Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller
Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller
nur einen plausiblen Zweck haben: den Berg Cheyenne in den See Cheyenne zu verwandeln. Ein angenehmer Gedanke. Borstein war Kampfpilot gewesen. Auf der F-100, von ihren Piloten "der Hunne" genannt, hatte er begonnen, war zur F-4 Phantom aufgestiegen und hatte zuletzt in Europa eine Staffel F-15 befehligt. Er war schon immer ein Draufgänger gewesen - Knüppel und Pedale, Schutzbrille und Halstuch: ein Tritt ans Fahrwerk, Feuer ins Triebwerk und ab die Post. Bei diesem Gedanken zog Borstein die Stirn kraus. Selbst er war nicht alt genug, um diese Zeit vergessen zu haben. Seine Aufgabe war die Verteidigung des kontinentalen Luftraums; er hatte zu verhindern, daß jemand sein Land in die Luft jagte. Und er hatte versagt. Ganz in seiner Nähe war eine Stadt zerbombt worden, zusammen mit seinem Chef, und er hatte keine Ahnung, wer das getan hatte oder warum. An Versagen war Borstein nicht gewöhnt, aber eben damit sah er sich nun konfrontiert, als er auf seinen riesigen Kartendisplay schaute. "General!" rief ein Major. "Was gibt's?" "Wir fangen Funk- und Mikrowellenverkehr auf; vermutlich versetzt der Iwan seine Raketenregimeter in Alarmbereitschaft. Ähnliches ist von Marinestützpunkten zu vernehmen. Moskau gibt Blitzmeldungen heraus." "Himmel noch mal!" Borstein griff wieder zum Telefon. "Wirklich? Noch nie?" fragte Liz Elliot. "Seltsam, aber wahr", erwiderte Borstein. "Selbst während der Kubakrise versetzten die Russen ihre ICBM nicht in Alarmbereitschaft." "Unglaublich", schnaubte Fowler. "Wirklich nie?" "Der General hat recht", meinte Ryan. "Der Grund ist ein schon immer miserabel gewesenes Telefonnetz. Ich nehme an, man hat es inzwischen soweit verbessert -" "Was soll das heißen?" "Mr. President, der Teufel steckt im Detail. So wie wir geben die Sowjets solche Befehle telefonisch durch. Anweisungen von solcher Tragweite kann man nicht über ein Netz geben, das immer wieder mal zusammenbricht. Die Russen haben also große Summen in seine Verbesserung gesteckt, so wie wir viel für unser neues Kommando- und Führungssystem aufgewendet haben. Inzwischen benutzen sie Glasfaserkabel und ein ganz neues Mikrowellen- Richtfunksystem. Und deshalb erfuhren wir auch von dem Alarm", erklärte Jack. "Wir fingen Streusignale von Relaisverstärkern auf." "In ein paar Jahren, wenn die Umstellung auf Glasfaserkabel komplett ist, erfahren wir dann überhaupt nichts mehr", fügte General Fremont hinzu. "Das gefällt mir nicht." "Mir auch nicht", meinte Ryan. "Aber wir sind schließlich auf DEFCON-2, oder?" "Unsinn, das wissen sie doch gar nicht", warf Liz Elliot ein. "Haben wir ihnen das mitgeteilt?" 668
"Nein, aber vielleicht hören sie bei uns mit. Ich sagte doch bereits, daß sie Berichten zufolge unser Chiffriersystem entschlüsselt haben." "Die NSA sagt, Sie wären nicht ganz bei Trost." "Mag sein, aber die NSA irrt sich nicht zum ersten Mal." "Wie schätzen Sie Narmonows Geisteszustand ein?" Hat er ebensoviel Schiß wie ich? dachte Ryan. "Sir, das ist von hier aus nicht zu beurteilen." "Wir wissen ja noch nicht einmal, ob er selbst an der Leitung ist", warf Liz Elliot ein. "Liz, ich lehne Ihre Hypothese ab", bellte Jack über die Konferenzschaltung. "Gestützt wird sie nur von Hinweisen aus meiner Behörde, an denen wir unsere Zweifel haben." Jack bereute nun bitter, mit diesem Material ins Weiße Haus gegangen zu sein. "Schluß jetzt, Jack!" fauchte der Präsident zurück. "Ich brauche Fakten, keine Diskussionen. Verstanden?" "Sir, ich muß Sie erneut darauf hinweisen, daß nicht genug Informationen vorliegen, auf denen sich eine Entscheidung basieren ließe." "Alles Käse", meinte ein Colonel neben General Fremont. "Was wollen Sie damit sagen?" Der CINC-SAC wandte sich vom Telefon ab. "Dr. Elliot