Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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23.01.2013 Aufrufe

"Aber klar!" "Das wird nicht einfach sein", warnte die Maklerin. "Das werde ich schon deichseln." Eine Stunde später nahm die Maklerin von ihrem Mann, dem Filialleiter, einen Bankscheck über 50000 Dollar entgegen. Russell hatte sie den Weg zu einem Möbelhändler und einem Elektrogeschäft erklärt. Nachdem er dort eingekauft und beim Fordhändler am Ort einen weißen Transporter erstanden hatte, fuhr er zur Ranch, wo er das Fahrzeug in einen Schuppen stellte. Er beschloß, den Mietwagen noch eine Weile zu behalten, eine weitere Nacht im Motel zu verbringen und dann in sein neues Haus zu ziehen. Er hatte nicht das Gefühl, etwas vollbracht zu haben; dazu gab es noch viel zuviel zu tun. Cathy Ryan las inzwischen aufmerksamer Zeitung. Die Stärke der Washington Post waren Berichte über Skandale und Indiskretionen, und Cathy achtete nun besonders auf Artikel, die mit "Robert Holtzman" gezeichnet waren. Leider waren die neueren Berichte über die Probleme bei der CIA allgemeiner gehalten und befaßten sich vorwiegend mit den Veränderungen in der Sowjetunion, die sie nur mit Mühe verstand. Sie interessierte sich nun mal nicht besonders für dieses Thema - so wie Jack Fortschritte in der Augenchirurgie längst nicht so aufregend fand wie seine Frau. Endlich erschien ein Artikel über die "finanziellen Unregelmäßigkeiten" eines "sehr hohen Beamten". Darüber wurde nun zum zweiten Mal berichtet, und Cathy wurde klar, daß, sollte Jack gemeint sein, sie alle fraglichen Dokumente im Haus hatte. Es war Sonntag, und trotzdem war Jack zur Arbeit gefahren, hatte sie mit den Kindern wieder mal zu Hause gelassen. Die Kleinen verbrachten den kalten Morgen vor dem Fernseher. Cathy machte sich an die Finanzakten. Sie waren eine Katastrophe. Auch für Geldangelegenheiten interessierte sich Dr. Caroline Ryan nicht besonders, so daß die Vermögensverwaltung Jack zufiel - so wie ihr das Kochen. Sie wußte noch nicht einmal, nach welchem System die Unterlagen geordnet waren, und bezweifelte, daß dieses Chaos für ihren Blick gedacht war. Zuerst erfuhr sie, daß die Anlageberater, die das Portefeuille der Ryans blind verwalteten, recht erfolgreich arbeiteten. Normalerweise bekam sie nur die Abrechnung am Jahresende zu sehen; Geld war ihr, wie gesagt, nicht wichtig. Das Haus war bezahlt, der Betrag für die Ausbildung der Kinder bereits auf den Konten. Im Grunde lebten die Ryans von ihren Gehältern und ließen ihre Investitionen wachsen. Das verkomplizierte ihre Steuererklärung, um die sich Jack mit Hilfe des Familienanwalts ebenfalls kümmerte. Die neueste Übersicht über das Gesamtvermögen der Familie war eine große Überraschung, und Cathy beschloß, den Anlageberatern eine Weihnachtskarte zu schicken. Aber das war es nicht, wonach Cathy suchte. Fündig wurde sie am Nachmittag um halb drei: "Zimmer" stand einfach auf der Akte, die sie natürlich in der untersten Schublade gefunden hatte. Die Akte war mehrere Zentimeter dick. Cathy, die bedauerte, gegen die von überanstrengten Augen ausgelösten Kopfschmerzen keine Tylenol genommen 474

zu haben, setzte sich im Schneidersitz damit auf den Boden und schlug sie auf. Das erste Dokument war ein Brief von Jack an einen Anwalt - nicht an den Juristen, der ihre Testamente aufbewahrte und sich um ihre Steuerangelegenheiten kümmerte -, in dem er ihn anwies, eine Stiftung für die Ausbildung von sieben Kindern einzurichten. Einige Monate später war die Zahl der Kinder auf acht geändert worden. In die Stiftung waren ursprünglich mehr als 500000 Dollar in Form von Aktien eingebracht worden, die Jacks Anlageberater verwaltete. Zu ihrer Überraschung sah Cathy, daß Jack hier anders als bei seinem eigenen Aktienpaket mit Empfehlungen eingriff. Er hatte sein Gespür für die Börse nicht verloren, denn das Zimmer-Portefeuille wies einen Ertrag von 23 Prozent auf. Weitere 100 000 Dollar waren in eine Firma investiert worden, ein Franchise-Unternehmen, dessen Lizenzgeber die Southland Corporation war. Aha, ein 7-Eleven, erkannte Cathy, mit Sitz in Maryland, Adresse... Das ist ja nur ein paar Meilen von hier! dachte sie. Das Geschäft befand sich exakt an der B 50, und das bedeutete, daß Jack zweimal am Tag auf dem Weg von und zur Arbeit dort vorbeikam. Wie praktisch! Und wer war diese Carol Zimmer? Cathy stieß auf die Rechnung einer Gynäkologin: Dr. Marsha Rosen erlaubte sich, für die Assistenz bei einer Geburt zu berechnen ... Cathy kannte Dr. Rosen und hätte die Ärztin, die einen sehr guten Ruf genoß, wohl auch bei ihren Schwangerschaften konsultiert, wenn ihr nicht die Einrichtungen in ihrer eigenen Klinik zur Verfügung gestanden hätten. Ein Kind? Jacqueline Zimmer? Jacqueline? Cathy wurde rot, und dann rannen ihr die Tränen über die Wangen. Du Widerling! Mir kannst du kein Kind machen, aber ihr... Sie schaute auf das Datum und strengte dann ihr Gehirn an. Jack war an diesem Tag sehr spät nach Hause gekommen; das wußte sie deshalb so genau, weil sie eine Einladung zum Abendessen hatte absagen müssen. Er war also bei der Geburt dabeigewesen! Welchen weiteren Beweis brauchte sie noch? Der Triumph über die Entdeckung schlug in tiefe Verzweiflung um. Wie schnell so etwas gehen kann, dachte Cathy. Ein Fetzen Papier, und alles ist aus. War es wirklich vorbei? Aber wie konnte es weitergehen? Wollte sie ihn denn überhaupt noch, selbst wenn er auf sie zukam? Und was soll aus den Kindern werden? fragte sich Cathy, klappte die Akte zu und legte sie zurück, ohne aufzustehen. "Du bist Ärztin", sagte sie laut, "und mußt erst denken und dann handeln." Die Kinder brauchten einen Vater. Aber was war das für ein Vater? Dreizehn oder vierzehn Stunden am Tag fort, manchmal sieben Tage in der Woche. Er hatte es gerade einmal fertiggebracht, mit seinem Sohn zum Baseball zu gehen. Mit Glück schaffte er es zur Hälfte der T-Ball-Spiele des kleinen Jack. Er 475

