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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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gen. Sowie das Subjekt einen Agenten oder Zivilisten lebensgefährdend bedrohte,<br />

konnte er mit seinem Finger auf den Abzug seines Gewehrs einen Druck<br />

von 2650 Gramm ausüben und damit das Geschoß losjagen.<br />

"Immer mit der Ruhe, alle Mann", flüsterte der Scharfschütze. Sein Zielfernrohr<br />

Marke Unertl war mit Fadenkreuz und Strichplatte ausgerüstet. Erneut<br />

schätzte Paulson automatisch die Distanz, achtete weiter auf die Böen und hielt<br />

Russells Ohr im Fadenkreuz.<br />

Die Szene hatte eine grausige Komik. Die Reporterin lächelte und bewegte ihr<br />

Mikrofon beim Interview hin und her. Der massige schwarze Kameramann<br />

hatte seine Minicam am Auge, mit der aufgesteckten grellen Lampe, die von<br />

Batterien, die an seinem Gürtel befestigt waren, betrieben wurde. Russell redete<br />

eindringlich, aber Paulson und Leary verstanden nichts, weil der Wind zu heftig<br />

war. Seine Miene war von Anfang an zornig gewesen, und sie glättete sich nicht.<br />

Er ballte die Linke zur Faust, und die Finger seiner rechten Hand schlössen sich<br />

automatisch um den Knauf der Pistole. Der Wind preßte die Seidenbluse der<br />

Reporterin an ihre durchscheinenden Brüste. Leary fiel ein, daß Russell den Ruf<br />

hatte, ein zur Brutalität neigender Sexualathlet zu sein. Aber der Ausdruck des<br />

Mannes war sonderbar leer. Einmal starrte er teilnahmslos, dann wieder fuhr er<br />

leidenschaftlich auf; diese durch Drogen erzeugte Instabilität mußte den psychischen<br />

Druck auf den vom FBI Umstellten noch verstärken. Plötzlich wurde er<br />

unnatürlich ruhig.<br />

Leary verfluchte den SAC. Wir sollten uns ein Stück zurückziehen und<br />

abwarten, bis die Kerle mürbe sind, dachte er. Die Lage hat sich stabilisiert.<br />

Die kommen hier nicht weg. Wir könnten übers Telefon verhandeln und sie<br />

hinhalten...<br />

"Achtung!"<br />

Mit seiner freien Hand hatte Russell die Reporterin am Oberarm gepackt.<br />

Sie versuchte sich zu befreien, verfügte aber nur über einen Bruchteil der Kraft,<br />

die dazu nötig war. Der Kamermann nahm eine Hand von der Sony. Er war<br />

groß und stark und hätte Erfolg haben können, aber seine Bewegung provozierte<br />

Russell. Die rechte Hand des Subjekts zuckte.<br />

"Im Ziel!" sagte Paulson erregt. Laß das, du Arschloch, dachte er. HÖR<br />

AUF! Er durfte nicht zulassen, daß Russell den Revolver zu weit hob. Sein<br />

Verstand raste, schätzte die Situation ab. Ein großer Revolver Smith & Wesson,<br />

vielleicht ein 44er Kaliber, eine Waffe, die riesige, blutige Wunden riß. Es<br />

war möglich, daß das Subjekt nur seinen Worten Nachdruck verleihen wollte.<br />

Vermutlich wies er den Schwarzen an der Kamera an, er solle stillhalten; der<br />

Revolver schien eher auf den Mann gerichtet als auf die Reporterin, kam höher<br />

und höher und...<br />

Der Knall des Gewehrs ließ die Szene erstarren. Paulsons Finger hatte sich<br />

scheinbar wie von selbst gekrümmt, aber in Wirklichkeit war es der antrainierte<br />

Reflex, der sich durchgesetzt hatte. <strong>Das</strong> Gewehr bäumte sich unterm<br />

Rückstoß auf, und die Hand des Schützen zuckte schon, um zu spannen und<br />

nachzuladen. Ein Windstoß hatte Paulsons Geschoß leicht nach rechts abge­<br />

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