23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

die 200mal dichter war als Wasser, flogen mit zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit<br />

- knapp 30000 Kilometer pro Sekunde - die gerade freigesetzten<br />

Neutronen herum und trafen neue Ziele.<br />

"Kettenreaktion" bedeutet, daß sich der Prozeß von selbst intensiviert fortsetzt,<br />

daß die freigesetzte Energie ohne äußere Einwirkung weitere Kernspaltungen<br />

auslöst. Die Zahl der Reaktionen verdoppelte sich nun bei jedem<br />

Schritt. Was mit einer geringen Energiemenge begonnen und nur eine Handvoll<br />

Partikel freigesetzt hatte, verdoppelte sich in Zeitabständen, die in Bruchteilen<br />

von Nanosekunden gemessen werden, immer wieder. Die Beschleunigung<br />

der Kettenreaktion wird in "Alpha" gemessen und ist die wichtigste<br />

Variable des Prozesses der Kernspaltung. Tausend Alpha bedeutet, daß die<br />

Zahl der Verdoppelungen per Mikrosekunde 2 1000 beträgt - ungeheuer, das ist<br />

die Zwei 1000 mal mit sich selbst multipliziert. Auf dem Höhepunkt des<br />

Spaltungsprozesses - zwischen 250 und 253 - erzeugte die Bombe 10 18 Watt,<br />

das ist das Hunderttausendfache der Kapazität <strong>aller</strong> Kraftwerke auf der Welt.<br />

Fromm hatte die Bombe auf diese Energieausbeute hin konzipiert - und das<br />

waren nur zehn Prozent der spezifizierten Gesamtleistung. Noch war die<br />

Sekundärladung nicht betroffen, noch blieb sie von den nur wenige Zentimeter<br />

weiter wütenden Kräften unberührt.<br />

Aber der Spaltungsprozeß hatte kaum begonnen.<br />

Schon durchdrangen Gammastrahlen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit<br />

bewegen, die Bombenhülle, während drinnen die Druckwelle des Sprengstoffs<br />

das Plutonium weiter komprimierte. Selbst nukleare Reaktionen brauchen ihre<br />

Zeit. Andere Gammastrahlen begannen die Sekundärladung zu treffen. Die<br />

Mehrzahl der Gammateilchen jagte durch eine Gaswolke, die erst vor wenigen<br />

Mikrosekunden bei der Detonation des konventionellen Sprengstoffs entstanden<br />

war, und brachten sie auf eine Temperatur, die mit Chemikalien allein<br />

niemals zu erzielen war. Diese aus leichten Atomen wie Kohlenstoff und<br />

Sauerstoff bestehende Wolke emittierte nun eine gewaltige Menge niederfrequenter<br />

oder "weicher" Röntgenstrahlen. Bis zu diesem Punkt funktionierte<br />

die Waffe exakt so, wie Fromm und Ghosn es geplant hatten.<br />

Der Spaltungsprozeß war gerade sieben Nanosekunden oder 0,7 Wack alt,<br />

als etwas schiefging.<br />

Strahlung von den zerfallenden Plutoniumkernen traf das mit Tritium versetzte<br />

Lithium-Deuterid im geometrischen Mittelpunkt der Arena. Manfred<br />

Fromm, der konservativ denkende Ingenieur, hatte sich die Extraktion des<br />

Tritiums bis zuletzt aufgehoben. Tritium ist ein instabiles Gas mit einer Halbwertzeit<br />

von 12,3 Jahren, was bedeutet, daß reines Tritium nach Ablauf dieser<br />

Zeit jeweils zur Hälfte aus Tritium und zur Hälfte aus 3He besteht. "Helium<br />

drei" ist eine Form dieses leichtesten <strong>aller</strong> Elemente, deren Kern ein Neutron<br />

fehlt. Nun ließ sich dieses Element durch eine Palladiumplatte leicht herausfiltern,<br />

aber das hatte Ghosn nicht gewußt. Die Folge war ein zu einem guten<br />

Fünftel verseuchtes Tritium, und zwar mit dem denkbar ungünstigsten Material.<br />

589

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!