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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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eine menschliche Regierungsform umzusetzen - einer fortschrittlichen westlichen<br />

Gesellschaft gelänge das natürlich -, hatte Karl Marx das nicht selbst<br />

behauptet? Diese Leute, dachte Kadischow und schüttelte nachdenklich den<br />

Kopf, waren nicht weniger idealistisch als die Oktoberrevolutionäre, und<br />

genauso dusselig. Die Russen hatten lediglich revolutionäre Ideen bis an ihre<br />

logischen Grenzen getrieben und nur Leere und Katastrophen vorgefunden.<br />

Nun, da sie kehrtmachten - ein Schritt, der ein solches Maß an politischem und<br />

moralischem Mut verlangte, wie ihn die Welt selten gesehen hatte -, verstand<br />

man im Westen immer noch nicht, was sich eigentlich tat. Chruschtschow<br />

hatte recht, dachte der Parlamentarier. Politiker sind überall gleich.<br />

Vorwiegend Idioten.<br />

"Andrej Iljitsch, wir mögen uns nicht immer über die Methoden einig sein,<br />

aber was die Ziele betrifft, gingen wir immer konform. Ich weiß, daß Sie<br />

Schwierigkeiten mit unseren Freunden vom anderen Flügel haben."<br />

"Und mit Ihren Leuten", versetzte Narmonow schärfer als nötig.<br />

"Wohl wahr", räumte Kadischow lässig ein. "Andrej Iljitsch, müssen wir<br />

Ihnen denn in allem folgen?"<br />

Narmonow drehte sich um; seine Augen weiteten sich und funkelten zornig.<br />

"Bitte lassen wir das für heute."<br />

"Was können wir für Sie tun?" fragte Kadischow und dachte: Gehen die<br />

Gefühle mit dir durch, Genosse Präsident? Ein schlechtes Zeichen ...<br />

"Ich brauche Ihre Unterstützung in der Nationalitätenfrage. Wir können<br />

nicht zulassen, daß die ganze Sowjetunion auseinanderbricht."<br />

Kadischow schüttelte heftig den Kopf. "<strong>Das</strong> ist unvermeidlich. Wenn wir die<br />

Balten und Aseris entlassen, ersparen wir uns eine Menge Probleme."<br />

"Wir brauchen Aserbaidschans Erdöl. Geben wir das auf, wird unsere<br />

wirtschaftliche Lage noch schlimmer. Lassen wir die Balten ziehen, verlangen<br />

die anderen Republiken ebenfalls die Unabhängigkeit."<br />

"Gut, wir verlören die Hälfte unserer Bevölkerung, aber kaum zwanzig<br />

Prozent der Fläche. Und einen Großteil unserer Probleme", sagte Kadischow.<br />

"Und was wird aus den Menschen in diesen Republiken? Wir geben sie dem<br />

Chaos und dem Bürgerkrieg preis. Wie viele Toten haben wir dann auf dem<br />

Gewissen?" herrschte der Präsident ihn an.<br />

"<strong>Das</strong> geht mit dem Prozeß der Dekolonisation einher und läßt sich nicht<br />

vermeiden, und wenn wir es versuchen würden, hätte das nur zur Folge, daß<br />

der Bürgerkrieg in unseren Grenzen bliebe. <strong>Das</strong> wiederum zwänge uns, den<br />

Sicherheitsorganen zu große Vollmachten zu geben, und das wäre zu gefährlich.<br />

Dem Militär traue ich ebensowenig wie Sie."<br />

"<strong>Das</strong> Militär wird nicht putschen. In der Roten Armee gibt es keine Bonapartisten."<br />

"Dann haben Sie mehr Vertrauen in deren Loyalität als ich. Meiner Meinung<br />

nach sieht man dort eine einmalige historische Chance. Die Partei hat das<br />

Militär seit der Tuchatschewski-Affäre unter Kontrolle gehalten. Soldaten<br />

haben ein gutes Gedächtnis und mögen glauben, daß nun die Gelegenheit..."<br />

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