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Management braucht Spiritualität<br />
Ein Blick in den Erfahrungsschatz der Klöster zur Menschenführung<br />
Management braucht Spiritualität,<br />
denn auch wirtschaftliche<br />
Entscheidungen müssen ethisch<br />
begründet sein, glaubt der<br />
Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises<br />
Christliche Spiritualität, Michael<br />
Bommers. Um hierfür Entscheidungshilfen<br />
zu geben, hatte der<br />
Arbeitskreis am 25. September<br />
zum Besinnungstag nach Düsseldorf<br />
eingeladen.<br />
Erster Referent war der Rektor der<br />
Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule Münster, Prof. Dr.<br />
Thomas Dienberg OFMCap. Im<br />
Vortrag des Kapuzinerpaters ging<br />
es zentral um die Verantwortung<br />
der Führung und das Geführtwerden.<br />
Mit Blick auf das Tagesthema<br />
„Management braucht Spiritualität“<br />
begann Dienberg mit einer<br />
Begriffsklärung: „Spiritualität<br />
ist die fortwährende Umformung<br />
eines Menschen, der in leidenschaftlicher<br />
und verantworteter<br />
Beziehung auf den Anruf Gottes<br />
antwortet.“ Mit anderen Worten:<br />
Die Spiritualität beschreibt, in<br />
welchem Geist jeder einzelne<br />
Christ seine Beziehung zu Gott<br />
lebt, an dieser Beziehung arbeitet<br />
und danach sein Leben ausrichtet.<br />
Dabei kommen zwei Elemente zusammen:<br />
Das Geschenk der Gnade<br />
Gottes, die jeder Christ in der<br />
Taufe erhält. Zweitens die Askese,<br />
die ständige Anstrengung, an der<br />
Gottesbeziehung zu arbeiten.<br />
Nach diesem Einstieg stellte<br />
Dienberg die drei Ordensregeln<br />
vor, die bis heute als Erfolgsrezept<br />
für die Führung von Klöstern – und<br />
Unternehmen – gelten. Die Ordensgründer<br />
Augustinus, Benedikt<br />
und Franziskus haben diese<br />
„Klassiker“ verfasst. Interessant<br />
ist, dass seit dem Laterankonzil im<br />
Jahr 1215 keine neuen Ordensregeln<br />
mehr verfasst werden dürfen.<br />
Alle neuen Orden, die seither entstanden<br />
sind, mussten eines dieser<br />
drei Konzepte übernehmen.<br />
Aus den Arbeitskreisen<br />
Sie berichteten aus dem Erfahrungsschatz der Klöster in Sachen Menschenführung:<br />
Pater Johannes Zabel, OP, (v.li.), Pater Thomas Dienberg<br />
OFMCap und Michael Bommers, der Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises<br />
Christliche Spiritualität.<br />
Die Unterschiede zwischen den<br />
Regeln betreffen vor allem die<br />
Rolle des Abtes. Bei Bendikt spielt<br />
dieser als Stellvertreter Christi<br />
im Kloster eine zentrale Rolle und<br />
begleitet wie ein Patriarch auch den<br />
Glaubensweg jedes seiner Mönche.<br />
Augustinus und Franziskus definieren<br />
die Oberen dagegen eher als<br />
Dienende.<br />
Abgesehen von diesen Unterschieden<br />
stehen das Gebet, das Dienen<br />
und das Geführtwerden im Mittelpunkt<br />
der Anforderungen an das<br />
Führungspersonal. Darüber hinaus<br />
gilt für die Orden, dass Müßiggang<br />
„der Seele Feind“ sei und Arbeit als<br />
Gottesdienst gesehen wird.<br />
Bei der Umsetzung im Management<br />
komme es vor allem<br />
auf die innere Haltung an, nach der<br />
jede Führungsperson ihr Leben gestaltet.<br />
Die Frage sei, ob man diese<br />
innere Haltung am Leben und<br />
Handeln ablesen könne. Dabei<br />
können schon Kleinigkeiten eine<br />
wichtige Hilfe sein, schlug Dienberg<br />
vor: Ein kurzes Stoßgebet<br />
oder ein fünfminütiger Spaziergang<br />
können hier schon Wunder wirken.<br />
Dominikanerpater Johannes<br />
Zabel fragte anschließend, wie<br />
Liebe und Barmherzigkeit zur Gerechtigkeit<br />
stehen. „Beide sind einerseits<br />
verschieden. Andererseits<br />
ist – so Papst Benedikt in seiner Sozialenzyklika<br />
„Caritas in veritate“<br />
– die Gerechtigkeit untrennbar<br />
mit der Liebe verbunden“, erläuterte<br />
der Geistliche Berater der<br />
<strong>BKU</strong>-Diözesangruppe Düsseldorf.<br />
Gerechtigkeit sei das Mindestmaß.<br />
Die Liebe aber gehe über die<br />
Gerechtigkeit hinaus. „Die christliche<br />
Handlungsmaxime, die Gerechtigkeit<br />
mit Liebe verbinden<br />
kann, steht in der Goldenen Regel<br />
in der Bibel: Alles, was ihr von anderen<br />
erwartet, das tut auch ihnen.“<br />
(Mt 7,12). „Wir sollen den ersten<br />
Schritt tun und auf andere Menschen<br />
zugehen und nicht abwarten,<br />
dass andere sich bewegen“, mahnte<br />
Zabel. „Mit Zuversicht und Liebe<br />
leben heißt auch, den ersten<br />
Schritt zu tun. Dann dürfen wir<br />
auch erwarten, dass uns positiv geantwortet<br />
wird.“ Peter Unterberg<br />
23./24. September<br />
2011: <strong>BKU</strong>-Wallfahrt<br />
Die 12. <strong>BKU</strong>-Wallfahrt findet am<br />
23./24. September 2011 in Maria<br />
Lindenberg bei St. Peter statt. Dieser<br />
Wallfahrtsort bei Freiburg liegt<br />
in unmittelbarer Nähe des ehemaligen<br />
Benediktinerklosters, Priesterseminars<br />
und Geistlichen Zentrums<br />
St. Peter.<br />
Einzelheiten werden in Kürze unter<br />
www.bku.de/Termine veröffentlicht.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2010 27