hat recht, Sir. Was sie vorhin sagte, klang plausibel." "Mr. President", hörten sie eine Stimme sagen. "Es geht eine Nachricht über den heißen Draht ein." PRÄSIDENT FOWLER: WIR ERFUHREN GERADE, DASS EINE US-EINHEIT IN BERLIN OHNE WARNUNG EINE SOWJETISCHE EINHEIT ANGEGRIFFEN HAT. DER MELDUNG NACH SIND DIE VERLUSTE SCHWER. ICH BITTE UM EINE ERKLÄRUNG. "Scheiße!" flüsterte Ryan, als er das Fax gelesen hatte. "Ich bitte um Stellungnahme", sagte Fowler über die Konferenzschaltung. "Am besten sagen wir, daß wir von dem Vorfall nichts wissen", riet Liz Elliot. "Geben wir die Sache zu, übernehmen wir einen Teil der Verantwortung." "Jetzt zu lügen wäre katastrophal", erwiderte Ryan heftig und hatte dabei das Gefühl, es zu übertreiben. Wenn du zu brüllen anfängst, hören sie nicht mehr auf dich, dachte er. Also mit der Ruhe... "Das können Sie Narmonow erzählen", schoß Liz Elliot zurück. "Schließlich sind wir von ihnen angegriffen worden." "Den Meldungen nach schon, aber -" "Ryan, bezichtigen Sie unsere Leute der Lüge?" grollte Borstein. "Nein, General, aber Sie wissen genausogut wie ich, daß die Informationen in Krisen oft unzuverlässig sind." 669
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"Nein, aber vielleicht hören sie bei uns mit. Ich sagte doch bereits, daß sie<br />
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"Mag sein, aber die NSA irrt sich nicht zum ersten Mal."<br />
"Wie schätzen Sie Narmonows Geisteszustand ein?"<br />
Hat er ebensoviel Schiß wie ich? dachte <strong>Ryan</strong>. "Sir, das ist von hier aus nicht<br />
zu beurteilen."<br />
"Wir wissen ja noch nicht einmal, ob er selbst an der Leitung ist", warf Liz<br />
Elliot ein.<br />
"Liz, ich lehne Ihre Hypothese ab", bellte <strong>Jack</strong> über die Konferenzschaltung.<br />
"Gestützt wird sie nur von Hinweisen aus meiner Behörde, an denen wir<br />
unsere Zweifel haben." <strong>Jack</strong> bereute nun bitter, mit diesem Material ins Weiße<br />
Haus gegangen zu sein.<br />
"Schluß jetzt, <strong>Jack</strong>!" fauchte der Präsident zurück. "Ich brauche Fakten,<br />
keine Diskussionen. Verstanden?"<br />
"Sir, ich muß Sie erneut darauf hinweisen, daß nicht genug Informationen<br />
vorliegen, auf denen sich eine Entscheidung basieren ließe."<br />
"Alles Käse", meinte ein Colonel neben General Fremont.<br />
"Was wollen Sie damit sagen?" Der CINC-SAC wandte sich vom Telefon ab.<br />
"Dr. Elliot hat recht, Sir. Was sie vorhin sagte, klang plausibel."<br />
"Mr. President", hörten sie eine Stimme sagen. "Es geht eine Nachricht über<br />
den heißen Draht ein."<br />
PRÄSIDENT FOWLER:<br />
WIR ERFUHREN GERADE, DASS EINE US-EINHEIT IN BERLIN OHNE<br />
WARNUNG EINE SOWJETISCHE EINHEIT ANGEGRIFFEN HAT. DER<br />
MELDUNG NACH SIND DIE VERLUSTE SCHWER. ICH BITTE UM EINE<br />
ERKLÄRUNG.<br />
"Scheiße!" flüsterte <strong>Ryan</strong>, als er das Fax gelesen hatte.<br />
"Ich bitte um Stellungnahme", sagte Fowler über die Konferenzschaltung.<br />
"Am besten sagen wir, daß wir von dem Vorfall nichts wissen", riet Liz<br />
Elliot. "Geben wir die Sache zu, übernehmen wir einen Teil der Verantwortung."<br />
"Jetzt zu lügen wäre katastrophal", erwiderte <strong>Ryan</strong> heftig und hatte dabei<br />
das Gefühl, es zu übertreiben. Wenn du zu brüllen anfängst, hören sie nicht<br />
mehr auf dich, dachte er. Also mit der Ruhe...<br />
"<strong>Das</strong> können Sie Narmonow erzählen", schoß Liz Elliot zurück. "Schließlich<br />
sind wir von ihnen angegriffen worden."<br />
"Den Meldungen nach schon, aber -"<br />
"<strong>Ryan</strong>, bezichtigen Sie unsere Leute der Lüge?" grollte Borstein.<br />
"Nein, General, aber Sie wissen genausogut wie ich, daß die Informationen<br />
in Krisen oft unzuverlässig sind."<br />
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