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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Der Beamte fuhr im Plauderton fort. "Günther haben wir übrigens aus den<br />

Augen verloren. In Bulgarien verpaßten wir ihn nur um dreißig Stunden. Wir<br />

haben von den Russen Akten über Sie und Ihre Freunde bekommen und wissen<br />

Bescheid - auch über die Monate, die Sie in Ausbildungslagern verbrachten.<br />

Günther ist jedenfalls immer noch flüchtig. Wir vermuten, daß er sich im<br />

Libanon bei Ihren alten Freunden versteckt. Und dieser Verein kommt als<br />

nächster dran. Wissen Sie, daß Amerikaner, Russen und Israelis nun zusammenarbeiten?<br />

<strong>Das</strong> ist ein Punkt des Abkommens. Toll, nicht wahr? Ich nehme<br />

an, daß wir Günther dort erwischen... wenn wir Glück haben, leistet er<br />

Widerstand. Dann bringen wir Ihnen ein Bild von seiner Leiche... Ach ja,<br />

wenn wir schon von Bildern reden... das hätte ich ja fast vergessen!<br />

Ich möchte Ihnen etwas zeigen", sagte der Beamte, schob eine Videokassette<br />

in ein Abspielgerät und stellte den Fernseher an. Es dauerte eine Weile, bis das<br />

Bild ruhig und scharf wurde; die Aufnahmen waren offensichtlich von einem<br />

Amateur mit der Handkamera gemacht worden. Petra sah zwei kleine Mädchen<br />

in rosa Kleidern in einem typisch deutschen Wohnzimmer auf dem<br />

Teppich sitzen. Alles war sauber und ordentlich; selbst die Illustrierten lagen<br />

parallel zur Tischkante.<br />

"Erika, Ursel, kommt mal her", sagte eine Frauenstimme, und die beiden<br />

Kleinkinder zogen sich am Couchtisch hoch und gingen mit unsicheren Schritten<br />

auf die Frau zu, die sie in die Arme nahm. "Mutti", sagten beide. Der<br />

Beamte schaltete den Fernseher aus.<br />

"So, die beiden können laufen und sprechen. Ist das nicht wunderbar? Ihre<br />

neue Mutter hat sie sehr lieb. Ich dachte mir, daß Sie das gerne sehen würden.<br />

So, das wäre alles für heute." Der BKA-Mann drückte auf einen verborgenen<br />

Knopf, und ein Wärter erschien, um die gefesselte Gefangene zurück in ihre<br />

Zelle zu führen.<br />

Die kahle Zelle war quadratisch und hatte weiß gestrichene Backsteinwände.<br />

Ein Fenster gab es nicht, und die Stahltür hatte nur einen Spion und<br />

einen Schlitz für die Tabletts mit den Mahlzeiten. Petra wußte nicht, daß knapp<br />

unter der Decke eine infrarotdurchlässige Backsteinattrappe angebracht war,<br />

die eine Überwachungskamera verbarg. Auf dem Weg zur Zelle wahrte Petra<br />

Hassler-Bock die Fassung.<br />

Doch kaum war die Tür zugefallen, brach sie zusammen.<br />

Petras hohle Augen starrten auf den Fußboden, der ebenfalls weiß war.<br />

Weinen konnte sie noch nicht, als sie über den Alptraum nachdachte, zu dem<br />

ihr Leben geworden war. <strong>Das</strong> ist alles nicht wahr, redete sie sich mit einem<br />

Optimismus, der schon an Wahnsinn grenzte, ein. Sie konnte doch nicht alles,<br />

woran sie geglaubt, wofür sie gearbeitet hatte, verloren haben! Günther, die<br />

Kinder, die revolutionäre Sache, ihr Leben.<br />

Daß man sie nur verhörte, um sie zu quälen, war ihr klar. Man hatte sie nie<br />

ernsthaft nach Informationen ausgehorcht, aber das hatte seinen Grund. Sie<br />

hatte keine nützlichen Hinweise zu geben. Man hatte ihr Fotokopien der Stasi-<br />

Akten gezeigt. Alles, was der Arbeiter- und Bauernstaat über sie gewußt hatte,<br />

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