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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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ein gewählter Oberbürgermeister vor - Avi fragte sich, ob der jetzige Amtsinhaber,<br />

ein sehr unparteiischer Israeli, seinen Posten behalten würde -, aber für<br />

religiöse und auswärtige Angelegenheiten war unter der Autorität des Vatikans<br />

eine Troika von Geistlichen zuständig. Die Sicherheitskräfte für Jerusalem<br />

stellte die Schweiz mit einem motorisierten Regiment. Avi kommentierte diese<br />

Vorstellung mit einem verächtlichen Schnauben, aber die Schweizer Armee<br />

hatte der israelischen als Vorbild gedient, und die eidgenössische Einheit sollte<br />

auch zusammen mit den Amerikanern üben. Dem Vernehmen nach setzte sich<br />

die 10. Kav<strong>aller</strong>ie aus erstklassigen regulären Truppen zusammen. Auf dem<br />

Papier machte sich das alles großartig.<br />

Papier ist geduldig.<br />

Auf Israels Straßen jedoch hatten bereits fanatische Demonstrationen begonnen.<br />

Tausende von Bürgern sollten vertrieben werden. Zwei Polizisten und<br />

ein Soldat waren schon verletzt worden - von Israelis. Die Araber hielten sich<br />

aus der Sache heraus. Eine separate, von den Saudis geleitete Kommission<br />

sollte feststellen, welches Stück Land welcher arabischen Familie gehörte ­<br />

hier hatten die Israelis mit ihrer wahllosen Landnahme eine heillose Verwirrung<br />

gestiftet, aber das war glücklicherweise nicht Avis Problem. Er hieß mit<br />

Vornamen Abraham, nicht Salomon. Ob das alles klappt? fragte er sich.<br />

<strong>Das</strong> kann unmöglich funktionieren, dachte Kati. Er hatte auf die Nachricht von<br />

der Unterzeichnung des Abkommens mit einem zehn Stunden dauernden<br />

Anfall von Übelkeit reagiert und fühlte sich nun, da er den Vertragstext vor sich<br />

hatte, an der Schwelle des Todes.<br />

Frieden? Und Israel existiert trotzdem weiter? Wofür hatte er dann alle die<br />

Opfer gebracht, wofür waren Hunderte, Tausende von Freiheitskämpfern den<br />

Märtyrertod gestorben? Wofür hatte Kati sein Leben hingegeben? Jetzt kannst<br />

du genausogut sterben, sagte er sich. Er hatte auf alles verzichtet. Er hätte ein<br />

normales Leben mit Frau, Kindern, Haus und einem angenehmen Beruf - Arzt,<br />

Ingenieur, Bankangestellter, Kaufmann - führen können. Er war intelligent<br />

genug, um alles, was er sich vornahm, auch bewältigen zu können - aber nein,<br />

er hatte den steinigsten Pfad gewählt. Er hatte sich vorgenommen, eine Nation<br />

zu gründen, seinem Volk eine Heimat zu schaffen, ihnen die Menschenwürde<br />

zurückzugeben. Er hatte sein Volk führen und die Eindringlinge schlagen<br />

wollen.<br />

Um unvergessen zu bleiben.<br />

<strong>Das</strong> war sein sehnlichster Wunsch. Ungerechtigkeit stach jedem ins Auge,<br />

aber wer sie beseitigte, ging in die Geschichte ein, wenn auch nur als Nebenfigur,<br />

als Vater einer kleinen Nation ...<br />

Stimmt nicht, gestand Kati. Wer das erreichen wollte, mußte den Großmächten<br />

trotzen, den Amerikanern und Europäern, die sein uraltes Heimatland<br />

mit ihren Vorurteilen geprägt hatten. Wer dieses Unrecht beseitigte,<br />

zählte zu den großen Gestalten der Geschichte. Doch wessen Taten würden<br />

nun in Erinnerung bleiben? Wer hatte wen besiegt, wer hatte was erobert?<br />

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