammenhang vom Verbot der<br />

Kastenstandhaltung gesprochen.<br />

Ein solches Verbot gibt es in Europa lediglich<br />

in drei Ländern, wobei Schweden das einzige<br />

EU-Mitgliedsland aus dieser Gruppe ist. Norwegen<br />

und die Schweiz stützen als Binnenmärkte<br />

ihre <strong>Schweine</strong>produktion, so dass die<br />

höheren Produktionskosten besser umsetzbar<br />

sind. Letztendlich ist die einzelsta<strong>at</strong>liche<br />

Entwicklung dieser wirtschaftlich unabhängigen<br />

Länder aber nicht mit der Entwicklung<br />

eines Mitgliedslandes im großen EU-Binnenmarkt<br />

vergleichbar.<br />

Neben Schweden weichen lediglich zwei weitere<br />

EU-Mitgliedssta<strong>at</strong>en (von 27) in diesem<br />

Zusammenhang etwas von der EU-Richtlinie<br />

ab. Während in Großbritannien die Einzelhaltung<br />

während der Trächtigkeit verboten<br />

ist, dürfen die Sauen in den Niederlanden ab<br />

2013 nur mehr bis zum vierten Tag nach der<br />

Besamung im Kastenstand gehalten werden.<br />

Der Ferkelschutzkorb ist in beiden Ländern<br />

erlaubt.<br />

„Schweden h<strong>at</strong> bereits seit 1988 ein<br />

Kastenstandverbot und verfügt trotzdem<br />

über eine 100%ige Selbstversorgung bei<br />

<strong>Schweine</strong>fleisch.“<br />

VGT-Obmann DDr. Martin BALLUCH<br />

am 17. Mai<br />

Diese Aussage stammt aus der Podiumsdiskussion<br />

einer Veranstaltung zum Thema<br />

„Tierschutz in der Zuchtsauenhaltung“ mit<br />

Martin Balluch. Nach empörten Rufen einiger<br />

informierter Zuhörer ergänzte Balluch:<br />

„Zumindest im Frischfleischsegment.“<br />

Diese Aussage steht stellvertretend für viele<br />

Halbwahrheiten in dieser Deb<strong>at</strong>te.<br />

Richtig ist, dass Schweden trotz Kastenstandverbot<br />

bis zum EU-Beitritt im Jahr<br />

1995 die Selbstversorgung mit <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

bei 100% halten konnte. Seit dem<br />

Beitritt zur EU und der damit einhergehen-<br />

den Öffnung des freien Marktes mussten 90%<br />

der <strong>Schweine</strong>halter ihre Produktion einstellen<br />

und die Entwicklung ging in Richtung<br />

Großbetriebe. Um zumindest deren Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu fördern, wird derzeit über<br />

die Einführung einer sta<strong>at</strong>lichen finanziellen<br />

Unterstützung in der Höhe von 125,– Euro<br />

pro Sau und Jahr diskutiert.<br />

In der Diskussion um den Ferkelschutzkorb wird leider mit vielen Unwahrheiten<br />

argumentiert. Foto: <strong>VÖS</strong><br />

Kastenstand<br />

12


Mittlerweile verfügt Schweden über einen<br />

Selbstversorgungsgrad bei <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

von 76%. Importiert wird hauptsächlich aus<br />

Dänemark. Man importiert also jene Form der<br />

Tierhaltung, die man im Inland verboten<br />

h<strong>at</strong>.<br />

„Aus der Gesamtschau der Liter<strong>at</strong>ur …<br />

ist zu erwarten, dass die Haltung von ferkelführenden<br />

Sauen ohne Fixierung in<br />

Praxisbetrieben in einem zum herkömmlichen<br />

Kastenstand vergleichbaren Leistungsniveau<br />

betrieben werden kann.“<br />

Univ. Prof. Dr. TROXLER und<br />

Univ. Prof. Dr. WINKLER am 31. Mai<br />

Diese Feststellung stammt aus einer Stellungnahme<br />

der beiden Wissenschaftler an<br />

das Gesundheitsministerium und dürfte<br />

wesentlichen Einfluss auf den Verordnungsentwurf<br />

ausgeübt haben.<br />

Die Volksanwaltschaft beruft sich in einer<br />

Stellungnahme an den Ausschuss für Petition<br />

und Bürgeriniti<strong>at</strong>iven auf diese Feststellung.<br />

Verwunderlich ist, dass im Schlussbericht<br />

zum Forschungsprojekt „Beurteilung<br />

von Abferkelbuchten“, an dem beide Experten<br />

mitgearbeitet haben, folgende Aussagen<br />

zu finden sind: „In Kastenstandsystemen<br />

wurde eine signifikant höhere Aufzuchtleis<br />

tung erzielt als in freien Abferkelbuchten.<br />

… In allen Systemen ohne Fixierung der Sau<br />

wurden mehr Ferkel erdrückt als in den<br />

Systemen mit fixierter Sau.“<br />

„Gerade in Dänemark, wo ab 2014 eine<br />

absolute Einschränkung umgesetzt wird,<br />

…“<br />

Volksanwalt Dr. Peter KOSTELKA am 23. Juli<br />

Auch diese Aussage stammt aus der Sendung<br />

„Bürgeranwalt“. Unsere Recherchearbeiten<br />

ergaben folgendes Bild:<br />

Im Frühjahr <strong>2011</strong> veröffentlichte eine<br />

Arbeitsgruppe des zuständigen Justizministeriums<br />

in Dänemark einen Bericht mit der<br />

Empfehlung, wonach es in den kommenden<br />

zehn Jahren zu einer freiwilligen Umstellung<br />

(man hofft auf 10% der Produktion) auf freie<br />

Abferkelung kommen soll.<br />

Die Arbeitsgruppe empfiehlt, die Erfahrungen<br />

aus dieser Phase in eine laufende Evaluierung<br />

einfließen zu lassen und danach über<br />

ein mögliches Verbot (mit Übergangsfristen)<br />

zu entscheiden.<br />

13 Kastenstand<br />

Dieser Bericht der Arbeitsgruppe ist das neueste<br />

schriftliche Dokument zu diesem Thema.<br />

Sowohl die Interessensvertretung der<br />

<strong>Schweine</strong>haltung in Dänemark (Danske Svineproducenter)<br />

sowie das „Danish Agriculture<br />

& Food Council“ wissen nichts von einem<br />

möglichen Verbot ab 2014.<br />

Wir fragen die Volksanwaltschaft, woher diese<br />

Inform<strong>at</strong>ion stammt und bekommen folgende<br />

Antwort: „Die uns vorliegenden Inform<strong>at</strong>ionen<br />

bezüglich Dänemark haben wir …<br />

von Vertretern des dänischen <strong>Schweine</strong>züchterverbandes<br />

erhalten. Diese haben<br />

betont, dass sie aus Regierungskreisen informiert<br />

wurden, dass eine deutliche Einschränkung<br />

der Kastenstandhaltung bis 2014 im<br />

Parlament beschlossen werden soll …“<br />

Dieser Beschluss liegt nach eingehenden<br />

Recherchen mit Sicherheit nicht vor.<br />

Abgesehen davon ist eine mündliche Inform<strong>at</strong>ion<br />

über Dritte als Argument für ein<br />

Kastenstandverbot in Österreich doch zu<br />

hinterfragen, zumal damit bäuerliche Existenzen<br />

aufs Spiel gesetzt werden!<br />

„Bis jetzt h<strong>at</strong> das Landwirtschaftsministerium<br />

keinen Gegenvorschlag zu meinem<br />

Verordnungsentwurf vorgelegt.“<br />

Gesundheitsminister Alois STÖGER<br />

am 16. September<br />

Der Verordnungsentwurf des Gesundheitsministers<br />

beinhaltet eine Reduktion der Aufenthaltsdauer<br />

im Kastenstand auf ca. 25<br />

Tage pro Jahr. Abferkelbuchten müssen so<br />

gestaltet sein, dass sich Sauen frei bewegen<br />

können. Zusätzlich wird die Einzelhaltung<br />

vor und nach der Besamung auf insgesamt<br />

zehn Tage reduziert.<br />

Entgegen der Behauptung des Gesundheitsministers<br />

legte die Landwirtschaft ein<br />

Gegenangebot vor. Am 22. Juni wurde dieses<br />

überreicht. Der Vorschlag sieht eine Reduktion<br />

der „Kastenstandtage“ von 157 auf 98<br />

Tage pro Jahr vor.<br />

Das Gesundheitsministerium kritisiert daran,<br />

dass die Abferkelbucht in diesem Vorschlag<br />

nicht ausreichend berücksichtigt worden<br />

sei.<br />

Am 16. September erklärte Stöger bei einer<br />

Protestkundgebung vor Landwirten in Gallneukirchen<br />

(OÖ), dass es bis zu diesem Zeitpunkt<br />

zu keinem Gegenvorschlag der Landwirtschaft<br />

gekommen sei. Auch gegenüber<br />

Volksanwalt Dr. Peter Kostelka argumentier-<br />

te Stöger in einem Brief am 19. August ähnlich.<br />

Warum lässt sich Stöger zu diesen Halbwahrheiten<br />

hinreißen? Verantwortungsvolle<br />

Politik setzt jedenfalls klare und unmissverständliche<br />

Aussagen voraus und darf nicht<br />

nur bis zum eigenen Wählerklientel reichen.<br />

„Gerade in Dänemark, … gibt es Untersuchungen,<br />

wonach bei Nicht-Verwendung<br />

von Kastenständen weniger Ferkel<br />

sterben.“<br />

Volksanwalt Dr. Peter KOSTELKA am 23. Juli<br />

Volksanwalt Kostelka sowie der VGT argumentieren<br />

mit einer Studie der dänischen<br />

Universität Aarhus.<br />

Auf Nachfrage beim „Danish Agriculture &<br />

Food Council“ erfahren wir, dass diese Studie<br />

den Sinn h<strong>at</strong>te, die unterschiedlichen Gründe<br />

für Ferkelsterblichkeit zu untersuchen.<br />

Alleine aufgrund der Versuchszusammenstellung<br />

sei es wissenschaftlich unseriös, daraus<br />

eine Aussage über die Quantität der Ferkelsterblichkeit<br />

unterschiedlicher Haltungssysteme<br />

zu tätigen, so die Antwort.<br />

Ähnliche Argumente sind seit Beginn der<br />

Deb<strong>at</strong>te immer wieder zu hören. Selbst das<br />

Gesundheitsministerium schreibt in den<br />

Erläuterungen zum Verordnungsentwurf:<br />

„Einer Schweizer Studie (FAT-Berichte Nr.<br />

656/2006) folgend, ist die Reproduktionsleistung<br />

bei Fixierung allerdings nicht signifikant<br />

höher als bei Systemen mit freier Bewegungsmöglichkeit.“<br />

Univ. Prof. Dr. Steffen<br />

Hoy (Universität Gießen) fasste im Frühjahr<br />

<strong>2011</strong> alle weltweit wissenschaftlich anerkannten<br />

Studien zu diesem Thema zusammen.<br />

Von 24 Vergleichsuntersuchungen zeigten<br />

21 Studien höhere Ferkelverluste bei der<br />

freien Abferkelung.<br />

Die Autoren der vom Gesundheitsministerium<br />

herangezogenen Studie geben an, dass<br />

eine nicht näher definierte Anzahl an Betrieben<br />

von der Auswertung ausgeschlossen worden<br />

sei. Es ist daher befremdend, wenn eine<br />

kontrovers diskutierte Studie, deren Ergebnis<br />

nicht mit dem Großteil ähnlicher Untersuchungen<br />

übereinstimmt, als Argument für<br />

eine Verordnung herangezogen wird.<br />

Roman GOLDBERGER<br />

„Fortschrittlicher Landwirt“<br />

Rainbach


Ing. Rudolf Schmied<br />

LK-<strong>Schweine</strong>ber<strong>at</strong>ung Stmk.<br />

Für die <strong>Schweine</strong>mäster stellt sich die Frage,<br />

wie soll die Mastmineralstoffmischung ausgest<strong>at</strong>tet<br />

sein, um mit hohen Feuchtmaisan-<br />

teilen beste Mast- und Schlachtleistungen zu<br />

erzielen.<br />

Fleischreiche Mastschweine<br />

optimal füttern<br />

Der österreichische <strong>Schweine</strong>markt verlangt<br />

deutlich fleischreichere <strong>Schweine</strong> als in anderen<br />

EU-Ländern, wie beispielsweise Holland,<br />

Dänemark oder Deutschland.<br />

Nur heimische Genetik, die hervorragend auf<br />

diese Markterfordernisse ausgerichtet ist,<br />

kann in Verbindung mit einer optimierten<br />

Fütterung diesen Ansprüchen gerecht werden.<br />

Höhere Magerfleischanteile (MFA) von über 60<br />

% und tägliche Zunahmen (TZ) von über 800 g<br />

verlangen auch eine eiweißbetontere Fütterung<br />

und möglichst ausgeglichene Aminosäurenverhältnisse<br />

in den heimischen Mastr<strong>at</strong>ionen.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen empfehlen<br />

Welche Mineralstoffmischungen<br />

für Feuchtmaisr<strong>at</strong>ionen?<br />

Mais ist in Österreich das Futtermittel Nummer eins im <strong>Schweine</strong>trog. In der Steiermark<br />

und in anderen Bundesländern wird insbesondere Feuchtmais in Form von<br />

Ganzkornmaissilage oder Maiskornsilage als Hauptfutterträger zusammen mit<br />

Sojaextraktionsschrot und Mineralstoffmischung verfüttert. Weizen, Gerste oder<br />

heimische Eiweißaltern<strong>at</strong>iven werden nur zum Teil in die R<strong>at</strong>ionen eingemischt.<br />

wir – abgeleitet von den Bedarfsempfehlungen<br />

der GfE 2006 (Gesellschaft für Ernährung) –<br />

eine zum Teil höhere Ausst<strong>at</strong>tung (siehe<br />

Tabelle 1). Besonders schnell wachsende<br />

<strong>Schweine</strong> in Verbindung mit Ad-libitum-Fütterung<br />

(z.B. Kurztrog-Sensor, Autom<strong>at</strong>enmast)<br />

benötigen pro kg Futter eine höhere Konzentr<strong>at</strong>ion<br />

an Aminosäuren als <strong>Schweine</strong> mit<br />

deutlich längerer Mastdauer. Wer hier spart<br />

kommt rasch an die Grenzen und verliert<br />

wertvolle MFA und TZ. Die Futterverwertung<br />

verbessert sich mit der Höhe der TZ, diese ist<br />

insbesondere in Zeiten hoher Futterkosten<br />

entscheidend.<br />

Nährstoffgehalte des Maises<br />

Um die Frage nach der optimalen Mineralstoffausst<strong>at</strong>tung<br />

zu beantworten, muss zuerst einmal<br />

die Nährstoffzusammensetzung des Maises<br />

betrachtet werden. Die LK-<strong>Schweine</strong>ber<strong>at</strong>ung<br />

Steiermark (SBS) und auch die LK-Steiermark<br />

führen bereits seit 2001 Nährstoffanalysen<br />

durch, um diese Frage näher zu beleuchten.<br />

Grafik 1: Maisuntersuchungen LK-<strong>Schweine</strong>Ber<strong>at</strong>ung Steiermark 2001-<strong>2011</strong>.<br />

