23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

die Realität, und Wahrnehmungen wichtiger waren als Fakten. Der Amerikaner<br />

hatte ihn in Rom in einer trivialen Angelegenheit angelogen. Log er jetzt auch?<br />

Und wenn das der Fall war, galt <strong>aller</strong> Fortschritt der vergangenen zehn Jahre<br />

nichts mehr. Alles war umsonst gewesen.<br />

Wie brechen Kriege aus? fragte sich Narmonow still in seiner Ecke. In der<br />

Geschichte waren Eroberungskriege von starken Führern vom Zaun gebrochen<br />

worden, denen es nach mehr Macht gelüstet hatte. Die Zeit der Männer mit<br />

imperialistischen Ambitionen aber war vorbei; den letzten dieser Verbrecher<br />

hatte der Tod vor nicht allzu langer Zeit ereilt. Der Umschwung war im 20.<br />

Jahrhundert gekommen. Wie hatte der Erste Weltkrieg begonnen? Ein Attentäter<br />

mit TB hatte einen dröhnenden Hanswurst umgebracht, der bei seiner<br />

eigenen Familie so unbeliebt gewesen war, daß sie noch nicht einmal zu seiner<br />

Beerdigung kommen wollte. Eine anmaßende diplomatische Note hatte Zar<br />

Nikolaus bewogen, einem Volk, für das er geringe Sympathien empfand, zu Hilfe<br />

zu kommen, und dann hatten die Fahrpläne für die Mobilisierung das Geschehen<br />

bestimmt. Wie sich Narmonow entsann, hatte Nikolaus die letzte Chance<br />

gehabt. Es hatte in seiner Macht gestanden, den Krieg zu verhindern. Aber da<br />

ihm die Kraft fehlte, hatte er aus Furcht und Schwäche den Mobilisierungsbefehl<br />

unterzeichnet, einen Schlußstrich unter eine Ära gezogen und eine neue beginnen<br />

lassen. Ausgebrochen war der Konflikt, weil kleine, furchtsame Männer<br />

weniger Angst vor einem Krieg hatten als davor, Schwäche zeigen zu müssen.<br />

Fowler ist so ein Mensch, sagte sich Narmonow. Stolz und arrogant, ein Mann,<br />

der mich in einer Kleinigkeit anlog, weil er befürchtete, er könne in meiner<br />

Achtung sinken. Er muß empört über die vielen Toten sein und weitere Opfer<br />

fürchten, aber mehr noch fürchtet er, Schwäche zu zeigen. Und mein Land ist<br />

einem solchen Mann ausgeliefert.<br />

Narmonow saß in einer netten Falle. Die Ironie der Lage hätte ein verkniffenes,<br />

bitteres Lächeln auslösen können, aber der sowjetische Präsident stellte die<br />

Tasse ab, weil sein Magen keine heiße, bittere Flüssigkeit mehr vertrug. Auch er<br />

durfte keine Schwäche zeigen - oder? <strong>Das</strong> würde Fowler nur zu noch irrationaleren<br />

Akten ermuntern. Andrej Iljitsch Narmonow fragte sich, ob das, was er von<br />

Jonathan Robert Fowler hielt, vielleicht auch auf ihn zutraf... Aber nun mußte<br />

er eine Antwort formulieren. Passivität konnte als Schwäche ausgelegt werden.<br />

"Keine Antwort?" fragte Fowler den Verwaltungsunteroffizier.<br />

"Nein, Sir, noch nichts", antwortete Orontia, ohne den Blick vom Monitor zu<br />

wenden.<br />

"Mein Gott", murmelte der Präsident. "Die vielen Toten..."<br />

Und ich könnte auch zu ihnen gehören, dachte Liz Elliot. Der Gedanke ließ ihr<br />

keine Ruhe, rollte an wie die Brandung am Strand, brach sich, wich zurück und<br />

kehrte wieder. Jemand wollte uns töten, und mich auch. Dabei wissen wir nicht<br />

einmal, wer das getan hat und warum.<br />

"<strong>Das</strong> darf nicht so weitergehen."<br />

Wir wissen noch nicht einmal, was wir verhindern wollen. Wer steckt<br />

690

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!