Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller
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überhörten, manche registrierten den Lärm vor den Fenstern. Der Verteidigungsminister blieb bei der Diskussion überraschend still. Nur als er befragt wurde, erklärte er, daß die von den Amerikanern versprochenen zusätzlichen Waffen überaus nützlich seien: 48 Jagdbomber F-16, zum ersten Mal Schützenpanzer Bradley M-2/3 und Panzerabwehrraketen "Hellfire". Ferner sollten sie Zugang zur Technologie einer revolutionären neuen Panzerkanone, die Amerika gerade entwickelte, erhalten. Außerdem waren die Amerikaner bereit, den Großteil der Kosten einer hochmodernen Übungsanlage im Negev zu tragen, die ähnlich aussehen sollte wie das National Training Center in Fort Irwin, Kalifornien, wo die Zehnte Kavallerie auf ihre Rolle als Manövergegner für israelische Einheiten ausgebildet wurde. Der Verteidigungsminister kannte den Effekt, den das NTC auf das amerikanische Heer gehabt hatte: Es war nun so professionell wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Er rechnete damit, daß die Kampfkraft der israelischen Streitkräfte durch die neuen Waffen und das Übungsgelände um 50 Prozent erhöht wurde. Hinzu rechnete er das Geschwader F-16 der US-Luftwaffe und das Panzerregiment, die beide, wie in einem geheimen Zusatzprotokoll des Verteidigungsabkommens festgehalten, Israel im Notfall zur Hilfe eilen würden. Israel bestimmte, wann der Verteidigungsfall eintrat. Dieses Zugeständnis war, wie der Außenminister betonte, in der amerikanischen Geschichte einmalig. "Ist das Abkommen also unserer nationalen Sicherheit förderlich oder abträglich?" fragte der Premierminister. "Es ist in Grenzen günstig", räumte der Verteidigungsminister ein. "Sie sind also einverstanden?" Der Verteidigungsminister wägte für einen Augenblick ab, schaute dem Mann am Kopfende des Tisches fest in die Augen und stellte die stumme Frage: Habe ich deine Unterstützung, wenn ich Premier werden will? Der Premierminister nickte. "Ich werde zu den Demonstranten sprechen. Wir können mit diesem Abkommen leben." Die Rede besänftigte zwar nicht alle, überzeugte aber ein Drittel der Vertragsgegner so weit, daß sie abzogen. Die schwache Mitte im israelischen Parlament verfolgte die Ereignisse, konsultierte ihr Gewissen und traf ihren Entschluß. Das Abkommen wurde mit knapper Mehrheit ratifiziert. Noch ehe das Vertragswerk den Auswärtigen und den Verteidigungsausschuß des amerikanischen Senats passiert hatte, begann seine Realisierung. 228
11 Robotersoldaten Es war nicht die Absicht gewesen, sie menschlich wirken zu lassen. Die Männer der Schweizergarde waren allesamt über einsfünfundachtzig groß, und keiner wog weniger als achtzig Kilo. Das Lager der Garde am Stadtrand in einem Komplex, der noch vor zwei Wochen eine jüdische Siedlung gewesen war, verfügte über ein hochmodernes Fitneß-Center, und die Soldaten wurden zum Krafttraining "ermuntert", bis sich die Haut über ihren Muskeln spannte wie das Fell einer Trommel. Ihre Unterarme waren dicker als die Waden vieler Männer und schon gebräunt. Ihre blauen Augen versteckten die Offiziere hinter dunklen Sonnenbrillen, während die Mannschaften mit getöntem Plexiglas vorliebnahmen. Die Schweizer trugen Kampfanzüge in einem Tarnmuster aus Schwarz, Weiß und verschiedenen Grautönen, die für den Straßenkampf gedacht waren und sie besonders nachts auf gespenstische Weise mit den Natursteinen und dem weißen Stuck in Jerusalem verschmelzen ließen. Auch ihre Stiefel und Helme aus Kevlar waren so camoufliert, und die kugelsicheren Westen amerikanischer Herkunft, die sie über den Uniformen trugen und damit noch massiger aussahen, waren ebenso gemustert. Jeder Soldat trug vier Splitterhandgranaten, zwei Nebelhandgranaten, Feldflasche, Verbandspäckchen und zwei Beutel Munition - Gesamtgewicht rund zwölf Kilo. Sie patrouillierten in fünfköpfigen Trupps durch die Stadt, jeweils