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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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noch, dann wird den Leuten das Frühstück im Hals steckenbleiben. Meine<br />

Herren, das gibt eine Sensation. <strong>Ryan</strong>, hatten Sie nicht vergangenen Monat so<br />

etwas prophezeit?"<br />

"Früher oder später mußten die Araber eine neue Taktik entwickeln", sagte<br />

<strong>Jack</strong>. Alden nickte zustimmend. Anständig von ihm, dachte <strong>Ryan</strong>; immerhin<br />

hat er die Idee schon vor Jahren in einem seiner Bücher formuliert.<br />

"Israel wird die Sache wie üblich überstehen ..." <strong>Jack</strong> schnitt ihm das Wort<br />

ab. "Ausgeschlossen, Boß." Höchste Zeit, daß Cabot auf die richtige Bahn<br />

gebracht wurde. "Hier geht es, wie Napoleon einmal sagte, um die Moral.<br />

Israel, die einzige Demokratie der Region, ist auf den moralischen Vorteil<br />

angewiesen, und dieses Konzept ist seit drei Stunden tot. Jetzt sehen die Israelis<br />

aus wie die Rassisten damals in Alabama. Sämtliche Bürgerrechtsbewegungen<br />

werden kopfstehen." <strong>Jack</strong> legte eine Pause ein und trank einen Schluck Kaffee.<br />

"Es geht hier schlicht um die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Als die Araber<br />

Steine und Molotowcocktails warfen, konnte die Polizei behaupten, nur Gegengewalt<br />

angewandt zu haben. <strong>Das</strong> geht diesmal nicht. Die beiden Opfer<br />

saßen am Boden und bedrohten niemanden."<br />

"<strong>Das</strong> war die Tat eines einzelnen Verrückten!" fuhr Cabot auf.<br />

"Leider nicht, Sir. <strong>Das</strong> mag auf den Pistolenschuß zutreffen, aber das erste<br />

Opfer wurde mit zwei Gummigeschossen aus gut zwanzig Metern Entfernung<br />

getötet - wohlgemerkt mit zwei gezielten Schüssen aus einer einschüssigen<br />

Waffe. <strong>Das</strong> war kein Zufall, sondern kaltblütige Absicht."<br />

"Ist der Mann auch wirklich tot?" fragte Alden.<br />

"Meine Frau ist Ärztin, und ihrer Meinung nach ist er tot. Sein Körper<br />

verkrampfte sich und wurde dann schlaff; vermutlich ein Hinweis auf ein<br />

schweres Schädeltrauma. Man wird nicht behaupten können, der Mann sei<br />

gestolpert und mit dem Kopf auf den Randstein geschlagen. Dieser Vorfall<br />

verändert die Situation grundlegend. Wenn die Palästinenser klug sind, verdoppeln<br />

sie jetzt ihren Einsatz, bleiben bei dieser Taktik und warten die<br />

Reaktion der Welt ab. Da ist ihnen der Erfolg garantiert", schloß <strong>Jack</strong>.<br />

"<strong>Ryan</strong> hat recht", sagte Alden. "Es wird noch heute eine UN-Resolution<br />

geben, die wir unterstützen müssen, und das zeigt den Arabern vielleicht, daß<br />

Gewaltlosigkeit eine wirksamere Waffe ist, als Steine zu werfen. Was werden<br />

die Israelis sagen? Wie werden sie reagieren?"<br />

Alden kannte die Antwort auf diese Frage. Er hatte sie nur gestellt, um den<br />

DGI aufzuklären. <strong>Ryan</strong> verstand und gab die Antwort. "Die Israelis werden<br />

erst einmal abblocken und wütend sein, weil sie das Videoband nicht abgefangen<br />

haben. Der Vorfall war mit Sicherheit nicht geplant - will sagen, die<br />

israelische Regierung ist so überrascht wie wir -, andernfalls hätte man das<br />

Kamerateam festgenommen. Ich kann mir vorstellen, daß dieser Hauptmann<br />

im Augenblick verhört wird. Um die Mittagszeit wird man dann behaupten, er<br />

sei geistesgestört, was wahrscheinlich auch stimmt, und es handele sich um<br />

einen isolierten Vorfall. Wir kennen die israelischen Methoden der Schadensbegrenzung,<br />

aber..."<br />

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