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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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dem legte ihm - als hätte er die Gedanken des Patienten erraten - die Fakten<br />

dar. Es gab Maßnahmen, mit denen man unter Umständen erfolgreich sein<br />

konnte. Mit der Zeit würde sich herausstellen, ob sie wirkten oder nicht.<br />

Günstige Faktoren waren seine gute körperliche Verfassung und seine eiserne<br />

Entschlossenheit. Die Bemerkung des Arztes, daß eine positive Geisteshaltung<br />

das A und O sei, hätte der Patient beinahe mit einem Lächeln quittiert. Aber er<br />

zeigte lieber den Mut des Stoikers als die Hoffnung des Narren. Und was war<br />

schon der Tod? Hatte er sein Leben nicht der Gerechtigkeit gewidmet, dem<br />

Willen Allahs, hatte er es nicht für eine große und löbliche Sache geopfert?<br />

Aber da lag der Hase im Pfeffer. Auf Versagen war er nicht eingestellt. Er<br />

hatte sich vor Jahren ein Lebensziel gesetzt und war entschlossen, es ohne<br />

Rücksicht auf sich selbst oder andere zu erreichen. Auf diesem Altar hatte er<br />

alle Alternativen geopfert, die Hoffnungen seiner Eltern, das Studium, ein<br />

normales, bequemes Leben mit einer Frau, die ihm vielleicht Söhne geboren<br />

hätte - alles das hatte er verworfen und entschlossen einen Weg der Mühsal<br />

und Gefahr gewählt, auf ein strahlendes Ziel zu.<br />

Und nun? War alles umsonst gewesen? Sollte sein Leben ohne einen Sinn<br />

enden? Durfte er den Tag, in den er alle Hoffnung gelegt hatte, nicht mehr<br />

erleben? War Allah so grausam? Während ihm diese Gedanken durch den<br />

Kopf gingen, blieb seine Miene gelassen, sein Blick so reserviert wie immer.<br />

Nein, dachte er, das läßt Gott nicht zu. Er kann sich nicht von mir abgewandt<br />

haben. Ich werde den Tag noch erleben oder zumindest herannahen sehen.<br />

Dann hat mein Leben doch noch einen Sinn gehabt.<br />

Es war doch nicht alles umsonst, auch nicht die Zukunft, wie immer sie auch<br />

für ihn aussehen würde. Auch was das betraf, war er entschlossen.<br />

Ismael Kati wollte die Anweisungen des Arztes befolgen, alles tun, was sein<br />

Leben verlängerte, um den heimtückischen inneren Feind vielleicht doch noch<br />

zu besiegen. Er nahm sich vor, seine Anstrengungen zu verdoppeln, bis an die<br />

Grenzen seiner körperlichen Leistungsfähigkeit zu gehen, Allah um Führung<br />

und um ein Zeichen zu bitten. Diese Krankheit wollte er bekämpfen wie alle<br />

anderen Feinde zuvor - mit Mut und totaler Hingabe. Nie in seinem Leben<br />

hatte er Gnade geübt, und er plante nicht, sie nun jemandem zu erweisen. Im<br />

Angesicht seines Todes war ihm der Tod anderer noch unwichtiger als zuvor.<br />

Blind zuschlagen wollte er jedoch nicht, sondern weitermachen wie bisher und<br />

auf eine Gelegenheit warten, die, das sagte ihm sein Glaube, sich irgendwo<br />

bieten mußte, bevor sein Weg zu Ende war. Seine Entschlüsse waren immer<br />

von Intelligenz geleitet gewesen, und das hatte seinen Erfolg ausgemacht.<br />

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