Quelle: GfE 2006 und eigene Erfahrungen<br />

Die Schwankungen beim Energiegehalt sind<br />

beim Mais rel<strong>at</strong>iv gering. Der Feuchtmais h<strong>at</strong>,<br />

je nach t<strong>at</strong>sächlichem Rohfasergehalt (Spindelanteil),<br />

einen etwas niedrigeren Energiegehalt<br />

als Körnermais.<br />

Mais h<strong>at</strong> verglichen mit Weizen oder Gerste<br />

einen rel<strong>at</strong>iv niedrigen Rohproteingehalt (XP).<br />

Dieser kann sowohl von Sorte zu Sorte als<br />

auch von Jahr zu Jahr schwanken.<br />

Die Ergebnisse der Jahre 2001 – <strong>2011</strong> (Grafik<br />

1) zeigen einen sehr unterschiedlichen Verlauf<br />

bei den Rohproteingehalten in den einzelnen<br />

Jahren. Insbesondere die letzten fünf Jahre<br />

zeigen einen abnehmenden XP-Gehalt. Dies<br />

h<strong>at</strong> mit verschiedenen Anbaubedingungen,<br />

Kulturführungsmaßnahmen, Düngung, Witterung<br />

und mit unterschiedlichen Ertragsniveaus<br />

zu tun. In den letzten Jahren waren die<br />

Erträge in der Steiermark rel<strong>at</strong>iv gut. Hohe<br />

Erträge führen anscheinend zu einer „Verdünnung“<br />

der enthaltenden Nährstoffe.<br />

Auch die aktuelle Mais-Nährstoffuntersuchungsaktion<br />

<strong>2011</strong> der SBS und Styriabrid, bei<br />

Futtermittel<br />

14


welcher bisher mehr als 100 Maisproben untersucht<br />

wurden, zeigt die enormen Rohproteinschwankungen<br />

auf. Der Rohproteingehalt lag<br />

im Durchschnitt aller Maisproben bei rund 75<br />

g (88 % T), wobei dieser zwischen 61 und 87<br />

g schwankte. Der langjährige Durchschnitt in<br />

der Steiermark lag zwischen 2001 und 2006<br />

bei rund 84 g Rohprotein, in den letzten fünf<br />

Jahren von 2007 bis <strong>2011</strong> aber nur mehr bei<br />

rund 76 g. Diese möglichen Schwankungen<br />

muss der <strong>Schweine</strong>mäster unbedingt berücksichtigen.<br />

Eine jährliche Nährstoffuntersuchung<br />

des Maises und eine exakte Abstimmung<br />

der R<strong>at</strong>ionen sind unbedingt zu empfehlen.<br />

Auch die Aminosäurengehalte im Rohprotein<br />

haben eine gewisse Schwankungsbreite.<br />

Jedoch sind Aminosäurenuntersuchungen<br />

für den Einzelbetrieb sehr kostspielig. Hier<br />

reichen Durchschnittswerte und eine Abstimmung<br />

je nach Rohproteingehalt.<br />

Bei den Aminosäurenverhältnissen (siehe<br />

Tabelle 1) fällt auf, dass Mais beim Tryptophangehalt<br />

deutlich niedriger liegt als Weizen<br />

oder Gerste.<br />

Dies ist bei der Zugabe von Aminosäuren im<br />

Mineralstoff unbedingt zu beachten. Weiters<br />

liegt der Kalziumgehalt (Ca), aber insbesondere<br />

der Phosphorgehalt (P) beim Mais deutlich<br />

unter dem des Getreides. Dies muss in der<br />

Mineralstoffmischung ebenfalls berücksichtigt<br />

werden. Heimische Firmen haben auf diesen<br />

Umstand reagiert, jedoch werden zum Teil<br />

auch Mineralstoffe aus dem deutschen Raum<br />

importiert, welche beim P deutlich niedriger<br />

liegen, weil dort überwiegend Getreide in der<br />

<strong>Schweine</strong>mast verfüttert wird.<br />

Tabelle 1: Quelle: GfE 2006 und eigene Erfahrungen<br />

Tabelle 2: Quelle: GfE 2006 und eigene Erfahrungen<br />

15 Futtermittel<br />

Aminosäurengehalte<br />

Als Basis für die Berechnungen (siehe Tabelle<br />

2) wurden beim Sojaextraktionsschrot die<br />

Werte der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

(LfL) verwendet, da anzunehmen<br />

ist, dass der in Österreich verwendete Sojaschrot<br />

in etwa gleich ausgest<strong>at</strong>tet sein wird.<br />

Aus fachlicher Sicht und langjähriger praktischer<br />

Erfahrungen und Auswertungen wird –<br />

abgeleitet von unseren Maisanalysen und den<br />

Empfehlungen der GfE 2006 – bei Mineralstoffmischungen<br />

für überwiegenden Feuchtmaiseins<strong>at</strong>z<br />

(> 75 %) mit einer Einmischr<strong>at</strong>e<br />

von 2,5 – 3,0 % (entspricht bei Trockenr<strong>at</strong>ionen<br />

mit 88 % T: 3,0 – 3,5 %) ein Lysingehalt<br />

von 7 – 8 %, ein Methioningehalt von 2 – 2,5<br />

%, ein Threoningehalt von 1,8 – 2,3 % und ein<br />

Tryptophangehalt von 0,3 – 0,4 % empfohlen.<br />

Nur so ist es möglich ein ideales Aminosäurenverhältnis<br />

zwischen Lysin, Methionin +<br />

Cystin, Threonin und Tryptophan von 1 : 0,60<br />

: 0,65 : 0,18 zu erreichen.<br />

Da am Markt ein reger Wettbewerb unter den<br />

Mineralstoffanbietern herrscht, wird leider<br />

oftmals beim Threonin und vor allem beim<br />

hochpreisigen Tryptophan gespart.<br />

Threonin ist aber entscheidend für die Fleischfülle,<br />

was sich auch durch eine deutliche Erhöhung<br />

bei den Richtwerten der GfE 2006 ablesen<br />

lässt. Tryptophan ist um ein Vielfaches<br />

teurer, als beispielsweise Lysin und spielt vor<br />

allem für das Futteraufnahmeverhalten und<br />

die Ruhe im Stall eine wesentliche Rolle. Tryptophan<br />

(Vorstufe von Serotonin) ist als n<strong>at</strong>ürliches<br />

„Beruhigungsmittel“ bekannt.<br />

Bei reinen Maisr<strong>at</strong>ionen sollte Tryptophan in<br />

stark lysinhältigen Mineralstoffen aber keinesfalls<br />

fehlen. Wer mehr als 10 % Weizen<br />

oder Gerste in die R<strong>at</strong>ion einmischt, kann auf<br />

die Ergänzung von Tryptophan bei Mineralstoffmischungen<br />

mit 7 – 8 % Lysin verzichten.<br />

Eine optimale Ausst<strong>at</strong>tung der wichtigsten<br />

Aminosäuren ist besonders in der eiweißreduzierten<br />

<strong>Schweine</strong>mast laut Aktionsprogramm<br />

Nitr<strong>at</strong> mit max. 17 % Rohprotein in der<br />

Anfangsmast bis 70 kg Lebendgewicht und<br />

max. 15,5 % in der Endmast besonders wichtig.<br />

Je höher das Wachstumspotential ist,<br />

desto besser muss die Aminosäurenausst<strong>at</strong>tung<br />

sein, um optimale MFA und tägliche<br />

Zunahmen zu erreichen. Bei manchen Betrieben<br />

mit hohen Tierleistungen reichen 15,5 %<br />

Rohprotein ab 70 kg Lebendgewicht gar nicht<br />

mehr aus, um die möglichen Potentiale voll<br />

ausschöpfen zu können.<br />

Deshalb empfehlen wir bei sehr guten Mastund<br />

Schlachtleistungen ein MJ : Lysinverhältnis<br />

von 1 : 0,82 in der Anfangsmast (30 – 60<br />

kg LG), 1 : 0,77 in der Mittelmast (60 – 90 kg<br />

LG) und 1 : 0,73 in der Endmast (ab 90 kg LG).<br />

Da die Betriebe in Österreich überwiegend<br />

kleiner strukturiert sind, wird meist nur eine<br />

Mineralstoffmischung für die gesamte Mastperiode<br />

gefüttert.<br />

Mineralstoffmischungen für die Endmast mit<br />

beispielsweise nur 6 % Lysin, 1,5 % Methionin<br />

und 1 % Threonin sind grundsätzlich möglich,<br />

man muss beim Rohproteingehalt aber deutlich<br />

über 16 % bleiben (mehr Sojaschrot einsetzen),<br />

was kostenmäßig meist keinen Vorteil<br />

bringt bzw. der Betrieb aus der eiweißreduzierten<br />

Fütterung heraus fällt.<br />

Tabelle 3: Mineralstoffempfehlungen für<br />

Mastr<strong>at</strong>ionen mit ca. 75% Feuchtmaisanteil.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen


