Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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23.01.2013 Aufrufe

und können uns entspannen, dachte der Russe und grinste verstohlen. "Ich gratuliere Ihnen und Ihrem Volk." "Ihre Unterstützung hat entscheidend zu diesem Erfolg beigetragen, Andrej", versetzte Fowler liebenswürdig. Das war natürlich eine Lüge, aber eine der Art, die sich ein Politiker leisten kann, und das verstanden beide. Daß es in Wirklichkeit die Wahrheit war, wußten weder Fowler noch Narmonow. "Ein Krisenherd weniger. Wie blind wir doch waren!" "Gewiß, mein Freund, aber das liegt jetzt hinter uns. Wie kommen Sie in Deutschland zurecht?" "Das Militär ist, wie Sie sich vorstellen können, alles andere als glücklich und..." "Meins auch nicht", unterbrach Fowler sanft. "Soldaten sind wie Hunde. Nützlich natürlich, aber von Zeit zu Zeit muß man ihnen zeigen, wer der Herr ist." Narmonow nickte nachdenklich, als der Dolmetscher geendet hatte. Erstaunlich, wie arrogant Fowler war. Genau so, wie das KGB ihm gesagt hatte, stellte der sowjetische Präsident fest. Und gönnerhaft dazu. Nun, die Amerikaner genießen eben den Vorteil eines stabilen politischen Systems, sagte sich Andrej Iljitsch. Während Fowler seiner Position sicher sein konnte, hatte Narmonow Tag für Tag mit einem System zu kämpfen, das noch längst nicht in Stein gefaßt war. Welcher Luxus, dachte der Russe deprimiert, wenn man in Soldaten nur Hunde sehen kann, die vor einem kuschen. Wußte der Mann denn nicht, daß Hunde auch beißen konnten? Ein sonderbares Volk, diese Amerikaner. Während der Herrschaft der KPdSU hatte den USA der politische Einfluß der Roten Armee Sorgen gemacht - aber der war ihr schon von Stalin genommen worden, als er Tuchatschewski hinrichten ließ. Nun aber tat man solche Geschichten ab - in einer Zeit, in der das Fehlen der eisernen Hand des Marxismus-Leninismus den Soldaten Gedanken erlaubte, die sie noch vor wenigen Jahren vors Hinrichtungskommando gebracht hätten. Narmonow beschloß, dem Amerikaner seine Illusionen zu lassen. "Sagen Sie, Robert, wo kam die Idee zu diesem Abkommen eigentlich her?" fragte Narmonow. Er kannte die Antwort und wollte nur wissen, wie gut Fowler lügen konnte. "Wie bei allen Ideen dieser Art aus vielen Ecken", erwiderte der Präsident leichthin. "Die treibende Kraft war der arme Charles Alden. Er aktivierte seinen Plan sofort nach diesem schrecklichen Zwischenfall in Israel und hatte, wie wir nun sehen, Erfolg." Wieder nickte der Russe und zog seine eigenen Schlußfolgerungen. Fowler log geschickt, wich dem Kern der Frage aus und gab eine zutreffende, aber vage Antwort. Chruschtschow hatte recht gehabt: Politiker sind überall auf der Welt so ziemlich gleich. Was Fowler betraf, mußte er sich merken, daß dieser Mann seine Lorbeeren nicht gerne teilte und ohne weiteres auch einen anderen Staatschef anlog - selbst wenn es um eine Kleinigkeit wie diese ging. Narmonow war etwas enttäuscht. Er hatte zwar nichts Besseres erwartet, aber Fowler 170

hätte anständiger und menschlicher sein können. Das kostete nichts. Statt dessen war er so kleinlich wie ein KP-Apparatschik. Sag mal. Robert, fragte Narmonow in Gedanken und wahrte ein Pokergesicht, das ihm in Las Vegas Ehre gemacht hätte, was bist du für ein Mensch? "Es wird langsam spät, mein Freund", meinte Narmonow. "Sehen wir uns morgen nachmittag wieder?" Fowler erhob sich. "Ja, Andrej." Bob Fowler geleitete den Russen zur Tür und verabschiedete sich von ihm. Dann kehrte er in seine Suite zurück, wo er sofort seine handgeschriebene Checkliste aus der Tasche holte und sich davon überzeugte, daß er auch alles gefragt hatte. "Nun?" fragte Elizabeth Elliot. "Das Problem mit den Raketen stellt er so dar, wie es unsere Experten auch sehen. Damit sollten die Jungs bei der CIA zufrieden sein." Er schnitt eine Grimasse, weil er wußte, daß sich der Militärnachrichtendienst nicht so leicht abspeisen ließ. "Seine Streitkräfte scheinen ihm Kummer zu machen." Dr. Elliot setzte sich. "Und sonst?" Der Präsident goß sich ein Glas Wein ein und setzte sich dann neben seine Sicherheitsberaterin. "Na ja, die üblichen Liebenswürdigkeiten. Der Mann ist überarbeitet und hat eine Menge Sorgen. Aber das wußten wir ja schon." Liz schwenkte ihr Glas und hielt es sich unter die Nase. Italienische Weine schmeckten ihr nicht, aber diesen fand sie nicht übel. "Robert, ich habe mir Gedanken gemacht..." "Worüber, Elizabeth?" "Über Charlie ... da müssen wir etwas unternehmen. Es ist ungerecht, daß er so einfach von der Bildfläche verschwinden mußte. Er war doch der Mann, der das Abkommen aufs Gleis brachte, oder?" "Richtig", stimmte Fowler zu, trank einen Schluck und füllte sein Glas nach. "Die Sache war sein Baby." "Dann sollten wir das diskret durchsickern lassen. Das wäre das mindeste ..." "Jawohl, sein Name soll nicht nur mit einer schwangeren Studentin in Verbindung gebracht werden. Das ist sehr anständig von dir, Elizabeth." Fowler stieß mit ihr an. "Du übernimmst die Medien. Gehen die Einzelheiten des Abkommens morgen vormittag an die Öffentlichkeit?" "Ja. Um neun, glaube ich." "Gut, dann nimmst du anschließend ein paar Journalisten beiseite und steckst ihnen die Sache als Hintergrundinformation. Vielleicht ruht Charlie dann friedlicher." "Wird gemacht." Diesen Teufel hatte sie ihm mit Leichtigkeit ausgetrieben. Es sah so aus, als könnte sie ihn zu allem überreden. "Morgen ist ein großer Tag." "Der größte, Bob, der größte." Elliot lehnte sich zurück und lockerte ihr Halstuch. "Ich hätte nie geglaubt, daß ich so etwas erleben darf." 171