zu haben, setzte sich im Schneidersitz damit auf den Boden und schlug sie auf.<br />

<strong>Das</strong> erste Dokument war ein Brief von <strong>Jack</strong> an einen Anwalt - nicht an den<br />

Juristen, der ihre Testamente aufbewahrte und sich um ihre Steuerangelegenheiten<br />

kümmerte -, in dem er ihn anwies, eine Stiftung für die Ausbildung von<br />

sieben Kindern einzurichten. Einige Monate später war die Zahl der Kinder auf<br />

acht geändert worden. In die Stiftung waren ursprünglich mehr als 500000<br />

Dollar in Form von Aktien eingebracht worden, die <strong>Jack</strong>s Anlageberater verwaltete.<br />

Zu ihrer Überraschung sah Cathy, daß <strong>Jack</strong> hier anders als bei seinem<br />

eigenen Aktienpaket mit Empfehlungen eingriff. Er hatte sein Gespür für die<br />

Börse nicht verloren, denn das Zimmer-Portefeuille wies einen Ertrag von 23<br />

Prozent auf. Weitere 100 000 Dollar waren in eine Firma investiert worden, ein<br />

Franchise-Unternehmen, dessen Lizenzgeber die Southland Corporation war.<br />

Aha, ein 7-Eleven, erkannte Cathy, mit Sitz in Maryland, Adresse...<br />

<strong>Das</strong> ist ja nur ein paar Meilen von hier! dachte sie. <strong>Das</strong> Geschäft befand sich<br />

exakt an der B 50, und das bedeutete, daß <strong>Jack</strong> zweimal am Tag auf dem Weg<br />

von und zur Arbeit dort vorbeikam.<br />

Wie praktisch!<br />

Und wer war diese Carol Zimmer?<br />

Cathy stieß auf die Rechnung einer Gynäkologin: Dr. Marsha Rosen erlaubte<br />

sich, für die Assistenz bei einer Geburt zu berechnen ...<br />

Cathy kannte Dr. Rosen und hätte die Ärztin, die einen sehr guten Ruf<br />

genoß, wohl auch bei ihren Schwangerschaften konsultiert, wenn ihr nicht die<br />

Einrichtungen in ihrer eigenen Klinik zur Verfügung gestanden hätten.<br />

Ein Kind? Jacqueline Zimmer? Jacqueline? Cathy wurde rot, und dann<br />

rannen ihr die Tränen über die Wangen.<br />

Du Widerling! Mir kannst du kein Kind machen, aber ihr...<br />

Sie schaute auf das Datum und strengte dann ihr Gehirn an. <strong>Jack</strong> war an<br />

diesem Tag sehr spät nach Hause gekommen; das wußte sie deshalb so genau,<br />

weil sie eine Einladung zum Abendessen hatte absagen müssen.<br />

Er war also bei der Geburt dabeigewesen! Welchen weiteren Beweis<br />

brauchte sie noch? Der Triumph über die Entdeckung schlug in tiefe Verzweiflung<br />

um.<br />

Wie schnell so etwas gehen kann, dachte Cathy. Ein Fetzen Papier, und alles<br />

ist aus.<br />

War es wirklich vorbei?<br />

Aber wie konnte es weitergehen? Wollte sie ihn denn überhaupt noch, selbst<br />

wenn er auf sie zukam?<br />

Und was soll aus den Kindern werden? fragte sich Cathy, klappte die Akte zu<br />

und legte sie zurück, ohne aufzustehen. "Du bist Ärztin", sagte sie laut, "und<br />

mußt erst denken und dann handeln."<br />

Die Kinder brauchten einen Vater. Aber was war das für ein Vater? Dreizehn<br />

oder vierzehn Stunden am Tag fort, manchmal sieben Tage in der Woche. Er<br />

hatte es gerade einmal fertiggebracht, mit seinem Sohn zum Baseball zu gehen.<br />

Mit Glück schaffte er es zur Hälfte der T-Ball-Spiele des kleinen <strong>Jack</strong>. Er<br />

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