Mengenelemente<br />

Als Kalziumträger wird in Mastmineralstoffen<br />

hauptsächlich Calciumcarbon<strong>at</strong> (Kohlensaurer<br />

Kalk) verwendet. Hier h<strong>at</strong> die GfE 2006 den<br />

Richtwert von Kalzium (Ca) auf 6 g pro kg<br />

Futter (88 % T) gesenkt. Da Ca kein Kostenfaktor<br />

ist, haben die meisten Firmen bislang<br />

das Ca in den Mineralstoffmischungen nicht<br />

abgesenkt. Es herrscht auch die Sorge, dass<br />

das Fundament der Mastschweine nachteilig<br />

reagieren könnte.<br />

Wer mehr als 7 g Ca in der Anfangsmastr<strong>at</strong>ion<br />

und mindestens 6 g Ca in der Endmastr<strong>at</strong>ion<br />

(88% T) haben möchte, muss einen Mineralstoff<br />

mit einem Ca-Gehalt von ca. 18 – 20 % –<br />

je nach Einmischr<strong>at</strong>e – verwenden.<br />

Zu hohe Ca-Gehalte können aber die Aufnahme<br />

von Spurenelementen und auch die Wirksamkeit<br />

von Phytase im Tierkörper beeinträchtigen.<br />

Die GfE h<strong>at</strong> die Richtwerte beim Phosphor im<br />

Wesentlichen bestätigt.<br />

Jedoch wird aktuell nur noch mit verdaulichem<br />

Phosphor in Verbindung mit Phytaseeins<strong>at</strong>z<br />

gerechnet, was die Möglichkeit eröffnet,<br />

den Bruttophosphorgehalt in den Mineralstoffmischungen<br />

abzusenken. Bei Maisr<strong>at</strong>ionen<br />

empfehlen wir einen Bruttophosphorgehalt<br />

in den Mineralstoffmischungen von mindestens<br />

3 % bis max. 4 %. Phytase ist ein<br />

Enzym, dass die P-Verdaulichkeit von Grundfuttermittel<br />

(Mais, Getreide, Soja,…) erhöht.<br />

Je nach Phytaseprodukt empfehlen wir 500<br />

bis 750 FTU (Phytaseeinheiten) im fertigen<br />

Futter (88 %T). Um dies zu erreichen müssen<br />

in den Mineralstoffmischungen bei beispielsweise<br />

3 % Einmischr<strong>at</strong>e rund 16.700 bzw.<br />

25.000 FTU enthalten sein. Da die Bauern<br />

meist zwei- oder dreiphasig füttern und in der<br />

Mittel- bzw. Endmast die Mineralstoffeinmischr<strong>at</strong>e<br />

reduzieren, ist die Phytasemenge auf<br />

diesen Gesichtspunkt auszurichten, da für die<br />

Wirksamkeit eine Mindestdosis empfohlen<br />

wird. Phytase ist ein lebendes Enzym und nur<br />

begrenzt lagerfähig, daher rechnen die Firmen<br />

meist Sicherheitszuschläge dazu.<br />

Beim Rohstoff P sollte man auf Monocalciumphosph<strong>at</strong><br />

st<strong>at</strong>t Dicalciumphosph<strong>at</strong> setzen, da<br />

dessen Verdaulichkeit höher und die Verträglichkeit<br />

im Verdauungstrakt (Pufferwirkung)<br />

wesentlich besser ist. Monocalciumphosph<strong>at</strong><br />

ist aber teurer.<br />

Beim N<strong>at</strong>rium sind Werte von 4,5 – 5 % im<br />

Mineralstoff sinnvoll, um in der fertigen<br />

R<strong>at</strong>ion einen Gehalt von rund 1,5 g zu erhalten.<br />

Als Hauptträger dient in den meisten Fällen<br />

Viehsalz (N<strong>at</strong>riumchlorid).<br />

Spurenelemente<br />

Spurenelemente sind wie Mengenelemente im<br />

Futter unbedingt notwendig. Dazu zählen beispielsweise<br />

Eisen, Jod, Kupfer, Mangan, Selen<br />

und Zink.<br />

Bei Kupfer (Cu), Selen (Se) und Zink (Zn) gibt<br />

es gesetzliche Höchstgrenzen für Mastschweine.<br />

Bei Cu ist ein Höchstgehalt von maximal 25<br />

mg, bei Zn 150 mg und bei Se ein Gehalt von<br />

0,5 mg im fertigen Futter (88 % T) einzuhalten.<br />

Um keine Überschreitungen zu riskieren und<br />

unnötige Ausscheidungen beim Tier zu vermeiden,<br />

muss auch der n<strong>at</strong>ive (n<strong>at</strong>ürliche)<br />

Gehalt von Spurenelementen in den Grundfuttermitteln<br />

mit gerechnet werden.<br />

Im Schnitt kann man mit n<strong>at</strong>iven Gehalten<br />

von rund 50 mg Zink, 10 mg Kupfer und 0,1<br />

mg Selen in den Grundfuttermitteln rechnen.<br />

Daher dürfen, je nach Einmischr<strong>at</strong>e, maximal<br />

2900 mg Zink, 450 mg Kupfer und 10 – 12 mg<br />

Selen im Mineralstoff beigefügt werden. Mit<br />

besser verfügbaren organischen Spurenelementen<br />

könnte man den Gehalt in den Mineralstoffen<br />

reduzieren. Diese werden in der<br />

<strong>Schweine</strong>mast aus Preisgründen bisher aber<br />

selten verwendet.<br />

Vitamine<br />

Die drei wichtigsten Vitamine in Mineralstoffmischungen<br />

sind neben anderen die Vitamine<br />

A, D und E.<br />

Ein Kilo Mais (88 % T) enthält rund 20 – 22 g<br />

mehrfach ungesättigte Fettsäuren - sogenannte<br />

Polyensäuren.<br />

Bei R<strong>at</strong>ionen mit rund 75 % Feuchtmaisanteil<br />

liegt der Polyensäuregehalt bei rund 16 – 17 g<br />

pro kg Futter. Deshalb sollte der Vitamin E-<br />

Gehalt deutlich über 100 mg pro kg Futter (88<br />

% T) liegen, weil Vitamin E bei Fleischwaren<br />

als Antioxidantium wirkt. Wir haben mit<br />

einem Basisgehalt von rund 5000 mg Vitamin<br />

E in den Mineralstoffmischungen gute Erfahrungen<br />

gemacht.<br />

Wenn am Betrieb besondere Stresssitu<strong>at</strong>ionen<br />

im Mastbestand auftreten (z.B. in Folge von<br />

Futterqualitätsproblemen oder tiergesundheitlichen<br />

Problemen,…) kann es durchaus Sinn<br />

machen, den Vitamin E-Gehalt kurzzeitig auf<br />

200 bis maximal 300 mg pro kg Futter zu steigern.<br />

Diese Steigerung ist durch Erhöhung des<br />

Vitamin E-Gehaltes in den Mineralstoffmischungen<br />

auf 6000 bis 8000 mg möglich bzw.<br />

man kann auch stoßweise Vitamin E in Form<br />

von Ergänzungsfuttermitteln anbieten. Bei<br />

Ergänzungsfuttermitteln ist darauf zu achten,<br />

dass bei manchen Ergänzern das Spurenelement<br />

Selen in Kombin<strong>at</strong>ion mit Vitamin E enthalten<br />

ist. Im fertigen Futter dürfen aus futtermittelrechtlichen<br />

Gründen max. 0,5 mg<br />

Selen enthalten sein. Überdosierungen können<br />

bei <strong>Schweine</strong>n schwere gesundheitliche<br />

Schäden bis hin zu Ausfällen verursachen.<br />

Daher sollte man Vitamin E –Ergänzer ohne<br />

Selen verwenden.<br />

Der Richtwert für Vitamin D wurde von der GfE<br />

2006 auf 500 IE (Intern<strong>at</strong>ionale Einheiten) pro<br />

kg Mastfutter (88 % T) reduziert. In der Praxis<br />

vertrauen die meisten Futtermittelfirmen<br />

nach wie vor auf 1500 bis 2000 IE. Der gesetzlich<br />

vorgeschriebene Wert von 2000 IE pro kg<br />

Futter darf aber keinesfalls überschritten werden.<br />

So darf eine Mineralstoffmischung bei 3 –<br />

3,5 % Einmischr<strong>at</strong>e (88 % T) einen maximalen<br />

Gehalt von 55.000 IE Vitamin D aufweisen.<br />

Beim Vitamin A wurde die Richtwerteempfehlung<br />

der GfE 2006 auf 5000 bis 7000 IE abgesenkt.<br />

Auch hier ist ein gesetzlicher Gehalt<br />

von 13.500 IE pro kg Alleinfutter (88 % T)<br />

einzuhalten. Damit es zu keinen Überschreitungen<br />

kommt, sind daher in den Mastmineralstoffen<br />

Gehalte von maximal 380.000 IE je<br />

nach Einmischr<strong>at</strong>e möglich.<br />

Zus<strong>at</strong>zstoffe<br />

Zus<strong>at</strong>zstoffe wie zum Beispiel Futtersäuren,<br />

Probiotika, Prebiotika, Kräuterprodukte,<br />

ätherische Öle, Enzyme und dergleichen werden<br />

von den Firmen eingesetzt, um die Fresslust<br />

und die Verdauung zu unterstützen und<br />

damit die Leistung der Mastschweine zu steigern.<br />

Es gibt eine Vielzahl von zugelassenen Produkten.<br />

Jede Firma h<strong>at</strong> ihre eigenen Produktlinien.<br />

Wichtig erscheint mir, sich nicht nur<br />

auf solche Produkte zu verlassen, sondern<br />

darauf zu achten, dass die Grundausst<strong>at</strong>tung<br />

eines Mastmineralstoffes möglichst ausgewogen<br />

ist. Weiters ist die Qualität der eingesetzten<br />

Grundfuttermittel wie Mais, Getreide und<br />

Eiweißfuttermittel sowohl aus der Sicht der<br />

Nährstoffqualität, als auch aus der Sicht der<br />

Futterhygiene und Gesundheit (z.B. Mykotoxine,<br />

Keimzahlen,…) optimal auszurichten.<br />

Kennzeichnung<br />

Leider sieht das Futtermittelrecht nicht vor,<br />

dass alle Inhaltsstoffe am Sackanhänger oder<br />

Lieferschein zu deklarieren sind. Bei Mineralstoffen<br />

wäre es dem Kunden gegenüber fairer,<br />

zumindest alle beigefügten Aminosäuren<br />

exakt zu deklarieren, damit man sich ein<br />

abgerundetes Bild über die Wertigkeit des<br />

Mineralstoffes machen kann. Firmen mit kundenorientierter<br />

Kennzeichnung führen dies<br />

bereits freiwillig durch, um die Transparenz<br />

ihrer Produkte zu erhöhen.<br />

Futtermittel 16


„Triple A“- Kennzeichnung von <strong>Schweine</strong>schlachtkörpern<br />

über das System „sus“<br />

Das System „sus“ sichert nähere Angaben zu <strong>Schweine</strong>fleisch ab. Im Fall der „Triple A“ - Kennzeichnung wird<br />

bestätigt, dass die Tiere in Österreich geboren, gemästet und geschlachtet wurden.<br />

Für die Absicherung des Geburts- und Mastlandes<br />

dienen dem Klassifizierer die Tätowierung<br />

der <strong>Schweine</strong> und die Angaben am sus -<br />

Viehverkehrsschein.<br />

Element 1: Tätowierung<br />

Die Tätowierung ist eine heikle und schwierige<br />

Aufgabe, die dem Mäster viel Geduld und<br />

Fingerspitzengefühl abverlangt. Für die Rückverfolgbarkeit<br />

der Schlachtkörper ist eine<br />

vollständige Tätowierung besonders wichtig.<br />

Nach der Tierkennzeichnungsverordnung ist<br />

die Kennzeichnung mindestens 30 Tage vor<br />

der Schlachtung durchzuführen. Es ist eine<br />

für die <strong>Schweine</strong> möglichst stressfreie Durchführung<br />

der Tätowierung anzustreben, für die<br />

es je nach Aufstallungssystem verschiedene,<br />

betriebsspezifische Varianten gibt. Das Ziel ist<br />

jedenfalls, eine gut lesbare Tätowierung zu<br />

erhalten (siehe Bild 1).<br />

Teilweise sind aber die Tätowierungen unvollständig<br />

oder unlesbar und deshalb können<br />

die Tiere am Schlachtbetrieb nicht sicher<br />

einem Betrieb zugeordnet werden. (Solche<br />

Schlachtkörper können z.B. auch nicht im<br />

„AMA-Gütesiegelprogramm“ vermarktet werden).<br />

Für eine korrekte Tätowierung ist auch auf die<br />

Bild 1: Wichtig - eine deutlich lesbare Tätowierung. Foto: AMA<br />

17 AMA<br />

richtige Zusammensetzung des Tätowier-Stempels<br />

zu achten (siehe Bild 2):<br />

In der ersten Zeile „AT“, anschließend den<br />

Bundesländercode und mindestens drei, aber<br />

höchstens vier Ziffern der LFBIS – Nummer.<br />

Zum Zeitpunkt der Stempelung muss diese<br />

Zeile mindestens eine Höhe von 10 mm<br />

haben.<br />

Die zweite Zeile mit den restlichen Ziffern<br />

der LFBIS – Nummer und (optionalen) Logos.<br />

Die Mindesthöhe beträgt bei der zweiten Zeile<br />

20 mm.<br />

Die einzelnen Elemente des Stempels sollen<br />

nicht abgenutzt sein. Es ist auch genügend<br />

Farbe zu verwenden (öfters in das Stempelkissen<br />

tauchen).<br />

Element 2: Viehverkehrsschein<br />

Es ist gefordert, die von der AMA-Marketing<br />

erstellten sus - Viehverkehrsscheine zu verwenden<br />

und alle benötigten Angaben zu<br />

machen:<br />

• die LFBIS-Nr. am Viehverkehrsschein soll<br />

gut lesbar sein<br />

• die Stück-Anzahl der verbrachten Tiere ist<br />

anzugeben<br />

• das Feld „Geburt der Ferkel – Land“ und<br />

• das Feld „Mast der <strong>Schweine</strong> - Land“ ist<br />

auszufüllen<br />

„Triple A“<br />

Für die „Triple A“ Kennzeichnung müssen<br />

die Tiere in Österreich geboren, gemästet<br />

und geschlachtet sein.<br />

Dementsprechend ist in den relevanten Feldern<br />

„AT“ anzugeben.<br />

Das Genusstauglichkeitskennzeichen des<br />

Fleischuntersuchungstierarztes sichert die<br />

Schlachtung in einem österreichischen<br />

Schlachtbetrieb ab.<br />

Sind alle diese Bedingungen erfüllt, steht<br />

einer „Triple A“-Kennzeichnung am<br />

Schlachthof nichts mehr im Wege.<br />

Bild 2: Für die korrekte Tätowierung ist auf die richtige<br />

Zusammensetzung des Tätowier-Stempels zu achten. Foto: AMA


Massive Werbeaktivitäten für<br />

Fleisch und AMA-Gütesiegel<br />

In diesen Wochen wird seitens der AMA nochmals voller Werbedruck für Fleisch, Wurst, Speck und Schinken<br />

gemacht.<br />

Neben dem generischen Ans<strong>at</strong>z („Fleisch<br />

bringts“ wird auch massiv das AMA-Gütesiegel<br />

als wertvolle Orientierungshilfe beim Einkauf<br />

beworben.<br />

Mit Merkur, Lidl & CO ...<br />

Mit dem Einstieg von Merkur vor rund einem<br />

Jahr begann ein sehr erfreulicher Entwicklungsschub<br />

für das AMA-Gütesiegel. Diesem<br />

Beispiel folgte der Discounter Lidl - und weitere<br />

Lebensmittelketten stehen davor ins Gütsiegelboot<br />

einzusteigen.<br />

Mehr als 30 Lizenznehmer aus der Fleischwa-<br />

renindustrie zeugen für das rege Interesse am<br />

AMA-Gütesiegel für Fleischerzeugnisse.<br />

Aktuell liegen die Marktanteile bereits bei der<br />

15 Prozent-Marke.<br />

Es kommen derzeit also mehr als 30.000 t<br />

Schinken, Speck und Wurstwaren mit dem<br />

AMA-Gütesiegel pro Jahr auf den Markt. Dementsprechend<br />

ist die Voraussetzung für eine<br />

verstärkte Bewerbung als wichtige Orientierungshilfe<br />

beim Einkauf gegeben.<br />

Neue „Fleisch bringt´s“-<br />

Kampagne bringt´s<br />

Die erfolgreiche Citylight-Kampagne vom Sommer wurde Oktober<br />

und November wiederholt und deckte auch den Bereich<br />

„<strong>Schweine</strong>fleisch“ mit dem Sujet „Saftige Koteletts“ ab.<br />

Foto: AMA<br />

Nachdem im Sommer mit Erfolg rund eine hal-<br />

be Million Euro in eine breit angelegte Werbekampagne<br />

geflossen sind, konnte aufgrund<br />

einer einmalig günstigen Budgetsitu<strong>at</strong>ion im<br />

Herbst eine weitere Kampagne-Welle gebucht<br />

werden.<br />

Um den Werbedruck weiter zu erhöhen, erfolgte<br />

gemeinsam mit dem Milchbereich eine<br />

Wiederholung der Citylight-Kampagne im Oktober<br />

und November. Zusätzlich rundete eine<br />

4. Welle “Fleisch bringts“ Fernsehwerbung mit<br />

dem brandneuen Spot „Reifenpanne“ und mit<br />

neuen AMA-Gütesiegel Allongen das Maßnahmenpaket<br />

ab.<br />

Die verstärkten Werbeaktivitäten wurden mit dem neuen Fernsehspot<br />

„Reifenpanne“ abgerundet. Foto: AMA<br />

AMA<br />

18


Neue Grenzwerte zum Ausschluss<br />

von „Schrumpfschnitzel“<br />

Die Grenze für die erste pH-Wertmessung bei <strong>Schweine</strong>schlachtkörpern zum Ausschluss des Fleischfehlers<br />

„Schrumpfschnitzel“ (PSE Fleisch) wurde angehoben, um die Qualität zu verbessern.<br />

Qualitätsorientierte Konsumenten von <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

erwarten, die entsprechende Qualität<br />

zu bekommen, die versprochen wird.<br />

Genetische– und produktionsbestimmende<br />

Eigenschaften (z.B. Fütterung, Mastendgewicht,<br />

Alter,..) beeinflussen die Fleischqualität<br />

genauso wie die Behandlung der Tiere<br />

beim Transport. Am Schlachthof ist sowohl<br />

der Umgang mit den lebenden Tieren (zB.<br />

Betäubung), als auch die Behandlung der<br />

Schlachtkörper (z.B. Entblutung, Kühlung)<br />

von Bedeutung.<br />

Im AMA-Gütesiegelprogramm wird die Fleischqualität<br />

unter anderem anhand des pH-Wert-<br />

Verlaufes nach der Schlachtung beurteilt.<br />

Dadurch soll PSE-Fleisch (hell, weich, wässrig)<br />

erkannt und aus der Vermarktung im Gütesiegelprogramm<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Durch steigende Schlachtgeschwindigkeiten<br />

und der damit verbundenen schnelleren<br />

Schlachtbandgeschwindigkeit, erfolgt in der<br />

Praxis die erste Messung des pH-Wertes nach<br />

der Schlachtung zu einem früheren Zeitpunkt.<br />

Den Abtestungs-Ergebnissen zufolge h<strong>at</strong><br />

die Sommer-Kampagne hervorragend abgeschnitten.<br />

Der wiederholte Eins<strong>at</strong>z der Fleischmotive<br />

verhilft der „Sicher ist sicher!“-<br />

Kampagne zu ausgezeichneten Wirkungswerten.<br />

Bei 27% der Befragten ist der Auftritt der AMA<br />

im Gedächtnis verankert. Im Vergleich dazu<br />

liefert der Durchschnitt n<strong>at</strong>ionaler Plak<strong>at</strong>kampagnen<br />

24% Gesamt-Recall. Mit 17% beantworten<br />

rund 2/3 der Personen mit aktiver Erinnerung<br />

die Frage nach sujetspezifischen Details<br />

richtig. Für die Recognition wird ein Wert von<br />

48% erzielt. Demnach h<strong>at</strong> nahezu jeder Zweite<br />

die Testsujets gesehen und die Fotovorlagen<br />

wiedererkannt. Der Wiedererkennungswert des<br />

Plak<strong>at</strong>durchschnittes erreicht lediglich 36%.<br />

Ein ausgezeichnetes Bild zeichnet sich auch<br />

bei der Anmutungsqualität der Sujets ab. Die<br />

Bewertung der drei Motive fällt mit einem<br />

Mittelwert von 1,92 auf einer 5-stufigen<br />

Notenskala deutlich gefälliger aus, als es der<br />

Langzeitvergleich vorgibt.<br />

19 AMA<br />

Ob das Ausscheiden von PSE-<strong>Schweine</strong>n durch<br />

diese pH-Wert-Messung noch ausreichend<br />

sichergestellt ist, wurde durch zwei von der<br />

AMA-Marketing in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen<br />

Studien abgeklärt, eine durch<br />

die Veterinärmedizinische Universität in Wien<br />

und eine durch die Österreichische <strong>Schweine</strong>prüfanstalt<br />

in Streitdorf.<br />

Aufgrund der Ergebnisse beider Studien wurde<br />

im AMA-Gütesiegelfachgremium „Frischfleisch“<br />

beschlossen, den pH1-Wert zur<br />

Sicherstellung der Fleischqualität anzuheben.<br />

Damit wird nicht nur den gesteigerten<br />

Schlachtbandgeschwindigkeiten Rechnung<br />

getragen, sondern auch PSE-Grenzfälle erkannt<br />

(ca. 2 bis 10% mehr Ausfall je nach Schlachthof)<br />

und somit die Qualität von AMA-Gütesiegelschweinefleisch<br />

wieder sicher gestellt.<br />

Deshalb gilt seit dem 03.10.<strong>2011</strong> ein pH1-<br />

Wert von mindestens 6,1 als Grenze für<br />

die vorläufige AMA-Gütesiegelstempelung<br />

(bisher 6,0). Die Messung darf frühestens<br />

30 Minuten nach der Schlachtung erfolgen.<br />

Im AMA-Gütesiegelprogramm wird die<br />

Fleischqualität u. a. anhand des pH-<br />

Wert-Verlaufes nach der Schlachtung<br />

beurteilt.<br />

Die massiven Werbeaktivitäten zeigen beim Konsumenten ihre Wirkung<br />

Kampagnen wie die abgetestete Sommer-Kampagne „Sicher ist sicher!“ erreichen<br />

nicht nur einen ausgezeichneten Wirkungswert sondern tragen auch mit dazu bei,<br />

dass das AMA-Gütesiegel und das AMA-Biozeichen beim Konsumenten ein sehr<br />

hohes und stabiles Vertrauen erlangt haben.


