Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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23.01.2013 Aufrufe

Günther ist Atheist, dachte Kati, ein Ungläubiger, und Marvin Russell ist Heide. Die Menschen, die du zu töten vorschlägst aber haben eine Religion, eine Buchreligion wie der Islam. Sie mögen irregeleitete Anhänger des Propheten Jesus sein, aber sie glauben an den Einen Gott. Doch auch die Juden hatten ihre Heilige Schrift, wie es im Koran stand. Sie waren die spirituellen Vorfahren des Islam und wie die Araber Kinder Abrahams. Er kämpfte nicht aus religiösen Motiven gegen Israel, sondern für die Befreiung seines Volkes, das aus seinem eigenen Land vertrieben worden war ­ von Leuten, die ebenfalls nur vorgaben, sich von ihrer Religion leiten zu lassen. Kati stellte sich seinen Überzeugungen mit allen ihren Widersprüchen. Israel war sein Feind. Die Amerikaner und die Russen waren seine Feinde. Das waren seine persönlichen Glaubensgrundsätze, die sein Leben bestimmt und herzlich wenig mit Allah zu tun hatten, auch wenn er bei seinen Anhängern das Gegenteil behauptete. "Gut, Günther, arbeiten Sie weiter an Ihrem Plan." 368

20 Konkurrenz Die Hälfte der Footballsaison war vorüber, und die Vikings und Chargers lagen noch immer an der Spitze. San Diego steckte die Niederlage in der Verlängerung gegen Minnesota locker weg und nahm eine Woche später daheim gegen die schwachen Indianapolis Colts mit 45:3 grausam Rache, während sich die Vikings in einem Montagsspiel mit 21:17 nur knapp gegen die New York Giants durchsetzen konnten. Tony Wills verbesserte im dritten Viertel des achten Spiels der Saison seine Laufleistung auf über tausend Yard, galt bereits allgemein als bester Nachwuchsspieler des Jahres und wurde offizieller NFL- Sprecher für die Drogenkampagne des Präsidenten. Die Vikings mußten gegen die San Francisco Forty-Niners mit 24:16 eine Schlappe hinnehmen und lagen nun mit San Diego punktgleich 7:1, aber ihre schärfsten Konkurrenten in der Central Division, die Chicago Bears, hatten mit 4:3 keine Chance mehr auf einen Platz an der Tabellenspitze. Gefahr drohte den Chargers nur noch von den Miami Dolphins und den Los Angeles Raiders, denen sie zum Saisonende hin noch begegnen mußten. Nichts davon war für Ryan ein Trost. Trotz der überwältigenden Müdigkeit, die nun sein Leben zu bestimmen schien, konnte er nur schwer Schlaf finden. Wenn ihn früher in der Nacht Gedanken geplagt hatten, war er aufgestanden, ans Fenster gegangen und hatte zugesehen, wie draußen auf der Chesapeake Bay die Schiffe und Boote vorbeizogen. Nun saß er da und starrte. Seine Beine waren schwach und müde; das Aufstehen wurde zu einer Anstrengung. Seine Magen rebellierte gegen die von Streß, Kaffee und Alkohol erzeugte Säure. Er brauchte Schlaf, um seine Muskeln zu entspannen, traumlose Ruhe, damit sich sein Kopf von der Last der täglichen Entscheidungen erholen konnte. Er brauchte Bewegung und vieles andere. Er wollte wieder Mann sein. Statt dessen war er hellwach und ging in Gedanken zwanghaft immer wieder die Ereignisse des Tages und das Versagen in der Nacht durch. Jack wußte, daß Liz Elliot ihn haßte, und glaubte sogar, den Grund dafür zu kennen. Bei ihrer ersten Begegnung waren sie beide schlechter Laune gewesen und hatten grobe Worte getauscht. Der Unterschied zwischen ihnen aber war, daß er Kränkungen vergaß - die meisten zumindest -, sie aber nachtragend war. Jack war stolz darauf, mit seiner Rolle in dem Vatikanabkommen bei der CIA ein Stück Arbeit geleistet zu haben, dem nicht der Geruch enger politischer oder strategischer Entscheidungen anhaftete. Gewiß, er hatte immer den Nutzen seines Landes zu mehren versucht, aber das Vatikanabkommen, seine Idee, diente der ganzen Menschheit. Die Lorbeeren jedoch hatten andere eingeheimst. Jack beanspruchte nicht das ganze Verdienst, denn er hatte 369

