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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Kollegen vom Wilmer-Institut immer wieder hinaus. Ganz schön dumm, gestand<br />

sie sich. Ihre Augen waren noch recht hübsch. Wenigstens hatte sich ihre<br />

Farbe nicht geändert, auch wenn die diffizile Arbeit in ihrem Beruf zu einer<br />

refraktiven Abweichung geführt haben mochte.<br />

Sie war auch noch recht schlank. Ein, zwei Kilo weniger konnten nicht<br />

schaden - am liebsten hätte sie sie auf ihre Brüste übertragen. Sie stammte aus<br />

einer Familie, wo die Frauen oben herum nicht stark gebaut waren, und lebte in<br />

einer Welt, die Busenwunder verehrte. Ihr Witz, die Größe des Busens sei der<br />

Gehirnmasse umgekehrt proportional, war ein reiner Verteidigungsmechanismus.<br />

So wie Männer sich einen größeren Penis wünschten, hätte sie gerne<br />

dickere Brüste gehabt, aber Gott oder die Gene hatten ihr diese verweigert.<br />

Und Implantate kamen wegen der Nebenwirkungen überhaupt nicht in Frage.<br />

Und ansonsten... ihr Haar sah wie üblich wüst aus, aber damit mußte sie<br />

sich als Chirurgin abfinden. Es war immer noch blond, fein und kurz, und<br />

wenn lack sich einmal die Zeit zum Hinsehen nahm, gefiel es ihm. Hübsche<br />

Beine hatte sie schon immer gehabt, und da sie in der Klinik viel zu laufen hatte,<br />

waren sie sogar noch etwas fester geworden. Cathy war also durchaus noch<br />

eine recht attraktive Erscheinung. Zumindest waren ihre Kollegen in der<br />

Klinik dieser Ansicht. Sie bildete sich sogar ein, daß manche ihrer älteren<br />

Studenten sie anhimmelten. Es drückte sich jedenfalls keiner vor ihren Visiten.<br />

Außerdem war sie eine gute Mutter. Auch wenn Sally und der kleine <strong>Jack</strong><br />

schliefen, schaute sie immer nach ihnen. Gerade weil der Vater so selten<br />

daheim war, füllte Cathy die Lücke und spielte sogar, wenn Saison war, mit<br />

ihrem Sohn T-Ball, eine Vorstufe des Baseballspiels (das bereitete <strong>Jack</strong>, wenn<br />

er davon erfuhr, Schuldgefühle). Sie war eine gute Köchin, sofern sie Zeit dazu<br />

hatte. Was im Haus getan werden mußte, erledigte sie entweder selbst oder<br />

"delegierte" es, wie <strong>Jack</strong> sich auszudrücken pflegte.<br />

Sie liebte ihren Mann immer noch und zeigte es ihm auch. Sie fand, daß sie<br />

Sinn für Humor hatte und sich nicht so schnell die Laune verderben ließ. Sooft<br />

sich die Gelegenheit bot, berührte sie <strong>Jack</strong> mit zärtlichen Gesten. Sie unterhielt<br />

sich mit ihm, fragte ihn nach seiner Meinung, gab ihm zu verstehen, daß er ihr<br />

nicht gleichgültig war. Er konnte also nicht bezweifeln, daß er in jeder Hinsicht<br />

ihr Mann war. Und sie liebte ihn auch in jeder Hinsicht. Cathy kam zu dem<br />

Schluß, daß sie nichts falsch machte.<br />

Warum konnte er dann nicht?<br />

Die Miene, die sie im Spiegel sah, war eher verwirrt als verletzt. Was kann<br />

ich denn sonst noch tun? fragte sie sich.<br />

Nichts.<br />

Cathy versuchte, diese Gedanken zu verdrängen. Ein neuer Tag begann. Sie<br />

mußte die Kinder für die Schule fertig machen; das Frühstück hatte also auf<br />

dem Tisch zu stehen, ehe sie aufwachten. <strong>Das</strong> war natürlich nicht fair. Sie hatte<br />

ihren Beruf als Chirurgin und Professorin, hatte aber auch ihre Mutterpflichten,<br />

die ihr Mann ihr zumindest am Beginn eines Arbeitstags nicht abnahm.<br />

Von wegen Emanzipation, dachte sie, schlüpfte in ihren Morgenmantel und<br />

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