„Forschung für die Landwirtschaft“<br />

Am 3. November <strong>2011</strong> fand in St. Stefan im Rosental die <strong>VÖS</strong> Mitgliederversammlung st<strong>at</strong>t. Die Veranstaltung<br />

stand unter dem Titel „Forschung für die Landwirtschaft“. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde das Projekt<br />

RTD2Farm präsentiert.<br />

RTD2Farm ist ein auf zwei Jahre vorgesehenes<br />

Projekt. Es wird von der Europäischen Union<br />

über das 7. Rahmenprogramm für Forschung,<br />

Technologie und Demonstr<strong>at</strong>ion finanziert.<br />

Ziele des Projekts sind ein vereinfachter<br />

Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen für<br />

<strong>Schweine</strong>halter und Multiplik<strong>at</strong>oren, eine<br />

Steigerung der Anwendung wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse durch den <strong>Schweine</strong>halter und<br />

eine Verbesserung des Austauschs zwischen<br />

Praxis und Wissenschaft. Wichtigstes Ergebnis<br />

soll die Entwicklung und Einrichtung einer<br />

Wissenspl<strong>at</strong>tform (CEPS - „Centers of Excellence“<br />

in den <strong>Schweine</strong>wissenschaften) sein.<br />

Drei Mitgliedsta<strong>at</strong>en wurden für dieses Projekt<br />

ausgewählt, um die Vielfalt der <strong>Schweine</strong>haltungsformen<br />

in der EU exemplarisch darzustellen:<br />

Belgien weist eine einheitliche<br />

Betriebsstruktur hinsichtlich Betriebsgröße<br />

und Produktionstechnik auf und h<strong>at</strong> einen<br />

hohen Nutzungsgrad von neuem Wissen und<br />

Technologien. Österreich ist durch eine sehr<br />

diverse Betriebsstruktur mit überwiegend<br />

Kleinbetrieben und hohem Betriebsleiterengagement<br />

charakterisiert. Italien steht aufgrund<br />

der starken Diversifizierung in Großbetriebe in<br />

den nördlichen Regionen und in Klein- und<br />

Kleinstbetriebe im südlichen Teil vor besonderen<br />

Herausforderungen beim Technologietransfer.<br />

Am Beginn der Veranstaltung wurde ein Fragebogen<br />

zum Thema Wissens- und Technologietransfer<br />

verteilt. Dieser wurde mit den<br />

anderen Projektteilnehmern akkordiert, um<br />

die Ergebnisse vergleichbar zu machen. Ziel<br />

der Abfrage ist, die Bedürfnisse der Landwirte<br />

und Multiplik<strong>at</strong>oren sowie die Möglichkeiten<br />

des Wissens- und Technologietransfers zu<br />

erheben und zu analysieren.<br />

Im Anschluss an die Präsent<strong>at</strong>ion des Projekts<br />

durch Ing. Georg Mayringer hielten drei Fachexperten<br />

zu relevanten Themen der <strong>Schweine</strong>produktion<br />

ihre Vorträge:<br />

Prof. Dr. J. Kamphues (Institut für Tierernährung,<br />

Tierärztliche Hochschule Hannover)<br />

erörterte in seinem Vortrag „Futter und Fütte-<br />

rung als Schadensursache im <strong>Schweine</strong>bestand“<br />

die potentiellen Einflüsse von Futtermitteln<br />

und Fütterung auf die Gesundheit und<br />

Leistung von <strong>Schweine</strong>n, z.B. die Bedeutung<br />

von bedarfsgerechter Versorgung mit Energie<br />

und essentiellen Nährstoffen bis hin zu Kontaminanten<br />

des Futters.<br />

Beim Thema „Biosecurity – Tiergesundheit<br />

durch Risikominimierung“ zeigte Dr. Rebecca<br />

Langhoff (Veterinärmedizinische Universität<br />

Wien) eine Reihe von präventiven Maßnahmen<br />

auf, die das Risiko der Übertragung von<br />

Krankheiten minimieren.<br />

Als dritter Vortragender sprach Dr. Dirk Hesse<br />

(Ber<strong>at</strong>ungsbüro AgriKontakt) zum Thema<br />

„Tierschutz in der EU, Umsetzung der Sauen<br />

Gruppenhaltung im Sch<strong>at</strong>ten der laufenden<br />

Tierschutzdiskussionen“. Dabei erklärte er die<br />

Rechtslage im Bereich Tierschutz und deren<br />

praktische Umsetzung und zeigte Vor- und<br />

Nachteile einzelner Haltungssysteme auf.<br />

Im Anschluss standen die Vortragenden noch<br />

für eine angeregte Diskussion zur Verfügung.<br />

Im Zeichen dieses Logos wurden interessante<br />

Forschungsprojekte zum Thema<br />

„Forschung für die Landwirtschaft<br />

gestartet. D<strong>at</strong>en: <strong>VÖS</strong><br />

Die <strong>VÖS</strong>-Mitgliederversammlung stand ganz unter dem Titel „Forschung für die Landwirtschaft“.<br />

Foto: <strong>VÖS</strong><br />

Bericht 20


Futter und Fütterung als<br />

Schadensursache im <strong>Schweine</strong>bestand<br />

In vielfältiger Weise können Futtermittel und Fütterung die Gesundheit und Leistung von <strong>Schweine</strong>n beeinflussen<br />

(KAMPHUES 2002). Das Spektrum potentieller Einflüsse reicht von einer Grundvoraussetzung für die<br />

Gesundheit, d. h. einer bedarfsgerechten Versorgung mit Energie und allen essentiellen Nährstoffen über besondere<br />

Inhaltsstoffe einzelner Komponenten bis hin zu Kontaminanten des Futters, die zu einem „Schaden“ führen<br />

können.<br />

Die Futterzusammensetzung/<br />

Futterqualität<br />

Die Futterzusammensetzung erstreckt sich auf<br />

eine Vielzahl von Parametern, die erst in der<br />

Summe die Qualität eines Futters (s. KAM-<br />

PHUES et al. 2007a, 2008) ausmachen;<br />

wesentliche „Kenngrößen“ sind:<br />

• Art und Anteil von Komponenten/Einzelfuttermitteln<br />

in der Mischung bzw. R<strong>at</strong>ion<br />

• Energie- und Nährstoffgehalte bzw.<br />

Rel<strong>at</strong>ionen von Nährstoffen zur Energie<br />

• Schmackhaftigkeit der Einzelkomponenten<br />

bzw. der gesamten Mischung<br />

• „Struktur“ des Futters/Vermahlungsintensität<br />

• Hygienest<strong>at</strong>us des Futters (biologische/<br />

chemische/physikalische Kontaminanten)<br />

21 Fütterung<br />

• sonstige spezifische Wirkungen (u. a. den<br />

Magen-Darm-Trakt betreffend, z. B. Kleie)<br />

Mit der nachfolgenden Aufstellung / Tabelle 1<br />

soll verdeutlicht werden, dass aus Fehlern in<br />

der Futterzusammensetzung allein schon am<br />

Magen-Darm-Trakt ganz unterschiedliche<br />

Reaktionen resultieren können.<br />

Futter und Fütterung betreffen aber eben<br />

nicht nur den Verdauungstrakt (mit entsprechenden<br />

Störungen), sondern das einzelne<br />

Tier insgesamt, die Tiergruppe (in einer Bucht<br />

oder einem Abteil), evtl. sogar den ganzen<br />

Bestand. Auch hierfür seien einzelne Beispiele<br />

(Übersicht 1) genannt.<br />

Tabelle 1: Ursache und Auswirkung - Fehler bei der Fütterung führen zu gesundheitlichen<br />

Konsequenzen. D<strong>at</strong>en: Kamphues


Übersicht 1: Beispiele für mögliche Konsequenzen aus Mängeln am Futter und Fehlern<br />

in der Fütterung im <strong>Schweine</strong>bestand D<strong>at</strong>en: Kamphues<br />

Der fütterungsbedingte<br />

Schadensfall<br />

Für einen möglicherweise fütterungsbedingten<br />

Schadensfall in einem <strong>Schweine</strong>bestand<br />

sprechen in der Regel zunächst nur verschiedene<br />

Indizien wie ein zeitlicher Zusammenhang<br />

zu einem Futterwechsel, gleichartige<br />

Reaktionen vieler Tiere (z.B. Rückgang der<br />

Futteraufnahme) und das Fehlen typischer<br />

Kennzeichen von Infektionen (Ausbreitung im<br />

Bestand, erhöhte Körpertemper<strong>at</strong>ur etc.), d.h.<br />

am Anfang steht allgemein nur ein mehr oder<br />

weniger begründeter Verdacht, der erst noch<br />

bewiesen werden muss.<br />

Nach ursächlicher Klärung geht es schließlich<br />

nicht selten um Regressfragen, d.h. um die<br />

Haftung für den entstandenen Schaden (Tierverluste,<br />

Tierarztkosten, Aufwand für weiterführende<br />

Untersuchungen, entgangener<br />

Gewinn).<br />

Basierend auf Erfahrungen aus der Einsendungspraxis<br />

des hiesigen Institutes und aus<br />

der Tätigkeit als Gutachter in derartigen Schadensfällen<br />

sollen u.a. bestimmte Fehler von<br />

seiten des Landwirtes und des Tierarztes aufgezeigt<br />

werden, die mitunter eine forensische<br />

Klärung, d. h. vor Gericht verzögern, erschweren<br />

oder gar unmöglich machen, so dass im<br />

nachhinein außer dem direkten Schaden<br />

infolge der mangelhaften Futterqualität<br />

zusätzliche Kosten durch Untersuchungen von<br />

Futter und Tieren, Anwalt (Vertretung der Klage),<br />

Gericht und Gutachter dem Tierbesitzer<br />

entstehen. Nachfolgend sollen verschiedene<br />

Aspekte, die für eine spätere gerichtliche Klärung<br />

von Bedeutung sein könnten, herausgestellt<br />

und begründet werden, wobei nach den<br />

Beteiligten unterschieden wird.<br />

Übersicht 2: Beispiele für mögliche Konsequenzen aus Mängeln am Futter und Fehlern in der Fütterung im <strong>Schweine</strong>bestand D<strong>at</strong>en:<br />

Kamphues<br />

Fütterung<br />

22


Vermutet der Landwirt/Tierhalter aufgrund<br />

verschiedener Beobachtungen und Befunde<br />

am Futter und/oder an den Tieren Mängel und<br />

Fehler in der Futterqualität oder -zusammensetzung,<br />

so muss dieser Verdacht dem Lieferanten<br />

unverzüglich mitgeteilt werden, um<br />

ihm die Möglichkeit zu einer frühzeitigen<br />

Reaktion (z.B. Inform<strong>at</strong>ion vor Ort) und Schadensbegrenzung<br />

(z.B. Austausch des Futters)<br />

zu geben. Nicht selten wird bei der Gelegenheit<br />

der sofortige Ers<strong>at</strong>z des Futters angeboten<br />

und das möglicherweise entscheidende<br />

Beweismittel, d.h. das Futter, ohne Rückstellmuster<br />

aus der Hand gegeben. Zumindest sollten<br />

in diesem Fall vom Lieferanten anerkannte,<br />

d.h. schriftlich bestätigte Muster oder vom<br />

amtlichen Probennehmer gewonnene Rückstellmuster<br />

beim Landwirt (oder einer amtlichen<br />

Stelle) verbleiben.<br />

Von gleicher Bedeutung ist in diesem<br />

Zusammenhang die Protokollierung der zeitlichen<br />

Entwicklung des Schadensfalles (Lieferd<strong>at</strong>um,<br />

erstmaliger Eins<strong>at</strong>z des Futters, Störungen<br />

in der Futteraufnahme, Entwicklung<br />

von Leistungsparametern und von Tierverlusten).<br />

Zwingend erforderlich ist des Weiteren<br />

die Deklar<strong>at</strong>ion des inkriminierten Futters.<br />

Die Hauptaufgaben des hinzugezogenen Tierarztes<br />

sind im Falle eines möglicherweise fütterungsbedingten<br />

Schadensfalles die Begründung<br />

bzw. Untermauerung des Verdachtes<br />

durch eine sorgfältige Befunderhebung (und -<br />

beschreibung!) und - leider häufiger vergessen<br />

- der Ausschluss anderer, d.h. nicht-nutritiver<br />

Ursachen, insbesondere von Infektionen<br />

(durch klinische Untersuchungen, Veranlassung<br />

von Sektionen, serologische Untersuchungen<br />

etc.). Vermutet (auch) der Tierarzt<br />

aufgrund seiner Erhebungen eine futtermittelbedingte<br />

Entstehung des Falles, so h<strong>at</strong> er<br />

einen ersten tierärztlichen R<strong>at</strong> zu geben, d.h.<br />

z.B. auf einen sofortigen vorübergehenden<br />

Austausch/Ers<strong>at</strong>z des inkriminierten Futters<br />

zu drängen. Hier stellt sich die Frage, welche<br />

Inform<strong>at</strong>ionen und Möglichkeiten dem Tierarzt<br />

und/oder Tierhalter vor Ort gegeben sind,<br />

um den Verdacht auf einen evtl. nutritiv<br />

bedingten Schadensfall zu klären (s. Übersicht<br />

2).<br />

Die Befundung vor Ort darf sich auch nicht in<br />

einer Sinnprüfung des aktuell im Eins<strong>at</strong>z be -<br />

findlichen Mischfutters (so wichtig diese Maßnahme<br />

allein auch schon ist) erschöpfen, sondern<br />

sie sollte auch die fütterungsassoziierte<br />

Technik und die Wasserversorgung mit einschließen.<br />

Insbesondere ist hier der Hinweis notwendig,<br />

dass in einem möglicherweise fütterungsbedingten<br />

Schadensfall die gedankliche Fokussierung<br />

auf das Futter allein evtl. nicht zum<br />

Ziele führt, weil eben nicht klar ist, ob das<br />

Futter oder/und die Fütterung überhaupt<br />

ursächlich relevant ist/sind. Diese Problem<strong>at</strong>ik<br />

soll nachfolgend (Übersicht 2) näher erläutert<br />

werden, in dem als einzige vorberichtliche<br />

Inform<strong>at</strong>ion zum eingesandten Futter ein Futteraufnahmerück<br />

gang und ein Kümmern abgesetzter<br />

Ferkel vorlag.<br />

Schwierige Fälle erfordern also für eine Klärung<br />

der Ursache eben weit mehr als nur<br />

Erfahrung auf dem Sektor der Futtermittelkunde<br />

und der speziellen Tierernährung, sie<br />

setzen ein umfas sendes p<strong>at</strong>hophysiologisches<br />

Verständnis voraus. Routineuntersuchungen<br />

auf den Energie- und Nährstoffgehalt genügen<br />

häufig eben nicht.<br />

Von eventuell für den Ausgang eines gerichtlichen<br />

Verfahrens entscheidender Bedeutung<br />

sind zusätzliche Erhebungen des Tierarztes im<br />

„Umfeld“: die Überprüfung der Funktionstüchtigkeit<br />

der Selbsttränken kann beispielsweise<br />

ausschlaggebend sein, wenn es um die<br />

Bewertung eines höheren Na-Gehaltes im Futter<br />

geht. Die kurze Protokollierung von Beobachtungen<br />

zum Gesundheitszustand von Tier-<br />

Übersicht 3: Erkennen fütterungsbedingter Schadensfälle – nicht nur an die Untersuchung<br />

des Futters, sondern auch an andere Analysen und Befunde denken!<br />

D<strong>at</strong>en: Kamphues<br />

23 Fütterung<br />

gruppen, die im gleichen Bestand mit einem<br />

anderen Mischfutter versorgt werden, h<strong>at</strong><br />

eventuell für den Ausschluss anderer differentialdiagnostisch<br />

möglicher Ursachen eine<br />

erhebliche Relevanz. Des Weiteren ist die<br />

Beschreibung der tierärztlichen Befunde bei<br />

wiederholt vorgenommenen Bestandbesuchen<br />

(vor, während und nach dem Schadensfall) für<br />

den Gutachter sehr hilfreich, insbesondere zu<br />

Veränderungen an betroffenen Tieren nach<br />

Austausch des Futters (z.B. Reaktion in der<br />

Futteraufnahme, Rückgang der Störungen in<br />

Art und Frequenz, zeitliche Entwicklung der<br />

Leistung). Nicht selten sind Fälle, in denen -<br />

trotz teils massiver Tierverluste- nicht eine<br />

einzige Sektion durchgeführt bzw. veranlasst<br />

wurde, was von beklagter Seite, evtl. sogar<br />

vom Gericht, dann als Indiz für eine nicht fütterungsbedingte<br />

Ursache gewertet wird; ähnliches<br />

gilt für den Verzicht auf ergänzende<br />

parasitologische, mikrobiologische und serologische<br />

Untersuchungen. Warnen sollte man<br />

den betreuenden Tierarzt vor jeder vorschnellen,<br />

schriftlichen Attestierung eines fütterungsbedingten<br />

Schadensfalles, wodurch sich<br />

der Geschädigte direkt zu einer forensischen<br />

Klärung ermutigt fühlt (mit häufig unverständlich<br />

hoher Bemessung des finanziellen<br />

Schadens) und deshalb außergerichtliche, einvernehmliche<br />

Lösung von vornherein ablehnt.<br />

Von beklagter Seite (im Allgemeinen der Futtermittellieferant)<br />

wird häufig die Identität<br />

der Probe angezweifelt, die zur Analyse eingesandt<br />

wurde und entsprechende Abweichungen<br />

zeigt, so dass der Futterprobenentnahme<br />

eine besondere Bedeutung zukommt. Deshalb<br />

sollte die Futterprobe generell entweder im<br />

Beisein des Lieferanten oder durch einen amtlichen<br />

Probennehmer erfolgen. Daneben wird<br />

auf mögliche Qualitätsveränderungen im Futter<br />

nach Anlieferung der Charge abgehoben<br />

und z.B. gefragt, ob das inkriminierte Futter<br />

in ein geräumtes Silo kam, wann dies zum<br />

letzten Mal intensiv gereinigt wurde etc. Deshalb<br />

macht es Sinn, bei Verdacht auf einen<br />

Mangel/Fehler in der Futterqualität entsprechende<br />

Erhebungen zu den Lagerungsbedingungen<br />

vorzunehmen und schriftlich festzuhalten.<br />

Nicht selten werden in der ersten<br />

Erwiderung auf die im Futter festgestellten<br />

Mängel und Abweichungen Kopien aus Fachzeitschriften,<br />

„anerkannten Lehrbüchern“,<br />

von Ausschnitten aus wissenschaftlichen<br />

Publik<strong>at</strong>ionen gebraucht und damit jegliche<br />

Ansprüche auf einen Schadensers<strong>at</strong>z abgelehnt<br />

- teils sogar mit fachlich absolut unhaltbaren<br />

Argumenten (z.B. Zearalenon sei eine<br />

n<strong>at</strong>ürliche Kontamin<strong>at</strong>ion, für die ein Mischfutterhersteller<br />

gar nicht haften könne und<br />

müsse). Des Weiteren werden evtl. firmeneigene<br />

Untersuchungsergebnisse vorgelegt, die<br />

den Beanstandungen widersprechen, evtl.


