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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Andrej Iljitsch Narmonow faßte sich kurz. Seine Ausführungen waren schlicht,<br />

würdig und von einer Bescheidenheit, zu der sich die Kommentatoren bestimmt<br />

äußern würden.<br />

Ghosn brachte einen zweiten Flaschenzug an dem Portalgestell an. Günstigerweise<br />

war der Zylinder mit einer Öse zum Anheben versehen. Offenbar wollten<br />

die Israelis ihre Kraft ebensowenig vergeuden wie er. Der Rest der Hülle war<br />

leichter, als er erwartet hatte. Nach einer Minute hatte Ghosn den Zylinder so<br />

weit angehoben, daß nun die ganze Konstruktion an ihm hing. Lange konnte das<br />

nicht halten. Ghosn besprühte den Gitterrahmen mit Rostlöser und wartete, daß<br />

die Schwerkraft ihre Wirkung tat... aber nach einer Minute riß ihm der<br />

Geduldsfaden. Er setzte in einem Spalt zwischen Zylinder und Rahmen das<br />

Stemmeisen an und begann in Millimeterarbeit zu hebeln. Nach vier Minuten<br />

kam die Hülle mit einem metallischen Quietschen frei und fiel zu Boden. Nun<br />

brauchte er nur noch an der Kette zu ziehen und den Zylinder herauszuheben.<br />

Der Zylinder war grün lackiert und hatte, was nicht überraschend war,<br />

ebenfalls eine abgedeckte Öffnung. Ghosn suchte sich einen passenden Schraubenschlüssel<br />

und begann die vier festsitzenden Bolzen zu lösen, die unter seinem<br />

Druck bald nachgaben. Er kam nun rascher voran und wurde von der Erregung,<br />

die immer mit dem bevorstehenden Abschluß einer langen Arbeit einhergeht,<br />

übermannt, obwohl die Vernunft ihn zur Bedächtigkeit mahnte.<br />

Endlich war Fowler an der Reihe.<br />

Der Präsident der Vereinigten Staaten trat mit einer braunen Aktenmappe aus<br />

Leder ans Rednerpult. Sein Hemd war brettsteif gestärkt und rieb ihm bereits<br />

den Hals wund, aber das störte ihn nicht. Auf diesen Augenblick hatte er sich<br />

sein ganzes Leben lang vorbereitet. Er schaute direkt in die Kamera und sah<br />

ernst, aber nicht düster, begeistert, aber noch nicht fröhlich, stolz, aber nicht<br />

arrogant aus. Er nickte seinen Amtskollegen zu.<br />

"Heiliger Vater, Königliche Hoheit, Herr Präsident", begann Fowler. "Meine<br />

Herren Ministerpräsidenten und alle Bürger unserer unruhigen, aber hoffnungsvollen<br />

Welt:<br />

Wir sind zusammengekommen in dieser uralten Stadt, die seit über dreitausend<br />

Jahren Krieg und Frieden erlebt, eine der großen Kulturen der Welt<br />

hervorgebracht hat und heute der Sitz einer noch größeren Religion ist. Wir<br />

kommen alle von weither, aus Wüsten und Gebirgen, aus den weiten Ebenen<br />

Europas und aus einer Stadt, die ebenfalls an einem Fluß liegt, aber anders als<br />

viele Fremde, die diese uralte Stadt besuchten, kommen wir in Frieden. Wir<br />

kamen mit einer einzigen Absicht - den Krieg und das Leiden, das er bringt,<br />

abzuschaffen, um die Segnungen des Friedens in einen Teil der Welt zu tragen,<br />

der erst jetzt aus einer Geschichte aufzusteigen beginnt, die einerseits von<br />

Blutvergießen und andererseits vom Licht der Ideale geprägt ist." Er senkte den<br />

Blick nur, wenn er umblättern mußte. Fowler war ein guter Redner, der über<br />

dreißig Jahre hinweg Erfahrungen gesammelt hatte und nun vor dieser Ver­<br />

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