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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Erkenntnis waren die Vereinigten Staaten erst unter Theodore Roosevelt gelangt,<br />

dessen Friedensnobelpreis noch heute den nach ihm benannten Raum im<br />

Weißen Haus ziert. Fast hundertzwanzig Jahre haben wir gebraucht, überlegte<br />

<strong>Jack</strong>, als der Wagen abbog und langsamer fuhr. Roosevelt erhielt den Preis für<br />

die Schlichtung einer unerheblichen Grenzstreitigkeit; wir aber versuchen mit<br />

Hilfe der Saudis, die erst seit fünfzig Jahren so etwas wie einen Staat haben, das<br />

gefährlichste Pulverfaß der zivilisierten Welt zu entschärfen. Für uns besteht<br />

also nicht der geringste Anlaß zur Überheblichkeit.<br />

<strong>Das</strong> Protokoll bei Staatsanlässen ist so komplex und wohleinstudiert wie die<br />

Choreographie beim Ballett. Der Wagen - früher eine Kutsche - fährt vor. Der<br />

Schlag wird von einem Protokollbeamten - einstmals ein Diener - geöffnet.<br />

Der empfangende Würdenträger wartet einsam und ernst, bis der Gast ausgestiegen<br />

ist. Der Gast nickt dem Diener zu, wenn er höflich ist, und <strong>Ryan</strong> ist<br />

höflich. Ein anderer, höherer Protokollbeamter begrüßt den Gast und geleitet<br />

ihn dann zum Würdenträger. Links und rechts stehen Wachen, in diesem Fall<br />

bewaffnete Soldaten. Die Presse war aus naheliegenden Gründen ausgeschlossen.<br />

<strong>Das</strong> Ganze wäre bei Temperaturen unter vierzig Grad behaglicher gewesen.<br />

Immerhin gab es eine schattenspendende Markise, als <strong>Ryan</strong> zum Würdenträger<br />

geführt wurde.<br />

"Willkommen in meinem Land, Dr. <strong>Ryan</strong>." Prinz Ali Ben Scheich begrüßte<br />

<strong>Jack</strong> mit einem festen Händedruck.<br />

"Ich bin erfreut, Hoheit."<br />

"Bitte folgen Sie mir."<br />

"Gerne, Hoheit." Ehe ich verdampfe, fügte <strong>Jack</strong> insgeheim hinzu.<br />

Ali führte <strong>Jack</strong> und den Mann von der Botschaft ins Gebäude; dort trennten<br />

sich ihre Wege. <strong>Das</strong> Haus war einer der zahlreichen Paläste der vielen Prinzen,<br />

aber <strong>Ryan</strong> fand die Bezeichnung "Verwaltungspalast" treffender. Es war kleiner<br />

als vergleichbare Gebäude, die <strong>Ryan</strong> in Großbritannien besucht hatte, und<br />

sauberer, wie er zu seiner Überraschung feststellte. Vielleicht lag das an der<br />

Luft, die, anders als im feuchten und rußigen London, rein und trocken war.<br />

Die Temperatur in den klimatisierten Räumen mußte über dreißig Grad betragen<br />

haben, trotzdem fühlte <strong>Ryan</strong> sich wohl. Der Prinz trug ein wallendes<br />

Gewand und hatte ein Tuch um den Kopf geschlungen, das von zwei Schnüren<br />

- wie nennt man die Dinger noch? fragte sich <strong>Ryan</strong> - festgehalten wurde.<br />

Darüber hätte ich mich informieren lassen sollen, warf er sich vor. Aber<br />

eigentlich war das Ganze Aldens Aufgabe gewesen, der sich in der Region viel<br />

besser auskannte - doch Charlie Alden war tot, und nun hatte <strong>Jack</strong> den Ball.<br />

Ali Ben Scheich galt bei Außenministerium und CIA als Prinz ohne Portefeuille.<br />

Der Mann, der großer, schlanker und jünger als <strong>Ryan</strong> war, beriet<br />

den König von Saudi-Arabien in Fragen der Außenpolitik und der Aufklärung.<br />

Vermutlich erstattete ihm der von den Briten ausgebildete saudische Nachrichtendienst<br />

Meldung, aber ganz klar war das nicht - zweifellos ein weiteres<br />

Vermächtnis der Briten, die es mit der Geheimhaltung sehr viel ernster nahmen<br />

als die Amerikaner. Alis Dossier bei der CIA war zwar dick, befaßte sich<br />

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