wird auch die Zuständigkeit oder Kompetenz<br />

der Institution angezweifelt, bei der entsprechende<br />

Abweichungen festgestellt wurden.<br />

Ein häufiges Argument von beklagter Seite ist<br />

der Hinweis, dass genau mit dem gleichen Futter<br />

in vielen anderen Betrieben (teils in nächster<br />

Nähe) keinerlei Störungen aufgetreten<br />

seien. Bei näheren Erhebungen von Seiten des<br />

Gerichts oder Gutachters vor Ort stellt sich<br />

dann aber mitunter heraus, dass Chargengrösse,<br />

Zahl und Größe der Kammern im Transportfahrzeug<br />

u.ä. eine Belieferung mehrerer<br />

Betriebe mit Futter aus dem entsprechenden<br />

Mischfutter gar nicht ermöglichten.<br />

Dem im Verdachtsfall hinzugezogenen betreuenden<br />

Tierarzt kann man nur empfehlen, sich<br />

bei jeder Maßnahme - angefangen von der<br />

Anamnese über die Einsendung von Proben<br />

(des Futters bzw. von den Tieren) bis hin zu<br />

Attestierung von Befunden, Diagnosen und<br />

Erklärungen zur P<strong>at</strong>hogenese - der möglichen<br />

forensischen Bedeutung bewusst zu sein. Nur<br />

unter dieser Voraussetzung sind die tierärztlichen<br />

Bemühungen für den Geschädigten eine<br />

t<strong>at</strong>sächliche Hilfe.<br />

Anlass und Ergebnisse bei<br />

Untersuchungen von Futtermitteln<br />

aus <strong>Schweine</strong>beständen<br />

Die Anlässe für die Einsendung von Futterproben<br />

oder für Anfragen sind sehr vielfältig,<br />

erfreulich ist dabei auf jeden Fall die zunehmend<br />

prophylaktische Ausrichtung. Damit soll<br />

aber nicht der Eindruck erweckt werden, als<br />

hätten altbekannte Bestandsprobleme wie die<br />

Verstopfung und MMA-Erkrankung bei Sauen,<br />

die Colienterotoxämie bzw. –diarrhoe der<br />

abgesetzten Ferkel oder auch die Magenulcera<br />

der Mastschweine (und Sauen) als Anlass für<br />

die Einsendung von Futterproben oder Anfragen<br />

an Bedeutung verloren; es sind nur weitere<br />

mit der Fütterung evtl. zusammenhängende<br />

Probleme hinzugekommen (Aufschlussgrad<br />

von Nebenprodukten aus dem Lebensmittelbereich;<br />

Futterstruktur und –additive und deren<br />

Bedeutung für die Salmonellen-Prävalenz;<br />

Fundament-, Knochen- und Sklelettprobleme<br />

der Sauen zum Ende der Lakt<strong>at</strong>ion).<br />

Mängel im Hygienest<strong>at</strong>us des Futters in Form<br />

eines massiven Bes<strong>at</strong>zes mit Vorr<strong>at</strong>sschädlingen<br />

sind eindeutig rückläufig, ihre Aufdeckung<br />

und Beschreibung sind Routine, entsprechende<br />

Mängel des Futters sind gewissermaßen<br />

auch ein Indik<strong>at</strong>or für das Verständnis<br />

von Futterhygiene seitens des Tierhalters.<br />

Hygienemängel, Fehl- und Entmischungen in<br />

Mischfuttermitteln sind von ihrer Genese her<br />

eigentlich banal, von ihren Auswirkungen her<br />

betrachtet haben sie dennoch in Einzelfällen<br />

einen fast spektakulären Charakter. Oder wie<br />

will man anders das Leiden und Verenden<br />

eines ganzen Mastschweinebestandes (infolge<br />

einer Se-Intoxik<strong>at</strong>ion) innerhalb von zwei<br />

Tagen zutreffender charakterisieren?<br />

Unverkennbar sind auf dem Sektor der Einsendungen<br />

und Anfragen auch gewisse Trends,<br />

phasenweise besonders intensiv nachgefragte<br />

Untersuchungen oder herangetragene Aufgabenstellungen.<br />

Es dauert evtl. auch eine<br />

gewisse Zeit, bis es zum Allgemeinwissen wird,<br />

dass beispielsweise nicht alle unklaren<br />

Bestandsprobleme Folgen von Mykotoxinen<br />

sind, dass z.B. die Tränkwasserverfügbarkeit<br />

häufig kritischer zu sehen ist als der NO3-<br />

Gehalt im Wasser oder dass auch in einem pelletierten<br />

Mischfutter eine Partikelgrößenverteilung<br />

bestimmt werden kann.<br />

Die adäqu<strong>at</strong>e Energie- und Nährstoffversorgung<br />

ist immer wieder Gegenstand/Hintergrund<br />

von Dienstleistungen, insbesondere<br />

wenn es diesbezüglich neue Empfehlungen<br />

gibt (GfE 2006). Über- wie auch Unterversorgungen<br />

sind dabei sowohl als „beabsichtigte<br />

Maßnahme“ wie auch „akzidentelle Schadensfälle“<br />

vertreten. Letztere (z.B. infolge einer<br />

Se-Fehldosierung) werden evtl. sofort klinisch<br />

auffällig, während ein jeglicher Verzicht auf<br />

eine Mineralstoff- und Vitaminergänzung in<br />

den letzten Wochen der Mast zunächst gar<br />

nicht auffällt, bei tierärztlicher Kritik vom<br />

Tierhalter oder Mischfutterhersteller mit dem<br />

Hinweis auf notwendige Kostenminimierung<br />

auch abgetan wird.<br />

Zusammenfassung<br />

Bei retrospektiver kritischer und selbstkritischer<br />

Sicht der Futteruntersuchung und Fütterungsber<strong>at</strong>ung<br />

ist festzustellen, dass es für<br />

bestimmte immer wieder beobachtete Probleme<br />

wie Ohrrand- und Schwanzspitzennekro-<br />

sen/Spreizer/Zitterferkel bisher keinerlei<br />

Beweise für eine ursächliche Beteiligung der<br />

Fütterung i.e.S. gibt, obwohl diesbezüglich<br />

schon ein ganzes Spektrum an ätiologisch<br />

evtl. interessanten Faktoren geprüft wurde.<br />

Man kann die Bearbeitung möglicherweise<br />

fütterungsbedingter Probleme kritisieren und<br />

evtl. auch unter „Kasuistik“ ablegen, muss es<br />

aber nicht. Die Involvierung bei derartigen<br />

„Schadensfällen“ kann nämlich auch als Stimulus<br />

für entsprechende Forschungsaktivitäten<br />

gesehen und genutzt werden. Konzepte<br />

für eine Vermeidung, Minderung von Risiken<br />

und die Korrektur etablierter Praktiken (z.B.<br />

in der Futterlagerung und Mischfutterherstellung)<br />

setzen nämlich ein Wissen um<br />

„Schwachstellen“ voraus, die mit den „Fällen“<br />

ja nur offensichtlich werden. Die hier nur grob<br />

skizzierten Dienstleistungen seitens der Tierernährung<br />

waren in der Vergangenheit primär<br />

auf die ätiologische Klärung ausgerichtet (was<br />

auch zukünftig richtig und wichtig bleibt),<br />

d.h. eine Unterstützung von Tierarzt und Tierhalter.<br />

Es wird aber zunehmend erkennbar, dass aus<br />

der Konfront<strong>at</strong>ion mit Problemen der Praxis<br />

entscheidende Impulse für die Entwicklung<br />

nutritiv/diätetisch wirksamer Konzepte<br />

kamen (und noch kommen müssen; s. Phosphorversorgung),<br />

bzw. das Verständnis für die<br />

Bedeutung der Fütterung im Zusammenhang<br />

mit diversen Problemen in <strong>Schweine</strong>beständen<br />

ganz maßgeblich gefördert wurde.<br />

J. Kamphues<br />

Institut für Tierernährung,<br />

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover<br />

In vielfältiger Weise können Futtermittel und Fütterung die Gesundheit und Leistung<br />

von <strong>Schweine</strong>n beeinflussen. Foto: <strong>VÖS</strong><br />

Fütterung 24


Gruppenhaltung tragender Sauen –<br />

maßgeschneidert für den Betrieb<br />

Werden Sauen in Gruppen gehalten, so haben sie mehr Möglichkeiten sich zu verhalten. Vor der rechtlichen Einführung<br />

der Gruppenhaltung in der EU im Jahre 2001, wurden in Deutschland etwa 40-50% der tragenden Sauen<br />

in Gruppen gehalten. Die Praxis zeigt, dass Spitzenbetriebe mit Gruppenhaltungen genauso gute Ergebnisse<br />

erbringen können wie mit Einzelhaltung. Wichtig für den Erfolg ist, das Sauen, Sauenhalter und Haltungssystem<br />

zusammenpassen.<br />

Gruppenhaltung von Sauen<br />

h<strong>at</strong> eine lange Tradition<br />

Die Gruppenhaltung von Sauen h<strong>at</strong> nicht nur<br />

in Europa, sondern insbesondere in Deutschland,<br />

eine lange Tradition. Aus diesen praktischen<br />

Erfahrungen heraus zeigte sich auch,<br />

dass Gruppenhaltungen nicht nur für die Sauen<br />

sondern auch deren Halter eine große Herausforderung<br />

darstellten. Oft präsentierte sich<br />

die Einzelhaltung nicht nur stressfreier, sondern<br />

auch hygienisch besser. Dies führte dann<br />

neben einer besseren Tiergesundheit meist<br />

auch zu höheren Tierleistungen.<br />

Als die EU im Jahre 2001 die Einführung der<br />

Gruppenhaltung für tragende Sauen rechtlich<br />

eingeführt h<strong>at</strong>, galt in Deutschland bereits<br />

eine Verpflichtung für vier Wochen freie Bewegung<br />

innerhalb eines Reproduktionszyklus.<br />

Aus verschiedenen Gründen h<strong>at</strong> Deutschland<br />

25 Gruppenhaltung<br />

die EU-Regelung nicht wie andere Länder ab<br />

2002 sondern erst ab August 2006 eingeführt.<br />

Deshalb gibt es auch nur in Deutschland eine<br />

Übergangsfrist für eine bestimmte Form der<br />

Gruppenhaltung mit Fress-Liege-Buchten bis<br />

zum Jahre 2018. Generell musste also ab 2002<br />

EU-weit bei allen Um- und Neubauten eine<br />

Gruppenhaltung realisiert werden. Ab<br />

01.01.2013 müssen alle Sauen – auch die in<br />

bestehenden Ställen - in der gesamten EU ab<br />

der sicheren Trächtigkeit (> 4 Wochen nach<br />

Besamung) bis eine Woche vor dem berechneten<br />

Abferkeltermin in Gruppen gehalten werden.<br />

Bei der Umsetzung von EU-Richtlinien in<br />

jeweiliges n<strong>at</strong>ionales Recht, darf die Richtlinie<br />

nicht abgemildert werden, wohl aber darf<br />

jedes Land Verschärfungen vorsehen. So h<strong>at</strong><br />

Dänemark u. a. verschärft, in dem der Laufbereich<br />

hinter den Selbstschutz-Fress-Liege-<br />

Buchten eine Tiefe von mindestens 2,8m<br />

haben muss. Im übrigen Europa sind hier 1,6m<br />

bzw. 2m gefordert. In den Niederlanden musste<br />

bei Neu- und Umbauten ab 2002 die Gruppenhaltung<br />

bereits direkt nach der Besamung<br />

begonnen werden. Derzeit sieht es so aus, als<br />

ob dies die Niederländer ab 2013 für alle noch<br />

nicht umgerüsteten Ställe ebenfalls realisieren<br />

müssen. Die entsprechenden Konzepte sind in<br />

Grafik 01 dargestellt.<br />

Wesentliche rechtliche<br />

Anforderungen<br />

Die für ganz Deutschland gültigen rechtlichen<br />

Regelungen sind in der Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung<br />

dargelegt. Für die Gruppenhaltung<br />

von Sauen besonders relevant sind<br />

hier die für die Tiere frei verfügbaren Flächen,


Grafik 1: Aktuelle Konzepte zur Realisierung der Gruppenhaltung von Sauen.<br />

D<strong>at</strong>en: Hesse<br />

Tabelle 2: Wesentliche Vor- und Nachteile verschiedener Gruppenhaltungsverfahren<br />

