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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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<strong>Das</strong> Orten der Signatur, sollte es sich um eine handeln, hatte Dubinins<br />

ganzes Können erfordert. Er vermutete, daß das amerikanische U-Boot sich<br />

nach Süden gewandt hatte und ungefähr fünf Knoten machte. Nun mußte er<br />

die Umweltverhältnisse berücksichtigen, nahe seinem Ziel in der Direktbahn-<br />

Zone bleiben und eine Sonar-Konvergenzzone meiden. Eine KZ ist ein ringförmiges<br />

Gebiet, das ein Boot umgibt. Schall, der sich von einem Punkt innerhalb<br />

der Zone nach unten ausbreitet, wird von Unterschieden in Wasserdruck und<br />

-temperatur gebrochen und spiralt in unregelmäßigen, von Umwelteinflüssen<br />

abhängigen Intervallen zwischen Oberfläche und Grund hin und her. Indem<br />

Dubinin diese Zonen relativ zu der Richtung, in der er sein Ziel vermutete,<br />

mied, entzog er sich einer Ortung. Dazu mußte er <strong>aller</strong>dings innerhalb der<br />

sogenannten Direktbahn-Distanz bleiben, dem Gebiet, in dem sich Schall nur<br />

radial von seiner Quelle ausbreitete. Um das unerkannt zu bewerkstelligen,<br />

mußte er über der Thermoklineale bleiben - er ging davon aus, daß der<br />

Amerikaner sich unter ihr hielt -, und sein Schleppsonar knapp unter ihr<br />

treiben lassen. Auf diese Weise würden seine Maschinengeräusche wahrscheinlich<br />

von der Schicht und von dem amerikanischen Boot wegreflektiert.<br />

Dubinins taktisches Problem war seine technische Unterlegenheit. <strong>Das</strong> amerikanische<br />

Boot war leiser als seines und verfügte über eine bessere Sonaranlage<br />

und bessere Sonar-Operatoren. Leutnant Jewgenij Nikolajewitsch Rykow<br />

war ein sehr intelligenter Offizier, aber leider der einzige Sonarmann an Bord,<br />

der es mit seinen amerikanischen Pendants einigermaßen aufnehmen konnte,<br />

und der Junge machte sich dabei kaputt. Kapitän Dubinins einziger Vorteil war<br />

sein taktisches Geschick. Genau daran aber mangelte es dem amerikanischen<br />

Kapitän, was dieser jedoch nicht wußte - und das geriet ihm zum Nachteil.<br />

Dubinin blieb über der Thermoklinealen und setzte sich der Gefahr einer<br />

Ortung durch amerikanische U-Jagd-Flugzeuge aus, nahm dieses Risiko aber in<br />

Kauf. Ihm winkte ein Preis, den bisher noch kein russischer U-Boot-Kommandant<br />

gewonnen hatte.<br />

Der Kapitän und der Leutnant starrten auf ein "Wasserfall"-Display und<br />

studierten keine Röhrenblitze, sondern eine unterbrochene, kaum sichtbare<br />

vertikale Linie, deren Helligkeit schwächer war als erwartet. <strong>Das</strong> amerikanische<br />

Boot der Ohio-Klasse war leiser als das Hintergrundgeräusch des Ozeans,<br />

und die beiden Männer fragten sich, ob ihnen besondere Umweltverhältnisse<br />

den akustischen Schatten dieses modernsten <strong>aller</strong> strategischen Boote gerade<br />

sichtbar machten. Es kann auch gut sein, dachte Dubinin, daß die Phantasie<br />

unseren übermüdeten Augen etwas vorspiegelt.<br />

"Wir brauchen ein Geräusch", seufzte Rykow und griff nach seiner Teetasse.<br />

"Wenn doch jemand einen Hammer fallen ließe oder ein Luk zuschlüge...<br />

bitte macht einen Fehler..."<br />

Ich könnte ihn direkt anpeilen... kurz unter die Schicht tauchen, ihm einen<br />

Peitschenhieb mit Aktivsonar versetzen und Klarheit schaffen... NEIN!<br />

dachte Rykow, wandte sich ab und hätte beinahe geflucht. Geduld, Walentin,<br />

sagte er sich. Wir müssen Ruhe bewahren.<br />

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