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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Haschimi hatte in der allgemeinen Aufregung den Tod seines Kameraden<br />

nicht mitbekommen. Er konzentrierte sich auf die beiden verwirrt dreinschauenden<br />

Rabbis und auf die Polizisten, deren Gesichter hinter den Masken<br />

er nicht sehen konnte. Wohl aber wußte er ihre Handlungen und Bewegungen<br />

zu deuten und erkannte mit jäher Klarheit, daß er gewonnen hatte. Er ließ<br />

seine Kameraden lauter und lauter singen, und sie folgten ihm im Angesicht<br />

von Feuer und Tod.<br />

Hauptmann Benjamin Zadin setzte seinen Helm ab und schritt energisch<br />

auf die Araber zu, vorbei an den Rabbis, die nun plötzlich unschlüssig waren.<br />

Konnten die Mißklänge schmutziger Heiden den Willen Gottes zunichte machen?<br />

"Au wei", bemerkte Pete Franks, dessen Augen tränten.<br />

"Ich hab's", sagte der Kameramann und holte sich den israelischen Hauptmann<br />

mit dem Zoom heran. "Gleich passiert was, Pete - der Typ sieht stinksauer<br />

aus."<br />

Mein Gott, dachte Franks, der selber Jude war und sich in diesem trockenen<br />

Land seltsam heimisch fühlte. Er wußte, daß das, was jetzt kommen<br />

würde, die Dimension eines historischen Augenblicks haben würde, und formulierte<br />

schon seinen Drei-Minuten-Kommentar, der die Aufnahmen, die<br />

sein Kameramann gerade machte, aus dem Off begleiten würde. Dabei fragte<br />

er sich, ob ihm für diesen schweren und gefährlichen Job ein weiterer Emmy<br />

winkte.<br />

Es passierte rasch, viel zu rasch, als der Hauptmann direkt auf den Anführer<br />

der Araber zuschritt. Haschimi wußte nun, daß sein Freund tot war; das<br />

angeblich nicht tötende Geschoß hatte ihm die Schädeldecke zerschmettert.<br />

Er betete stumm für seinen Kameraden; Allah wußte doch gewiß, mit welchem<br />

Mut er dem Tod ins Auge gesehen hatte. <strong>Das</strong> Gesicht des Israelis, der<br />

nun auf ihn zukam, war ihm nicht unbekannt. Zadin, so hieß der Mann, war<br />

oft genug hiergewesen, ein Gesicht hinterm Visier, eine gezogene Waffe. Er<br />

war einer dieser Männer, für die die Araber keine Menschen waren, sondern<br />

Gesocks, das Steine und Molotowcocktails warf. Nun, heute muß er umlernen,<br />

sagte sich Haschimi. Heute tritt ihm ein Mann mit Mut und Überzeugung<br />

entgegen.<br />

Benjamin Zadin sah ein Tier, einen störrischen Esel, auf jeden Fall aber<br />

keinen richtigen Menschen, wie die Israelis es waren. Die Kerle wandten eine<br />

feige neue Taktik an, das war alles. Meinten sie vielleicht, ihn so daran zu<br />

hindern, seine Aufgaben zu erledigen? So trotzig hatte auch seine Frau vor ihm<br />

gestanden und ihm gesagt, sie zöge zu einem anderen Mann, die Kinder könne<br />

er behalten, und er hätte ja nicht einmal den Mumm, sie zu schlagen. Er sah ihr<br />

schönes, ausdrucksloses Gesicht vor sich und fragte sich, warum er ihr keine<br />

Lektion erteilt hatte; einen Meter entfernt von ihm war sie gewesen, hatte<br />

gestarrt, dann gelächelt und schließlich laut gelacht, weil er nicht Manns genug<br />

gewesen war... und so hatte ihre passive Schwäche seine Kraft besiegt.<br />

Diesmal sollte es anders kommen.<br />

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