für tragende Sauen. D<strong>at</strong>en: Hesse<br />

welche sich nach der Gruppengröße unterscheiden.<br />

Des Weiteren gibt es Unterschiede<br />

zwischen Alt- und Jungsauen. Hier sind nicht<br />

nur die Gesamtflächen geregelt, sondern auch<br />

die speziell als Liegebereiche auszubildenden<br />

Flächen, die über einen Schlitzanteil von<br />

maximal 15% verfügen dürfen.<br />

Da Deutschland die EU-Richtlinie vom Jahre<br />

2001 nicht in 2002, sondern erst zum 24.<br />

August 2006 umgesetzt h<strong>at</strong>, gibt es eine<br />

besondere Übergangsfrist. Diese gilt für alle<br />

vor dem 24. August 2006 gebauten Gruppenhaltungen<br />

unter Eins<strong>at</strong>z von Fress-Liege-<br />

Buchten, welche nicht die geforderten Gangbreiten<br />

von 1,6 m bei einreihiger und 2,0 m<br />

bei zweireihiger Aufstallung erfüllen. Hier gilt<br />

eine Übergangfrist bis zum 31.Dezember 2018.<br />

Sowohl für die insgesamt benötigten Flächen<br />

als auch für die Höhe der notwendigen Investitionen<br />

von Bedeutung, ist die Zahl der<br />

Reserveplätze. Laut Verordnung dürfen Sauen,<br />

die während der Gruppenhaltung nicht in der<br />

Gruppe gehalten werden können, auch einzeln<br />

gehalten werden. Dies ist aber nur<br />

erlaubt, wenn sich diese einzeln gehaltenen<br />

Sauen in Ihrer Bucht jederzeit und ungehindert<br />

umdrehen können, was Flächen von 2,5-<br />

3m² pro Tier erfordern dürfte.<br />

Mit Wirkung zum Februar 2010 h<strong>at</strong> das Land<br />

Niedersachsen die sogenannten „Ausführungshinweise“<br />

per Erlass verabschiedet. Diese sind<br />

also eigentlich nur für Niedersachsen rechtgültig.<br />

Allerdings haben schon andere<br />

Bundesländer signalisiert, diese Hinweise als<br />

Basis anzuerkennen. Manche Bundesländer<br />

arbeiten an weiteren „Präzisierungen“. Mit<br />

Bezug zur Gruppenhaltung ist hier wichtig,<br />

das bei Verwendung von Selbstschutz-Fress-<br />

Liege-Buchten in Gruppenhaltungen für Altsauen<br />

in der Breite ein lichtes Maß von 0,7m<br />

und für Jungsauen von 0,65m einzuplanen<br />

ist, wobei mindestens 50% der Buchten für<br />

Altsauen auszulegen sind. Verfügen solche<br />

Buchten über einen hochgelegten Trog (d.h.<br />

mindestens 15cm zwischen Boden und Trog)<br />

so braucht zwischen Trogkante und hinterem<br />

Abschluss der Bucht nur mit einer Länge von<br />

1,8m (ansonsten 2,0m) kalkuliert werden.<br />

Wie in Tabelle 01 dargelegt, ergeben sich<br />

durch die oben beschriebenen D<strong>at</strong>en und<br />

Zusammenhänge deutliche Unterschiede zwischen<br />

den Verfahren im Bereich der notwendigen<br />

Flächen pro Sau. Für den Eins<strong>at</strong>z einer<br />

Abruffütterung werden für die frei verfügbare<br />

Fläche pro Sau die geringsten Flächen benötigt.<br />

Allerdings ist für die Planung auch die<br />

für das Fressen benötigte Fläche mit ein zu<br />

kalkulieren. So ergeben sich für die Abruffütterung<br />

mindestens 1,86m² pro Sau, während<br />

für Kleingruppen und Selbstschutz-Fress-Lie-<br />

Gruppenhaltung<br />

26


ge-Buchten etwa 0,25m² mehr erforderlich<br />

sind. Nun kommen aber für einen optimalen<br />

Betriebsablauf noch die notwendigen Reserveplätze<br />

hinzu. Aufgrund der in Selbstschutz-<br />

Fress-Liege-Buchten vorhandenen Futter- und<br />

Wasserversorgung sowie des nur hier für jedes<br />

Einzeltier wirklich geschützten Liegebereiches<br />

dürfte die Zahl der Sauen, die hier einzeln<br />

gehalten werden müssen, sehr gering sein. Die<br />

Abrufst<strong>at</strong>ion wird im Vergleich unwirtschaftlicher,<br />

sobald mehr wie 10% der Sauen einzeln<br />

auf Reserveplätzen gehalten werden müssen.<br />

Für die Kleingruppe liegt dieser Wert bei etwa<br />

2%.<br />

Im rechtlichen Zusammenhang auch beachtet<br />

werden sollte, dass alle Sauen über manipulierbare<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten verfügen<br />

sollten. Zudem müssen ab 01.01.2013 EUweit<br />

alle <strong>Schweine</strong>ställe über Kühlungsmöglichkeiten<br />

verfügen. Letzteres ist gerade für<br />

den Abferkel- und Besamungsstall nicht nur<br />

rechtlich vorgegeben, sondern auch fachlich<br />

besonders wichtig, da Lufttemper<strong>at</strong>uren von<br />

über ca. 22°C zu Leistungsminderungen führen<br />

können.<br />

Von ganz besonderer Bedeutung sind die<br />

erlaubten Schlitzweiten. Bis zum Jahre 2002<br />

wurden rechtlicherseits Toleranzen erlaubt.<br />

Sowohl die alte deutsche DIN als auch die seit<br />

Beginn des Jahres <strong>2011</strong> in Deutschland gültige<br />

neue EU-DIN zur Herstellung von Betonspaltenböden<br />

erlauben immer noch Toleranzen.<br />

Allerdings werden laut Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung<br />

für Neu- und Umbauten<br />

seit dem Jahre 2002 keine Toleranzen<br />

mehr toleriert. Ab dem 01.01.2013 ist außerdem<br />

die hier gültige Übergangsfrist zu Ende,<br />

d. h. ab 01.01.213 dürfen Sauen in allen Ställen<br />

(auch Altbauten) nur noch auf Betonböden<br />

gehalten werden, deren Schlitzweiten im<br />

Neuzustand höchstens 20mm Schlitzweite<br />

aufweisen. Im Gebrauchsfall dürften Schlitze<br />

allerdings erst dann zu einer Verletzungsgefahr<br />

werden, wenn der Schlitz auf über 4cm<br />

Länge mehr als 20mm Schlitzweite aufweist.<br />

Gruppenhaltungsverfahren<br />

und ihre wesentlichen<br />

Vor- und Nachteile<br />

Verfahren zur Gruppenhaltung tragender Sauen<br />

sind in erster Linie durch das Fütterungsverfahren<br />

geprägt. Es können etwa 18 verschiedene<br />

Techniken unterschieden werden.<br />

Sie lassen sich nach dem Schutz für die Sauen<br />

beim Fressen k<strong>at</strong>egorisieren. Das höchste<br />

Schutzniveau liegt vor, wenn die Sauen sich<br />

sowohl vor Fressbeginn als auch insbesondere<br />

während des Fressens in einem rund um<br />

geschützten Bereich aufhalten können. Das<br />

27 Gruppenhaltung<br />

niedrigste Niveau ergibt sich, wenn noch<br />

nicht einmal Fresspl<strong>at</strong>zteiler installiert sind.<br />

Als die drei wesentlichsten Parameter zur<br />

Bewertung der individuellen Vor- und Nachteile<br />

wurden die notwendige Mindestfläche<br />

sowie das Verletzungsrisiko für die Sau und<br />

die Arbeitssitu<strong>at</strong>ion für den Menschen heran<br />

gezogen.<br />

Die Zusammenhänge zur Errechnung der notwendigen<br />

Mindestflächen wurden bereits oben<br />

erläutert. Es ist im Wesentlichen zu unterscheiden<br />

zwischen den frei verfügbaren Flächen<br />

pro Tier, den für die Fütterung notwendigen<br />

Flächen sowie den durch die für ein<br />

erfolgreich laufendes Verfahren notwendigen<br />

Reserveplätze und Ihrem Flächenanspruch.<br />

Auf den ersten Blick haben hier elektronische<br />

Fütterungssysteme wie die Abruffütterung<br />

oder der Brei-Nuckel die Nase vorn, da mit<br />

ihnen auch Gruppen von über 40 Tieren adäqu<strong>at</strong><br />

versorgt werden können, und so etwa<br />

10% Flächeneinsparung realisiert werden können.<br />

Kleingruppen und Selbstschutz-Fress-<br />

Liege-Buchten benötigen mindestens 0,25m²<br />

pro Sau mehr. Wird die Kleingruppe mit einer<br />

Bodenfütterung kombiniert, liegt sie etwa in<br />

der Mitte. Entscheidend kann der Anteil der<br />

notwendigen Reserveplätze sein. Werden bei<br />

der Abruffütterung mehr als 10% Reserveplätze<br />

benötigt, verliert sie ihre Vorzüglichkeit.<br />

Die Kleingruppe entwickelt sich im Vergleich<br />

zu den Selbstschutz-Fress-Liege-Buchten<br />

schlechter, wenn mehr als 2% Reserveplätze<br />

erforderlich sind.<br />

Rangkämpfe erzeugen Stress und können<br />

somit auch Minderleistungen zur Folge haben,<br />

auch können sie zu nicht unerheblichen Klauenverletzungen<br />

führen. Verletzungen – auch<br />

Schrammen - können Eintrittspforten für<br />

Krankheitserreger sein. Gerade für hohe Ferkelzahlen<br />

sind voll funktionsfähige Zitzen<br />

von besonderer Bedeutung. Hier können<br />

Selbstschutz-Fress-Liege-Buchten ihre Vorteile<br />

voll zur Geltung bringen. Dieser Vorteil dürfte<br />

umso größer sein, je mehr – wie derzeit in den<br />

Niederlanden – die Gruppenhaltung bereits ab<br />

der Besamung begonnen werden soll. Letztlich<br />

großen Einfluss kann n<strong>at</strong>ürlich auch die<br />

Nervosität und Aggressivität in der Sauenherde<br />

haben, hier dürfte auch die Genetik, aber<br />

in erster Linie der Umgang mit dem Tier entscheidend<br />

sein.<br />

Wird die pro Tier notwendige Arbeitszeit<br />

betrachtet, h<strong>at</strong> die Zeit zum Anlernen der<br />

Sauen an die Fütterungstechnik Bedeutung.<br />

Hier können elektronische Fütterungssysteme,<br />

wie z. B. Abruffütterungen Nachteile<br />

haben, wobei dies stark durch den Umgang<br />

des Tierhalters mit der Sau beeinflusst werden<br />

kann. Die Sicherheit für den arbeitenden Menschen<br />

kann eigentlich nicht hoch genug eingeschätzt<br />

werden. Neben dem Verletzungsrisiko<br />

durch die Technik steht hier vor allem die<br />

Verletzungsgefahr durch die Tiere im Mittelpunkt.<br />

Je weniger Aufenthaltszeit in einer<br />

Gruppe, desto geringer das Risiko.<br />

Mit Blick auf mögliche zukünftige gesetzliche<br />

Entwicklungen kann ein Argument sein, in<br />

wie weit Gruppenhaltungsverfahren geeignet<br />

sind, bereits ab dem 3-4 Tag nach der Besamung<br />

in die Gruppe zu gehen. Zu Vorderst ist<br />

hier das Risiko zu sehen, das Sauen in Folge<br />

von Stress Embryonen verlieren. Dieses Risiko<br />

dürfte in Kleingruppen mit und ohne Fresspl<strong>at</strong>zteiler<br />

am größten sein. In vielen Fällen<br />

wird die Frage inwieweit Betriebshelfer das<br />

Management übernehmen können, eine entscheidende<br />

Rolle spielen. Dies gilt nicht nur<br />

für Zeiten der Fortbildung oder des Ausfalls<br />

des Tierhalters, sondern auch für Urlaubszeiten,<br />

die immer wichtiger werden. Hier sind<br />

Verfahren ohne elektronische und tierindividuelle<br />

Fütterung zumeist günstiger zu beurteilen.<br />

Fazit<br />

• Schon immer haben in Deutschland etwa die<br />

Hälfte der Betriebe ihre Sauen in Gruppen<br />

gehalten. Die Praxis zeigt, dass mit der<br />

Gruppenhaltung Spitzenleistungen zu<br />

erzielen sind.<br />

Tabelle 1: Mindestflächen pro Sau in Abhängigkeit verschiedener Haltungsverfahren.<br />

D<strong>at</strong>en: Hesse


• Ab dem 01.01.2013 müssen in der gesamten<br />

EU alle tragenden Sauen in Gruppen gehalten<br />

werden. Manche Länder, wie z. B.<br />

Dänemark und die Niederlande haben bei<br />

der Übertragung in n<strong>at</strong>ionales Recht Verschärfungen<br />

eingebaut, die eine deutliche<br />

Wirkung auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />

haben.<br />

• In Deutschland dürfen Gruppenhaltungen<br />

mit Selbstschutz-Fress-Liege-Buchten, die<br />

vor dem 24.08.2006 gebaut wurden, und<br />

nicht die vorgeschriebenen Gangbreiten<br />

aufweisen, übergangsweise noch bis zum<br />

31.12.2018 weiter betrieben werden.<br />

• Für alle deutschen Betriebe ist die Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnungmaßgeblich.<br />

In Niedersachsen wurden ergänzend<br />

sogenannte „Ausführungshinweise“<br />

erlassen.<br />

• Für die Kalkul<strong>at</strong>ion der notwendigen Mindestfläche<br />

sind die frei verfügbare Fläche<br />

pro Tier, die Fläche für die Fütterung sowie<br />

die Fläche für die Reserveplätze zu berücksichtigen.<br />

Mit Fokus auf die für die Tiere<br />

notwendigen freien Flächen h<strong>at</strong> die Abruffütterung<br />

deutliche Vorteile. Werden jedoch<br />

– je nach Managementqualität – mehr als<br />

10% Reserveplätze benötigt, gewinnt der<br />

Eins<strong>at</strong>z von Selbstschutz-Fress-Liege-Buchten<br />

den Vorzug.<br />

• Ab 01.01.2013 müssen EU-weit alle <strong>Schweine</strong>ställe<br />

mit Kühlungsmöglichkeiten ausgerüstet<br />

sein. Für Sauenherden die höchste<br />

Leistungen erzielen sollen, ist dies auch aus<br />

fachlicher Sicht sehr sinnvoll.<br />

• Ab 01.01.2013 gilt für die Schlitzweiten in<br />

allen <strong>Schweine</strong>ställen in Deutschland eine<br />

Null-Toleranz, d. h. alle Betonböden zur<br />

Haltung von Sauen dürfen dann über<br />

Schlitzweiten von maximal 20 mm verfügen.<br />

Dies gilt für den Neubauzustand. Sind<br />

Bild 01: Bei Eins<strong>at</strong>z von Abrufst<strong>at</strong>ionen ist wichtig, dass<br />

genügend Pl<strong>at</strong>z vor dem Eingang ist, und möglichst alle Sauen<br />

aus dem Liegebereich den Eingang sehen können. Foto: Hesse<br />

im Laufe des Gebrauches an einzelnen Stellen<br />

Ausbrüche festzustellen, so sind diese<br />

erst als gesundheitsrelevant einzuschätzen,<br />

wenn sie eine Länge von mehr als 4 cm aufweisen.<br />

• Zur Haltung von tragenden Sauen in Gruppen<br />

sind etwa 18 verschiedenen Techniken<br />

bekannt. Sie lassen sich nach dem Grad des<br />

Schutzes der Sauen beim Fressen k<strong>at</strong>egorisieren.<br />

• Zur Bewertung der Vor- und Nachteile der<br />

verschiedenen Techniken sind vor allem die<br />

notwendige Fläche, das Verletzungsrisiko<br />

für die Sau sowie arbeitswirtschaftliche<br />

Belange heranzuziehen.<br />

• Mit Blick auf die notwendigen Mindestflächen<br />

schneiden Abruffütterung – je<br />

nachdem wie viel Reserveplätze kalkuliert<br />

werden – zumeist am günstigsten ab.<br />

• Insbesondere wenn es darum geht das<br />

Verletzungsrisiko für die Sauen möglichst<br />

niedrig zu halten, haben Selbstschutz-<br />

Fress-Liege-Buchten die größten Vorteile.<br />

Hier sollte, insbesondere bei Betrieben mit<br />

sehr hohen Leistungen auf die Gesäugegesundheit<br />

geachtet werden.<br />

• In punkto Arbeitszeit und –sicherheit<br />

schneiden vor allem Kleingruppen und vor<br />

allem solche mit Selbstschutz-Fress-Liege-<br />

Buchten am besten ab.<br />

• In den Niederlanden ist eine Gruppenhaltung<br />

ab der Besamung bereits Pflicht.<br />

In einem solchen<br />

Fall sind sicherlich<br />

solche Verfahren zu<br />

bevorzugen, die<br />

während der Einnistung<br />

der<br />

Embryonen die geringstenStressrisiken<br />

haben, wie<br />

z. B. Selbstschutz-Fress-Liege-Buchten.<br />

• Steht die Frage im Mittelpunkt, inwieweit<br />

die Tierhaltung auch mit Betriebshelfern<br />

erfolgreich gemanagt werden kann, gewinnen<br />

Verfahren die nicht auf elektronischer<br />

und tierindividueller Fütterung basieren an<br />

Bedeutung.<br />

Bis zum 01.01.2013 müssen in ganz Europa<br />

alle tragenden Sauen in Gruppen gehalten<br />

werden. In den einzelnen Ländern der EU sind<br />

die entsprechenden Richtlinien unterschiedlich<br />

scharf umgesetzt worden. Insbesondere<br />

Dänemark und die Niederlande sind hier<br />

besonders betroffen. Neben klarer D<strong>at</strong>en, wie<br />

z. B. den notwendigen Mindestflächen, sind<br />

auch „weichere“ Faktoren wie das Verletzungsrisiko<br />

für die Sauen in die Entscheidung<br />

mit einzubeziehen. Im Beitrag wurden dazu<br />

die vorliegenden Erfahrungen zusammengetragen<br />

und dargestellt. Sicher wird es in der<br />

breiten Praxis Betriebe geben, die deutlich<br />

nach oben oder nach unten von den hier<br />

beschriebenen Erfahrungen abweichen. Letztlich<br />

von entscheidender Bedeutung ist, ob es<br />

der Ber<strong>at</strong>ung – möglichst in Zusammenarbeit<br />

mit den Veterinären - gelingt, die vorliegenden<br />

Erfahrungen auf den Einzelbetrieb bezogen,<br />

maßgeschneidert zu übertragen.<br />

Dr. Dirk Hesse; AgriKontakt; Braunschweig<br />

Gruppenhaltung 28


Aktuelle DVD:<br />

„Besamungs-ABC“<br />

Die Fruchtbarkeitsleistung einer Zuchtsau ist der Schlüssel zum Erfolg in der Ferkelproduktion.<br />

