Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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23.01.2013 Aufrufe

nehmlichkeiten, großen und kleinen, und trompetete dies auch noch in alle Welt hinaus. Bei Allah, diesen Koloß zu stürzen! Das Kaminfeuer war angenehm warm. Das Haus des Präsidenten in Camp David war im traditionellen amerikanischen Stil aus dicken, übereinanderliegenden Balken erbaut, innen aber mit einer Panzerung aus Kevlar gesichert. Die Fensterscheiben bestanden aus kugelfestem Polycarbonat. Die Einrichtung war ein kurioser Mischmasch aus ultramodern und ultrabequem. Vor der Couch, auf der Fowler saß, standen drei Drucker, über die Meldungen der drei großen Nachrichtenagenturen laufen konnten, denn seine Vorgänger hatten das gerne gesehen. Auf einem der drei großen Fernseher im Raum war meist CNN eingestellt. Heute abend aber nicht; der Sender seiner Wahl war der auf Spielfilme spezialisierte Kabelkanal CINEMAX. Eine halbe Meile entfernt befand sich eine diskret versteckte Antennenfarm, wo die Signale aller kommerziellen und militärischen Satelliten empfangen wurden. Über dieses teuerste und exklusivste Kabelsystem der Welt hatte Fowler Zugang zu allen Unterhaltungskanälen - selbst jenen, die Pornos brachten, für die er sich nicht interessierte. Fowler griff nach einer Flasche und schenkte sich ein Bier ein; Dortmunder Union, eine beliebte deutsche Marke, die von der Air Force eingeflogen wurde. Als Präsident genießt man angenehme und inoffizielle Privilegien. Liz Elliot trank französischen Weißwein, und Fowler spielte mit ihrem Haar. Der Film war eine belanglose Liebeskomödie, die Bob Fowler gefiel. Die Hauptdarstellerin erinnerte ihn in Aussehen und Eigenheiten an Liz. Ein bißchen zu patzig, ein bißchen zu herrisch, aber doch mit Qualitäten, die das wieder wettmachten. Nun, da Ryan fort war - oder bald ging -, beruhigte sie sich vielleicht ein wenig. "Für uns ist alles gut gelaufen, meinst du nicht auch?" "Ja, Bob." Sie hielt inne und trank einen Schluck Wein. "Was Ryan angeht, hattest du recht. Es ist besser, ihn in Ehren ziehen zu lassen." Hauptsache, er ist weg vom Fenster mit seinem mickrigen Hausdrachen, dachte sie. "Das höre ich gern. Ryan ist nicht schlecht, aber altmodisch." "Total überholt", fügte Liz hinzu. "Richtig. Aber warum reden wir eigentlich von ihm?" fragte der Präsident. "Ich könnte mir was Angenehmeres vorstellen." Sie wandte den Kopf und küßte seine Hand. "Ich auch", murmelte der Präsident und stellte sein Glas ab. "Die Straßen sind zu", berichtete Cathy. "Du hast wohl das Richtige getan." "Ja, draußen auf dem Parkway vor dem Tor hat's gerade gewaltig gekracht. Morgen abend komme ich heim. Notfalls schnappe ich mir einen von den Allradwagen aus der Tiefgarage." "Wo ist John?" 556

"Der ist im Augenblick nicht hier." "So?" sagte Cathy und dachte: Und was treibt der jetzt wohl für wilde Sachen? "Da ich nun einmal hier bin, kann ich einiges erledigen. Ich rufe morgen früh wieder an." "Gut, tschüs." "Das ist ein Aspekt dieses Jobs, den ich nicht vermissen werde", sagte Jack zu Goodley. "So, und was haben Sie zusammengetragen?" "Wir konnten alle Begegnungen bis zurück in den September verifizieren." "Sie sehen so aus, als wollten Sie gleich umfallen. Wie lange sind Sie jetzt auf den Beinen?" "Seit gestern wohl." "In den Zwanzigern schafft man das noch. Aber nun hauen Sie sich draußen auf die Couch", befahl Ryan. "Und Sie?" "Ich will das hier noch einmal durchlesen." Jack klopfte auf eine Akte auf seinem Schreibtisch. "Mit dieser Sache haben Sie noch nichts zu tun. Los, legen Sie sich aufs Ohr." "Bis morgen dann." Die Tür schloß sich hinter Goodley. Jack machte sich an die NIITAKA- Dokumente, verlor aber bald die Konzentration. Er schloß die Akte in seinen Schreibtisch ein und legte sich ebenfalls hin, konnte aber nicht einschlafen. Nachdem er ein paar Minuten lang die Decke angestarrt hatte, beschloß er, sich etwas weniger Langweiliges anzusehen, und schaltete den Fernseher ein. Eigentlich wollte er Nachrichten sehen, drückte aber auf der Fernbedienung einen falschen Knopf und erwischte das Ende eines Werbeblocks auf Kanal 20, ein unabhängiger Sender in Washington. Ehe er den Fehler korrigieren konnte, kam das Programm zurück. Er erkannte den Schwarzweißfilm nicht sofort. Mit Gregory Peck und Ava Gardner... Schauplatz Australien. "Aber klar", sagte Ryan zu sich selbst. Das letzte Ufer. Diesen Klassiker aus der Zeit des kalten Krieges nach dem Buch von Nevil Shute hatte er seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Der Streifen zeigte die Folgen eines Atomkriegs. Jack war überrascht, wie todmüde er sich fühlte. Er begann zu schlafen und doch nicht zu schlafen. Der Film drang in sein Bewußtsein ein und setzte sich als Traum in Farbe fort, was allemal besser war als die alte Schwarzweißkopie im Fernsehen. Jack Ryan begann mehrere Rollen zu übernehmen. Er steuerte Fred Astaires Ferrari in dem blutigen und letzten australischen Grand Prix. Er fuhr nach San Francisco mit USS Sawfish, SSN-623 (Moment, widersprach sein Verstand, 623 ist die Nummer eines anderen U-Bootes, USS Nathan Hale?). Und das Morsesignal und die Colaflasche auf dem Fensterbrett waren gar nicht komisch, denn es bedeutete, daß er mit seiner Frau die Tasse Tee trinken mußte und das wollte er nicht weil dann auch die Tablette in Babys Fläschchen mußte damit das Kleine auch starb aber seine Frau brachte das noch nicht fertig immerhin war sie 557

