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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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am Leben bleiben durften. Die Hälfte seiner Männer stand fest auf seiner Seite;<br />

dafür hatte er bei der Zusammenstellung der Wache gesorgt. Ohne sich umdrehen<br />

zu müssen, wußte er, daß sie sich nicht hinter ihren Kunststoffschilden<br />

versteckten, sondern die Waffen entsichert hatten. Die Spannung, mit der die<br />

erste Steinsalve erwartet wurde, steigerte sich ins Unerträgliche.<br />

Benjamin Zadin flehte zu Gott, er möge die Rabbis verschonen, so wie er<br />

Isaak verschont hatte.<br />

Der Hauptmann war nun weiter zu den beiden unerschrockenen Rabbis<br />

aufgerückt. Der eine war in Polen geboren und hatte im Konzentrationslager<br />

Frau und Kind verloren, aber den Glauben gefunden; der andere stammte aus<br />

Amerika, war nach Israel ausgewandert und wendete sich, nachdem er in zwei<br />

Kriegen gekämpft hatte, Gott zu - so wie Benjamin es erst vor wenigen Tagen<br />

getan hatte.<br />

Die beiden waren kaum zehn Meter von den mißmutigen, schmutzigen<br />

Arabern entfernt, als es geschah. Nur die Araber konnten sehen, wie ruhig und<br />

gelassen ihre Gesichter waren, mit welchem Fatalismus sie sich in alles, was<br />

nun geschehen mochte, fügten, und nur die Araber sahen, wie schockiert der<br />

Pole und wie entsetzt der Amerikaner reagierten, als sie erkannten, welches<br />

Schicksal ihnen bestimmt war.<br />

Auf einen Befehl hin setzte sich die erste Reihe der Araber, alles junge<br />

Männer, die Erfahrung im Demonstrieren hatten, auf den Boden. Etwa hundert,<br />

die hinter ihnen standen, folgten ihrem Beispiel. Dann begann die erste<br />

Reihe rhythmisch zu klatschen und zu singen. Benjamin, der das Arabische so<br />

gut wie jeder Palästinenser beherrschte, brauchte eine Weile, bis er erkannte,<br />

daß sie ein amerikanisches Lied sangen, die Hymne der Bürgerrechtsbewegung.<br />

We shall overcome<br />

We shall overcome<br />

We shall overcome some day...<br />

Die TV-Teams drängten sich hinter der Polizei. Einige Männer lachten über<br />

die grimmige Ironie, und der CNN-Korrespondent Pete Franks sprach stellvertretend<br />

für alle: "Ich glaub', mich..." Franks erkannte, daß sich in diesem<br />

Augenblick die Welt verändert hatte - schon wieder. Er hatte der ersten<br />

Sitzung des demokratisch gewählten Obersten Sowjets beigewohnt, in Managua<br />

miterlebt, wie die Sandinisten den anscheinend so sicheren Wahlsieg<br />

verloren, und war in Peking Zeuge der Zerstörung der Freiheitsstatue geworden.<br />

Erstaunlich, dachte er, auf einmal blicken die Araber durch. Heilige<br />

Scheiße...<br />

"Mickey, ich hoffe doch, daß das Band läuft."<br />

"Sag mal, hör' ich recht?"<br />

"Ja. Los, gehen wir näher ran."<br />

Angeführt wurden die Araber von Haschimi Moussa, einem 21jährigen<br />

Soziologiestudenten. Sein Arm zeigte Narben, die ein israelischer Schlagstock<br />

hinterlassen hatte, und ihm fehlten die Schneidezähne, weil ein schlechtge­<br />

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