Die Besamungsst<strong>at</strong>ionen Steinhaus, Gleisdorf und Hohenwarth<br />

haben in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem „Fortschrittlichen Landwirt“ eine<br />

Sondernummer mit DVD zum Thema Fruchtbarkeit und Besamung herausgegeben.<br />

Die Sauenplanerauswertungen zeigen große Unterschiede<br />

bei den Betriebsleistungen. So liegt<br />

z.B. beim VLV OÖ die Umrauschquote bei den<br />

25% besten Betrieben bei 8% und bei 23% im<br />

unteren Leistungsviertel. Zu viele Leertage sind<br />

die Folge. Die überdurchschnittlichen Betriebe<br />

haben mit 13 Tagen im Vergleich um 20 Leertage<br />

weniger als die unterdurchschnittlichen mit 33<br />

Tagen. Das optimale Besamungsmanagement<br />

macht den wesentlichen Unterschied von 7(!)<br />

Ferkeln pro Sau und Jahr zwischen den Leistungsvierteln(untere<br />

25%: 18 obere 25%: 25<br />

Ferkel). Ein entscheidender Punkt für die<br />

Wirtschaftlichkeit und somit Grund genug<br />

sich näher mit den Themen Besamungszeitpunkt,<br />

Spermaqualität, Haltungstechnik und<br />

Fütterung im Deckzentrum sowie Jungsaueneingliederung<br />

intensiv zu beschäftigen.<br />

Themen<br />

Das neue Sonderheft „Besamungs-ABC“ bietet<br />

wertvolle Inform<strong>at</strong>ionen und Hilfe rund um<br />

die Besamung und zu folgenden Fragen:<br />

29 Besamung<br />

• Wie erfolgt die optimale Jungsaueneingliederung?<br />

• Welche Anforderungen werden an den<br />

Quarantänestall gestellt?<br />

• Wie soll die Futterr<strong>at</strong>ion für Jungsauen<br />

gestaltet sein?<br />

• Welcher Eber passt zu welcher Sau?<br />

• Welche Anforderungen stellen Sauen an den<br />

Deckstall?<br />

• Welche Möglichkeiten zur hormonellen<br />

Unterstützung der Sau zur Besamung sind<br />

sinnvoll?<br />

• Wann und wie erfolgt die optimale<br />

Besamung?<br />

• Wie sollen Sauenplanerd<strong>at</strong>en effizient<br />

analysiert werden?<br />

• Wie sollen Sauen während der Trächtigkeit<br />

gefüttert werden?<br />

Zudem gewähren die Besamungsst<strong>at</strong>ionen Steinhaus<br />

(OÖ), Gleisdorf (STMK) und Hohenwarth<br />

(NÖ) Einblick in die tägliche Arbeit der Spermaproduktion<br />

von der Absamung bis zum Versand.<br />

Eine gute Gelegenheit also „hinter die Kulissen“<br />

der St<strong>at</strong>ionen zu blicken.<br />

Beim Drehen des Inform<strong>at</strong>ionsvideos wurde immer auf alle Details geachtet.<br />

Foto: Der fortschrittliche Landwirt<br />

Praktische Details auf Video<br />

Die verschiedenen Videos veranschaulichen auf<br />

einfache und praktische Weise, welche Maßnahmen<br />

bei der Jungsaueneingliederung, bei der<br />

Besamung oder bei der Fütterung zu einer höheren<br />

Fruchtbarkeitsleistung führen. Egal ob Besamungszeitpunkt<br />

oder Besamungshygiene, egal<br />

ob Jungsauenkondition oder die Vorstellung<br />

eines optimalen Deckzentrums, auf die Details<br />

kommt es an. Zusätzlich gibt der ca. 40-seitige<br />

Sonderband die Möglichkeit, die vorgestellten<br />

Themen in Ruhe nachzulesen.<br />

Bestellung<br />

Dr. Peter Knapp<br />

Koordin<strong>at</strong>or <strong>VÖS</strong>-Zuchtausschuss<br />

Die Sondernummer „Besamungs-ABC“ incl.<br />

DVD ist erhältlich bei den Besamungsst<strong>at</strong>ionen<br />

Steinhaus (www.szv.<strong>at</strong>,) Gleisdorf<br />

(www.schweinebesamung-gleisdorf.<strong>at</strong>)<br />

Hohenwarth (www.besamung-hohenwarth.<strong>at</strong>)<br />

sowie beim Landwirt Leserservice<br />

(www.landwirt.com).


Ing. Franz Strasser<br />

Ber<strong>at</strong>er LK-OÖ<br />

Restriktiv oder<br />

ad libitum füttern<br />

Bevor die Entscheidung über die Futtertechnik<br />

fällt, muss sich der Mäster über die Art der<br />

Fütterung im Klaren sein. Hier ist zu klären,<br />

ob alle <strong>Schweine</strong> gleichzeitg fressen sollen<br />

(Fresspl<strong>at</strong>zverhältnis 1:1) oder ob sich mehrer<br />

<strong>Schweine</strong> einen Fresspl<strong>at</strong>z teilen (z.B. Tier-<br />

Fresspl<strong>at</strong>zverhältnis = 1:4). Bis vor ca. 10 Jahren<br />

war die Fütterung am Quertrog in 9er –<br />

14er Boxen die gängigste Methode.<br />

Vorteile der restriktiven Fütterung in<br />

„Klein“-Gruppen<br />

• klare Übersicht über die Tiere in der Box<br />

• <strong>Schweine</strong> stehen bei der Fütterung in Reih<br />

und Glied am Trog<br />

• einfache Krankheitserkennung<br />

Flüssig oder trocken füttern –<br />

wer die Wahl h<strong>at</strong>, h<strong>at</strong> die Qual?<br />

Wenn alte Ställe erneuert oder neue Mastställe gebaut werden, dann stehen viele<br />

Mäster vor der Entscheidung, das richtige Futtersystem zu wählen. Ing. Franz Strasser<br />

h<strong>at</strong> die technischen Möglichkeiten erhoben und zusätzlich drei Mäster über ihre<br />

Kaufentscheidung befragt.<br />

• einfache Futtermengenreduktion in der<br />

Endmast<br />

• einfache Medikament<strong>at</strong>ion und Stempelung<br />

der <strong>Schweine</strong><br />

Nachteile<br />

• viel Aufstallung<br />

• mehr Reinigungsarbeit beim Stallwaschen<br />

• Gefahr von verkoteten Trögen<br />

Mit der Entwicklung der CCM tauglichen Breiautom<strong>at</strong>en<br />

kam die Ad libitum-Fütterung so<br />

richtig in Schwung. Zuletzt schaffte auch die<br />

Sensorfütterung (durch Anpassung der Technik)<br />

den Durchbruch.<br />

Wesentlich zur Akzeptanz in der Praxis h<strong>at</strong> die<br />

Weiterentwicklung der Genetik beigetragen.<br />

Heute sind unsere Ferkel in der Lage bei der<br />

Ad libitum-Fütterung ausreichende Fleischfülle<br />

bei akzeptablem Speckauflager auf den<br />

Schlachthaken zu bringen. Zum Eins<strong>at</strong>z<br />

kommt dieses Fütterungssystem heute ausschließlich<br />

in der Großgruppe.<br />

Vorteile der ad libitum-Fütterung<br />

• für Großgruppe geeignet<br />

• höherer Fleischans<strong>at</strong>z<br />

• genetisches Fleischans<strong>at</strong>zvermögen wird zur<br />

Gänze ausgenützt<br />

• mehr Ruhe im Stall<br />

Nachteile<br />

• etwas höheres Fettauflager (vor allem bei<br />

den Kastr<strong>at</strong>en)<br />

• dadurch um 0,3 bis 0,5 % weniger MFA<br />

• Medikamenteins<strong>at</strong>z schwieriger<br />

• Übersicht ist gewöhnungsbedürftig<br />

Management<br />

30


Großgruppe sowohl mit Flüssigoder<br />

Trockenfütterung möglich!<br />

Ist die Entscheidung für die Großgruppe mit<br />

ad libitum - Fütterung gefallen, so ist abzuklären,<br />

ob das Futter flüssig oder trocken vorgelegt<br />

wird. In vielen Betrieben, bei denen<br />

schon eine Flüssigfütterung vorhanden ist,<br />

wird diese erweitert bzw. dem Stand der Technik<br />

angepasst. In den Boxen werden Kurztröge<br />

eingebaut, bei denen das Fresspl<strong>at</strong>zverhältnis<br />

max. 1:4 beträgt. Dies ist die billigste Variante,<br />

da Teile der bestehenden Technik genutzt<br />

werden können.<br />

Bei kompletten Neubauten ist die Entscheidung<br />

schwieriger. Den Mastschweinen ist es<br />

mit Sicherheit egal, ob die gleiche R<strong>at</strong>ion<br />

trocken oder flüssig vorgelegt wird, wenn die<br />

zusätzliche Befeuchtungsmöglichkeit über<br />

den Tränker möglich ist.<br />

Füttertechnik muss<br />

Maiskornsilage vertragen!<br />

Die Flüssigfütterung in der Mast ist vor Jahrzehnten<br />

deshalb zum Standard geworden, da<br />

damit eine hohe Menge Maiskornsilage angemischt<br />

und vorgelegt werden kann. Darüber<br />

hinaus war Molke auch für viele Betriebe die<br />

Futterbasis. Trockenfutteranlagen mit Rohrketten<br />

können heute problemlos Maiskornsilage-Anteile<br />

von 60% (nach Angaben der Hersteller<br />

sogar bis 80%) befördern.<br />

Bei den CCM-tauglichen Breiautom<strong>at</strong>en gilt<br />

das gleiche. Sogar einfache Spiralschnecken<br />

(z.B. Chortime) können ab einem Durchmesser<br />

von 50 mm zufriedenstellend 50% CCM-<br />

Mischungen transportieren. Die einzigen<br />

hygienischen Fragezeichen bei der Rohrkettenbeförderung<br />

sind die Umlenkrollen und die<br />

Übernahmest<strong>at</strong>ion.<br />

Bei sehr feuchten Mischungen (Gesamtfeuchtigkeit<br />

über 30%) steigt die Gefahr der Ablagerungen,<br />

da das Futter ankleben kann. Solche<br />

Mischungen stellen aber in der Praxis Ausnahmen<br />

dar (bei hohen CCM-Anteilen und<br />

Silagefeuchtigkeiten von nahe 40%).<br />

Futteranlagen<br />

mit Chargenmischer<br />

Dieses System ist sehr vielschichtig einsetzbar<br />

aber technisch aufwendig und zugleich teuer<br />

in der Anschaffung. Großer Vorteil dabei ist,<br />

dass für jede Futterstelle (Trog oder Autom<strong>at</strong>)<br />

das Futter eigens gemischt wird. Diese Anlagen<br />

können somit das Futter individuell an<br />

jede Tiergruppe anpassen.<br />

31<br />

Management<br />

Es eignet sich vor allem für geschlossen<br />

Betriebe, da mit einer Futteranlage Zuchtsauen,<br />

Ferkel und Mastschweine gefüttert werden<br />

können. Am bekanntesten ist dabei vor allem<br />

die Spot-Mix-Fütterung von der Firma Schauer.<br />

Bei diesem System wird das Futter trocken<br />

abgemischt und unmittelbar bei der Futterstelle<br />

angefeuchtet. Bei allen anderen Chargenmischervertreibern<br />

(Firma Hörmann, Stallprofie<br />

und Bräuer) wird trocken angemischt<br />

und über eine Rohrkette ausdosiert. Grundsätzlich<br />

werden alle Futteranlagen mit Chargenmischer<br />

über den Fütterungscomputer<br />

vollautom<strong>at</strong>isch gesteuert.<br />

Flüssigfütterung: altbewährt<br />

und technisch ausgereift<br />

Die Flüssigfütterung h<strong>at</strong> sich in den letzten<br />

Jahren auch weiterentwickelt.<br />

Ozonanlage für Fütterungsbehälter. Foto: Strasser<br />

So sind heute die Anmischbehälter aus Niro,<br />

das Rührwerk langsamlaufend und mit einer<br />

Reinigungsanlage bzw. Säurenebelung, Ozonanlage<br />

od. UV Entkeimung ausgest<strong>at</strong>tet. Eine<br />

Kreiselpumpe zur Beförderung der Suppe ist<br />

Standard. Bei den Leitungsquerschnitten wird<br />

von der traditionellen 63er zu 50er Leitungen<br />

tendiert. Damit wird versucht, die Restmengen<br />

in den Leitungen zu reduzieren.<br />

Die Futterhygiene ist ein großer Schwachpunkt<br />

bei der Flüssigfütterung. Durch verschiedene<br />

Maßnahmen versuchen die Hersteller<br />

dieses Problem in den Griff zu bekommen.<br />

Angeboten werden: Säurenebler, Ozongener<strong>at</strong>oren,<br />

UV–Lichtentkeimung und Restlossysteme<br />

Über die Wirkung scheiden sich die Meinungen<br />

der Experten. Praktiker melden aber<br />

eine Verbesserung der Hygiene nach dem Einbau.<br />

Die zusammengefassten Zahlen aus den Arbeitskreisbetrieben <strong>Schweine</strong>mast sagen<br />

folgendes: Ad libitum gefütterte <strong>Schweine</strong> erzielen um 30 g höhere Tageszunahmen<br />

als r<strong>at</strong>ioniert gefütterte. Die MFA-Differenz belief sich auf 0,5% zu Gunsten der r<strong>at</strong>ionierten<br />

<strong>Schweine</strong>. Der DFL/Mastpl<strong>at</strong>z differiert auf Grund der hohen Umtriebe um €<br />

3,60. Foto: Strasser


Phasenfütterung<br />

muss möglich sein<br />

Die Vorteile der Phasenfütterung (N-reduzierte<br />

Fütterung) liegen klar auf der Hand:<br />

• Reduktion des Nährstoffausstoßes<br />

• damit verbunden die Möglichkeit mehr<br />

<strong>Schweine</strong>/ha zu halten<br />

• ernährungsphysiologische Verbesserung der<br />

Tiergesundheit<br />

• Kosteneinsparung<br />

Bei Investitionen soll man daran denken, dass<br />

die „neue“ Futtertechnik diesen Ansprüchen<br />

gerecht wird. Bei Flüssigfütterungen am Quertrog<br />

wird diese Forderung durch das Anmischen<br />

von 2 Rezepturen und 2-maliges Ausdosieren<br />

erfüllt.<br />

Bei Sensorfütterung am Kurztrog wird die<br />

Phasenfütterung schon komplizierter, ist aber<br />

technisch und praktisch machbar.<br />

Bei der CCM-Trockenfütterung mit Schrägmischer<br />

und Autom<strong>at</strong>en lässt sich eine 2-Phasenfütterung<br />

durchführen. Es muss aber 2x<br />

angemischt und ausdosiert werden.<br />

Fütterungen mit Chargenmischer erfüllen diese<br />

Anforderung autom<strong>at</strong>isch, da sie für jede<br />

Futterstelle die R<strong>at</strong>ion separ<strong>at</strong> abmischen.<br />

