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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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"Machen Sie den Weg frei!" befahl er auf arabisch.<br />

"Nein."<br />

"Ich schieße!"<br />

"Hier kommen Sie nicht durch."<br />

"Hauptmann!" rief ein besonnener Polizist, aber zu spät. Benjamin Zadin,<br />

der seine Brüder an die Araber und seine Frau an einen anderen Mann verloren<br />

hatte, riß beim Anblick dieser Sitzdemonstranten die Geduld. In einer flinken,<br />

fließenden Bewegung zog er die Dienstpistole und schoß Haschimi in die Stirn.<br />

Der junge Araber sank zusammen, das Singen und Klatschen verstummte. Ein<br />

Demonstrant wandte sich zur Flucht, wurde aber von zwei anderen festgehalten.<br />

Die Sitzenden begannen nun, für ihre toten Kameraden zu beten. Zadin<br />

richtete die Waffe auf einen von ihnen, aber etwas hinderte ihn daran abzudrücken;<br />

der Mut in den Augen dieser Leute vielleicht, der nichts mit Trotz zu<br />

tun hatte, sondern Entschlossenheit ausdrückte und vielleicht auch Mitleid.<br />

Denn das Entsetzen in Zadins Gesicht verriet nun, daß er anfing zu begreifen,<br />

was er getan hatte. Kaltblütig hatte er einen Menschen getötet, der niemanden<br />

bedrohte. Er war ein Mörder. Zadin wandte sich an die Rabbis und suchte in<br />

ihren Augen vergeblich nach Trost oder Verständnis. Als er sich abwandte,<br />

begann der Gesang aufs neue. Wachtmeister Mosche Levin trat zu seinem<br />

Hauptmann und nahm ihm die Waffe ab.<br />

"Kommen Sie mit, Hauptmann."<br />

"Was hab' ich getan?"<br />

"Geschehen ist geschehen. Kommen Sie."<br />

Levin führte seinen Vorgesetzten weg, drehte sich aber noch einmal um.<br />

Haschimi war zusammengesackt; durch die Fugen des Pflasters rann Blut. Der<br />

Wachtmeister hatte das Gefühl, etwas tun oder sagen zu müssen; diese Sache<br />

war fürchterlich schiefgegangen. Er schüttelte mit offenem Mund den Kopf,<br />

und in diesem Augenblick erkannten Haschimis Anhänger, daß ihr Führer<br />

gesiegt hatte.<br />

<strong>Ryan</strong>s Telefon ging 2.03 Uhr, und es gelang ihm, noch vor dem zweiten Läuten<br />

abzuheben.<br />

"Ja?"<br />

"Operationszentrale, Saunders. Schalten Sie den Fernseher ein. In vier<br />

Minuten bringt CNN eine Sensation."<br />

"Und was?" <strong>Ryan</strong> tastete nach der Fernbedienung.<br />

"Sie werden es nicht glauben, Sir. Wir haben die Satellitenverbindung<br />

angezapft; CNN gibt die Meldung gleich an die anderen Anstalten weiter.<br />

Keine Ahnung, wie das die israelische Zensur passiert hat. Auf jeden Fall..."<br />

"Ah, es kommt gerade." <strong>Ryan</strong> hatte gerade noch Zeit, sich die Augen<br />

klarzureiben. Er hatte den Ton des Fernsehers im Schlafzimmer abgestellt, um<br />

seine Frau nicht zu stören, aber ein Kommentar war ohnehin überflüssig.<br />

"Guter Gott..."<br />

"Schlimm, Sir", meinte der Offizier vom Dienst.<br />

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