Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

schulte.josefine23
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23.01.2013 Aufrufe

verstieß, schirmten Connor und D'Agustino sein Privatleben und sein Vergnügen ab. Pete hatte also Verständnis. Daga wünschte sich nur, der Chef hätte besseren Geschmack bewiesen. E. E. hatte das präsidiale Quartier etwas früher verlassen und sich besonders schick angezogen. Kurz vor der Landung frühstückte sie in der Eßecke mit dem Präsidenten. Keine Frage, sie sah gut aus, ganz besonders an diesem Morgen. Vielleicht ist sie gut im Bett, sagte sich Special Agent Helen D'Agustino. Fest stand, daß der Präsident und seine Gefährtin die ausgeruhtesten Menschen an Bord waren. Die Mediengeier ­ der Secret Service hegt eine traditionelle Abneigung gegen Reporter - waren während des ganzen Fluges unruhig auf ihren Sitzen herumgerutscht und wirkten trotz ihrer munteren Mienen zerknittert. Am verhärmtesten sah die Redenschreiberin aus. Abgesehen von ein paar Kaffee- und Toilettenpausen hatte sie die ganze Nacht über ununterbrochen gearbeitet und das Manuskript Arnie van Damm gerade zwanzig Minuten vor der Landung abgeliefert. Fowler las die Rede beim Frühstück durch und war begeistert. "Callie, das ist großartig!" Der Präsident strahlte die erschöpfte Assistentin, die mit der Eleganz einer Poetin schrieb, an. Alle Umstehenden waren verblüfft, als er die junge Frau - Callie Weston war noch keine dreißig - in die Arme nahm. "Ruhen Sie sich jetzt aus, und viel Spaß in Rom." Callie kamen die Tränen. "Es war mir ein Vergnügen, Mr. President." Die Maschine kam an der vorgesehenen Stelle zum Stehen; sofort legte die Treppe an. Zwischen dem Flugzeug und einem Podium wurde ein roter Teppich ausgerollt. Der italienische Präsident und der Premierminister traten zusammen mit dem amerikanischen Botschafter und dem üblichen Anhang (darunter Protokollbeamte, die die Zeremonie buchstäblich aus dem Stegreif inszeniert hatten) an ihre Plätze. Ein Sergeant der Air Force öffnete die Kabinentür. Agenten des Secret Service spähten argwöhnisch nach draußen und erblickten Kollegen vom Vorauskommando. Als der Präsident erschien, stimmte die Kapelle der italienischen Luftwaffe die Begrüßungsfanfare an. Der Präsident schritt allein die Treppe hinunter. Aus der Realität in die Unsterblichkeit, dachte er dabei: Den Reportern fielen sein federnder Schritt und seine entspannte Erscheinung auf, und sie neideten ihm sein königliches Quartier an Bord. Jetlag ließ sich nur mit Schlaf kurieren, und der Präsident wirkte eindeutig ausgeruht. Der Anzug von Brooks Brothers war frisch gebügelt - Air Force One bietet besten Service -, seine Schuhe blitzten nur so, und seine Frisur saß perfekt. Fowler ging auf den US-Botschafter und seine Gattin zu und wurde von ihnen zum Präsidenten von Italien geleitet. Die Kapelle stimmte die amerikanische Nationalhymne an. Es folgten das traditionelle Inspizieren der Ehrenkompanie und eine kurze Ansprache, die einen Vorgeschmack auf die zu erwartende Eloquenz gab. Zwanzig Minuten später bestieg Fowler mit Dr. Elliot, dem Botschafter und seiner Leibwache den Wagen. "Die erste Begrüßungszeremonie, die ich genossen habe", lobte der Präsi­ 164

