Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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23.01.2013 Aufrufe

gewesen. Er hatte Kati nur vier Finger brechen und dann die gebrochenen Knochen noch etwas bearbeiten müssen. Bei Ghosn - er kannte nun seinen Namen - waren etwas drastischere Maßnahmen erforderlich gewesen, aber die Aussagen der beiden waren fast identisch. "Ich hab's auch gehört, aber -" "Ganz schön ambitioniert, diese Schweine." Clark füllte eine Plastiktüte mit Eisbeuteln, trug sie nach hinten und legte sie auf Katis Hand. Schließlich hatte er nun seine Informationen, und er war kein Sadist. Am besten wäre, sagte er sich, die Kerle jetzt einfach aus dem Flugzeug zu schmeißen, aber das ist nicht meine Aufgabe. Die beiden Terroristen waren mit Handschellen an ihre Sitze gefesselt. Clark setzte sich in die letzte Reihe, um sie im Auge behalten zu können. Hinten stand auch ihre Gepäck. Nun, da er Zeit hatte, beschloß er, es einmal zu durchsuchen. "Hallo, Ryan", sagte der Präsident von seinem Sessel. "Hi, Arnie." "Das war ein schlimmer Tag, Bob", meinte van Damm. "Allerdings." Der Mann war gealtert. Ein Klischee, aber es stimmte. Seine Haut war fahl, dunkle Ringe umgaben seine Augen. Fowlers sonst immer sorgfältig gekämmtes Haar war zerzaust. "Ryan, haben Sie die Kerle?" "Ja, Sir. Zwei unserer Agenten schnappten sie in Mexico City: Ismael Kati und Ibrahim Ghosn. Wer Kati ist, wissen Sie ja; ihn suchen wir schon seit Jahren. Er war an dem Bombenanschlag auf die Marines in Beirut beteiligt und hat alle möglichen anderen Aktionen inszeniert, darunter zwei Flugzeugentführungen und weitere Terroranschläge, vorwiegend in Israel. Ghosn gehört zu seiner Organisation und ist anscheinend Ingenieur. Irgendwie gelang es ihnen, die Bombe zu bauen." "Wer finanzierte das?" fragte der Präsident. "Wir - das heißt, unsere Leute - mußten das mit Gewalt aus ihnen herausholen. Sir, das ist streng genommen illegal -" Nun kam wieder Leben in Fowlers Augen. "Ich vergebe ihnen! Weiter!" "Sir, sie sagten aus, die Operation sei von Ajatollah Mahmoud Hadschi Darjaei finanziert und unterstützt worden." "Iran." Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Fowlers Augen begannen wieder zu glänzen. "Korrekt. Wie Sie wissen, ist der Iran über den Ausgang des Golfkrieges nicht gerade begeistert. Unseren Agenten zufolge sagten die Terroristen folgendes aus: Der Plan sah zwei Operationen vor, die Bombe in Denver und den Zwischenfall in Berlin. Beteiligt war auch Günther Bock, ehemals RAF, dessen Frau im vergangenen Jahr in Deutschland verhaftet wurde und sich später im Gefängnis erhängte. Die Absicht war, uns und die Russen in einen nuklearen Schlagabtausch zu treiben oder zumindest unsere Beziehungen so zu vergiften, daß die Golfregion wieder ins Chaos zurückverfiele. Angeblich glaubt Darjaei, dies sei den Interessen des Irans förderlich." 746

"Wo hatten sie die Waffe her?" "Sie behaupten, es sei eine israelische Bombe gewesen, die offenbar 1973 verlorenging. Wir müssen das noch mit den Israelis abklären, aber ich halte es für plausibel. Das Plutonium stammte aus der Anlage Savannah River, wo vor einigen Jahren eine große Menge spaltbaren Materials abhanden kam. Wir vermuteten schon immer, daß die erste Generation der israelischen Kernwaffen mit dem von dort beschafften Material hergestellt wurde." Fowler stand auf. "Sie sagen, daß dieser verfluchte Mullah dahintersteckte? Daß ihm hunderttausend tote Amerikaner nicht genügten? Daß er einen Atomkrieg vom Zaun brechen wollte?" "So lauten unsere Informationen, Sir." "Wo ist der Kerl?" "Mr. President, wir wissen allerhand über ihn. Er unterstützte mehrere terroristische Gruppen. Er war die lauteste islamische Stimme gegen das Vatikan-Abkommen, verlor aber viel an Prestige, als es Wirkung zu zeitigen begann, und das verbesserte nicht gerade seine Laune. Er lebt in Ghom im Iran. Seine Fraktion hat an Macht eingebüßt, und es gab bereits einen Anschlag auf ihn." "Halten Sie die Aussagen für plausibel?" "Jawohl, Mr. President." "Glauben Sie, daß Darjaei zu so etwas fähig ist?" "Unter Berücksichtigung seiner bisherigen Aktionen - ja." "Und er wohnt in Ghom?" "Korrekt. Ghom ist ein Wallfahrtsziel der Schiiten mit über 100000 Einwohnern. Die exakte Zahl kenne ich nicht." "Und wo wohnt er genau?" "Das ist das Problem. Seit er im letzten Jahr beinahe einem Attentat zum Opfer fiel, wechselt er täglich das Quartier. Allerdings bewegt er sich nur innerhalb eines bestimmten Stadtviertels. Eine genauere Position kann ich Ihnen nur mit einer Toleranz von plusminus einer Meile oder so geben." "Und er ist wirklich verantwortlich?" "Unseren besten Daten zufolge sieht es so aus, Mr. President." "Aber Sie können ihn nicht punktgenau lokalisieren." "So ist es, Sir." Darüber dachte Fowler einige Sekunden lang nach, und als er wieder sprach, erstarrte Ryan das Blut in den Adern. "Das ist genau genug." PRÄSIDENT NARMONOW: WIR HABEN DIE TERRORISTEN FESTGENOMMEN UND DEN UM­ FANG DER OPERATION FESTGESTELLT... "Kann das möglich sein?" "Ich würde sagen, ja", erwiderte Golowko. "Darjaei ist ein Fanatiker, der die Amerikaner abgrundtief haßt." 747

