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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Ben Jakobs entspannter Dauerblick flackerte nicht, als <strong>Ryan</strong> das sagte. Er<br />

nahm diese Erklärung als Hinweis auf <strong>Ryan</strong>s zunehmende Reife. <strong>Ryan</strong> war ihm<br />

als Mensch und Fachmann tief sympathisch, aber für persönliche Vorlieben<br />

und Abneigungen ist im Geheimdienstgeschäft kein Platz. Etwas fundamental<br />

Bedeutendes bahnte sich an. Scott Adler war in Moskau gewesen und hatte<br />

anschließend zusammen mit <strong>Ryan</strong> den Vatikan besucht. Nach dem ursprünglichen<br />

Plan sollte <strong>Ryan</strong> parallel zu Aldens Aufenthalt in Riad beim israelischen<br />

Außenministerium sondieren, aber das lag dank Aldens peinlichem Ausrutscher<br />

nun nicht mehr an.<br />

Avi Ben Jakob war ein selbst für Geheimdienstbegriffe außerordentlich gut<br />

informierter Mann. <strong>Ryan</strong> schwafelte über die Bedeutung Israels als zuverlässigstem<br />

Verbündeten der USA im Nahen Osten. Nun, von einem Historiker ist<br />

das zu erwarten, fand Avi. Die meisten Amerikaner waren dieser Ansicht, ganz<br />

gleich, wie <strong>Ryan</strong> selbst empfinden mochte, und Israel erhielt in der Folge mehr<br />

Insider-Tips aus der US-Regierung als jedes andere Land - mehr sogar noch als<br />

die Briten, die offizielle Beziehungen zur amerikanischen Geheimdienstszene<br />

unterhielten.<br />

Aus solchen Quellen hatten Ben Jakobs Aufklärungsleute erfahren, daß<br />

<strong>Ryan</strong> hinter dieser Sache steckte. Ihm kam das höchst unwahrscheinlich vor.<br />

<strong>Ryan</strong> war zwar fast so intelligent wie Alden, sah sich aber eher als Diener, der<br />

Politik umsetzte, denn als Initiator. Zudem hatte der US-Präsident vor seinen<br />

engsten Vertrauten keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen <strong>Ryan</strong> gemacht.<br />

Und Elizabeth Elliot haßte den Mann, weil sie, dem Vernehmen nach, vor der<br />

Wahl aneinandergerasselt waren. Nun, Regierungsmitglieder sind eben notorische<br />

Primadonnen, dachte General Jakob, ganz anders als <strong>Ryan</strong> und ich. Wir<br />

haben beide dem Tod mehr als einmal ins Auge gesehen und brauchen nicht<br />

immer einer Meinung zu sein. Wir haben Achtung voreinander.<br />

Moskau, Rom, Tel Aviv, Riad. Was ließ sich daraus ableiten?<br />

Scott Adler, ein sehr geschickter Karrierediplomat, war die erste Wahl von<br />

Außenminister Talbot gewesen. Talbot selbst war ebenfalls ein kluger Mann.<br />

Man mochte von Fowler halten, was man wollte, aber eines mußte man ihm<br />

lassen: Er hatte sehr kompetente Leute in sein Kabinett und seinen Beraterstab<br />

geholt. Abgesehen von Elizabeth Elliot, korrigierte sich Ben Avi. Scott Adler<br />

leistete die Vorarbeit für seinen Minister und war bei wichtigen Verhandlungen<br />

immer an seiner Seite.<br />

Am erstaunlichsten war natürlich, daß kein einziger Informant des Mossad<br />

wußte, was gespielt wurde. "Etwas Wichtiges, den Nahen Osten betreffend",<br />

hatte man ihm gemeldet. "Nichts Genaues... aber <strong>Ryan</strong> von der CIA hat etwas<br />

damit zu tun..." Ende der Meldung.<br />

Avi reagierte gelassen. Dies war ein Spiel, bei dem man nie alle Karten zu<br />

sehen bekam. Sein Bruder hatte als Kinderarzt ähnliche Probleme mit seinen<br />

kleinen Patienten; die konnten oder wollten auch nicht sagen, was ihnen fehlte.<br />

Doch sein Bruder bekam wenigstens die Chance, zu fragen, zu deuten, das<br />

Stethoskop anzusetzen...<br />

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