23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

um quasi seinen Hormonhaushalt zu regulieren, aber das konnte auch nichts<br />

ändern. Kein angenehmer Gedanke. Keine Liebe, keine Kinder, keine Zukunft.<br />

Die Bar auf der Terrasse war ungefähr halb voll, vorwiegend besucht von<br />

europäischen Urlaubern und ihren Familien, die lächelnd Keo-Bier, Wein oder<br />

Brandy sour tranken und schon an das Unterhaltungsprogramm des Abends<br />

dachten, intime Dinners und anschließend die kühlen Laken, Lachen und<br />

Zuneigung - alles Dinge, die das Leben Günther Bock verwehrt hatte.<br />

Er saß für sich und haßte seine Umgebung, musterte die Szene, als betrachte<br />

er die Tiere im Zoo. Bock verabscheute die Touristen, weil sie lachten, lächelten<br />

und... eine Zukunft hatten. Es war einfach ungerecht. Er hatte eine<br />

Lebensaufgabe gehabt, ein Ziel, für das er gekämpft hatte. Diese Leute hatten<br />

bloß einen Beruf. Fünfzig Wochen im Jahr fuhren sie morgens zu ihrer unwichtigen<br />

Arbeit und erfüllten ihre unwichtige Funktion, um nachmittags wieder<br />

nach Hause zurückzukehren, und wie die meisten Europäer sparten sie für den<br />

alljährlichen Urlaubsspaß in der Ägäis, auf Mallorca, in Florida oder wo immer<br />

es sonst Sonne, saubere Luft und Strand gab. Ihr Leben mochte sinnlos sein,<br />

aber sie waren glücklich - anders als der einsame Mann, der unter einem<br />

weißen Sonnenschirm saß, aufs Meer hinausschaute und sein Bier trank.<br />

Ausgesprochen ungerecht. Er hatte sein Leben ihrem Wohlergehen gewidmet<br />

- und nun genossen sie, was er für sich im Sinn gehabt hatte, während ihm<br />

nichts geblieben war.<br />

Außer seiner Mission.<br />

Bock beschloß, sich auch bei diesem Thema nichts vorzumachen. Er haßte<br />

sie, alle miteinander. Warum sollten sie eine Zukunft haben, wenn er keine<br />

hatte? Er haßte sie, weil sie ihn und Petra und Kati und alle anderen, die gegen<br />

Unrecht und Unterdrückung kämpften, abgelehnt und damit das Böse dem<br />

Guten vorgezogen hatten. Ich bin mehr als sie, dachte Bock, und besser, als sie<br />

jemals hoffen könnten zu sein. Er konnte auf sie und ihr belangloses Leben<br />

herabschauen, und was er ihnen antat - in ihrem Interesse, wie er nach wie vor<br />

glaubte -, war allein seine Entscheidung. Pech, wenn einige dabei zu Schaden<br />

kamen. Es waren ja keine richtigen Menschen, sondern nur Schatten der<br />

Persönlichkeiten, die sie gewesen wären, wenn sie ihr Leben einer Sache<br />

gewidmet hätten. Nein, sie hatten nicht ihn ausgestoßen, sondern sich selbst,<br />

weil ihnen das faule, bequeme Leben lieber war. Wie Rindviecher, dachte<br />

Bock, oder wie Säue, und er stellte sie sich schmatzend und grunzend am Trog<br />

vor. Sollte er sich verrückt machen, nur weil einige von ihnen etwas früher als<br />

vorgesehen würden sterben müssen? fragte sich Günther. Ach wo, unwichtig,<br />

entschied er.<br />

"Mister President..."<br />

"Ja, Elizabeth?" erwiderte Fowler und lachte leise.<br />

"Wann hat man dir zum letzten Mal gesagt, daß du ein guter Liebhaber<br />

bist?"<br />

"Im Kabinett bestimmt nicht." Ihr Kopf lag auf seiner Brust, und er strei­<br />

304

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!