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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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"Ich hätte jetzt eher mit einem Kipling-Zitat gerechnet", versetzte der Russe<br />

trocken. "Nun, wie gehen Sie mit Ihrem Kongreß um?"<br />

<strong>Jack</strong> lachte in sich hinein. "Ganz einfach: Wir sagen die Wahrheit."<br />

"Bin ich elftausend Kilometer weit geflogen, um mir das anzuhören?"<br />

"Man wählt eine Handvoll Abgeordnete aus. auf deren Verschwiegenheit<br />

man sich verlassen kann und die das Vertrauen <strong>aller</strong> ihrer Kollegen genießen ­<br />

das ist das Hauptproblem -, und informiert sie über alles, was sie wissen<br />

müssen. Allerdings bedarf es gewisser Grundregeln, an die sich alle Beteiligten<br />

halten müssen - und zwar immer." <strong>Ryan</strong> legte eine Pause ein. Es ging ihm<br />

gegen den Strich, vor einem Kollegen vom Fach so zu dozieren.<br />

Golowko runzelte die Stirn. Nie gegen die Regel zu verstoßen, das war<br />

natürlich nicht einfach. Bei Nachrichtendiensten geht nicht immer alles sauber<br />

nach Vorschrift, und Russen haben eine konspirative Ader.<br />

"Bei uns funktioniert das gut", fügte <strong>Ryan</strong> hinzu.<br />

Wirklich? fragte er sich insgeheim. Sergej muß wissen, ob dieses System<br />

klappt oder nicht... er muß zum Beispiel wissen, ob wir seit Peter Henderson<br />

einen Ostagenten im Kongreß haben... andererseits weiß er auch, daß wir<br />

trotz der krankhaft übersteigerten Geheimniskrämerei des KGB viele seiner<br />

Operationen herausgefunden haben. <strong>Das</strong> hatten die Sowjets selbst öffentlich<br />

eingestanden: Die große Zahl von Überläufern hatte viele sorgfältig geplante<br />

KGB-Operationen gegen die USA und den Westen ruiniert. Wie in Amerika<br />

schirmte die Geheimhaltung auch in der Sowjetunion Fehlschläge ebenso wie<br />

Erfolge ab.<br />

"Letzten Endes ist es eine Frage des Vertrauens", sagte <strong>Ryan</strong> nach einer<br />

weiteren Pause. "Ihre Parlamentarier sind Patrioten. Würden sie den Streß des<br />

Politikerdaseins ertragen, wenn sie ihr Land nicht liebten? Bei uns ist das nicht<br />

anders."<br />

"Man genießt die Macht", entgegnete Golowko.<br />

"Nicht unbedingt; jedenfalls nicht die intelligenten Leute, mit denen Sie zu<br />

tun haben werden. Gewiß, Idioten gibt es immer, auch bei uns. Zum Glück<br />

aber existieren auch kluge Leute, die wissen, daß politische Macht eine Illusion<br />

ist, und sie stehen noch nicht auf der Roten Liste. Die Pflichten sind immer<br />

größer als die Macht. Keine Angst, Sergej, Sie werden es vorwiegend mit<br />

Leuten zu tun bekommen, die so klug und ehrlich sind wie Sie."<br />

Golowko quittierte das Kompliment des Kollegen mit einem knappen Nikken.<br />

Seine frühere Einschätzung war korrekt gewesen: <strong>Ryan</strong> hatte den Durchblick.<br />

Vielleicht sind wir keine richtigen Gegner mehr, dachte er, höchstens<br />

Konkurrenten, die einander respektieren.<br />

<strong>Ryan</strong> schaute seinen Besucher wohlwollend an und freute sich, ihn überrascht<br />

zu haben. Außerdem hoffte er, daß Golowko einen gewissen Oleg<br />

Kirilowitsch Kadischow, CIA-Codename SPINNAKER, für das parlamentarische<br />

Kontrollkomitee vorschlagen würde. Kadischow galt bei den Medien als<br />

einer der brillantesten Köpfe in dem wichtigtuerischen sowjetischen Parlament,<br />

der sich bemühte, ein neues Land aufzubauen; seine Intelligenz und<br />

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