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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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"Ja, Bill?"<br />

"<strong>Das</strong> mit Hoskins haben Sie gut gemacht. So einen einfachen Ausweg<br />

brauche ich. Vielen Dank."<br />

"Gern geschehen, Bill. Walt greift bestimmt sofort zu. Wenn doch alles so<br />

einfach wäre!"<br />

"Behalten Sie die >Warrior Society< im Auge?"<br />

"Freddy Warder bearbeitet den Fall. Warten Sie nur, in ein paar Monaten<br />

schnappen wir die Kerle."<br />

Darauf freuten sich beide. Im Lande waren nur noch wenige Terroristengruppen<br />

aktiv. Wenn man zum Jahresende wieder einer das Handwerk legte,<br />

war das ein großer Coup.<br />

Im Ödland von South Dakota dämmerte der Morgen. Marvin Russell kniete<br />

auf einem Bisonfell und schaute nach Osten. Er trug Jeans, aber sein Oberkörper<br />

und seine Füße waren nackt. Russell hatte keine beeindruckende Statur,<br />

aber man sah ihm seine Kraft an. Während seines ersten und bisher einzigen<br />

Aufenthaltes im Gefängnis, den ihm ein Einbruch eingetragen hatte, war er<br />

aufs Krafttraining gekommen. Was als Hobby, um überschüssige Energie<br />

loszuwerden, begonnen hatte, führte später zu der Erkenntnis, daß der, der<br />

sich im Gefängnis verteidigen will, einzig auf seine Kraft angewiesen ist. <strong>Das</strong><br />

hatte schließlich zu einer inneren Haltung geführt, die sich seiner Auffassung<br />

nach für einen Sioux-Krieger geziemte. Er war nur einszweiundsiebzig groß,<br />

wog aber neunzig Kilo. Sein Körper war ein einziges Muskelpaket mit schenkeldicken<br />

Oberarmen, der Taille einer B<strong>aller</strong>ina und den Schultern eines<br />

Football-Nationalliga-Spielers. Außerdem war er leicht psychopathisch veranlagt,<br />

was er aber nicht wußte.<br />

<strong>Das</strong> Leben hatte weder ihm noch seinem Bruder besondere Chancen gegeben.<br />

Sein Vater war ein Trinker gewesen, der nur gelegentlich und dafür um so<br />

schlampiger als Automechaniker arbeitete, um umgehend das verdiente Geld<br />

in die nächstbeste Spirituosenhandlung zu tragen. Marvins Kindheitserinnerungen<br />

waren bitter: Er schämte sich für seinen ständig betrunkenen Vater,<br />

und was seine Mutter trieb, wenn ihr Mann vollkommen besoffen im Wohnzimmer<br />

lag, war noch schändlicher. Die Sozialhilfe stellte die Lebensmittel,<br />

nachdem die Familie aus Minnesota in das Reservat zurückgekehrt war. Die<br />

Ausbildung kam von Lehrern, die jede Hoffnung, etwas zu bewirken, längst<br />

aufgegeben hatten. Aufgewachsen war er in einer verstreut liegenden Ansammlung<br />

von einfachen Unterkünften, die die Regierung gestellt hatte; sie<br />

standen wie Gespenster im wehenden Präriestaub. Keiner der beiden<br />

Russell-Jungs hatte je einen Baseballhandschuh besessen. Daß Weihnachten<br />

war, merkten sie nur an den Schulferien. Beide waren vernachlässigt aufgewachsen<br />

und hatten früh gelernt, sich allein durchzuschlagen.<br />

<strong>Das</strong> war zunächst gar nicht schlecht gewesen, denn Selbständigkeit gehörte<br />

zu den Traditionen ihres Volkes, aber alle Kinder brauchen Anleitung, und an<br />

diesem Punkt versagten die Eltern Russell. Ehe die Jungen lesen konnten,<br />

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