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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Die Garde war auch mit Gewehren des schweizerischen Herstellers SIG<br />

ausgerüstet und trug nicht ausschließlich Renaissance-Kostüme. Seit dem<br />

Anschlag auf den Papst hatten viele Männer eine zusätzliche Ausbildung<br />

erhalten - unauffällig natürlich, denn martialische Praktiken paßten nicht zum<br />

Image des Vatikans. <strong>Ryan</strong> fragte sich, wie der Vatikan offiziell zum Todesschuß<br />

stand und ob der Kommandeur der Schweizergarde sich ärgerte, weil Vorgesetzte,<br />

die weder die Art der Bedrohung noch etwas von der Notwendigkeit<br />

durchgreifender Schutzmaßnahmen verstanden, ihm Beschränkungen auferlegten.<br />

Bestimmt aber nutzten die Männer der Garde ihren Spielraum, so gut<br />

sie konnten, murrten, wenn sie unter sich waren, und äußerten, wenn ihnen der<br />

Zeitpunkt recht erschien, ihre Meinung - wie jeder in diesem Geschäft.<br />

Empfangen wurden sie von einem irischen Bischof namens Shamus OToole,<br />

dessen dichter roter Haarschopf einen schrillen Kontrast zu seiner Kleidung<br />

abgab. <strong>Ryan</strong> stieg als erster aus dem Wagen, und es schoß ihm die Frage durch<br />

den Kopf: Muß ich nun OTooles Ring küssen? Er wußte es nicht; einen<br />

richtigen Bischof hatte er seit seiner Kommunion nicht mehr gesehen. OToole<br />

löste dieses Problem geschickt und drückte <strong>Ryan</strong> herzhaft die Hand.<br />

"Überall auf der Welt begegnet man Iren", sagte er und grinste breit.<br />

"Irgend jemand muß ja für Ordnung sorgen."<br />

"Wohl wahr!" Nun begrüßte der Bischof Adler, der, da er Jude war, nicht im<br />

Traum daran dachte, jemandes Ring zu küssen. "Kommen Sie mit, meine<br />

Herren!"<br />

OToole führte sie in ein Gebäude, dessen Geschichte ein dreibändiges<br />

gelehrtes Werk und dessen Kunst und Architektur einen Bildband gerechtfertigt<br />

hätten. Die geschickt in die Türrahmen integrierten Metalldetektoren im<br />

zweiten Stock waren nur für Experten, wie <strong>Jack</strong> einer war, zu bemerken. Wie<br />

im Weißen Haus, dachte er. Nicht alle Männer der Schweizergarde waren in<br />

Uniform. Einige Leute, die in Zivil durch die Korridore streiften, wirkten zu<br />

jung und zu fit, um Bürokraten zu sein. <strong>Ryan</strong> hatte dennoch den Eindruck, sich<br />

in einem Zwischending aus Museum und Kloster zu befinden. Die Priester<br />

trugen Soutanen, und die ebenfalls zahlreich anwesenden Nonnen gingen in<br />

Tracht und nicht, wie ihre amerikanischen Schwestern, in Halbzivil. <strong>Ryan</strong> und<br />

Adler wurden kurz in einem Wartezimmer alleine gelassen - nicht, um ihnen<br />

Unannehmlichkeiten zu bereiten, sondern um ihnen Gelegenheit zu geben, das<br />

Ambiente zu genießen. <strong>Ryan</strong> betrachtete bewundernd eine Madonna von<br />

Tizian, während Bischof OToole die Besucher anmeldete.<br />

"Erstaunlich. Hat der Mann jemals ein kleines Bild gemalt?" murmelte<br />

<strong>Ryan</strong>.<br />

Adler lachte leise. "Auf jeden Fall verstand er es, eine Miene, einen Blick und<br />

einen Moment festzuhalten. Ah, es ist soweit."<br />

"Gut", sagte <strong>Ryan</strong>, der sich erstaunlich zuversichtlich fühlte.<br />

"Gentlemen!" rief OToole von der offenen Tür her. "Hier entlang, bitte."<br />

Sie gingen durch ein zweites Vorzimmer mit zwei unbesetzten Schreibtischen<br />

auf eine riesige, über vier Meter hohe Doppeltür zu.<br />

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