Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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23.01.2013 Aufrufe

übers Fax. Warte nur, die verschlingen das nur so. Ich habe ihnen außerdem ein paar saftige Details aus den Verhandlungen zusammengestellt." "Wie du meinst", sagte der Präsident und schob sich das letzte Stück Bratwurst in den Mund. Dann schaute er auf die Uhr. Es kam auf den richtigen Moment an. Da der Zeitunterschied zwischen Rom und Washington sechs Stunden betrug, konnte das Abkommen frühestens um zwei Uhr nachmittags unterzeichnet werden, denn es sollte ins Frühstücksfernsehen kommen. Und da Amerikas Bürger erst auf die Sensation vorbereitet werden mußten, hatten den TV-Crews die Vertragsdetails bis drei Uhr Ostküsten-Sommerzeit vorzuliegen. Liz würde den Knüller also um neun bekanntgeben, in zwanzig Minuten. "Und wirst du auch Charlies Rolle betonen?" "Sicher. Es ist nur gerecht, wenn wir ihn als den Haupturheber darstellen." Damit ist Ryans Part gestorben, dachte Fowler. Nun, schließlich hat Charlie die Sache in Bewegung gesetzt. Ryan tat Fowler ein bißchen leid. Er hielt den DDC1 zwar ebenfalls für ein Relikt aus der Vergangenheit, wußte aber auch, was er geleistet hatte, und war davon beeindruckt. Auch Arnie van Damm, der beste Menschenkenner in der Administration, hielt große Stücke auf Ryan. Aber Elizabeth war seine Sicherheitsberaterin, und er konnte nicht zulassen, daß sie und der DDCI sich gegenseitig an die Kehle gingen. Nein, das kam nicht in Frage. "Leg eine glänzende Vorstellung hin, Elizabeth." "Kleinigkeit." Sie lächelte ihn an und ging. Die Sache war schwieriger, als er erwartet hatte. Ghosn erwog, Hilfe zu holen, verzichtete dann aber. Es gehörte zu seinem Ruf in der Organisation, daß er allein an diesem Teufelszeug werkelte und nur für die Knochenarbeit gelegentlich ein paar kräftige Männer hinzuzog. Die Bombe, oder was das Objekt sonst sein mochte, war erstaunlich stabil gebaut. Im Schein seiner grellen Arbeitslampen reinigte er sie zunächst gründlich mit Wasser und fand eine Reihe von Einrichtungen, die er nicht identifizieren konnte. Es gab zum Beispiel mit Schraubdeckeln verschlossene Gewindelöcher. Er drehte eine Schutzkappe los und fand darunter ein Kabel. Erstaunlicher noch war die Stärke der Bombenhülle. Er hatte schon einmal einen israelischen Radar-Störsender zerlegt und an dieser aus Aluminium konstruierten Gondel für Radiofrequenzen durchlässige "Fenster" aus Kunststoff oder Fiberglas gefunden. Da sich die größte Abdeckplatte auch mit aller Gewalt nicht loshebeln ließ, versuchte er, die Hülle an einer anderen Stelle zu öffnen - erfolglos. Nun wandte er sich nach mehreren Stunden fruchtloser Arbeit frustriert wieder der Platte zu. Ghosn setzte sich zurück und steckte sich eine Zigarette an. "Was bist du?" fragte er das Objekt. Es sah einer Bombe wirklich ähnlich, soviel war ihm klar. Es hatte eine dicke Hülle - warum ist mir nicht aufgefallen, daß das Ding für einen Radarsender 178

viel zu schwer ist? fragte er sich. Aber eine richtige Bombe konnte es auch wieder nicht sein. Nach allem, was er an Kabeln und elektrischen Verbindungen im Innern gesehen hatte, fehlten Zünder und Übertragungsladung. Es konnte also nichts anderes als eine elektronische Einrichtung sein. Er drückte die Zigarette auf dem Boden aus und ging an seine Werkbank. Ghosn verfügte über ein großes Werkzeugsortiment, darunter ein zweitaktgetriebenes Schleifgerät mit Trennscheibe. Die Maschine war eigentlich für den Zweimannbetrieb bestimmt, doch er beschloß, sie allein und an der Abdeckplatte anzusetzen, die ihm dünner vorkam als der Rest der Hülle. Er stellte die Schneidtiefe auf neun Millimeter, warf den Motor an und wuchtete das Werkzeug über die Platte. Der Lärm war gräßlich, als der diamantbestückte Rand der Scheibe sich in den Stahl fraß, aber die Maschine war schwer genug, um nicht von dem Werkstück abzugleiten. Er führte sie langsam am Rand der Abdeckplatte entlang. Für den ersten Schnitt brauchte er zwanzig Minuten. Nun stellte er die Maschine ab, legte sie auf den Boden und schob einen dünnen Draht durch den entstandenen Spalt. Na endlich! Ich bin durch! dachte er. Richtig getippt. Der Rest der Hülle schien rund vier Zentimeter stark zu sein, die Platte aber nur einen knappen Zentimeter. Ghosn freute sich so über den Erfolg, daß er vergaß, sich zu fragen, wozu eine Radarkapsel einen so dicken Mantel aus gehärtetem Stahl brauchte. Ehe er weitermachte, setzte er Ohrenschützer auf, denn der Krach des ersten Schnitts hing ihm noch in den Ohren. Die Arbeit war schon unangenehm genug; Kopfschmerzen konnte er jetzt nicht gebrauchen. Im Sekundenabstand blendeten die TV-Netze den Hinweis "Sondermeldung" auf die Bildschirme ein. Die Koordinatoren, die für römische Verhältnisse früh aufgestanden waren, um an Dr. Elliots Pressekonferenz teilzunehmen, hasteten atemlos in ihre Kabinen und übergaben den Produzenten und Rechercheuren ihre Notizen. "Na bitte!" triumphierte Angela Miriles. "Hab' ich's nicht gesagt, Rick?" "Angie, ich schulde Ihnen ein Mittag- und ein Abendessen und vielleicht sogar das Frühstück in einem Restaurant Ihrer Wahl." "Topp!" erwiderte die Rechercheurin lachend und dachte: Der Arsch kann sich das leisten. "Wie bringen wir das?" fragte der Produzent. "Ich improvisiere. Geben Sie mir zwei Minuten, und dann gehen wir auf Sendung." "Scheiße", bemerkte Angie leise. Rick improvisierte nur ungern. Andererseits genoß er es, den Printmedien zuvorzukommen, was in diesem Fall angesichts des Zeitvorteils ein Kinderspiel war. Ätsch, New York Times! Er saß still, bis er geschminkt war, und ging dann mit dem Nahostexperten der Fernsehanstalt, den Angie für einen eitlen Schwachkopf hielt, vor die Kamera. "Fünf!" rief der Regieassistent. "Vier, drei, zwei, eins!" Er gab dem Koordinator ein Zeichen. 179

