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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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"Hatten Sie einen guten Flug?" fragte der Diplomat.<br />

"Nicht übel. Ist hier alles bereit?"<br />

"Jawohl, Sir."<br />

<strong>Jack</strong> genoß die respektvolle Anrede. "Gut, dann packen wir's an."<br />

"Ich habe Anweisung, Sie bis an die Tür zu begleiten."<br />

"Richtig."<br />

"Es mag Sie interessieren, daß wir bisher keine Anfragen von der Presse<br />

hatten. Washington hat diesmal Stillschweigen gewahrt."<br />

"<strong>Das</strong> wird sich ändern. In fünf Stunden geht der Tanz los."<br />

Riad war sauber, unterschied sich aber von westlichen Städten insofern, als<br />

alle Gebäude neu waren. Die Stadt war zwar nur zwei Flugstunden von Israel<br />

entfernt, aber nie so umkämpft gewesen wie Palästina. Die alten Handelsrouten<br />

hatten einen weiten Bogen um das Landesinnere gemacht, wo die Hitze<br />

mörderisch war und die Nomaden, anders als die wohlhabenden Fischer und<br />

Händler an der Küste, ihr karges Leben gefristet hatten, zusammengehalten<br />

nur vom Islam, der von den heiligen Städten Mekka und Medina ausgegangen<br />

war. Den Umschwung hatten zwei Entwicklungen gebracht. Zum einen hatten<br />

die Briten hier im Ersten Weltkrieg einen Entlastungsangriff gegen das Osmanische<br />

Reich gestartet und Truppen gebunden, die den Mittelmächten anderswo<br />

hätten nützlich sein können. Zum anderen war man hier in den<br />

dreißiger Jahren auf Öl gestoßen - Reserven, die Texas weit in den Schatten<br />

stellten. In der Folge hatten sich erst Arabien und dann der Rest der Welt<br />

verändert.<br />

Anfangs waren die Beziehungen zwischen den Saudis und dem Westen heikel<br />

gewesen. Noch immer waren die Saudis sowohl hochzivilisiert als auch primitiv.<br />

Es gab auf dieser Halbinsel Menschen, die noch vor dreißig Jahren ein Nomadenleben<br />

wie im Bronzezeitalter geführt hatten. Gleichzeitig hatte das Land eine<br />

bewundernswerte islamische Tradition und strenge, aber gerechte Gesetze, die<br />

eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den Vorschriften des Talmud aufwiesen.<br />

Innerhalb einer kurzen Zeitspanne hatte sich dieses Volk an unermeßlichen<br />

Reichtum gewöhnt und wurde im "kultivierten" Westen ob seiner Verschwendungssucht<br />

verspottet. In Wirklichkeit aber war dieses Land nur ein Glied<br />

mehr in der Kette der neureichen Staaten, zu denen auch Amerika einmal<br />

gehört hatte. <strong>Ryan</strong>, selber neureich, hatte Verständnis. Leute mit "altem" Geld<br />

- verdient von aufgeblasenen Vorfahren, deren ungehobelte Manieren in Vergessenheit<br />

geraten waren - fühlten sich in Gesellschaft jener, die ihr Vermögen<br />

erarbeitet und nicht geerbt hatten, immer etwas unbehaglich. Unter Nationen<br />

war das nicht anders. Die Saudis und ihre arabischen Brüder waren noch auf<br />

dem Weg zu einer Nation, die reich und einflußreich zu werden versprach,<br />

hatten aber dabei einige harte Lektionen lernen müssen - zuletzt beim Zusammenprall<br />

mit ihren Nachbarn im Norden. Und da sie überwiegend die richtigen<br />

Konsequenzen gezogen hatten, hoffte <strong>Ryan</strong>, daß ihnen der nächste Schritt<br />

ebenso leichtfallen würde. Zur wahren Größe gelangt ein Land nicht durch<br />

militärische oder wirtschaftliche Macht, sondern als Friedensstifter. Zu dieser<br />

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