ein Unteroffizier und vier Gefreite; jede Schicht bestand aus zwölf solcher Teams. Jeder Mann trug ein Sturmgewehr SIG. Zwei davon waren für das Verschießen von Panzergranaten ausgerüstet. Der Unteroffizier trug darüber hinaus eine Pistole, und zwei Mitglieder jedes Trupps hatten Funkgeräte. Die Gruppen waren in stetigem Funkkontakt und übten regelmäßig die gegenseitige Unterstützung. Die eine Hälfte der Mannschaft einer Schicht ging zu Fuß, die andere fuhr langsam und bedrohlich wirkend in amerikanischen HMMWV Streife. Dabei handelte es sich um einen überdimensionierten Jeep, der im Golfkrieg bekannt geworden war. Die Geländefahrzeuge waren teils mit MG, teils mit sechsläufigen Schnellfeuerkanonen ausgerüstet und mit Kevlar gepanzert. Auf den herrischen Ton ihrer Hupe hin machte alles Platz. Auf ihrem Stützpunkt standen mehrere gepanzerte Fahrzeuge britischer Bauart, die die engen Straßen der uralten Stadt nur mit Mühe passieren konnten. Rund um die Uhr war auch dort ein von einem Hauptmann befehligter Zug in Bereitschaft, quasi das Überfallkommando. Zu seiner Ausrüstung gehörten Panzerfäuste wie die schwedische M-2, das richtige Gerät, um Löcher 229
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überhörten, manche registrierten den Lärm vor den Fenstern. Der Verteidigungsminister<br />
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wurde, erklärte er, daß die von den Amerikanern versprochenen zusätzlichen<br />
Waffen überaus nützlich seien: 48 Jagdbomber F-16, zum ersten Mal Schützenpanzer<br />
Bradley M-2/3 und Panzerabwehrraketen "Hellfire". Ferner sollten<br />
sie Zugang zur Technologie einer revolutionären neuen Panzerkanone, die<br />
Amerika gerade entwickelte, erhalten. Außerdem waren die Amerikaner bereit,<br />
den Großteil der Kosten einer hochmodernen Übungsanlage im Negev zu<br />
tragen, die ähnlich aussehen sollte wie das National Training Center in Fort<br />
Irwin, Kalifornien, wo die Zehnte Kav<strong>aller</strong>ie auf ihre Rolle als Manövergegner<br />
für israelische Einheiten ausgebildet wurde. Der Verteidigungsminister kannte<br />
den Effekt, den das NTC auf das amerikanische Heer gehabt hatte: Es war nun<br />
so professionell wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Er rechnete damit,<br />
daß die Kampfkraft der israelischen Streitkräfte durch die neuen Waffen und<br />
das Übungsgelände um 50 Prozent erhöht wurde. Hinzu rechnete er das Geschwader<br />
F-16 der US-Luftwaffe und das Panzerregiment, die beide, wie in<br />
einem geheimen Zusatzprotokoll des Verteidigungsabkommens festgehalten,<br />
Israel im Notfall zur Hilfe eilen würden. Israel bestimmte, wann der Verteidigungsfall<br />
eintrat. Dieses Zugeständnis war, wie der Außenminister betonte, in<br />
der amerikanischen Geschichte einmalig.<br />
"Ist das Abkommen also unserer nationalen Sicherheit förderlich oder abträglich?"<br />
fragte der Premierminister.<br />
"Es ist in Grenzen günstig", räumte der Verteidigungsminister ein.<br />
"Sie sind also einverstanden?"<br />
Der Verteidigungsminister wägte für einen Augenblick ab, schaute dem<br />
Mann am Kopfende des Tisches fest in die Augen und stellte die stumme Frage:<br />
Habe ich deine Unterstützung, wenn ich Premier werden will?<br />
Der Premierminister nickte.<br />
"Ich werde zu den Demonstranten sprechen. Wir können mit diesem Abkommen<br />
leben."<br />
Die Rede besänftigte zwar nicht alle, überzeugte aber ein Drittel der Vertragsgegner<br />
so weit, daß sie abzogen. Die schwache Mitte im israelischen<br />
Parlament verfolgte die Ereignisse, konsultierte ihr Gewissen und traf ihren<br />
Entschluß. <strong>Das</strong> Abkommen wurde mit knapper Mehrheit ratifiziert. Noch ehe<br />
das Vertragswerk den Auswärtigen und den Verteidigungsausschuß des amerikanischen<br />
Senats passiert hatte, begann seine Realisierung.<br />
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