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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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litischer Natur. Über diese informierte er sich, indem er am Morgen zwei<br />

Nachrichtenprogramme gleichzeitig sah; eine Angewohnheit, die seine Frau<br />

auf die Palme und seine Untergebenen zum Lachen gebracht hatte. So brauchte<br />

Dr. Alden erst um acht zum Dienst zu erscheinen, um sich informieren zu<br />

lassen und dem Chef dann um halb zehn einen Vortrag zu halten. Da Fowler<br />

mit der CIA nur ungern direkt zu tun hatte, war es E. E., die kurz nach sechs die<br />

Depeschen und Meldungen durchsah, mit den CIA-Beamten vom Dienst konferierte<br />

- gegen diese hatte auch sie eine Aversion - und sich mit Leuten vom<br />

Außen- und Verteidigungsministerium besprach. Außerdem las sie die Presseübersicht<br />

und strich für ihren Chef, den schätzenswerten Dr. Charles Alden,<br />

wichtige Artikel an.<br />

"Als wär' ich eine Tippse!" fauchte E. E.<br />

Alden war für sie praktisch ein Widerspruch in sich. Ein Liberaler, der<br />

knallhart redete, ein Schürzenjäger, der für die Gleichberechtigung der Frau<br />

eintrat, ein freundlicher, rücksichtsvoller Mann, der es wahrscheinlich genoß,<br />

sie zur Funktionärin zu degradieren. Weniger wichtig fand sie, daß er die<br />

Weltlage scharfsinnig beobachtete und erstaunlich genaue Prognosen abgeben<br />

konnte und ein Dutzend geistreicher und substantieller Bücher verfaßt hatte.<br />

Für sie zählte nur, daß er ihr vor die Nase gesetzt worden war. Fowler hatte ihr<br />

den Posten nämlich schon versprochen, als er noch ein aussichtsloser Präsidentschaftskandidat<br />

gewesen war. Daß Alden im Eckbüro des Westflügels und<br />

sie im Souterrain landete, war Ergebnis eines politischen Kuhhandels. Diese<br />

Konzession hatte der Vizepräsident auf dem Parteikonvent eingeklagt und<br />

darüber hinaus noch ein Büro, das eigentlich ihr zugestanden hätte, einem<br />

seiner Leute zugeschanzt. Sie wurde also in den Keller verbannt. Als Gegenleistung<br />

stieg der Vizepräsident in Fowlers Team ein und führte den Wahlkampf<br />

so unermüdlich, daß nach Ansicht vieler Kommentatoren ihm der Sieg zu<br />

verdanken war. Der Vize hatte Kalifornien eingebracht, und ohne die Stimmen<br />

dieses Staates säße J. Robert Fowler noch heute als Gouverneur in Ohio. Und<br />

so mußte sich Elizabeth Elliot mit einem siebzehn Quadratmeter großen<br />

Kabuff im Souterrain abfinden und dazu noch für einen Yalie, der sich einmal<br />

im Monat in einer Talkshow spreizte und mit ihr als Hofdame mit Staatsoberhäuptern<br />

parlierte, Sekretärin und Verwaltungsassistentin spielen.<br />

Dr. Elizabeth Elliot war in ihrer notorischen üblen Morgenlaune. Sie verließ<br />

ihr Arbeitszimmer und holte sich in der Kantine eine Tasse Kaffee. <strong>Das</strong> starke<br />

Gebräu aus der Maschine machte ihre Laune noch schlechter, aber sie fing sich<br />

und setzte ein Lächeln auf, mit dem sie das Sicherheitspersonal, das jeden<br />

Morgen am Eingang zum Westflügel ihren Ausweis prüfte, nie bedachte; für<br />

sie waren das einfach nur Bullen, und um die brauchte man sich nicht zu<br />

kümmern. <strong>Das</strong> Essen wurde von Marinestewards serviert. Positiv daran war<br />

nur, daß sie überwiegend Minoritäten angehörten, und die vielen Filipinos<br />

unter ihnen waren in E. E.'s Augen ein skandalöses Überbleibsel aus Amerikas<br />

Kolonialzeit. Wichtig im Haus waren nur die politischen Beamten, für die E. E.<br />

ihren schwach entwickelten Charme reservierte; langgediente Sekretärinnen<br />

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