Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller
Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller
"Hat sich nicht geändert, Sir, ist immer noch da." "Verdammt! IA, einen Knoten weniger." Claggett tat wie befohlen und bemerkte, daß der Skipper die Nerven verloren hatte. Zehn Minuten vergingen. Das besorgniserregende Klappern wurde leiser, verschwand aber nicht. "Hier Sonar! Kontakt in null-eins-fünf, erschien urplötzlich und ist offenbar Sierra-5, Sir. Eindeutig Akula-Klasse, Admiral Lunin . Läuft uns direkt entgegen und kam vermutlich gerade durch die Schicht, Sir." "Hat er uns geortet?" "Vermutlich, Sir", meldete der Sonarmann. "Halt!" befahl eine andere Stimme. Commodore Mancuso war in den Raum gekommen. "Beenden wir die Übung an diesem Punkt. Würden die Offiziere mir bitte folgen?" Alle atmeten auf, als das Licht anging. Der Raum befand sich in einem großen, quadratischen Gebäude, das überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem U-Boot aufwies, aber über mehrere Räume verteilt die wichtigsten Elemente eines strategischen Boots der Ohio-Klasse enthielt. Mancuso führte die Besatzung der Operationszentrale in ein Konferenzzimmer und schloß die Tür. "Das war ein taktischer Fehler, Captain." Bart Mancuso war dafür bekannt, daß er keine diplomatische Art hatte. "IA, was rieten Sie Ihrem Skipper?" Claggett wiederholte wörtlich seinen Vorschlag. "Captain, warum haben Sie diesen Rat nicht befolgt?" "Sir, ich hielt unseren akustischen Vorteil für ausreichend und handelte so, um eine maximale Distanz zum Ziel zu schaffen." "Wally?" Mancuso wandte sich an den Skipper der Besatzung "Rot", Wally Chambers, der demnächst USS Key West übernehmen sollte. Chambers hatte auf Dallas unter Mancuso gedient und sein Geschick als Jäger gerade unter Beweis gestellt. "Ihr Manöver war zu berechenbar, Captain. Darüber hinaus präsentierten Sie durch die Kurs- und Tiefenänderung meinem Schleppsonar Ihre Lärmquelle und verrieten mir durch Rumpfknistern eindeutig, daß ich einen U- Kontakt hatte. Sie hätten mir den Bug weisen, die Fahrt reduzieren und die Tiefe halten sollen. Ich hatte nur einen vagen Hinweis auf Sie. Wären Sie langsamer gefahren, hätte ich Sie niemals identifiziert. So aber machte ich Ihren Sprung über die Schicht aus und spurtete unter Ihnen los, sowie ich aus der KZ war. Captain, ich wußte nicht, mit was ich es zu tun hatte, bis Sie es mir verrieten. Sie ließen mich viel zu dicht herankommen. Ich ließ mein Schleppsonar über der Schicht treiben und blieb selber unter ihr; so konnte ich Sie trotz Oberflächenlärms über 18 Meilen orten. Anschließend brauchte ich nur noch weiterzuspurten, bis ich dicht genug für erfolgversprechende Zielkoordinaten dran war. Sie waren im Visier." "Die Übung sollte zeigen, was passiert, wenn man seinen akustischen Vorteil verliert." Mancuso ließ seine Erklärung wirken, ehe er fortfuhr. "Na schön, das war unfair. Aber wer sagt, daß es fair zugeht im Leben?" 204
"Das Akula ist ein gutes Boot, doch was taugt sein Sonar?" "Es ist unserer Ansicht nach mit dem der 688-Boote der zweiten Garnitur zu vergleichen." Ausgeschlossen, dachte Ricks und fragte dann: "Mit welchen Überraschungen muß ich sonst noch rechnen?" "Gute Frage. Antwort: Das wissen wir auch nicht. Und wer keine exakten Informationen hat, muß davon ausgehen, daß der Gegner so gut ist wie er selbst." Ausgeschlossen, dachte Ricks. Vielleicht sogar noch besser, dachte Mancuso. "Nun denn", wandte sich der Commodore an die versammelte Besatzung der Zentrale. "Gehen Sie Ihre eigenen Daten durch. In dreißig Minuten halten wir dann die Schlußbesprechung." Ricks sah, daß Mancuso und Chambers beim Hinausgehen miteinander lachten. Mancuso mochte ein geschickter und tüchtiger U-Boot-Fahrer sein, aber er hatte die Mentalität eines U-Jägers und war als Commodore eines Geschwaders strategischer Boote am falschen Platz. Natürlich hatte er einen Kumpel von der Atlantikflotte hinzugezogen, auch so ein Unterwasser-Cowboy, aber das war eben der Brauch. Ricks war davon überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Die Übung war unrealistisch gewesen, fand Ricks. Hatte Rosselli nicht gesagt, Maine sei so lautlos wie ein schwarzes Loch im Wasser? Verflucht, das war seine erste Chance gewesen, dem Commodore sein Können zu beweisen. Ein fauler Trick und die Fehler der Besatzung, auf die Rosselli so stolz gewesen war, hatten ihm die Möglichkeit genommen, bei