übers Fax. Warte nur, die verschlingen das nur so. Ich habe ihnen außerdem ein<br />

paar saftige Details aus den Verhandlungen zusammengestellt."<br />

"Wie du meinst", sagte der Präsident und schob sich das letzte Stück<br />

Bratwurst in den Mund. Dann schaute er auf die Uhr. Es kam auf den richtigen<br />

Moment an. Da der Zeitunterschied zwischen Rom und Washington sechs<br />

Stunden betrug, konnte das Abkommen frühestens um zwei Uhr nachmittags<br />

unterzeichnet werden, denn es sollte ins Frühstücksfernsehen kommen. Und<br />

da Amerikas Bürger erst auf die Sensation vorbereitet werden mußten, hatten<br />

den TV-Crews die Vertragsdetails bis drei Uhr Ostküsten-Sommerzeit vorzuliegen.<br />

Liz würde den Knüller also um neun bekanntgeben, in zwanzig Minuten.<br />

"Und wirst du auch Charlies Rolle betonen?"<br />

"Sicher. Es ist nur gerecht, wenn wir ihn als den Haupturheber darstellen."<br />

Damit ist <strong>Ryan</strong>s Part gestorben, dachte Fowler. Nun, schließlich hat Charlie<br />

die Sache in Bewegung gesetzt. <strong>Ryan</strong> tat Fowler ein bißchen leid. Er hielt den<br />

DDC1 zwar ebenfalls für ein Relikt aus der Vergangenheit, wußte aber auch,<br />

was er geleistet hatte, und war davon beeindruckt. Auch Arnie van Damm, der<br />

beste Menschenkenner in der Administration, hielt große Stücke auf <strong>Ryan</strong>.<br />

Aber Elizabeth war seine Sicherheitsberaterin, und er konnte nicht zulassen,<br />

daß sie und der DDCI sich gegenseitig an die Kehle gingen. Nein, das kam nicht<br />

in Frage.<br />

"Leg eine glänzende Vorstellung hin, Elizabeth."<br />

"Kleinigkeit." Sie lächelte ihn an und ging.<br />

Die Sache war schwieriger, als er erwartet hatte. Ghosn erwog, Hilfe zu holen,<br />

verzichtete dann aber. Es gehörte zu seinem Ruf in der Organisation, daß er<br />

allein an diesem Teufelszeug werkelte und nur für die Knochenarbeit gelegentlich<br />

ein paar kräftige Männer hinzuzog.<br />

Die Bombe, oder was das Objekt sonst sein mochte, war erstaunlich stabil<br />

gebaut. Im Schein seiner grellen Arbeitslampen reinigte er sie zunächst gründlich<br />

mit Wasser und fand eine Reihe von Einrichtungen, die er nicht identifizieren<br />

konnte. Es gab zum Beispiel mit Schraubdeckeln verschlossene Gewindelöcher.<br />

Er drehte eine Schutzkappe los und fand darunter ein Kabel. Erstaunlicher<br />

noch war die Stärke der Bombenhülle. Er hatte schon einmal einen<br />

israelischen Radar-Störsender zerlegt und an dieser aus Aluminium konstruierten<br />

Gondel für Radiofrequenzen durchlässige "Fenster" aus Kunststoff oder<br />

Fiberglas gefunden.<br />

Da sich die größte Abdeckplatte auch mit <strong>aller</strong> Gewalt nicht loshebeln ließ,<br />

versuchte er, die Hülle an einer anderen Stelle zu öffnen - erfolglos. Nun<br />

wandte er sich nach mehreren Stunden fruchtloser Arbeit frustriert wieder der<br />

Platte zu.<br />

Ghosn setzte sich zurück und steckte sich eine Zigarette an. "Was bist du?"<br />

fragte er das Objekt.<br />

Es sah einer Bombe wirklich ähnlich, soviel war ihm klar. Es hatte eine dicke<br />

Hülle - warum ist mir nicht aufgefallen, daß das Ding für einen Radarsender<br />

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