Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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23.01.2013 Aufrufe

erfahrene Offiziere... vielleicht Leute von der Akademie ... mit den Papieren deutscher Polizisten...?" "Das gefällt mir, Sergej Nikolajewitsch." "Gute Arbeit, Pavel Iwanowitsch. Und zum Fall Feodorow?" "Vielleicht taucht er ja doch noch auf. Dreißig Tage nach der Vermißtmeldung werde ich zu seiner Frau gehen müssen. Nun gut, ich hole meine Leute zurück und beginne mit der Planung der nächsten Phase der Operation. Wann bekomme ich die Liste der Begleitoffiziere?" "Morgen früh." "Vielen Dank für Ihre Zeit, General." Golowko verabschiedete den Mann mit Handschlag und blieb stehen, bis sich die Tür geschlossen hatte. Zehn Minuten bis zum nächsten Termin. "Verdammt!" sagte er zu seiner Tischplatte. "Schon wieder eine Verzögerung?" Fromm konnte seine Entrüstung nicht ganz verbergen. "Unsinn, wir sparen Zeit! Das Material, das wir bearbeiten wollen, hat die Eigenschaften von Edelstahl. Außerdem müssen wir Gußformen herstellen. Hier, sehen Sie mal." Fromm entfaltete seine Zeichnungen. "Hier haben wir einen gebogenen Zylinder aus Plutonium, umhüllt von Beryllium. Letzteres ist für unser Unternehmen eine Gottesgabe. Es ist sehr leicht und fest, läßt Röntgenstrahlen durch und reflektiert Neutronen. Leider ist es sehr schwer zu bearbeiten. Wir brauchen Schleifwerkzeuge aus Bornitrid, in der Härte etwa Industriediamanten vergleichbar. Werkzeuge aus Stahl oder Flußstahl würden nicht lange halten und zu viel Staub entwickeln. Wir müssen auch an unsere Gesundheit denken." "Beryllium ist ungiftig", wandte Ghosn ein. "Ich habe nachgeschlagen." "Stimmt, aber der Staub verwandelt sich in Berylliumoxid, welches, wenn eingeatmet, die Verbindung Berylliumhydroxid eingeht, und das führt zur Berylliose, die tödlich verläuft." Fromm machte eine Pause und starrte Ghosn wie ein strenger Lehrer an, ehe er fortfuhr. "So, und das Beryllium umgibt ein Zylinder aus Wolfram-Rhenium, das wir wegen seiner Dichte brauchen. Wir kaufen zwölf Kilo in Pulverform und sintern dann Zylindersegmente. Wissen Sie, was Sintern ist? Das Verdichten hochschmelzender pulverförmiger Stoffe unter Druck- und Temperatureinwirkung unterhalb des Schmelzpunktes. Schmelzen und Gießen wäre zu schwierig und für unsere Zwecke auch nicht notwendig. Und das Ganze umhüllen wir dann mit der Implosionsladung. Das ist nur die Primärladung, Ghosn, nur ein knappes Viertel der insgesamt verfügbaren Energie." "Und der erforderliche Präzisionsgrad..." "Genau. Stellen Sie sich vor, wir wollten den größten Ring oder die größte Halskette der Welt herstellen. Das Endprodukt muß so glatt poliert sein wie das schönste Schmuckstück - oder ein hochpräzises optisches Instrument." "Wo bekommen wir das Wolfram-Rhenium her?" 314

"Diese Legierung ist bei jedem großen Elektrokonzern erhältlich. Man stellt aus ihr unter anderem Glühfaden für Röhren her. Sie ist viel leichter zu verarbeiten als reines Wolfram." "Und das Beryllium – ah, das findet in Gyroskopen und anderen Instrumenten Anwendung. Wir brauchen wohl dreißig Kilo." "Exakt fünfundzwanzig, aber besorgen Sie lieber dreißig. Sie ahnen ja nicht, was wir für ein Glück haben." "Wieso?" "Das israelische Plutonium ist mit Gallium stabilisiert. Plutonium ist unterhalb des Schmelzpunktes vierphasig und hat die merkwürdige Angewohnheit, bei bestimmten Temperaturen seine Dichte um über zwanzig Prozent zu ändern." "Mit anderen Worten eine subkritische Masse kann ..." "Genau", sagte Fromm. "Eine anscheinend subkritische Masse kann unter bestimmten Bedingungen kritisch werden. Sie explodierte zwar nicht, aber die Gamma- und Neutronenstrahlung wäre innerhalb eines Radius von zehn bis dreißig Metern tödlich. Diese Instabilität des Plutoniums im festen Aggregatzustand wurde von Wissenschaftlern des Manhattan-Projekts entdeckt. Und diese Leute... nun, die hatten Pech. Sie waren brillante Forscher, die sofort die Eigenschaften des Plutoniums zu untersuchen begannen, als ein Gramm hergestellt war. Hätten sie abgewartet oder nur angenommen, daß hinter der Sache mehr steckte, als sie wußten - tja, dann ..." "Davon hatte ich keine Ahnung", sagte Ghosn. "Nicht alles steht in den Büchern, junger Freund, oder sollte ich sagen, daß nicht alle Bücher alle Informationen enthalten? Wie auch immer, das Hinzufügen von Gallium macht das Plutonium zu einer stabilen Masse. Wir können unbesorgt damit arbeiten, solange wir die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen treffen." "Wir stellen also nach Ihren Spezifikationen Modelle aus Edelstahl her und daraus unsere Gußformen - wir gießen natürlich in verlorene Formen." "Richtig. Sehr gut, junger Mann." "Und nach dem Guß wird das Material bearbeitet... ich verstehe. Nun, wir haben gute Maschinisten." Sie hatten zehn Männer "eingezogen" - so drückten sie sich aus, alles Palästinenser aus optischen Werkstätten - und an den Werkzeugmaschinen ausgebildet. Die Maschinen hielten, was Fromm vorausgesagt hatte. Vor zwei Jahren hatten sie dem neuesten Stand der Technik und dem Gerät entsprochen, das die Amerikaner in ihrer Waffenfabrik Y-12 in Oak Ridge, Tennessee, benutzten. Laser-Interferometer maßen die Toleranzen, und die drei rotierenden Fräsköpfe wurden von Computern in drei Dimensionen und über fünf Bewegungsachsen gesteuert. Befehle wurden über Sensorbildschirme eingegeben. Die Maschine selbst war computergestützt entworfen worden, und die Konstruktionszeichnungen hatte ein Rechner angefertigt. 315

