Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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23.01.2013 Aufrufe

noch Überlebende, und an die müssen wir heran. Aber - was ist mit der Strahlung?" Der Major zuckte die Achseln. "Keine Ahnung. Wenn ich wieder zurückfliege, hole ich ein Team aus Rocky Fiats. Ich arbeite im Arsenal und kenne mich ein wenig aus, aber die Spezialisten sitzen in Rocky Fiats, darunter ein NEST-Team; das sind Fachleute für Fälle, wie dies einer ist, und die bringe ich hierher. Ich verständige die Nationalgarde im Arsenal und lasse sie schwere Räumfahrzeuge heranschaffen. Halten Sie Ihre Leute in Windrichtung, bleiben Sie hier. Nähern Sie sich von keiner anderen Seite dem Stadion, klar?" "Verstanden." "Richten Sie bei Ihren Fahrzeugen einen Dekontaminationsplatz ein. Wenn Leute herauskommen, spritzen Sie sie ab - ausziehen und abspritzen. Verstanden?" fragte der Major, als der Hubschrauber aufsetzte. "Dann schaffen Sie sie ins nächste Krankenhaus - und zwar in Windrichtung. Alles muß nach Nordosten abtransportiert werden; nur dort sind sie sicher." "Und der Fallout?" "Ich bin kein Fachmann, will Ihnen aber sagen, was ich weiß. Es sieht so aus, als sei hier eine kleine Bombe explodiert; der radioaktive Niederschlag ist also gering. Der Aufwärtssog im Feuerball und der Wind sollten den größten Teil des strahlenden Drecks hochgerissen und verweht haben. Nicht alles zwar, aber doch das meiste. Der Strahlung können Sie sich für eine Stunde oder so aussetzen. Bis dahin habe ich das NEST-Team hier, und das kann Ihnen dann genauer Auskunft geben. Mehr kann ich im Augenblick nicht für Sie tun. Viel Glück." Callaghan sprang hinaus und rannte geduckt aus dem Bereich der Rotorblätter. Der Helikopter hob ab und flog Richtung Nordwesten nach Rocky Fiats. "Nun?" fragte Kuropatkin. "General, wir messen die Sprengkraft anhand der Anfangs- und Restwärmestrahlung. Irgend etwas kommt mir hier komisch vor, aber meine beste Schätzung liegt zwischen 150 und 200 Kilotonnen," Der Major zeigte seinem Vorgesetzten die Berechnungen. "Was ist daran komisch?" "Die Wärmeenergie des ersten Blitzes war schwach; da mögen Wolken im Weg gewesen sein. Aber die Restwärme ist sehr intensiv. Fest steht, daß es sich um eine sehr große Explosion handelt, vergleichbar der Wirkung eines großen taktischen oder kleinen strategischen Gefechtskopfes." "Hier ist das Zielbuch", sagte ein Leutnant. Und es sah auch in der Tat wie ein normaler, in Leinen gebundener Band im Quartformat aus, dessen dicke Seiten in Wirklichkeit gefaltete Karten waren. Es wurde zur Einschätzung der bei einem Atomschlag entstehenden Schäden benutzt. Über der Karte des Großraums Denver lag eine durchsichtige, mit den Zielen sowjetischer Raketen bedruckte Plastikfolie. Die Stadt sollte mit insgesamt acht Raketen angegriffen werden, fünf SS-18 und drei SS-19 mit insgesamt 64 Gefechtsköpfen 618

und einer Gesamtleistung von 20 Megatonnen. Jemand muß in Denver ein wichtiges Ziel gesehen haben, überlegte Kuropatkin. "Gehen wir von einer Detonation am Bodennullpunkt aus?" fragte Kuropatkin. "Korrekt", erwiderte der Major und zog mit dem Zirkel einen Kreis um den Stadionkomplex. "Eine 200-Kilotonnen-Bombe würde schon durch die Druckwelle innerhalb dieses Radius tödlich wirken." Die Karte war farbig gekennzeichnet. Schwer zu zerstörende Gebäude waren braun, Wohnhäuser gelb. Grün bedeutete Geschäftsgebäude und andere "weiche" Ziele. Das Stadion und seine Umgebung waren, wie Kuropatkin sah, grün schraffiert. Innerhalb des tödlichen Radius standen Hunderte von Einfamilienhäusern und niedrigen Wohnblocks. "Wie viele Besucher waren im Stadion?" "Danach habe ich mich beim KGB erkundigt", sagte der Leutnant. "Das Gebäude ist überdacht, denn die Amerikaner schätzen Komfort. Es faßt über 60000 Personen." "Mein Gott", hauchte Kuropatkin. "60000 allein dort, 100000 innerhalb dieses Kreises ... Die Amerikaner müssen wie von Sinnen sein." Und wenn sie glauben, daß wir verantwortlich sind... fügte er in Gedanken hinzu. "Nun?" fragte Borstein. "Ich habe dreimal nachgerechnet. 150 KT ist unsere beste Schätzung, Sir", sagte der Captain, eine Frau. Borstein rieb sich das Gesicht. "Guter Gott. Und die Zahl der Opfer?" "200000. Diese Zahl basiert auf einem Computermodell und einem kurzen Studium der Karten im Archiv", erwiderte sie. "Sir, die Bombe ist zu groß, um von Terroristen gelegt worden zu sein." Borstein aktivierte die Konferenzschaltung zum Präsidenten und dem CINC-SAC. "Hier liegen erste Werte vor." "Gut, ich warte", sagte der Präsident und starrte den Lautsprecher an, als wäre er eine Person. "Ersten Schätzungen zufolge betrug die Sprengleistung 150 Kilotonnen." "So hoch?" fragte General Fremont. "Wir haben dreimal nachgerechnet." "Und die Zahl der Opfer?" fragte der CINC-SAC dann. "Schätzungsweise 200 000, die sofort starben. 50 000 werden den Nachwirkungen erliegen." Der Präsident fuhr zurück, als hätte er einen Schlag ins Gesicht erhalten. Im Lauf der letzten fünf Minuten hatte er sich gegen die Erkenntnis gesträubt, aber das ging nun nicht mehr. 200 000 Tote, seine Bürger. Im Amtseid hatte er geschworen, sie zu schützen und Schaden von ihnen zu wenden. "Was noch?" fragte er mit brüchiger Stimme. 619

