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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Dreißig zugeht, dachte <strong>Ryan</strong>, wird er merken, daß jung sein irgendwann<br />

aufhört und daß es Grenzen gibt.<br />

Weihnachten hätte auch harmonischer verlaufen können, überlegte er an<br />

seinem Schreibtisch. <strong>Das</strong> Fest war aber auf die Wochenmitte gefallen, und das<br />

bedeutete, daß die Kinder zwei Wochen schulfrei hatten. Es bedeutete außerdem,<br />

daß Cathy ein paar Tage in der Klinik versäumte, und das fiel ihr schwer,<br />

denn sosehr sie ihre Kinder liebte, so sehr liebte sie ihre Arbeit. Eigentlich ist es<br />

ihr gegenüber unfair, gestand <strong>Ryan</strong> ein. Auch sie hatte einen anspruchsvollen<br />

Beruf, mußte aber die ganze Last der Kindererziehung tragen, weil er nie von<br />

seiner Arbeit loskam. Andererseits aber gab es Tausende von Augenchirurgen<br />

und ein paar hundert Professoren für Opthalmologie, aber nur einen DDCI,<br />

und da lag der Hase im Pfeffer. Vielleicht nicht fair, aber einfach nicht von der<br />

Hand zu weisen.<br />

Die Situation wäre erträglicher, wenn ich wenigstens etwas bewirken<br />

könnte, sagte sich <strong>Ryan</strong>. Es war ein Fehler gewesen, Elizabeth Elliot mit diesem<br />

Journalisten reden zu lassen, aber von Cabot hatte <strong>Jack</strong> nichts anderes erwartet.<br />

Der Mann war eine Drohne. Er genoß das Prestige, das mit seiner Stellung<br />

einherging, aber er tat einfach nichts. <strong>Ryan</strong> bekam die meiste Arbeit aufgebürdet,<br />

ohne die Lorbeeren zu ernten, und wenn etwas schiefging, war er an allem<br />

schuld. Nun, vielleicht änderte sich das bald. Er hatte die Steuerung der Aktion<br />

in Mexiko vom Direktorat Operationen abgezogen und selbst übernommen<br />

und war entschlossen, einen eventuellen Erfolg für sich zu beanspruchen.<br />

Vielleicht liefen die Dinge dann besser. Er nahm die Akte der Operation heraus<br />

und beschloß, sie in allen Einzelheiten durchzugehen und auf jede denkbare<br />

Eventualität zu überprüfen. Der Plan mußte klappen, und dann hatte das<br />

Weiße Haus ihm Respekt zu zollen.<br />

"Du gehst jetzt sofort in dein Zimmer!" keifte Cathy den kleinen <strong>Jack</strong> an. <strong>Das</strong><br />

war ein Befehl und ein Eingeständnis ihres Versagens zugleich. Dann ging sie<br />

mit Tränen in den Augen aus dem Zimmer. Sie benahm sich dumm, schrie ihre<br />

Kinder an, anstatt ihren Mann mit ihrem Verdacht zu konfrontieren. Aber wie<br />

sollte sie ihn zur Rede stellen? Was sollte sie sagen? Und was, wenn er wirklich<br />

eine Geliebte hatte? Was sollte dann werden? Sie redete sich immer wieder ein,<br />

so etwas sei unmöglich, aber die Indizien waren nicht von der Hand zu weisen.<br />

Sie dachte stolz an den Tag, an dem er sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um<br />

sie und die Kinder zu schützen. Sie hatte entsetzliche Angst und eine zugeschnürte<br />

Kehle gehabt damals am Strand, als ihr Mann den Bewaffneten<br />

entgegengegangen war. Wie konnte jemand, der das getan hatte, seine Frau<br />

betrügen? Cathy verstand die Welt nicht mehr.<br />

Doch welche andere Erklärung konnte es geben? Fand er sie nicht mehr<br />

aufregend? Und wenn es so war, warum? Sah sie nicht hübsch genug aus? Tat<br />

sie nicht alles, was eine Frau tun kann? Die Abweisung an sich war schon<br />

schlimm genug, aber die Vorstellung, daß er seine Kräfte, seine Potenz für eine<br />

Unbekannte aufsparte, die billiges Parfüm trug, war unerträglich.<br />

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