dent. Man war sich allgemein einig, daß die Italiener die Sache mit Eleganz inszeniert hatten. "Elizabeth, bleiben Sie in meiner Nähe. Wir haben noch einige Punkte des Abkommens durchzugehen. Ich muß auch mit Brent reden. Was macht er?" fragte Fowler den Botschafter. "Er ist hundemüde, aber recht zufrieden", erwiderte Botschafter Coates. "Die letzte Verhandlungsrunde dauerte über zwanzig Stunden." "Wie reagiert die italienische Presse?" "Mit Begeisterung wie alle anderen Medien auch. Dies ist ein großer Tag für die ganze Welt." Und ich darf dabeisein, fügte Jed Coates in Gedanken hinzu. Man erlebt nicht oft mit, wie Geschichte gemacht wird. "Hm, nicht übel." Die Befehlszentrale National Military Command Center (NMCC) befindet sich im D-Ring des Pentagons nicht weit vom Osteingang. Sie hat in etwa die Abmessungen eines Basketballfelds, ist zwei Geschosse hoch und eine der wenigen Regierungseinrichtungen, die tatsächlich so aussehen, wie sie in Hollywood-Filmen dargestellt werden. Das NMCC ist die wesentliche zentrale Telefonvermittlung der US-Streitkräfte, wenn auch nicht die einzige, da sie zu leicht zu zerstören ist. Die nächste Ausweichzentrale befindet sich in Fort Ritchie in Maryland. Zum Leidwesen des dort arbeitenden Personals fallen in dem günstig gelegenen NMCC regelmäßig Prominente ein, um die aufregenderen Teile des Pentagons zu begaffen. Ans NMCC grenzt ein kleinerer Raum an, in dem IBM PC/AT Personalcomputer stehen - das alte Modell mit 5.25-Zoll-Magnetdiskettenlaufwerk - und den Heißen Draht bilden, die Verbindungen zwischen den Präsidenten der USA und der Sowjetunion. Der NMCC-"Knoten" ist zwar nicht der einzige, aber er stellt die wichtigste Satellitenverbindung dar. In Amerika war diese Tatsache weithin unbekannt, während man die Sowjets bewußt darüber informiert hatte. Selbst während eines Atomkriegs mußte die direkte Kommunikation zwischen den beiden Ländern aufrechterhalten werden, und vor dreißig Jahren waren "Experten" zu dem Schluß gelangt, daß diese Informationsverbindung eine Art Lebensversicherung für Washington darstellte. Für Captain James Rosselli von der US-Navy war das der typische Mist, den Theoretiker absonderten, der überall in Washington herumlag und besonders im Pentagon zum Himmel stank. Wie so viel anderer Unsinn, der innerhalb der Ringautobahn Interstate 495, auch Washington Beltway genannt, produziert wird, wurde auch diese Annahme für bare Münze genommen, obwohl sie nur wenig Sinn machte. "Rosey" Rosselli definierte Washington so: 300 Quadratmeilen umgeben von Realität. Er fragte sich sogar, ob innerhalb des Beltways überhaupt die Gesetze der Physik galten. Längst schon hatte er den Glauben verloren, daß die Gesetze der Logik in diesem Zirkel noch Gültigkeit hatten. "Integrierter Dienst", grummelte Rosselli. Im Zuge der jüngsten Anstrengung des Kongresses, die Streitkräfte zu reformieren - die sollen erst mal ihren 165

dent. Man war sich allgemein einig, daß die Italiener die Sache mit Eleganz<br />

inszeniert hatten.<br />

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Abkommens durchzugehen. Ich muß auch mit Brent reden. Was macht er?"<br />

fragte Fowler den Botschafter.<br />

"Er ist hundemüde, aber recht zufrieden", erwiderte Botschafter Coates.<br />

"Die letzte Verhandlungsrunde dauerte über zwanzig Stunden."<br />

"Wie reagiert die italienische Presse?"<br />

"Mit Begeisterung wie alle anderen Medien auch. Dies ist ein großer Tag für<br />

die ganze Welt." Und ich darf dabeisein, fügte Jed Coates in Gedanken hinzu.<br />

Man erlebt nicht oft mit, wie Geschichte gemacht wird.<br />

"Hm, nicht übel."<br />

Die Befehlszentrale National Military Command Center (NMCC) befindet<br />

sich im D-Ring des Pentagons nicht weit vom Osteingang. Sie hat in etwa die<br />

Abmessungen eines Basketballfelds, ist zwei Geschosse hoch und eine der<br />

wenigen Regierungseinrichtungen, die tatsächlich so aussehen, wie sie in<br />

Hollywood-Filmen dargestellt werden. <strong>Das</strong> NMCC ist die wesentliche zentrale<br />

Telefonvermittlung der US-Streitkräfte, wenn auch nicht die einzige, da sie zu<br />

leicht zu zerstören ist. Die nächste Ausweichzentrale befindet sich in Fort<br />

Ritchie in Maryland. Zum Leidwesen des dort arbeitenden Personals fallen in<br />

dem günstig gelegenen NMCC regelmäßig Prominente ein, um die aufregenderen<br />

Teile des Pentagons zu begaffen.<br />

Ans NMCC grenzt ein kleinerer Raum an, in dem IBM PC/AT Personalcomputer<br />

stehen - das alte Modell mit 5.25-Zoll-Magnetdiskettenlaufwerk - und<br />

den Heißen Draht bilden, die Verbindungen zwischen den Präsidenten der<br />

USA und der Sowjetunion. Der NMCC-"Knoten" ist zwar nicht der einzige,<br />

aber er stellt die wichtigste Satellitenverbindung dar. In Amerika war diese<br />

Tatsache weithin unbekannt, während man die Sowjets bewußt darüber informiert<br />

hatte. Selbst während eines Atomkriegs mußte die direkte Kommunikation<br />

zwischen den beiden Ländern aufrechterhalten werden, und vor dreißig<br />

Jahren waren "Experten" zu dem Schluß gelangt, daß diese Informationsverbindung<br />

eine Art Lebensversicherung für Washington darstellte.<br />

Für Captain James Rosselli von der US-Navy war das der typische Mist, den<br />

Theoretiker absonderten, der überall in Washington herumlag und besonders<br />

im Pentagon zum Himmel stank. Wie so viel anderer Unsinn, der innerhalb der<br />

Ringautobahn Interstate 495, auch Washington Beltway genannt, produziert<br />

wird, wurde auch diese Annahme für bare Münze genommen, obwohl sie nur<br />

wenig Sinn machte. "Rosey" Rosselli definierte Washington so: 300 Quadratmeilen<br />

umgeben von Realität. Er fragte sich sogar, ob innerhalb des Beltways<br />

überhaupt die Gesetze der Physik galten. Längst schon hatte er den Glauben<br />

verloren, daß die Gesetze der Logik in diesem Zirkel noch Gültigkeit hatten.<br />

"Integrierter Dienst", grummelte Rosselli. Im Zuge der jüngsten Anstrengung<br />

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