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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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"Ich habe ein gutes Angebot." Fromm nahm einen großen braunen Umschlag<br />

von seinem unaufgeräumten Schreibtisch. "Ich soll nach Argentinien<br />

gehen. Leute aus dem Westen arbeiten dort schon seit Jahren mit früheren<br />

Kollegen von mir zusammen."<br />

"Was wird dir geboten?"<br />

"Eine Million Mark pro Jahr bis zur Fertigstellung des Projekts, steuerfrei<br />

und auf einem Nummernkonto, eben die üblichen Lockmittel", sagte Fromm<br />

emotionslos und verschwieg, daß dieses Angebot für ihn nicht in Frage kam.<br />

Für Faschisten arbeiten? Ausgeschlossen. Eher atmete er Wasser. Fromms<br />

Großvater war Gründungsmitglied des Spartakusbundes gewesen und kurz<br />

nach Hitlers Machtergreifung in einem der ersten Konzentrationslager ums<br />

Leben gekommen. Sein Vater, Mitglied der kommunistischen Widerstandsbewegung<br />

und eines Spionagerings, hatte wie durch ein Wunder den Krieg und<br />

die Verfolgung durch Gestapo und Sicherheitsdienst überlebt und war als<br />

geachtetes Parteimitglied gestorben. Fromm selbst hatte den Marxismus-Leninismus<br />

schon von frühester Kindheit an eingeimpft bekommen, und die Tatsache,<br />

daß er seine Stellung verloren hatte, machte ihn der neuen Gesellschaftsordnung,<br />

die zu hassen er erzogen worden war, nicht gewogener. Sein<br />

wichtigstes Berufsziel hatte er nicht erreicht und mußte sich von einem Jüngelchen<br />

aus Göttingen wie ein Laufbursche behandeln lassen. <strong>Das</strong> Schlimmste<br />

aber war: Seine Frau wollte, daß er die Stelle in Argentinien annahm, und sie<br />

machte ihm das Leben zur Hölle, weil er sich weigerte, das Angebot auch nur<br />

zu erwägen. Es lag auf der Hand zu fragen: "Was führt dich hierher, Günther?<br />

Im ganzen Land wird nach dir gefahndet, und du bist hier trotz deiner geschickten<br />

Verkleidung in Gefahr."<br />

Bock lächelte selbstsicher. "Erstaunlich, was Perücke und Brille ausmachen."<br />

"Damit ist meine Frage nicht beantwortet."<br />

"Bei Freunden von mir werden deine Fachkenntnisse gebraucht."<br />

"Und was wären das für Freunde?" fragte Fromm mißtrauisch.<br />

"Leute, die für uns beide politisch akzeptabel sind. Ich habe Petra nicht<br />

vergessen", erwiderte Bock.<br />

"Tja, unser Plan damals war gut. Was ging schief?"<br />

"Wir hatten eine Verräterin in unseren Reihen. Ihretwegen wurden drei Tage<br />

vor der Aktion die Sicherheitsmaßnahmen am AKW verschärft."<br />

"Eine Grüne?"<br />

Günther lächelte bitter. "Ja, sie kriegte kalte Füße, als sie an die Zivilopfer<br />

und den Umweltschaden dachte. Na, inzwischen ist sie ein Teil der Umwelt."<br />

Petra hatte abgedrückt. Nichts war schlimmer als Verrat, und es war nur<br />

angemessen gewesen, daß Petra die Exekution übernahm.<br />

"Teil der Umwelt, sagtest du? Wie poetisch." Fromms bisher erster Scherz<br />

mißlang. Er war ein ausgesprochen humorloser Mensch.<br />

"Geld kann ich dir keins bieten, und weitere Informationen auch nicht. Du<br />

mußt dich auf der Basis dessen, was ich gerade gesagt habe, entscheiden." Bock<br />

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