23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

spannte sich straff über die hohen Backenknochen, während um ihre glanzlosen<br />

blauen Augen und ihre verkniffenen, blassen Lippen zu viele Falten lagen.<br />

Nun musterte sie den Mann vor der Tür mit Interesse und vielleicht auch ein<br />

wenig Hoffnung. Obwohl Bock nicht wußte, was sie sich von ihm erwarten<br />

mochte, nutzte er die Gelegenheit.<br />

"Einen alten Kollegen", sagte Bock lächelnd. "Darf ich ihn überraschen?"<br />

Nach kurzem Zögern schaute sie freundlicher. "Bitte kommen Sie herein."<br />

Bock wartete im Wohnzimmer und erkannte, daß sein erster Eindruck<br />

richtig gewesen war - aber der Grund dafür traf ihn hart. <strong>Das</strong> Innere des<br />

Hauses erinnerte ihn nämlich an seine Wohnung in Berlin. Auch hier war das<br />

Mobiliar Sonderanfertigung, das im Vergleich zu dem, was normalen DDR-<br />

Bürgern zur Verfügung gestanden hatte, so elegant gewesen war. Jetzt aber<br />

beeindruckte ihn das nicht mehr besonders. Vielleicht liegt es an dem Kontrast<br />

zum Mercedes, dachte Bock, als er Schritte hörte. Aber nein. Es lag am Staub.<br />

Frau Fromm hielt ihr Haus nicht so sauber, wie es sich für eine gute deutsche<br />

Hausfrau gehörte. Ein sicheres Anzeichen, daß etwas nicht stimmte.<br />

"Bitte?" sagte Dr. Fromm, und dann weiteten sich seine Augen, als er Bock<br />

erkannte. "Du? Schön, dich wiederzusehen!"<br />

"Schön, daß du dich an deinen alten Freund erinnerst", erwiderte Bock<br />

lachend und streckte die Hand aus. "Es ist lange her, Manfred."<br />

"Allerdings, Junge! Komm mit in mein Arbeitszimmer." Die beiden zogen<br />

sich unter dem neugierigen Blick von Frau Fromm zurück. Dr. Fromm schloß<br />

die Tür, bevor er sprach.<br />

"<strong>Das</strong> mit deiner Frau tut mir sehr leid. Grauenhaft!"<br />

"<strong>Das</strong> ist nun Vergangenheit. Wie geht's dir?"<br />

"Mies. Die Grünen haben sich auf uns eingeschossen. Der Laden wird<br />

dichtgemacht."<br />

Dr. Manfred Fromm war auf dem Papier der stellvertretende Direktor des<br />

AKW Lubmin Nord. Die zwanzig Jahre alte Anlage vom sowjetischen Typ<br />

WER 230 war zwar primitiv, aber dank einer kompetenten deutschen Bedienungsmannschaft<br />

durchaus konkurrenzfähig. Wie alle sowjetischen Modelle<br />

aus dieser Zeit produzierte der Reaktor Plutonium und war, wie Tschernobyl<br />

demonstriert hatte, weder besonders sicher noch leistungsstark, bot aber den<br />

Vorteil, nicht nur 816 Megawatt, sondern auch spaltbares Material für Bomben<br />

zu erzeugen.<br />

"Die Grünen", wiederholte Bock leise. "Diese Chaoten." Die Grünen waren<br />

eine natürliche Konsequenz des deutschen Nationalcharakters, der einerseits<br />

vor allem, was lebt, Ehrfurcht hat und andererseits dazu neigt, dies zu töten.<br />

Die Anti-Partei hatte sich aus den extremen oder konsequenten Elementen der<br />

Umweltbewegung gebildet und Kampagnen geführt, die auch im Ostblock<br />

Mißmut erregten. Es war ihr zwar nicht gelungen, die Stationierung von<br />

Mittelstreckenraketen in Europa zu verhindern - dazu hätte es eines Abkommens<br />

bedurft, das diese Waffen auf beiden Seiten eliminierte -, aber sie<br />

kämpfte nun erfolgreich in der ehemaligen DDR. Die Grünen waren vom<br />

247

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!