nehmlichkeiten, großen und kleinen, und trompetete dies auch noch in alle<br />

Welt hinaus.<br />

Bei Allah, diesen Koloß zu stürzen!<br />

<strong>Das</strong> Kaminfeuer war angenehm warm. <strong>Das</strong> Haus des Präsidenten in Camp<br />

David war im traditionellen amerikanischen Stil aus dicken, übereinanderliegenden<br />

Balken erbaut, innen aber mit einer Panzerung aus Kevlar gesichert.<br />

Die Fensterscheiben bestanden aus kugelfestem Polycarbonat. Die Einrichtung<br />

war ein kurioser Mischmasch aus ultramodern und ultrabequem. Vor der<br />

Couch, auf der Fowler saß, standen drei Drucker, über die Meldungen der drei<br />

großen Nachrichtenagenturen laufen konnten, denn seine Vorgänger hatten<br />

das gerne gesehen. Auf einem der drei großen Fernseher im Raum war meist<br />

CNN eingestellt. Heute abend aber nicht; der Sender seiner Wahl war der auf<br />

Spielfilme spezialisierte Kabelkanal CINEMAX. Eine halbe Meile entfernt<br />

befand sich eine diskret versteckte Antennenfarm, wo die Signale <strong>aller</strong> kommerziellen<br />

und militärischen Satelliten empfangen wurden. Über dieses teuerste<br />

und exklusivste Kabelsystem der Welt hatte Fowler Zugang zu allen Unterhaltungskanälen<br />

- selbst jenen, die Pornos brachten, für die er sich nicht<br />

interessierte.<br />

Fowler griff nach einer Flasche und schenkte sich ein Bier ein; Dortmunder<br />

Union, eine beliebte deutsche Marke, die von der Air Force eingeflogen wurde.<br />

Als Präsident genießt man angenehme und inoffizielle Privilegien. Liz Elliot<br />

trank französischen Weißwein, und Fowler spielte mit ihrem Haar.<br />

Der Film war eine belanglose Liebeskomödie, die Bob Fowler gefiel. Die<br />

Hauptdarstellerin erinnerte ihn in Aussehen und Eigenheiten an Liz. Ein<br />

bißchen zu patzig, ein bißchen zu herrisch, aber doch mit Qualitäten, die das<br />

wieder wettmachten. Nun, da <strong>Ryan</strong> fort war - oder bald ging -, beruhigte sie<br />

sich vielleicht ein wenig.<br />

"Für uns ist alles gut gelaufen, meinst du nicht auch?"<br />

"Ja, Bob." Sie hielt inne und trank einen Schluck Wein. "Was <strong>Ryan</strong> angeht,<br />

hattest du recht. Es ist besser, ihn in Ehren ziehen zu lassen." Hauptsache, er ist<br />

weg vom Fenster mit seinem mickrigen Hausdrachen, dachte sie.<br />

"<strong>Das</strong> höre ich gern. <strong>Ryan</strong> ist nicht schlecht, aber altmodisch."<br />

"Total überholt", fügte Liz hinzu.<br />

"Richtig. Aber warum reden wir eigentlich von ihm?" fragte der Präsident.<br />

"Ich könnte mir was Angenehmeres vorstellen." Sie wandte den Kopf und<br />

küßte seine Hand.<br />

"Ich auch", murmelte der Präsident und stellte sein Glas ab.<br />

"Die Straßen sind zu", berichtete Cathy. "Du hast wohl das Richtige getan."<br />

"Ja, draußen auf dem Parkway vor dem Tor hat's gerade gewaltig gekracht.<br />

Morgen abend komme ich heim. Notfalls schnappe ich mir einen von den<br />

Allradwagen aus der Tiefgarage."<br />

"Wo ist John?"<br />

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