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Schwerpunkt: Bundestagung in Hamburg Katholiken im protestantischen Norden 29. bis 31. Oktober: die BKU-Bundestagung in Hamburg „Auch im protestantischen Norden findet eine BKU-Bundestagung statt!“ So begrüßte der Vorsitzende der Diözesangruppe Hamburg die rund 140 Teilnehmer dieser Veranstaltung vom 29. bis 31. Oktober in der Handelskammer zu Hamburg. Zur Einstimmung stellte Wilp die Stadt und das gleichnamige Bistum vor: In Hamburg leben 1,8 Millionen Menschen, von denen zehn Prozent katholisch sind. In dieser Diaspora wurde der örtliche BKU im Jahr 2004 wiederbelebt. Hier finden die Katholiken der Stadt Gleichgesinnte und eine geistige Heimat, was die Arbeit der Gruppe trotz der Diaspora-Situation leicht mache, erklärte Wilp. Im Auftaktreferat ging der Staatsrat der Finanzbehörde Hamburg, Dr. Michael Voges, der Frage nach, was sich der Staat in Zeiten von Rekordverschuldung und Haushaltslöchern noch leisten kann (Seite 5). Ihm folgte ein „Grandseigneur der deutschen Politik“: Der SPD-Außenpolitiker Dr. Hans-Ulrich Klose, MdB, der aus seinem „sehr privaten Verhältnis zu Amerika“ heraus über die USA berichtete (Seite 7). Zum Abschluss des ersten Tages steuerte dann Einen engagierten Vortrag hielt Minister a.D. Dr. Werner Marnette. 4 BKU-Journal 4 2010 Auftakt zur BKU-Bundestagung in Hamburg: Die BKU-Bundesvorsitzende Marie-Luise Dött, MdB (v.li), der SPD-Außenpolitiker Dr. Hans-Ulrich Klose, MdB, sowie Marcus Wilp und Stefan Weiland vom Vorstand des Hamburger BKU. Fotos: Unterberg/Walter noch der Vorstandssprecher des Bankhauses Donner & Reuschel, BKU-Mitglied Marcus Vitt, einen persönlichen Bericht über das Wertemanagement dieser Privatbank bei (S. 8). Dass die Wirtschaftskrise noch nicht überwunden ist, glaubt Minister a.D, Dr. Werner Marnette. In einem leidenschaftlichen Plädoyer beschrieb er, welche Reformen seiner Meinung nach derzeit erforderlich sind. Dazu gehöre eine Vereinheitlichung des zersplitterten Schulsystems, in dem nach jeder Landtagswahl aus ideologischen Gründen neue Operationen am lebenden Objekt vorgenommen würden. Für die Wirtschaft wünscht sich Marnette einen gesunden Mix aus Industrie und Dienstleistung. Den Banken attestierte Marnette eine besondere Verantwortung für die Funktionsfähigkeit der Wirtschaft, der sie jedoch nicht nachkämen. Besonders unverständlich ist es für ihn, dass viele Banken bereits wieder agieren wie vor der Wirtschaftskrise. Der Vortrag Marnettes ist in den Grünen Seiten dieses BKU-Journals dokumentiert. Die Inhalte des BKU brachte der Vorsitzende des BKU-Ar- beitskreises Nachhaltigkeit, Prof. Dr. Ernst Hagenmeyer, ein. Der ehemalige Vorstand der Energieversorgung Schwaben beschrieb die Nachhaltigkeit, die das BKU- Jahresthema 2011 sein wird, als Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Und er stellte den BKU-Unternehmerspiegel Nachhaltigkeit vor (S. 8). Weit über das Bistum Hamburg hinaus bekannt ist Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke, der in der gegenwärtigen Gesell- Weihbischof Dr. Jaschke. schaft eine Tendenz zur Beliebigkeit und einen Rückgang des Religiösen sieht. „Wir brauchen eine menschenfreundliche Ethik in der Wirtschaft“, hielt der Weihbischof dagegen. Der Rückzug der Kirchen aus der Öffentlichkeit ➞