noch Überlebende, und an die müssen wir heran. Aber - was ist mit der<br />

Strahlung?"<br />

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hole ich ein Team aus Rocky Fiats. Ich arbeite im Arsenal und kenne<br />

mich ein wenig aus, aber die Spezialisten sitzen in Rocky Fiats, darunter ein<br />

NEST-Team; das sind Fachleute für Fälle, wie dies einer ist, und die bringe ich<br />

hierher. Ich verständige die Nationalgarde im Arsenal und lasse sie schwere<br />

Räumfahrzeuge heranschaffen. Halten Sie Ihre Leute in Windrichtung, bleiben<br />

Sie hier. Nähern Sie sich von keiner anderen Seite dem Stadion, klar?"<br />

"Verstanden."<br />

"Richten Sie bei Ihren Fahrzeugen einen Dekontaminationsplatz ein. Wenn<br />

Leute herauskommen, spritzen Sie sie ab - ausziehen und abspritzen. Verstanden?"<br />

fragte der Major, als der Hubschrauber aufsetzte. "Dann schaffen Sie sie<br />

ins nächste Krankenhaus - und zwar in Windrichtung. Alles muß nach Nordosten<br />

abtransportiert werden; nur dort sind sie sicher."<br />

"Und der Fallout?"<br />

"Ich bin kein Fachmann, will Ihnen aber sagen, was ich weiß. Es sieht so aus,<br />

als sei hier eine kleine Bombe explodiert; der radioaktive Niederschlag ist also<br />

gering. Der Aufwärtssog im Feuerball und der Wind sollten den größten Teil<br />

des strahlenden Drecks hochgerissen und verweht haben. Nicht alles zwar,<br />

aber doch das meiste. Der Strahlung können Sie sich für eine Stunde oder so<br />

aussetzen. Bis dahin habe ich das NEST-Team hier, und das kann Ihnen dann<br />

genauer Auskunft geben. Mehr kann ich im Augenblick nicht für Sie tun. Viel<br />

Glück."<br />

Callaghan sprang hinaus und rannte geduckt aus dem Bereich der Rotorblätter.<br />

Der Helikopter hob ab und flog Richtung Nordwesten nach Rocky Fiats.<br />

"Nun?" fragte Kuropatkin.<br />

"General, wir messen die Sprengkraft anhand der Anfangs- und Restwärmestrahlung.<br />

Irgend etwas kommt mir hier komisch vor, aber meine beste Schätzung<br />

liegt zwischen 150 und 200 Kilotonnen," Der Major zeigte seinem<br />

Vorgesetzten die Berechnungen.<br />

"Was ist daran komisch?"<br />

"Die Wärmeenergie des ersten Blitzes war schwach; da mögen Wolken im<br />

Weg gewesen sein. Aber die Restwärme ist sehr intensiv. Fest steht, daß es sich<br />

um eine sehr große Explosion handelt, vergleichbar der Wirkung eines großen<br />

taktischen oder kleinen strategischen Gefechtskopfes."<br />

"Hier ist das Zielbuch", sagte ein Leutnant. Und es sah auch in der Tat wie<br />

ein normaler, in Leinen gebundener Band im Quartformat aus, dessen dicke<br />

Seiten in Wirklichkeit gefaltete Karten waren. Es wurde zur Einschätzung der<br />

bei einem Atomschlag entstehenden Schäden benutzt. Über der Karte des<br />

Großraums Denver lag eine durchsichtige, mit den Zielen sowjetischer Raketen<br />

bedruckte Plastikfolie. Die Stadt sollte mit insgesamt acht Raketen angegriffen<br />

werden, fünf SS-18 und drei SS-19 mit insgesamt 64 Gefechtsköpfen<br />

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