und können uns entspannen, dachte der Russe und grinste verstohlen. "Ich<br />

gratuliere Ihnen und Ihrem Volk."<br />

"Ihre Unterstützung hat entscheidend zu diesem Erfolg beigetragen, Andrej",<br />

versetzte Fowler liebenswürdig. <strong>Das</strong> war natürlich eine Lüge, aber eine<br />

der Art, die sich ein Politiker leisten kann, und das verstanden beide. Daß es in<br />

Wirklichkeit die Wahrheit war, wußten weder Fowler noch Narmonow.<br />

"Ein Krisenherd weniger. Wie blind wir doch waren!"<br />

"Gewiß, mein Freund, aber das liegt jetzt hinter uns. Wie kommen Sie in<br />

Deutschland zurecht?"<br />

"<strong>Das</strong> Militär ist, wie Sie sich vorstellen können, alles andere als glücklich<br />

und..."<br />

"Meins auch nicht", unterbrach Fowler sanft. "Soldaten sind wie Hunde.<br />

Nützlich natürlich, aber von Zeit zu Zeit muß man ihnen zeigen, wer der Herr<br />

ist."<br />

Narmonow nickte nachdenklich, als der Dolmetscher geendet hatte. Erstaunlich,<br />

wie arrogant Fowler war. Genau so, wie das KGB ihm gesagt hatte,<br />

stellte der sowjetische Präsident fest. Und gönnerhaft dazu. Nun, die Amerikaner<br />

genießen eben den Vorteil eines stabilen politischen Systems, sagte sich<br />

Andrej Iljitsch. Während Fowler seiner Position sicher sein konnte, hatte<br />

Narmonow Tag für Tag mit einem System zu kämpfen, das noch längst nicht in<br />

Stein gefaßt war. Welcher Luxus, dachte der Russe deprimiert, wenn man in<br />

Soldaten nur Hunde sehen kann, die vor einem kuschen. Wußte der Mann denn<br />

nicht, daß Hunde auch beißen konnten? Ein sonderbares Volk, diese Amerikaner.<br />

Während der Herrschaft der KPdSU hatte den USA der politische Einfluß<br />

der Roten Armee Sorgen gemacht - aber der war ihr schon von Stalin genommen<br />

worden, als er Tuchatschewski hinrichten ließ. Nun aber tat man solche<br />

Geschichten ab - in einer Zeit, in der das Fehlen der eisernen Hand des<br />

Marxismus-Leninismus den Soldaten Gedanken erlaubte, die sie noch vor<br />

wenigen Jahren vors Hinrichtungskommando gebracht hätten. Narmonow<br />

beschloß, dem Amerikaner seine Illusionen zu lassen.<br />

"Sagen Sie, Robert, wo kam die Idee zu diesem Abkommen eigentlich her?"<br />

fragte Narmonow. Er kannte die Antwort und wollte nur wissen, wie gut<br />

Fowler lügen konnte.<br />

"Wie bei allen Ideen dieser Art aus vielen Ecken", erwiderte der Präsident<br />

leichthin. "Die treibende Kraft war der arme Charles Alden. Er aktivierte<br />

seinen Plan sofort nach diesem schrecklichen Zwischenfall in Israel und hatte,<br />

wie wir nun sehen, Erfolg."<br />

Wieder nickte der Russe und zog seine eigenen Schlußfolgerungen. Fowler<br />

log geschickt, wich dem Kern der Frage aus und gab eine zutreffende, aber vage<br />

Antwort. Chruschtschow hatte recht gehabt: Politiker sind überall auf der<br />

Welt so ziemlich gleich. Was Fowler betraf, mußte er sich merken, daß dieser<br />

Mann seine Lorbeeren nicht gerne teilte und ohne weiteres auch einen anderen<br />

Staatschef anlog - selbst wenn es um eine Kleinigkeit wie diese ging. Narmonow<br />

war etwas enttäuscht. Er hatte zwar nichts Besseres erwartet, aber Fowler<br />

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