➞ führe zu einer „Erosion der gesellschaftlichen Wertebasis“. Dies müsse unter allen Umständen verhindert werden, denn „Religion gebe Halt und Bindung“, die in Zeiten zunehmender Säkularisierung und Individualisierung wichtiger sei denn je. Unter Bezug auf die aktuellen Papstenzykliken stellte er dar, welche Orientierungen die Kirche der Wirtschaft anbietet. So erkenne die Katholische Soziallehre die positiven Eigenschaften des Marktes an – als die Institution, die Begegnungen und Austausch zwischen den Menschen ermögliche. Weitere Wegmarken setzte der Vorsitzende der Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmannes zu Hamburg, Egbert Diehl. Der attestierte selbstbewusst, dass dieses Leitbild „en vogue“ sei – aber auch mit vielen diffusen Begriffen verhaftet (S. 6). Der Erzbischof von Hamburg, Dr. Werner Thissen, feierte mit den Tagungsteilnehmern ein festliches Hochamt im neu renovierten Mariendom (S. 6). Doch bei all den Vorträgen blieb auch noch Zeit, die Schönheiten Hamburgs kennenzulernen. Das begann mit einem Abendessen auf dem Traditionssegler „Rickmer Rickmers“ und setzte sich bei Stadt- und Hafenrundfahrt fort. Und die Teilnehmer, die noch bis Sonntag blieben, bekamen in einer eindrucksvollen Führung die Hafencity mit dem Rohbau der Elbphilharmonie zu sehen. Ein besonderer Dank gilt den Freunden von der Diözesangruppe Hamburg, die unter Leitung von Marcus Wilp und Stefan Weiland eine Projektgruppe gegründet hatten, die mit viel Liebe zum Detail die Tagung vorbereitet hatten. Das letzte Wort hatte traditionell der Gastgeber der nächsten Tagung: Der Vorsitzende der DG Aachen, Andrée Brüning, lud die Teilnehmer zur Bundestagung 2011 ein, die vom 7. bis 9. Oktober in der Kaiserstadt stattfindet. Fotos und Texte: Benedikt Walter und Peter Unterberg Schwerpunkt: Bundestagung in Hamburg Rundgänge in Hamburg: Tagungsteilnehmer bei Exkursionen durch Hafencity (oben), Innenstadt (unten links) und Speicherstadt (unten rechts). Mit dem Geld auskommen Finanz-Staatsrat Voges fordert Umdenken Was kann und sollte sich der Staat in Zeiten von Rekordverschuldung und Haushaltslöchern noch leisten? Dieser Frage ging der Staatsrat der Finanzbehörde Hamburg, Dr. Michael Voges, nach. Voges wies zunächst darauf hin, dass Hamburg eine der wichtigsten deutschen Metropolregionen ist: Alleine der Hafen beschäftige 150 000 Arbeitnehmer – mit steigender Tendenz. Zudem konnte Voges berichteten, dass auch für Hamburgs Wirtschaft ein Ende der Krise absehbar ist. Gleichzeitig räumte er aber ein: „Auch Hamburg hat in den letzten Jahren über seine Verhältnisse gelebt.“ Nun sei es höchste Zeit, zu einer Konsolidierung der Finanzen zu kommen: „Die Politik muss endlich lernen, mit dem vorhandenen Geld auszukommen“, forderte der Finanzsenator. Schulden, so stellte er klar, erweiterten kurzfristig den Handlungsspielraum – und engten ihn langfristig ein. Er möche den Hamburger Haushalt sanieren: Finanz-Staatsrat Dr. Michael Voges. Allerdings sei Hamburg bei der Konsolidierung schon auf einem guten Weg. An einem aktuellen Beispiel kam auch Voges nicht vorbei: dem Bau der Elbphilharmonie, der mit aktuell anvisierten 300 Millionen Euro deutlich teurer wird als geplant. Doch auch ohne dieses Geld ließe sich der Haushalt der Hansestadt kaum retten: Mit 300 Millionen könne er gerade einmal drei Monate die Sozialhilfe finanzieren, rechnete der Staatsrat vor. BKU-Journal 4 2010 5
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