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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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daß jeweils wöchentlich ein Mitglied einen öffentlichen Gottesdienst hielt,<br />

dem die beiden anderen beiwohnten, um den Respekt zu erweisen, der ihrem<br />

gemeinsamen Unterfangen zugrunde lag. Dieser Vorschlag, der von dem Imam<br />

stammte, hatte sich überraschenderweise als die effektivste Methode zur Beilegung<br />

ihrer internen Meinungsverschiedenheiten erwiesen und diente auch den<br />

Stadtbewohnern als Beispiel. Konflikte brachen durch diese Konstruktion<br />

immer nur zwischen zwei Mitgliedern aus, und in solchen Fällen schlichtete<br />

der unbeteiligte Dritte. Eine friedliche und vernünftige Lösung war in <strong>aller</strong><br />

Interesse. "Gott der Herr" - gegen diese Bezeichnung hatte keiner der drei<br />

Vorbehalte - verlangte guten Willen von ihnen, und nach anfänglichen Schwierigkeiten<br />

herrschte er auch. Nach der Beilegung eines Disputs über den Zugang<br />

zu einem Heiligtum merkte der griechische Patriarch beim Kaffee an, dies sei<br />

das erste Wunder, das er erlebt habe. Nein, versetzte der Rabbi, es sei doch kein<br />

Wunder, wenn Gottesmänner nach ihren Glaubensgesetzen handelten. Nach<br />

allen gleichzeitig? hatte der Imam lächelnd gefragt und hinzugefügt, man habe<br />

für dieses kleine Wunder immerhin ein Millennium gebraucht. Fangen wir bloß<br />

keinen neuen Streit über die Beilegung eines alten an, hatte der Grieche mit<br />

einem dröhnenden Lachen gewarnt - sagt mir lieber, wie ich mit meinen<br />

Glaubensbrüdern fertigwerde!<br />

Wenn auf der Straße ein Geistlicher dem Vertreter einer anderen Religion<br />

begegnete, begrüßte man sich, um allen ein Beispiel zu geben. Die Männer der<br />

Schweizergarde grüßten alle Gottesmänner und nahmen vor den höchsten ihre<br />

Brillen oder Helme ab.<br />

<strong>Das</strong> war die einzige Geste, die ihnen erlaubt war. In der Stadt ging die Rede,<br />

daß sie noch nicht einmal schwitzten.<br />

"Gespenstische Typen", bemerkte <strong>Ryan</strong>, der in Hemdsärmeln an einer Straßenecke<br />

stand. Amerikanische Touristen knipsten, Juden guckten noch ein<br />

wenig verärgert. Araber lächelten. Christen, die durch die zunehmende Gewalt<br />

zum größten Teil aus Jerusalem vertrieben worden waren, kehrten nach und<br />

nach zurück. Alles machte hastig Platz, als die fünf Männer flott die Straße<br />

entlangmarschierten und die behelmten Köpfe hin- und herdrehten. "Sie sehen<br />

wirklich wie Roboter aus."<br />

"Es hat seit der ersten Woche nicht einen einzigen Angriff auf sie gegeben",<br />

sagte Avi.<br />

"Mit denen würde ich mich auch nicht gern einlassen", bemerkte Clark leise.<br />

In der ersten Woche hatte ein arabischer Jugendlicher bei einem Straßenraub<br />

eine ältere Jüdin erstochen, ohne politische Motive. Er hatte den Fehler begangen,<br />

dies in Sichtweite eines Schweizers zu tun, der ihn eingeholt und wie im<br />

Film mit Karateschlägen außer Gefecht gesetzt hatte. Der Araber war vor die<br />

Troika gebracht worden, wo man ihn vor die Wahl stellte, entweder vor ein<br />

israelisches oder vor ein islamisches Gericht zu kommen. Er entschied sich für<br />

einen Prozeß unter der Scharia, sein zweiter Fehler. Nachdem seine Verletzungen<br />

in einem israelischen Krankenhaus ausgeheilt waren, kam er vor ein<br />

Gericht unter Imam Ahmed bin Yussif und wurde nach islamischem Recht<br />

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