gewesen. Er hatte Kati nur vier Finger brechen und dann die gebrochenen<br />

Knochen noch etwas bearbeiten müssen. Bei Ghosn - er kannte nun seinen<br />

Namen - waren etwas drastischere Maßnahmen erforderlich gewesen, aber<br />

die Aussagen der beiden waren fast identisch.<br />

"Ich hab's auch gehört, aber -"<br />

"Ganz schön ambitioniert, diese Schweine." Clark füllte eine Plastiktüte mit<br />

Eisbeuteln, trug sie nach hinten und legte sie auf Katis Hand. Schließlich hatte<br />

er nun seine Informationen, und er war kein Sadist. Am besten wäre, sagte er<br />

sich, die Kerle jetzt einfach aus dem Flugzeug zu schmeißen, aber das ist nicht<br />

meine Aufgabe. Die beiden Terroristen waren mit Handschellen an ihre Sitze<br />

gefesselt. Clark setzte sich in die letzte Reihe, um sie im Auge behalten zu<br />

können. Hinten stand auch ihre Gepäck. Nun, da er Zeit hatte, beschloß er, es<br />

einmal zu durchsuchen.<br />

"Hallo, <strong>Ryan</strong>", sagte der Präsident von seinem Sessel. "Hi, Arnie."<br />

"<strong>Das</strong> war ein schlimmer Tag, Bob", meinte van Damm.<br />

"Allerdings." Der Mann war gealtert. Ein Klischee, aber es stimmte. Seine<br />

Haut war fahl, dunkle Ringe umgaben seine Augen. Fowlers sonst immer<br />

sorgfältig gekämmtes Haar war zerzaust. "<strong>Ryan</strong>, haben Sie die Kerle?"<br />

"Ja, Sir. Zwei unserer Agenten schnappten sie in Mexico City: Ismael Kati<br />

und Ibrahim Ghosn. Wer Kati ist, wissen Sie ja; ihn suchen wir schon seit<br />

Jahren. Er war an dem Bombenanschlag auf die Marines in Beirut beteiligt und<br />

hat alle möglichen anderen Aktionen inszeniert, darunter zwei Flugzeugentführungen<br />

und weitere Terroranschläge, vorwiegend in Israel. Ghosn gehört zu<br />

seiner Organisation und ist anscheinend Ingenieur. Irgendwie gelang es ihnen,<br />

die Bombe zu bauen."<br />

"Wer finanzierte das?" fragte der Präsident.<br />

"Wir - das heißt, unsere Leute - mußten das mit Gewalt aus ihnen herausholen.<br />

Sir, das ist streng genommen illegal -"<br />

Nun kam wieder Leben in Fowlers Augen. "Ich vergebe ihnen! Weiter!"<br />

"Sir, sie sagten aus, die Operation sei von Ajatollah Mahmoud Hadschi<br />

Darjaei finanziert und unterstützt worden."<br />

"Iran." <strong>Das</strong> war keine Frage, sondern eine Feststellung. Fowlers Augen<br />

begannen wieder zu glänzen.<br />

"Korrekt. Wie Sie wissen, ist der Iran über den Ausgang des Golfkrieges<br />

nicht gerade begeistert. Unseren Agenten zufolge sagten die Terroristen folgendes<br />

aus:<br />

Der Plan sah zwei Operationen vor, die Bombe in Denver und den Zwischenfall<br />

in Berlin. Beteiligt war auch Günther Bock, ehemals RAF, dessen<br />

Frau im vergangenen Jahr in Deutschland verhaftet wurde und sich später im<br />

Gefängnis erhängte. Die Absicht war, uns und die Russen in einen nuklearen<br />

Schlagabtausch zu treiben oder zumindest unsere Beziehungen so zu vergiften,<br />

daß die Golfregion wieder ins Chaos zurückverfiele. Angeblich glaubt Darjaei,<br />

dies sei den Interessen des Irans förderlich."<br />

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