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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Doch er konnte das Lächeln der beiden Kleinen, deren Augen und Nase wie die<br />

der Mutter waren, nicht vergessen. Wenigstens wußte er, daß ihnen kein Haß<br />

auf ihn eingetrichtert werden würde, denn sie wußten nichts von Günthers und<br />

Petras früherer Existenz. Er hatte sich einer Sache verschrieben, die größer und<br />

wichtiger war als seine physische Existenz, und zusammen mit seinen Genossen<br />

bewußt und entschieden auf eine bessere Welt für die Massen hingearbeitet.<br />

In diesem Sinne wollten sie ihre Kinder erziehen, damit die nächste<br />

Generation der Bocks die Früchte der heroischen Anstrengungen ihrer Eltern<br />

ernten konnte. Und das sollte ihm nun versagt bleiben. Günther Bock empfand<br />

kalten Haß.<br />

Bedrückender noch war seine Konfusion. <strong>Das</strong> Unvorstellbare war geschehen.<br />

<strong>Das</strong> Volk des Ersten Arbeiter- und Bauernstaates hatte sich revolutionär<br />

gegen seinen fast perfekten sozialistischen Staat erhoben und für ein von den<br />

Kräften des Imperialismus errichtetes monströses Ausbeutersystem entschieden,<br />

verführt von den Verlockungen des Konsums allein? Bock konnte trotz<br />

seiner Intelligenz keinen rationalen Zusammenhang erkennen, konnte sich<br />

nicht zu der Erkenntnis durchringen, daß die Menschen seines Landes den<br />

"wissenschaftlichen Sozialismus" geprüft und als nicht praktikabel verworfen<br />

hatten.<br />

Er hatte zu lange für den Marxismus gelebt, um ihn nun leugnen zu können,<br />

und ohne den theoretischen Überbau und das revolutionäre Ethos war er<br />

nichts weiter als ein gewöhnlicher Krimineller und gemeiner Mörder. Und nun<br />

hatten seine Wohltäter diese Werte summarisch abgelehnt. Einfach unmöglich.<br />

Unmöglich.<br />

Und unfair, daß so viel Unmögliches auf einmal passiert war. Er faltete die<br />

Zeitung auf, die er zwanzig Minuten zuvor sieben Straßen von seiner derzeitigen<br />

Unterkunft entfernt gekauft hatte. <strong>Das</strong> Foto auf der Titelseite stach ihm<br />

sofort ins Auge.<br />

"Schwachsinn", murmelte Günther Bock, als er die Bildunterschrift las: CIA<br />

BEWIRTET KGB!<br />

"Als neue bemerkenswerte Wendung in erstaunlichen Zeiten empfing die<br />

CIA den Stellvertretenden Vorsitzenden des KGB zu einer Konferenz, bei der<br />

>Themen von gemeinsamem Interesse< für die beiden weltgrößten Geheimdienst-Imperien<br />

erörtert wurden ...", hieß es in dem Artikel. "Aus zuverlässigen<br />

Quellen verlautete, daß bei diesem neuesten Kapitel der Zusammenarbeit<br />

zwischen Ost und West unter anderem ein Austausch von Informationen über<br />

die zunehmend enger werdenden Verbindungen zwischen dem internationalen<br />

Terrorismus und Rauschgifthandel vereinbart wurde. CIA und KGB werden<br />

zusammenarbeiten, um..."<br />

Bock ließ die Zeitung sinken und starrte aus dem Fenster. Wie alle Terroristen<br />

wußte er, wie es ist, wenn man wie gehetztes Wild gejagt wird. <strong>Das</strong> war der Weg,<br />

den er zusammen mit Petra und den Genossen gewählt hatte. Ihr Auftrag war<br />

klar: alle ihre Fähigkeiten gegen den Feind einzusetzen. Der Kampf der Kräfte<br />

des Lichts gegen die Mächte der Finsternis. Im Augenblick mußten die Kräfte<br />

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