Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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ders, nachdem ein Sonderankläger im Fall Iran-Contra solchen Mist gebaut hatte. Mit dieser Affäre hatte das FBI nichts zu tun gehabt. Ein interessanter Fall, an dem man sich seine Sporen verdienen konnte. 324

17 Prozesse Die Tage werden kürzer, sagte sich Jack. Er kam heute gar nicht besonders spät nach Hause, es wurde nur früher dunkel. Die Erde zog ihre Bahn um die Sonne, und die Neigung ihrer Rotationsachse relativ zur... Ekliptik? Ja, so ähnlich. Sein Fahrer setzte ihn vor der Tür ab, und während er müde hineinging, fragte er sich, wann er - Wochenende ausgenommen - sein Haus zuletzt bei Tageslicht gesehen hatte. Wenigstens hatte er heute keine Akten dabei - aber das stimmte auch nicht ganz. Auf dem Schreibtisch ließ es sich leichter aufräumen als im Kopf. Ryan hörte die Geräusche eines normalen Haushaltes. Der Kabelsender Nickelodeon brachte Zeichentrickfilme. Die Waschmaschine ratterte; da mußte der Kundendienst her. Er ging in das an die Küche angrenzende kleinere Wohnzimmer für die Familie. "Papi!" rief Jack Jr., rannte auf ihn zu, umarmte ihn und schaute ihn flehend an. "Papi, du hast versprochen, daß du mit mir zum Baseball gehst." Verdammt noch mal, ja, dachte Jack. Die Schule hatte wieder angefangen, die Baseball-Saison neigte sich dem Ende zu; oben in Baltimore gab es noch höchstens ein Dutzend Heimspiele. Er mußte hin ... aber wann? Wann konnte er sich endlich mal freinehmen? Das neue Kommunikationszentrum war erst zur Hälfte fertiggestellt, und das war sein Projekt, aber die beauftragte Firma war eine Woche im Rückstand, und er mußte ihr Beine machen, wenn alles termingerecht fertig sein sollte... "Mal sehen, Jack", sagte Ryan zu seinem Sohn, der noch zu jung war, um zu verstehen, daß sein Vater über seine Versprechungen hinaus noch andere Verpflichtungen hatte. "Du hast's aber versprochen, Papi." "Ich weiß." Ryan war nun entschlossen, sich einen Nachmittag freizunehmen. "Zeit fürs Bett", verkündete Cathy. "Morgen habt ihr Schule." Ryan umarmte und küßte seine beiden Kinder, aber nach der demonstrierten Zuneigung bekam er Gewissensbisse. Was bin ich eigentlich für ein Vater geworden? fragte er sich. Jack Jr. ging nächsten April oder Mai zur Erstkommunion, und wer konnte sagen, ob sein Vater überhaupt an diesem Tag zu Hause war? Ryan nahm sich vor, den Termin in Erfahrung zu bringen und schon jetzt einzuplanen. Kinder nahmen Kleinigkeiten wie Versprechungen sehr ernst... Kleinigkeiten? Gott, wie konnte es nur so weit kommen? Was ist aus meinem Leben geworden? 325

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Prozesse<br />

Die Tage werden kürzer, sagte sich <strong>Jack</strong>. Er kam heute gar nicht besonders spät<br />

nach Hause, es wurde nur früher dunkel. Die Erde zog ihre Bahn um die Sonne,<br />

und die Neigung ihrer Rotationsachse relativ zur... Ekliptik? Ja, so ähnlich.<br />

Sein Fahrer setzte ihn vor der Tür ab, und während er müde hineinging, fragte<br />

er sich, wann er - Wochenende ausgenommen - sein Haus zuletzt bei Tageslicht<br />

gesehen hatte. Wenigstens hatte er heute keine Akten dabei - aber das<br />

stimmte auch nicht ganz. Auf dem Schreibtisch ließ es sich leichter aufräumen<br />

als im Kopf.<br />

<strong>Ryan</strong> hörte die Geräusche eines normalen Haushaltes. Der Kabelsender<br />

Nickelodeon brachte Zeichentrickfilme. Die Waschmaschine ratterte; da<br />

mußte der Kundendienst her. Er ging in das an die Küche angrenzende kleinere<br />

Wohnzimmer für die Familie.<br />

"Papi!" rief <strong>Jack</strong> Jr., rannte auf ihn zu, umarmte ihn und schaute ihn flehend<br />

an. "Papi, du hast versprochen, daß du mit mir zum Baseball gehst."<br />

Verdammt noch mal, ja, dachte <strong>Jack</strong>. Die Schule hatte wieder angefangen,<br />

die Baseball-Saison neigte sich dem Ende zu; oben in Baltimore gab es noch<br />

höchstens ein Dutzend Heimspiele. Er mußte hin ... aber wann? Wann konnte<br />

er sich endlich mal freinehmen? <strong>Das</strong> neue Kommunikationszentrum war erst<br />

zur Hälfte fertiggestellt, und das war sein Projekt, aber die beauftragte Firma<br />

war eine Woche im Rückstand, und er mußte ihr Beine machen, wenn alles<br />

termingerecht fertig sein sollte...<br />

"Mal sehen, <strong>Jack</strong>", sagte <strong>Ryan</strong> zu seinem Sohn, der noch zu jung war, um zu<br />

verstehen, daß sein Vater über seine Versprechungen hinaus noch andere<br />

Verpflichtungen hatte.<br />

"Du hast's aber versprochen, Papi."<br />

"Ich weiß." <strong>Ryan</strong> war nun entschlossen, sich einen Nachmittag freizunehmen.<br />

"Zeit fürs Bett", verkündete Cathy. "Morgen habt ihr Schule."<br />

<strong>Ryan</strong> umarmte und küßte seine beiden Kinder, aber nach der demonstrierten<br />

Zuneigung bekam er Gewissensbisse. Was bin ich eigentlich für ein Vater<br />

geworden? fragte er sich. <strong>Jack</strong> Jr. ging nächsten April oder Mai zur Erstkommunion,<br />

und wer konnte sagen, ob sein Vater überhaupt an diesem Tag zu<br />

Hause war? <strong>Ryan</strong> nahm sich vor, den Termin in Erfahrung zu bringen und<br />

schon jetzt einzuplanen. Kinder nahmen Kleinigkeiten wie Versprechungen<br />

sehr ernst...<br />

Kleinigkeiten? Gott, wie konnte es nur so weit kommen? Was ist aus<br />

meinem Leben geworden?<br />

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