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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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hatte aber falsch kalkuliert. Es war in diesem regenreichen Gebiet der feuchteste<br />

Sommer seit Menschengedenken, und das Holz, das schon beim Schlagen<br />

feucht gewesen war, saugte sich mit Wasser nur so voll, ganz besonders an den<br />

Stümpfen der Aste, die im Wald abgesägt worden waren. Vermutlich wogen<br />

die Stämme nun mehr als in frisch geschlagenem Zustand. Vielleicht hätte man<br />

sie mit Planen abdecken sollen, dachte der Frachtmeister, aber das hätte die<br />

Feuchtigkeit nur eingeschlossen. Außerdem lautete die Anweisung, sie auf den<br />

Anhängern liegen zu lassen. Es regnete nun. Der Hof verwandelte sich in einen<br />

Sumpf, der von jedem Laster und Schlepper weiter aufgewühlt wurde. Nun,<br />

die Japaner hatten wohl ihre eigenen Vorstellungen, wie das Holz zu trocknen<br />

und zu verarbeiten war. Ihre Anweisungen schlössen jede vernünftige Lagerung<br />

hier aus. Selbst beim Seetransport auf der M/S George McReady sollten<br />

die Bäume als Deckfracht gehen. Und da liegen sie bestimmt auch im Weg<br />

herum, dachte der Frachtmeister. Sollten sie noch mehr Feuchtigkeit aufnehmen,<br />

würden sie versinken, wenn sie ins Wasser fielen.<br />

Der Bauer wußte, daß seinen Enkeln sein rückständiges Leben unangenehm<br />

war. Sie sperrten sich gegen seine Umarmungen und Küsse und murrten<br />

wahrscheinlich vor jedem Besuch, aber das störte ihn nicht. Den Kindern<br />

heutzutage fehlte der Respekt vor dem Alter; vielleicht war das der Preis, den<br />

man für die besseren Chancen, die sie genossen, zahlen mußte. Sein Leben<br />

hatte sich kaum von dem seiner Vorfahren unterschieden, aber seinem Sohn<br />

ging es trotz seiner Verwundung besser als ihm, und seinen Kindern winkte<br />

noch größerer Wohlstand. Die Jungen waren stolz auf ihren Vater. Wenn ihre<br />

Schulkameraden abfällige Bemerkungen über ihre drusische Religion machten,<br />

konnten die Jungs erwidern, ihr Vater sei im Kampf gegen die verhaßten<br />

Israelis verwundet worden und habe sogar ein paar Zionisten getötet. Und die<br />

syrische Regierung erwies ihren Kriegsversehrten einige Dankbarkeit. Der<br />

Sohn des Bauern besaß eine kleine Firma und wurde von der sonst schikanösen<br />

Bürokratie in Ruhe gelassen. Er hatte, was in der Region ungewöhnlich war,<br />

erst spät geheiratet. Seine Frau war hübsch genug und respektvoll - sie war<br />

freundlich zu dem alten Bauern, vermutlich aus Dankbarkeit, weil er nie<br />

Interesse gezeigt hatte, in ihren kleinen Haushalt zu ziehen. Der Bauer war sehr<br />

stolz auf seine Enkel, kräftige, gesunde Jungs, dickköpfig und aufsässig dazu,<br />

wie es sich eben für Buben gehört. Auch der Sohn des Bauern war stolz und<br />

hatte es zu etwas gebracht. Nach dem Mittagessen ging er mit seinem Vater ins<br />

Freie, betrachtete sich den Garten, den er einmal gejätet hatte, und bekam<br />

Schuldgefühle, weil sich sein Vater hier immer noch Tag für Tag abrackerte.<br />

Doch hatte er seinen Vater nicht zu sich nehmen wollen? Alle Angebote waren<br />

abgelehnt worden. Der alte Mann mochte nicht viel besitzen, aber seinen Stolz<br />

ließ er sich nicht nehmen.<br />

"Der Garten sieht dieses Jahr gut aus."<br />

"Ja, es hat ordentlich geregnet", stimmte der Bauer zu. "Es gibt heuer auch<br />

viele Lämmer. Kein schlechtes fahr. Wie sieht es bei dir aus?"<br />

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