Problem Medik<strong>at</strong>ion<br />

Bei allen bisher genannten Futtertechniken<br />

ist eine verschleppungsfreie Ausdosierung von<br />

Medikamenten nicht gewährleistet.<br />

CCM-tauglicher Autom<strong>at</strong> wird in der Praxis<br />

gut angenommen. Foto: Strasser<br />

In Oberösterreich sind in vereinzelten Betrieben<br />

eigene Anlagen zur Medik<strong>at</strong>ion eingebaut.<br />

Diese sind von der ursprünglichen Fütterung<br />

gänzlich getrennt, haben aber durch die<br />

unzureichende Löslichkeit der Präpar<strong>at</strong>e einige<br />

Probleme. Bislang ist die Verabreichung von<br />

Hand (aufgelöst in Wasser oder mit einer Vormischung)<br />

die sicherste Methode. Für die<br />

Zukunft sind alle Technikhersteller gefordert,<br />

praktikable Lösungen dafür zu entwickeln.<br />

Fazit<br />

Im Grund erfüllen heute alle am Markt befindlichen<br />

Fütterungstechniken den Ansprüchen<br />

moderner <strong>Schweine</strong>mast. Der Mäster soll vor<br />

der Investition aber klar und deutlich die Vorund<br />

Nachteile jedes Systems für sich abwägen<br />

und die Lösungsvarianten auf seinem Betrieb<br />

durchspielen.<br />

Was sagen 3 Landwirte dazu<br />

Bettina und Rudi Steininger aus Prambachkirchen<br />

fütterten ihre Mastschweine mit einer<br />

Spotmix Anlage. Die Entscheidung lag klar auf<br />

der Hand, da schon der bestehenden Zuchtsauenbestand<br />

damit gefüttert wurde. Die<br />

Mastschweine werden auf Vollspalten gehalten<br />

und am Kurztrog mit Sensor gefüttert. Das<br />

Beobachten und Überwachen der Großgruppe<br />

ist gewöhnungsbedürftig aber mit etwas<br />

Erfahrung leicht zu bewerkstelligen.<br />

Für den geschlossenen Betrieb war für die<br />

Kaufentscheidung ausschlaggebend:<br />

• vielseitig einsetzbar (eine Anlage für Zucht<br />

+ Mastschweine)<br />

• kompakte Bauweise<br />

• einfache Erweiterungsmöglichkeit<br />

Familie Muckenhuber aus Michaelbach h<strong>at</strong><br />

ihren Maststall modernisiert. Dabei fiel die<br />

Entscheidung auf Vollspaltenboden Breiautom<strong>at</strong>en<br />

und CCM tauglicher Trockenfütterung.<br />

Die Futterkammer wurde über dem <strong>Schweine</strong>stall<br />

angeordnet. Für diese Fütterung sprachen<br />

laut Alois Muckenhuber folgende Argumente:<br />

• einfaches und überschaubares System<br />

• Ruhe im Stall wegen ad libitum Fütterung<br />

• keine Probleme mit der Futterhygiene<br />

• es kann 2-phasig gefüttert werden<br />

• hohe Funktionssicherheit<br />

• niedere laufende Energiekosten<br />

• preiswert<br />

Bei Ingrid und Johann Mayer aus Diersbach<br />

war der Maststall zu erneuern. Es wurden die<br />

Spaltenlager samt Betonspalten und die Aufstallung<br />

ausgetauscht, ein Zentralgang angeschlossen<br />

und die Lüftung und Futterkammer<br />

erneuert. Jetzt werden die <strong>Schweine</strong> in Gruppen<br />

zu je 28 <strong>Schweine</strong> gehalten und am Kurztrog<br />

mit Sensor gefüttert. Bei der Fütterungstechnik<br />

entschieden sie sich für eine konventionelle<br />

Flüssigfütterung aus folgenden Gründen:<br />

• altbewährt<br />

• technisch ausgereift<br />

• preiswert<br />

• einfach zu bedienen<br />

Im Flüssigfütterungsbehälter lagern sich Futterreste ab. Foto: Strasser<br />

Und die umfangreiche Investition h<strong>at</strong> sich<br />

gelohnt: Mit der neuen Technik liegen die<br />

Mast- und Schlachtleistungen im vorderen<br />

Drittel der VLV Betriebe.<br />

Management 32


Die politische Kontroverse um ein mögliches<br />

Verbot von Ferkelschutzkörben in der<br />

<strong>Schweine</strong>zucht hätte den Verlust hunderter<br />

heimischer Arbeitsplätze zur Folge.<br />

Schon heute sind die Tierschutz- und Umweltschutzstandards<br />

in der <strong>Schweine</strong>produktion in<br />

Österreich höher, als in der restlichen EU und<br />

erst recht um Dimensionen höher als außerhalb<br />

der EU. Dadurch sind die Produktionskosten<br />

extrem angestiegen. Jene die noch in Hinblick<br />

auf das Ende der Übergangsfrist bis Ende 2012<br />

auf Gruppenhaltung umstellen sollten, investieren<br />

bestenfalls nur in das Notwendigste.<br />

SAktuell sind ca. 100.000 Sauenplätze in<br />

Gefahr. Geschätzte 30 bis 40% der <strong>Schweine</strong>zuchtbetriebe<br />

könnten dadurch aus der Ferkelproduktion<br />

aussteigen. Neben dem Verlust von<br />

ungefähr 500 bis 700 Arbeitskräften in der<br />

direkt betroffenen Stallbau- und Futtermittelbranche<br />

könnte ein Vielfaches davon als Folge<br />

an Wertschöpfung verloren gehen und „das gute<br />

33<br />

Hunderte heimische Arbeitsplätze durch n<strong>at</strong>ionalen<br />

Alleingang beim Tierschutzgesetz in Gefahr!<br />

Anrainer können bei Genehmigungsverfahren<br />

bei Stallum- und -neubauten mehr und mehr<br />

Probleme verursachen. Die Geruchsbelästigung<br />

ist dabei ein gravierendes Argument.<br />

Mit phytogenen Futtermittelzus<strong>at</strong>zstoffen<br />

kann dieser Faktor minimiert werden.<br />

Von Seiten der Landwirtschaft wird nun intensiv<br />

daran geforscht, die Emissionen aus der Tierproduktion<br />

zu verringern. Ein am LFZ Raumberg-<br />

Gumpenstein durchgeführter Versuch brachte<br />

einen ersten großen Erfolg in diese Richtung. Ein<br />

im Versuch getesteter phytogener Futtermittelzus<strong>at</strong>zstoff<br />

zeigte, dass mit dem eingesetzten Produkt<br />

nicht nur die Ammoniak- und Geruchsemissionen<br />

reduziert, sondern auch die Futterverwertung<br />

und die Mastleistungen verbessert werden<br />

können.<br />

Was sind phytogene Futtermittelzus<strong>at</strong>zstoffe?<br />

Phytogene Futtermittelzus<strong>at</strong>zstoffe sind Substanzen,<br />

welche die sensorischen Eigenschaften des<br />

Futters und/oder die Leistung landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere fördern können. Auf Grund ihrer<br />

einzigartigen Zusammensetzung (vorwiegend<br />

ätherische Öle) können phytogene Futtermittelzus<strong>at</strong>zstoffe<br />

einen Rückgang der Ammoniak- und<br />

Geruchsemissionen bewirken, was durch eine<br />

erhöhte Eiweiß- bzw. Aminosäurenverdaulichkeit<br />

Werbung<br />

österreichische Schnitzel“ in Gefahr ger<strong>at</strong>en.<br />

Die Eigenversorgung könnte nicht mehr aufrechterhalten<br />

werden und damit stehen den<br />

Fleischimporten für den Lebensmittelhandel Tür<br />

und Tor offen. Auf Initi<strong>at</strong>ive von Schauer Agrotronic<br />

GmbH wurde eine branchenweite Petition<br />

gegen die geplante Änderung der Tierschutznovelle<br />

dem Agrarsprecher der SPÖ Herrn Franz<br />

Hochegger, stellvertretend<br />

für Herr<br />

BM Alois Stöger,<br />

anlässlich eines<br />

Firmenbesuches<br />

und einer darauffolgendenDiskussion<br />

zu diesem<br />

Thema übergeben.<br />

Damit verbunden<br />

wurde die deutli-<br />

che Bitte bekräftigt,<br />

diesen österreichischenAllein-<br />

gang bei der Umsetzung von Tierschutzrichtlinien<br />

zu stoppen, um für die österreichischen<br />

Bauern und die unmittelbar betroffenen Branchen,<br />

die Arbeitsplätze zu erhalten und für den<br />

österreichischen Konsumenten das AMA Gütesiegel<br />

und die damit garantierte österreichische<br />

Herkunft des „Schnitzels aus Österreich“ weiter<br />

gewährleisten zu können.<br />

In Vertretung für die unterstützenden Firmen überreichte Hr. Ing.<br />

Mag. Thumfart, Schauer Agrotronic, die Petition an Hr. Franz Hochegger,<br />

Agrarsprecher SPÖ OÖ. Foto: Biomin<br />

Phytogene Futtermittelzus<strong>at</strong>zstoffe minimieren<br />

Ammoniak- und Geruchsemissionen<br />

erklärt werden kann. Darüber hinaus wurde festgestellt,<br />

dass diese Substanzen einen positiven<br />

Einfluss auf die Futteraufnahme, Zuwachsleistung<br />

und die Futterverwertung haben.<br />

Der Versuch dauerte ca. 56 Tage und umfasste<br />

zwei Gruppen. Beide Gruppen wurden in baulich<br />

identisch gestalteten Ställen gehalten, die mit<br />

elektronischen Sensoren zur Messung von Ammoniak<br />

und anderen Gasen in der Stallluft ausgest<strong>at</strong>tet<br />

waren. Die Beide Gruppen wurden auf<br />

Vollspaltenböden mit identischer Fütterung sowie<br />

Lüftung gehalten. Das Futter der Versuchsgruppe<br />

unterschied sich lediglich durch den enthaltenen<br />

phytogenen Futtermittelzus<strong>at</strong>zstoff.<br />

Ergebnis<br />

Die durch den Eins<strong>at</strong>z des phytogenen Futterzus<strong>at</strong>zes<br />

„Biomin® P.E.P. MGE“ gemessene reduzierte<br />

Ammoniakreduktion beträgt über die Mastperiode<br />

24,4 %. Die olfaktorischen Untersuchungen<br />

zeigen eine Geruchsreduktion von 29 %. Weiters<br />

konnte die Futterverwertung um 4,3% und die<br />

Mastleistungen um 3,4% verbessert werden.<br />

Ammoniak nicht nur<br />

für die Umwelt problem<strong>at</strong>isch<br />

Experimentelle Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass Ammoniak für den Organismus in entspre-<br />

chenden Konzentr<strong>at</strong>ionen ein starkes Zell- bzw.<br />

Atemgift darstellt. Die Infektabwehr bei <strong>Schweine</strong>n<br />

wird durch Ammoniakkonzentr<strong>at</strong>ionen von<br />

50 ppm (0,005 Vol. %) signifikant geschwächt.<br />

Bereits ab einem Ammoniakgehalt von 20 ppm<br />

(0,002 Vol. %) werden klinische Symptome wie<br />

Reizhusten und gerötete Schleimhäute (Lidbindehäute,<br />

Nase) festgestellt.<br />

Besonders in der Winterzeit kann es durch den<br />

geringeren Luftaustausch sehr schnell zu schädlichen<br />

Ammoniakgehalten in der Stallluft kommen.<br />

Die Kontrollgruppe lag an mehr als 65% der Versuchstage<br />

über dem Wert von 20ppm, in der Versuchsgruppe<br />

mit phytobiotischem Futtermittelzus<strong>at</strong>z<br />

konnte die Anzahl dieser Tage mehr als<br />

halbiert werden.<br />

Fazit<br />

Der phytogene Futtermittelzus<strong>at</strong>zstoff aus dem<br />

Versuch „Biomin® P.E.P. MGE“ ist somit geeignet<br />

die Mastleistung zu verbessern und die Ammoniak<br />

und Geruchsemissionen samt den daraus resultierenden<br />

Immissionen aus der <strong>Schweine</strong>haltung<br />

deutlich zu verringern und erleichtert somit<br />

Genehmigungsverfahren bei Stallum- und neubauten.


E I N L A D U N G zur<br />

S C H W E I N E F A C H T A G U N G<br />

Der VERBAND NÖ. SCHWEINEZÜCHTER<br />

und die ERZEUGERGEMEINSCHAFT GUT STREITDORF<br />

sowie die Partnerorganis<strong>at</strong>ionen<br />

BESAMUNGSSTATION HOHENWARTH<br />

und LFI<br />

laden Sie ein zur alljährlichen Fachveranstaltung zu den Themen:<br />

„Moderne Management- u. Fütterungsstr<strong>at</strong>egien zur<br />

dauerhaften Realisierung von Spitzenleistungen“<br />

(Univ. Prof. Dr. Gerhard Schwarting, Hochschule für<br />

Wirtschaft und Umwelt Nürtingen)<br />

„Impfungen im <strong>Schweine</strong>bestand“<br />

(Univ. Prof. Dr. Wolfgang Sipos, VetMedUni Wien)<br />

„Eigentumssicherung für <strong>Schweine</strong>betriebe“<br />

(BzI Karl Zederbauer, NÖ Landeskriminalamt)<br />

Stadtsaal Hollabrunn - 9.1.2012, 13.30 Uhr<br />

Erlauftalhalle Wieselburg - 10.1.2012, 9.00 Uhr<br />

Werbung 34


Goldener Lukullus für verdiente Persönlichkeiten<br />

„Die höchste Auszeichnung, die die AMA vergeben kann, ist der Goldene Lukullus. Damit wollen wir jene Personen, Organis<strong>at</strong>ionen<br />

und Unternehmen auszeichnen, die sich durch ihr außergewöhnliches Engagement im Bereich der landwirtschaftlichen Erzeugung,<br />

Be- und Verarbeitung sowie Vermarktung besondere Verdienste erworben haben“, erklärt Dr. Stephan Mikinovic, Geschäftsführer<br />

der AMA Marketing den Hintergrund dieser Auszeichnung.<br />

Bei der diesjährigen Lukullus Verleihung der AgrarmarktAustria wurden gleich zwei Funktionäre des <strong>VÖS</strong> für ihre Verdienste für<br />

die Fleischwirtschaft ausgezeichnet! Der Obmann der Styriabrid, Josef Polz, und der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Gut<br />

Streitdorf, Ing. Johann Nolz, durften von Bundesminister Berlakovich den goldenen Lukullus entgegennehmen. Dies ist die höchste<br />

Auszeichnung – sozusagen der Oskar der Fleischwirtschaft. Wir gr<strong>at</strong>ulieren den Ausgezeichneten recht herzlich! Foto: <strong>VÖS</strong><br />

Zuchtschweine-Verkauf<br />

Oberösterreich<br />

<strong>Schweine</strong>zuchtverband OÖ<br />

Ried 13. Dezember <strong>2011</strong><br />

Ried 24. Jänner 2012<br />

Ried 28. Feber 2012<br />

Beginn: 11 Uhr<br />

Ab Hof: Tel.: 07242/27884-41<br />

oder: www.szv.<strong>at</strong><br />

35 Berichte / Termine / Werbung<br />

Steiermark<br />

SZS.-<strong>Schweine</strong>Zucht Steiermark<br />

Geschäftsstelle in Gleisdorf -<br />

Tel.: 03112/5484 oder www.szs.or.<strong>at</strong><br />

Burgenland<br />

Bgld. <strong>Schweine</strong>zucht- u. Ferkelvermarktungs<br />

GmbH. Tel.: 02617/2217<br />

Niederösterreich<br />

VNS - Mon<strong>at</strong>licher Ab-Hof-Verkaufsk<strong>at</strong>alog<br />

kann angefordert werden unter<br />

02269/2218-18 oder unter www.vns.or.<strong>at</strong><br />

Kärnten<br />

Landesverband der Kärntner <strong>Schweine</strong>züchter<br />

- Tel.: 0463/5850-1502<br />

Verkäufe ab Hof unter 0463/5850-1504

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