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Konkurrenz<br />

Die Hälfte der Footballsaison war vorüber, und die Vikings und Chargers lagen<br />

noch immer an der Spitze. San Diego steckte die Niederlage in der Verlängerung<br />

gegen Minnesota locker weg und nahm eine Woche später daheim gegen<br />

die schwachen Indianapolis Colts mit 45:3 grausam Rache, während sich die<br />

Vikings in einem Montagsspiel mit 21:17 nur knapp gegen die New York<br />

Giants durchsetzen konnten. Tony Wills verbesserte im dritten Viertel des<br />

achten Spiels der Saison seine Laufleistung auf über tausend Yard, galt bereits<br />

allgemein als bester Nachwuchsspieler des Jahres und wurde offizieller NFL-<br />

Sprecher für die Drogenkampagne des Präsidenten. Die Vikings mußten gegen<br />

die San Francisco Forty-Niners mit 24:16 eine Schlappe hinnehmen und lagen<br />

nun mit San Diego punktgleich 7:1, aber ihre schärfsten Konkurrenten in der<br />

Central Division, die Chicago Bears, hatten mit 4:3 keine Chance mehr auf<br />

einen Platz an der Tabellenspitze. Gefahr drohte den Chargers nur noch von<br />

den Miami Dolphins und den Los Angeles Raiders, denen sie zum Saisonende<br />

hin noch begegnen mußten.<br />

Nichts davon war für <strong>Ryan</strong> ein Trost. Trotz der überwältigenden Müdigkeit,<br />

die nun sein Leben zu bestimmen schien, konnte er nur schwer Schlaf finden.<br />

Wenn ihn früher in der Nacht Gedanken geplagt hatten, war er aufgestanden,<br />

ans Fenster gegangen und hatte zugesehen, wie draußen auf der Chesapeake<br />

Bay die Schiffe und Boote vorbeizogen. Nun saß er da und starrte. Seine Beine<br />

waren schwach und müde; das Aufstehen wurde zu einer Anstrengung. Seine<br />

Magen rebellierte gegen die von Streß, Kaffee und Alkohol erzeugte Säure. Er<br />

brauchte Schlaf, um seine Muskeln zu entspannen, traumlose Ruhe, damit sich<br />

sein Kopf von der Last der täglichen Entscheidungen erholen konnte. Er<br />

brauchte Bewegung und vieles andere. Er wollte wieder Mann sein. Statt<br />

dessen war er hellwach und ging in Gedanken zwanghaft immer wieder die<br />

Ereignisse des Tages und das Versagen in der Nacht durch.<br />

<strong>Jack</strong> wußte, daß Liz Elliot ihn haßte, und glaubte sogar, den Grund dafür zu<br />

kennen. Bei ihrer ersten Begegnung waren sie beide schlechter Laune gewesen<br />

und hatten grobe Worte getauscht. Der Unterschied zwischen ihnen aber war,<br />

daß er Kränkungen vergaß - die meisten zumindest -, sie aber nachtragend<br />

war. <strong>Jack</strong> war stolz darauf, mit seiner Rolle in dem Vatikanabkommen bei der<br />

CIA ein Stück Arbeit geleistet zu haben, dem nicht der Geruch enger politischer<br />

oder strategischer Entscheidungen anhaftete. Gewiß, er hatte immer den<br />

Nutzen seines Landes zu mehren versucht, aber das Vatikanabkommen, seine<br />

Idee, diente der ganzen Menschheit. Die Lorbeeren jedoch hatten andere<br />

eingeheimst. <strong>Jack</strong> beanspruchte nicht das ganze Verdienst, denn er hatte<br />

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