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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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und Beamte waren bloße Bürokraten und zählten nicht. Die Agenten vom Secret<br />

schenkten Elizabeth Elliot etwa so viel Beachtung wie dem Hund des Präsidenten,<br />

wenn er einen gehabt hätte. Für die Agenten und Beamten, die den Betrieb<br />

im Weißen Haus ungeachtet des Kommens und Gehens diverser Wichtigtuer in<br />

Gang hielten, war E. E. eine von den vielen Personen, die ihren Aufstieg<br />

parteipolitischen Taktiken verdankten und im Lauf der Zeit wieder verschwanden.<br />

Für Kontinuität sorgten nur die Leute vom Fach, die treu ihre Pflicht taten,<br />

wie sie es im Diensteid gelobt hatten. Im Weißen Haus herrschte ein altes<br />

Kastensystem: Jede Gruppe fühlt sich allen anderen überlegen.<br />

E. E. kehrte in ihr Zimmer zurück, stellte den Kaffee ab und reckte sich<br />

gründlich. Ihr Drehsessel war bequem - insgesamt fand sie die Ausstattung<br />

erstklassig und weitaus besser als in Bennington -, aber die endlosen Wochen<br />

der langen Arbeitstage hatten nicht nur einen seelischen, sondern auch körperlichen<br />

Tribut gefordert. Es wird Zeit, daß ich mich wieder sportlich betätige oder<br />

wenigstens mal einen Spaziergang mache, sagte sie sich. Viele ihrer Kollegen<br />

vertraten sich in der Mittagspause die Beine; manche liefen sogar. Junge Frauen,<br />

besonders die ledigen, joggten mit den im Haus tätigen Offizieren vom Militär ­<br />

zweifellos, weil sie die bei den Soldaten üblichen kurzen Haare und schlichten<br />

Gemüter attraktiv fanden. Doch da E. E. keine Zeit für solche Spielereien hatte,<br />

beschränkte sie sich auf ein paar Streckübungen und setzte sich dann leise<br />

fluchend an ihren Tisch. Sie, Lehrstuhlinhaberin an Amerikas bedeutendstem<br />

Frauen-College, mußte für einen verfluchten Yalie die Sekretärin spielen. Aber<br />

da Meckern nichts änderte, ging sie wieder an die Arbeit.<br />

Sie hatte die Presseschau zur Hälfte durchgearbeitet, blätterte um und hob<br />

ihren gelben Filzstift. Der Umbruch war schlampig; E. E., die einen schon<br />

pathologisch zu nennenden Ordnungssinn hatte, ärgerte sich über die schiefen<br />

Spalten. Oben auf Seite elf stand ein kurzer Artikel aus dem Hartford Courant<br />

mit der Überschrift: VATERSCHAFTSKLAGE GEGEN ALDEN. Ihre Hand<br />

mit der Kaffeetasse hielt in der Luft inne. <strong>Das</strong> kann doch nicht wahr sein, dachte<br />

E.E.<br />

"... Ms. Marsha Blum beschuldigt Professor Charles W. Alden, früherer<br />

Leiter des Fachbereichs Geschichte an der Universität in Yale und jetziger<br />

Sicherheitsberater von Präsident Fowler, der Vater ihrer neugeborenen Tochter<br />

zu sein. Die junge Frau, die an ihrer Dissertation über russische Geschichte<br />

arbeitet, bezieht sich auf ein zweijähriges Verhältnis mit Dr. Alden und klagt<br />

wegen unterlassener Unterhaltszahlungen ..."<br />

"Der geile Bock", flüsterte Elliot.<br />

Da hatte sie nicht unrecht. Dr. Alden hatte wegen seiner amourösen Eskapaden<br />

bereits Seitenhiebe von der Washington Post einstecken müssen. Charlie<br />

jagte jedem Kleidungsstück hinterher, in dem eine Frau steckte.<br />

Marsha Blum... Jüdin? spekulierte E. E. Hm, hat der Kerl doch tatsächlich<br />

eine seiner Doktorandinnen gevögelt und ihr sogar ein Kind verpaßt. Komisch,<br />

daß sie nicht abgetrieben, die Sache aus der Welt geschafft hat. Ist sie sauer, weil<br />

sie von ihm abserviert wurde?<br />

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