erfahrene Offiziere... vielleicht Leute von der Akademie ... mit den Papieren<br />

deutscher Polizisten...?"<br />

"<strong>Das</strong> gefällt mir, Sergej Nikolajewitsch."<br />

"Gute Arbeit, Pavel Iwanowitsch. Und zum Fall Feodorow?"<br />

"Vielleicht taucht er ja doch noch auf. Dreißig Tage nach der Vermißtmeldung<br />

werde ich zu seiner Frau gehen müssen. Nun gut, ich hole meine Leute<br />

zurück und beginne mit der Planung der nächsten Phase der Operation. Wann<br />

bekomme ich die Liste der Begleitoffiziere?"<br />

"Morgen früh."<br />

"Vielen Dank für Ihre Zeit, General."<br />

Golowko verabschiedete den Mann mit Handschlag und blieb stehen, bis<br />

sich die Tür geschlossen hatte. Zehn Minuten bis zum nächsten Termin.<br />

"Verdammt!" sagte er zu seiner Tischplatte.<br />

"Schon wieder eine Verzögerung?"<br />

Fromm konnte seine Entrüstung nicht ganz verbergen. "Unsinn, wir sparen<br />

Zeit! <strong>Das</strong> Material, das wir bearbeiten wollen, hat die Eigenschaften von<br />

Edelstahl. Außerdem müssen wir Gußformen herstellen. Hier, sehen Sie mal."<br />

Fromm entfaltete seine Zeichnungen.<br />

"Hier haben wir einen gebogenen Zylinder aus Plutonium, umhüllt von<br />

Beryllium. Letzteres ist für unser Unternehmen eine Gottesgabe. Es ist sehr<br />

leicht und fest, läßt Röntgenstrahlen durch und reflektiert Neutronen. Leider<br />

ist es sehr schwer zu bearbeiten. Wir brauchen Schleifwerkzeuge aus Bornitrid,<br />

in der Härte etwa Industriediamanten vergleichbar. Werkzeuge aus Stahl<br />

oder Flußstahl würden nicht lange halten und zu viel Staub entwickeln. Wir<br />

müssen auch an unsere Gesundheit denken."<br />

"Beryllium ist ungiftig", wandte Ghosn ein. "Ich habe nachgeschlagen."<br />

"Stimmt, aber der Staub verwandelt sich in Berylliumoxid, welches, wenn<br />

eingeatmet, die Verbindung Berylliumhydroxid eingeht, und das führt zur<br />

Berylliose, die tödlich verläuft." Fromm machte eine Pause und starrte Ghosn<br />

wie ein strenger Lehrer an, ehe er fortfuhr.<br />

"So, und das Beryllium umgibt ein Zylinder aus Wolfram-Rhenium, das wir<br />

wegen seiner Dichte brauchen. Wir kaufen zwölf Kilo in Pulverform und<br />

sintern dann Zylindersegmente. Wissen Sie, was Sintern ist? <strong>Das</strong> Verdichten<br />

hochschmelzender pulverförmiger Stoffe unter Druck- und Temperatureinwirkung<br />

unterhalb des Schmelzpunktes. Schmelzen und Gießen wäre zu schwierig<br />

und für unsere Zwecke auch nicht notwendig. Und das Ganze umhüllen wir<br />

dann mit der Implosionsladung. <strong>Das</strong> ist nur die Primärladung, Ghosn, nur ein<br />

knappes Viertel der insgesamt verfügbaren Energie."<br />

"Und der erforderliche Präzisionsgrad..."<br />

"Genau. Stellen Sie sich vor, wir wollten den größten Ring oder die größte<br />

Halskette der Welt herstellen. <strong>Das</strong> Endprodukt muß so glatt poliert sein wie<br />

das schönste Schmuckstück - oder ein hochpräzises optisches Instrument."<br />

"Wo bekommen wir das Wolfram-Rhenium her?"<br />

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