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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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"Was macht ihr mit Informanten?" fragte Bock.<br />

"Wir haben letzte Woche einen geschnappt", erwiderte Kati mit einem<br />

grausamen Lächeln. "Ehe er starb, nannte er uns den Namen seines Führungsoffiziers,<br />

den wir nun beschatten."<br />

Bock nickte. Früher wäre der israelische Offizier einfach erschossen worden,<br />

aber Kati hatte dazugelernt. Nun beobachtete man den Mann sehr vorsichtig<br />

und nur sporadisch in der Hoffnung, weitere Spitzel zu identifizieren.<br />

"Und die Russen?"<br />

"Diese Schweine liefern uns nichts Vernünftiges mehr. Wir stehen allein,<br />

wie immer", antwortete Kati heftig. Dann fiel die Miene des Arabers wieder in<br />

seine Niedergeschlagenheit zurück.<br />

"Du wirkst erschöpft."<br />

"Ich habe einen langen Tag hinter mir. Du bestimmt auch."<br />

Bock gähnte und reckte sich. "Bis morgen dann?"<br />

Kati nickte, stand auf und führte den Gast zu seinem Zimmer. Bock drückte<br />

ihm die Hand, ehe er sich zurückzog. Sie kannten sich nun seit fast zwanzig<br />

Jahren.<br />

Kati ging zurück ins Wohnzimmer und trat von dort ins Freie. Seine Wachmannschaften<br />

waren bereit und auf ihren Posten. Wie immer wechselte er ein<br />

paar Worte mit ihnen, denn wer sich um seine Männer kümmert, dem dienen<br />

sie auch treu. Dann ging er zu Bett, nachdem er sein Abendgebet gesprochen<br />

hatte. Es beunruhigte ihn ein wenig, daß sein Freund Günther, ein tapferer,<br />

kluger und treuer Mann, Atheist war. Kati verstand nicht, wie man ohne<br />

Glauben weiterkämpfen konnte.<br />

Kämpft er überhaupt noch? fragte sich Kati, als er sich niederlegte und die<br />

schmerzenden Arme und Beine ausstreckte. Im Grunde genommen war Bock<br />

erledigt. Petra hätte im Kugelhagel der GSG-9 sterben sollen, das wäre für<br />

Günther besser gewesen. Dem Vernehmen nach war sie nur nicht getötet<br />

worden, weil sie von dem Kommandotrupp beim Stillen überrascht worden<br />

war. Da hätte kein Mensch, der diesen Namen verdiente, abdrücken können.<br />

Diese Sünde hätte Kati trotz seines Hasses auf die Israelis nie begehen können.<br />

Er dachte an Petra und lächelte. Einmal, als Günther verreist war, hatte er mit<br />

ihr geschlafen. Sie war einsam gewesen, und da er gerade heißblütig von einem<br />

erfolgreichen Einsatz im Libanon, bei dem ein israelischer Militärberater der<br />

christlichen Milizen starb, zurückgekehrt war, fielen sie einander in die Arme<br />

und kosteten ihren revolutionären Eifer zwei leidenschaftliche Stunden lang<br />

aus.<br />

Weiß Günther Bescheid? fragte er sich. Hat Petra etwas gesagt?<br />

Vielleicht, aber das machte nichts. Bock war nicht so eifersüchtig wie die<br />

Araber, die den Zwischenfall als tödliche Beleidigung aufgefaßt hätten. Europäer<br />

gingen mit solchen Dingen so lässig um. Seltsam, dachte Kati, aber nicht<br />

die einzige Merkwürdigkeit im Leben. Bock war ein wahrer Freund, das stand<br />

fest, in dessen Brust die Flamme so hell loderte wie in seiner eigenen. Schade<br />

nur, daß die Ereignisse in Europa dem Freund das Leben so vergällten. Seine<br />

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