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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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gewesen, eigentlich eines glorifizierten Sekretärs, der Verträge auf Tippfehler<br />

und Gesetzeslücken untersuchte. Wer beim Justizministerium anfing, hatte<br />

ähnliche Aufgaben. Bei einer richtigen Staatsanwaltschaft hätte er im Gerichtssaal<br />

bestehen oder untergehen müssen, hier in der Zentrale aber studierte<br />

er Akten und suchte nach Ungereimtheiten, Nuancen und Formfehlern; es war,<br />

als redigierte er das Manuskript eines besonders guten Krimiautors.<br />

Wellington begann sich Notizen zu machen.<br />

John Patrick <strong>Ryan</strong>. Stellvertretender Direktor der Central Intelligence<br />

Agency, nominiert vom Präsidenten und vor weniger als zwei Jahren vom Senat<br />

bestätigt. Fungierte zuvor nach dem Tod von Vizeadmiral James Greer als<br />

provisorischer Stellvertretender Direktor der analytischen Abteilung<br />

Intelligence. Davor war er Greers Assistent gewesen und hatte eine Zeitlang<br />

das Direktorat Intelligence in England vertreten. <strong>Ryan</strong> hatte an der Universität<br />

Georgetown studiert, an der Marineakademie Geschichte gelehrt und war bei<br />

der Filiale Baltimore von Merrill Lynch Börsenmakler gewesen. Ein Hubschrauberabsturz<br />

hatte seiner Dienstzeit beim Marinekorps ein rasches Ende<br />

gesetzt. Eindeutig ein Umsteiger, dachte Wellington und schrieb sich alle<br />

wichtigen Daten auf.<br />

Privatvermögen. Die erforderliche Offenlegung seiner Vermögensverhältnisse<br />

lag ziemlich weit oben. <strong>Ryan</strong> war <strong>aller</strong>hand wert. Wo kam das ganze Geld<br />

her? Für diese Analyse brauchte Wellington mehrere Stunden. An der Börse<br />

hatte J. P. <strong>Ryan</strong> ein großes Rad gedreht. Als die Chicago and North Western<br />

Railroad von der Belegschaft übernommen wurde, hatte er über 100000<br />

Dollar eingesetzt und mehr als sechs Millionen eingefahren. <strong>Das</strong> war sein<br />

einziger großer Coup gewesen - Chancen von sechzig zu eins boten sich nur<br />

selten -, aber auch einige andere waren beachtenswert. Mit einem Nettovermögen<br />

von acht Millionen Dollar hatte er bei Merrill Lynch aufgehört und war<br />

zurück nach Georgetown gegangen, um in Geschichte zu promovieren. Als<br />

Amateur - der er eigentlich nicht mehr war - spekulierte er weiter an der<br />

Börse, bis er in den Regierungsdienst trat. Inzwischen wurde sein Portefeuille<br />

von mehreren Anlageberatern verwaltet, die ungewöhnlich konservativ agierten.<br />

Sein Nettovermögen schien mittlerweile 20 Millionen oder etwas mehr zu<br />

betragen. Seine Konten wurden blind geführt, das heißt, daß er nur die<br />

Quartalsabrechnungen zu sehen bekam und nicht wußte, wie sein Geld angelegt<br />

worden war. Diese Vorschrift, die Interessenkonflikte ausschließen sollte,<br />

ließ sich natürlich umgehen, aber hier auf dem Papier war alles strikt legal. Ein<br />

Verstoß war praktisch nicht nachzuweisen - es sei denn, man zapfte die<br />

Leitungen seiner Anlageberater an, und die Genehmigung dazu bekam man<br />

nicht so leicht.<br />

Die Börsenaufsichtsbehörde SEC hatte gegen <strong>Ryan</strong> ermittelt, aber nur im<br />

Zuge eines Verfahrens gegen ein Unternehmen, an dem er sich beteiligt hatte.<br />

<strong>Das</strong> Resümee merkte in abgehackter Amtssprache an, eine Rechtsverletzung<br />

sei nicht nachzuweisen gewesen, aber Wellington gewann den Eindruck, daß<br />

die Sache nur der Form, nicht aber dem Inhalt nach in Ordnung gewesen war.<br />

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