diesem künstlichen und unfairen Test einen guten Eindruck zu machen. "Mr. Shaw, zeigen Sie mir Ihre Unterlagen." "Hier, Sir." Shaw, der seine theoretische Ausbildung erst vor zwei Monaten in Groton abgeschlossen hatte, stand in der Ecke und hatte die Karten und seine Aufzeichnungen fest an die Brust gepreßt. Ricks entriß sie ihm, breitete sie auf einem Tisch aus und musterte sie kurz. "Schlamperei. Das hätten Sie mindestens eine Minute schneller schaffen können." "Jawohl, Sir", erwiderte Shaw. Er hatte zwar keine Ahnung, wie die Aufgabe rascher zu erledigen gewesen wäre, aber der Captain hatte gesprochen, und der Captain hatte immer recht. "Das hätte das Blatt wenden können", sagte er in einem gedämpfteren, aber noch immer häßlich scharfen Ton. "Das tut mir leid, Sir." Ensign Shaw hatte zum ersten Mal einen richtigen Fehler gemacht. Ricks richtete sich auf, mußte aber trotzdem aufschauen, um Shaw in die Augen zu sehen. Auch das verbesserte seine Laune nicht. "Mit Entschuldigungen ist es nicht getan, Mister. Entschuldigungen gefährden das Schiff und kosten Menschenleben. Entschuldigungen hört man nur von inkompetenten Offizieren. Haben Sie mich verstanden, Mr. Shaw?" 205
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"Hat sich nicht geändert, Sir, ist immer noch da."<br />
"Verdammt! IA, einen Knoten weniger." Claggett tat wie befohlen und<br />
bemerkte, daß der Skipper die Nerven verloren hatte.<br />
Zehn Minuten vergingen. <strong>Das</strong> besorgniserregende Klappern wurde leiser,<br />
verschwand aber nicht.<br />
"Hier Sonar! Kontakt in null-eins-fünf, erschien urplötzlich und ist offenbar<br />
Sierra-5, Sir. Eindeutig Akula-Klasse, Admiral Lunin . Läuft uns direkt entgegen<br />
und kam vermutlich gerade durch die Schicht, Sir."<br />
"Hat er uns geortet?"<br />
"Vermutlich, Sir", meldete der Sonarmann.<br />
"Halt!" befahl eine andere Stimme. Commodore Mancuso war in den Raum<br />
gekommen. "Beenden wir die Übung an diesem Punkt. Würden die Offiziere<br />
mir bitte folgen?"<br />
Alle atmeten auf, als das Licht anging. Der Raum befand sich in einem<br />
großen, quadratischen Gebäude, das überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem<br />
U-Boot aufwies, aber über mehrere Räume verteilt die wichtigsten Elemente<br />
eines strategischen Boots der Ohio-Klasse enthielt. Mancuso führte die Besatzung<br />
der Operationszentrale in ein Konferenzzimmer und schloß die Tür.<br />
"<strong>Das</strong> war ein taktischer Fehler, Captain." Bart Mancuso war dafür bekannt,<br />
daß er keine diplomatische Art hatte. "IA, was rieten Sie Ihrem Skipper?"<br />
Claggett wiederholte wörtlich seinen Vorschlag. "Captain, warum haben Sie<br />
diesen Rat nicht befolgt?"<br />
"Sir, ich hielt unseren akustischen Vorteil für ausreichend und handelte so,<br />
um eine maximale Distanz zum Ziel zu schaffen."<br />
"Wally?" Mancuso wandte sich an den Skipper der Besatzung "Rot", Wally<br />
Chambers, der demnächst USS Key West übernehmen sollte. Chambers hatte<br />
auf Dallas unter Mancuso gedient und sein Geschick als Jäger gerade unter<br />
Beweis gestellt.<br />
"Ihr Manöver war zu berechenbar, Captain. Darüber hinaus präsentierten<br />
Sie durch die Kurs- und Tiefenänderung meinem Schleppsonar Ihre Lärmquelle<br />
und verrieten mir durch Rumpfknistern eindeutig, daß ich einen U-<br />
Kontakt hatte. Sie hätten mir den Bug weisen, die Fahrt reduzieren und die<br />
Tiefe halten sollen. Ich hatte nur einen vagen Hinweis auf Sie. Wären Sie<br />
langsamer gefahren, hätte ich Sie niemals identifiziert. So aber machte ich<br />
Ihren Sprung über die Schicht aus und spurtete unter Ihnen los, sowie ich aus<br />
der KZ war. Captain, ich wußte nicht, mit was ich es zu tun hatte, bis Sie es mir<br />
verrieten. Sie ließen mich viel zu dicht herankommen. Ich ließ mein Schleppsonar<br />
über der Schicht treiben und blieb selber unter ihr; so konnte ich Sie trotz<br />
Oberflächenlärms über 18 Meilen orten. Anschließend brauchte ich nur noch<br />
weiterzuspurten, bis ich dicht genug für erfolgversprechende Zielkoordinaten<br />
dran war. Sie waren im Visier."<br />
"Die Übung sollte zeigen, was passiert, wenn man seinen akustischen Vorteil<br />
verliert." Mancuso ließ seine Erklärung wirken, ehe er fortfuhr. "Na schön, das<br />
war unfair. Aber wer sagt, daß es fair zugeht im Leben?"<br />
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