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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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<strong>Das</strong> sowjetische Volk - schon immer ein Begriff, der keinerlei Bedeutung<br />

hatte - wurde nur mit Gewalt zusammengehalten. Die Gewehre der Roten<br />

Armee sorgten dafür, daß die Moldawien Letten und Tadschiken der Moskauer<br />

Linie folgten. Die kommunistische Führung liebten sie noch weniger als<br />

ihre Urgroßväter die Zaren. Narmonow schaffte die führende Rolle der Partei<br />

ab und verlor damit die Kontrolle über sein Volk. Leider hatte er der alten<br />

Ordnung aber keine neuen Werte entgegenzusetzen. In einer Nation, die seit<br />

über achtzig Jahren immer nach Plan gewirtschaftet hatte, gab es plötzlich<br />

keinen Plan mehr. <strong>Das</strong> führte notwendigerweise dazu, daß es, als Aufruhr die<br />

Ordnung ablöste, kein Handlungsmuster, keine Linie, kein Ziel gab. Narmonows<br />

glänzende politische Manöver waren letzten Endes sinnlos. <strong>Das</strong> hatte<br />

Kadischow klar erkannt. Warum aber sahen das die Amerikaner nicht, die alles<br />

auf das Überleben ihres Mannes in Moskau setzten?<br />

Bei dem Gedanken schnaubte der 46jährige Abgeordnete verächtlich. Er<br />

war schließlich ihr Mann. Er hatte die Amerikaner seit Jahren gewarnt, und sie<br />

hatten ihm auch zugehört, nur um dann mit Hilfe seiner Meldungen einen<br />

Mann zu stützen, der zwar viel Geschick, aber keine Vision hatte - und was<br />

war ein Führer ohne Vision?<br />

Die Amerikaner, ebenso dumm und blind, hatten sich von der Gewalt in<br />

Georgien und im Baltikum überraschen lassen. Den aufkeimenden Bürgerkrieg<br />

in den südlichen Republiken ignorierten sie. Beim Rückzug aus Afghanistan<br />

waren eine halbe Million Waffen verschwunden; zwar überwiegend Gewehre,<br />

aber auch Panzer! Die sowjetische Armee hatte die Situation noch nicht<br />

einmal ansatzweise im Griff. Narmonow kämpfte Tag für Tag damit wie ein<br />

überforderter Jongleur, kam kaum nach, konzentrierte sich mal auf das eine,<br />

mal auf ein anderes Objekt und hielt seine Teller nur mit knapper Mühe in der<br />

Luft. Verstanden die Amerikaner denn nicht, daß es eines Tages Scherben<br />

geben mußte? Bei dem Gedanken an die Konsequenzen mußte jedem angst<br />

werden. Narmonow brauchte eine Vision, einen Plan. Er hatte jedoch weder<br />

das eine noch das andere.<br />

Bei Kadischow aber sah das anders aus. Die Sowjetunion mußte aufgelöst<br />

werden. Die Republiken mit islamischer Bevölkerung mußten ziehen, die<br />

Balten, die Moldauische SSR. Er hatte auch vor, die westliche Ukraine zu<br />

entlassen - den Ostteil wollte er behalten. Er mußte die Armenier vor einem<br />

Massaker durch die Moslems schützen und sich zugleich den Zugang zu<br />

Aserbaidschans Öl sichern - so lange jedenfalls, bis er mit westlicher Hilfe die<br />

Ölfelder Sibiriens erschließen konnte.<br />

Kadischow war mit Herz und Seele Russe. Rußland, das Herzstück der<br />

Union, mußte wie eine gute Mutter ihre Kinder ins Leben entlassen, wenn die<br />

Zeit gekommen war. Übrig blieb dann ein Land, das sich von der Ostsee zum<br />

Pazifik erstreckte, eine vorwiegend homogene Bevölkerung hatte und riesige,<br />

kaum erfaßte und erst recht nicht erschlossene Ressourcen. Es konnte und<br />

sollte ein großes, starkes Land sein, mächtig, reich an Kunst und Geschichte,<br />

führend in den Wissenschaften. Er wollte ein Rußland leiten, das eine echte<br />

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